Alkoven, Teilintegrierte & Co.: Alle Wohnmobil-Typen erklärt
Die Unterschiede der Bauarten erklärt
Wohnmobil ist nicht gleich Wohnmobil. Denn wer sich für einen Camper interessiert, stellt schnell fest, dass sich die verschiedenen Modelle in fünf Typenklassen einteilen lassen – jede mit ihren ganz eigenen Vorzügen, aber auch Nachteilen. Die AUTO ZEITUNG erklärt die Unterschiede zwischen Kompakt-Campingbus, Campervan, Teilintegrierten, Alkoven und Vollintegrierten.
Wohnmobil-Bauarten: Alle Typen erklärt
Die Suche nach dem perfekten Wohnmobil lässt sich mit der metaphorischen Nadel im Heuhaufen vergleichen. Denn quasi jede Marke bietet eine große Auswahl aus verschiedenen Basisfahrzeugen, Grundrissen und natürlich auch Wohnmobil-Bauarten. Die Unterschiede zwischen diesen Typen ist nicht immer ganz geläufig – doch lassen sich die motorisierten Reisemobile in der Regel in fünf Arten einteilen.
Jede Wohnmobil-Bauart unterscheidet sich meist herstellerunabhängig durch Typen-bedingte Eigenheiten. Während kompakte Campingbusse etwa wegen der alltagstauglichen Abmessungen auf Komfortfeatures wie ein Bad oder Stehhöhe verzichten, lassen sich luxuriöse Vollintegrierte mit allerhand Optionen ausrüsten – haben dafür aber auch oft über 3,5 t Gesamtmasse und sind so für das Führen mit einem (neuen) Klasse-B-Führerschein ungeeignet. Daher müssen Käufer:innen im Voraus wissen, welches Wohnmobil den eigenen Bedürfnissen am ehesten gerecht wird. Wir helfen bei der Wahl und stellen die unterschiedlichen Typen vor.
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Kompakt-Campingbus
Die kleinsten Vertreter der Wohnmobil-Bauarten machen den Anfang. Und damit ist auch der erste Vorzug genannt: die kompakten Maße. Ein Campingbus – seltener auch Urban Camper genannt – basiert meist auf einem Hochdachkombi oder Kleinbus, beliebte Basisfahrzeuge sind etwa der Citroën Spacetourer/Jumpy (inklusive der baugleichen Modelle Opel Zafira Life/Vivaro oder Toyota Proace), Ford Transit Custom, Mercedes V-Klasse, Renault Trafic oder der Klassiker VW Bus. Sie zeichnen sich durch einen niedrigen Einstieg, Pkw-ähnliche Fahreigenschaften und eine geringe Fahrzeughöhe aus, was sie auch für Städtetrips oder den innenstädtischen Einsatz als Zweitfahrzeug prädestiniert, da sie auch in viele Parkhäuser passen. Da auch die Antriebe oft aus den Pkw-Sparten übernommen werden, sind auch die Unterhaltskosten und Verbräuche niedriger als bei größeren Wohnmobilen-Bauarten. Erste Angebote mit Elektroantrieb sind etwa auf Basis des Citroën Spacetourer oder Mercedes EQV erhältlich, taugen durch geringe Reichweiten aber vorerst nur für Kurztrips.
Die Größe bringt aber auch Nachteile mit sich. Die kompakten Camperbusse verzichten auf ein vollwertiges Bad an Bord (maximal Außendusche und tragbares WC), auch die Autarkie ist durch kleinere Bordbatterien, Wassertanks und Gasflaschen eingeschränkt. Da typischerweise auch die Höhe beim Standardmaß des Basisfahrzeugs bleibt, ist auch die Stehhöhe im Interieur eingeschränkt – ein Aufstelldach sorgt bei vielen Modellen für etwas mehr Luft über dem Scheitel.
Typischerweise sind Campingbusse dafür aber mit einer Küchenzeile im Innenraum oder einem herausnehmbaren Campingkocher, einer zum Bett umbaubaren Sitzgruppe und einem Aufstelldach mit optionalen Zusatz-Schlafplätzen ausgestattet. Das bedeutet aber auch: Im Camping-Alltag sind viele Umbauten je nach Tageszeit notwendig, um den Wohnraum des Wohnmobils nutzen zu können. Auch Stauraum ist durch Klappmechanismen im engen Interieur auf Reisen eher Mangelware, im Alltag bei normaler Rückbankstellung und ausgebauten Bettteilen dafür nahezu uneingeschränkt nutzbar.
Für wen eignen sich Campingbusse:
Die typische Käuferschaft von Campingbussen sind Paare oder junge Familien mit geringem Platzbedarf im Camper, die das Reisemobil auch im Alltag als Erst- oder Zweitfahrzeug nutzen möchten. Die kompakten Maße machen die Busse auch zur Idealbegleitung für Städtetrips oder besonders naturnahes Camping. Dafür muss auf Komfort an Bord verzichtet werden.
Vorteile | Kompakte Maße, Pkw-Fahreigenschaften, Alltagstauglich, recht günstig im Unterhalt |
Nachteile | Kein Bad an Bord, geringe Stehhöhe, häufige Umbauten möglich, für die Größe eher teuer |
Beispiele:
Typische technische Daten:
Preise: ab etwa 45.000 Euro
Gesamtmasse: 2700-3140 kg
Länge: 490-540 cm
Sitzplätze: 2-7
Schlafplätze: 2-4
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Campervan (Kastenwagen)
Mehr Platzbedarf wird ein Campervan (Kastenwagen) gerecht. Hierbei handelt es sich um die nächsthöhere Fahrzeugklasse, also vollwertige Transporter-Modelle wie Citroën Jumper, Fiat Ducato, Ford Transit, Mercedes Sprinter, Renault Master oder VW Crafter. Bei Kastenwagen sind, ähnlich den kompakten Campingbussen, alle Wohnelemente in die Standard-Karosserie des Basisfahrzeugs eingebaut. Der größte Unterschied zu den Kompakt-Campern liegt dagegen im Mehr an Platz. Je nach Grundriss können sich die Kastenwagen auf fast sieben Metern strecken und bieten daher auch deutlich mehr Wohnkomfort – mit Einschränkungen in der Alltagstauglichkeit. Durch die Höhe der Basisfahrzeuge und – bei Langversionen – einem großen Hecküberhang eignen sich Kastenwagen eher weniger für die Fahrt durch die City. Übersichtlich und leicht zu rangieren sind die Kastenwagen aber in der Regel dennoch. Die Herkunft aus den Nutzfahrzeug-Regalen der Hersteller können die oft auf 3,5 t ausgelegten Fahrzeuge jedoch nicht. Federungskomfort, Antriebe und Lenkverhalten wirken doch oft deutlich grobschlächtiger als bei den Kompakt-Campern, das Cockpit etwas liebloser gestaltet.
Die Grundausstattung ist bei vielen Vertretern dieser Klasse identisch und folgt auch typischerweise demselben Aufbau. Hinter der Fahrerkabine folgt der Essbereich als Sitzgruppe, dahinter eine Küche mit oft gegenüberliegendem, vollständigem Bad, im Heck der vollwertige und feste Schlafbereich mit Einzelbetten oder Doppelbett. Je nach Hersteller und Grundriss variiert die Anordnung. Einige Modelle lassen sich zudem auch mit Zusatzbetten, etwa in Form einer umbaubaren Sitzecke oder in einem Aufstelldach, hinzubuchen. Stauraum ist oft in Dachschränken und einer kleinen Heckgarage (Zugang durch Hecktüren) gegeben, aber nicht allzu üppig. Wer mit dem Mindestmaß an Komfort leben kann, bekommt die günstigsten Kastenwagen inklusive Badezimmer bereits ab 40.000 Euro.
Für wen eignen sich Campervans:
Ein Campervan eignet sich vor allem für Paare und kleine Familien, die dank des Bads an Bord manchmal Abseits eines Campingplatzes mit Sanitäreinrichtungen nächtigen und sich im Reisemobil bewegen möchten. Zudem lassen sich paradoxerweise trotz des größeren Interieurs im Gegensatz zum Campervan auch einige tausend Euro sparen.
Vorteile | Gute Stehhöhe, günstige Preise, Bad vorhanden, vollwertige Betten, übersichtliche Karosserie |
Nachteile | Weniger alltagstauglich, höherer Verbrauch, zum Teil beengter Wohnbereich/Gang, Van-Fahrverhalten |
Beispiele:
Typische technische Daten:
Preise: ab etwa 40.000 Euro
Gesamtmasse: ab 3300 kg
Länge: 540-680 cm
Sitzplätze: 2-4
Schlafplätze: 2-5
Teilintegrierte Wohnmobile & Vans
Windschnittige Form trifft auf maximalen Wohnraum: Ein teilintegriertes Wohnmobil, auch einfach Teilintegrierter genannt oder in besonders schmaler Bauform "Van", kombiniert das Fahrerhaus eines Transporter-Basisfahrzeugs mit einem von Camping-Herstellern wie Ahorn Camp, Carthago, Hymer oder Knaus angefertigten Aufbau, der meist oberhalb der Windschutzscheibe und hinter den Fahrerhaus-Türen ansetzt. Die Basisfahrzeuge sind oft dieselben wie bei den Kastenwagen, sprich Fiat Ducato, Ford Transit, Mercedes Sprinter & Co. Während oft auf das Werks-Chassis gesetzt wird, bieten einige Hersteller gegen Aufpreis auch Al-Ko-Chassis mit gehobenen Platz- und Komfortverhältnissen.
Der Aufbau bietet dabei seine ganz eigenen Vorteile: Durch senkrechte Seitenwände wird der Platz maximal ausgenutzt. Das schafft sowohl mehr Bewegungsfreiraum als auch Stauraum. Dieser wird zudem bei vielen Herstellern durch seitliche Türen zugänglich als räumlich getrennte Heckgarage im Fahrzeugheck untergebracht und kann zum Teil Fahrräder oder leichte Motorroller unterbringen. Ein weiterer Vorteil: Durch die Sandwich-Bauweise des typischerweise glasfaserverstärkten Kunststoff- und Aluminium-Aufbaus ist dieser oft auch besser isoliert als die schnell auskühlenden Metallwände des Kastenwagens, was sie oft wintertauglich(er) macht. Schwachpunkt: An den Verbindungsstellen zwischen Aufbau und Fahrerhaus kann Wärme entweichen.
Im Innenraum orientiert sich die Grundausstattung dieser Wohnmobil-Bauart an den Campervans: Vorne Ess- und Wohnbereich, ein hier breiter ausfallender Flur zwischen Küche und Bad trennt ihn vom Schlafbereich. Auch die Stehhöhe darf durchwegs höher ausfallen, da störende Dachschränke effizienter in die Raumecken wandern können. Optional ist dank der Raumhöhe und der senkrechten Wände auch ein optionales Hubbett über der Sitzgruppe möglich.
Für wen eignen sich Teilintegrierte:
Teilintegrierte richten sich an Paare oder Familien, die zusätzlichen Wohnkomfort wünschen. Mit deutlich mehr Länge und Breite schmälern die Maße jedoch stark die Alltagstauglichkeit, sorgen dafür aber für mehr Stau- und Wohnraum, sowie auf Wunsch auch mehr vollwertige Schlafplätze an Bord. Auch Küche und Bad dürfen mehr Raum einnehmen.
Vorteile | Hoher Wohnkomfort, mehr Gepäckablageorte, moderater Verbrauch |
Nachteile | Kaum Alltagstauglichkeit, schlecht isoliertes Fahrerhaus, Fahreigenschaften Chassis-abhängig |
Beispiele:
Typische technische Daten:
Preise: ab etwa 55.000 Euro
Gesamtmasse: ab 3500 kg
Länge: 600-800 cm
Sitzplätze: 2-4
Schlafplätze: 2-5
Alkoven
Noch eine Nummer größer als die Teilintegrierten fallen die Alkoven aus. Das Prinzip ist dabei ähnlich wie das der teilintegrierten Wohnmobile: Ein Aufbau umgibt auch hier das Fahrerhaus, das typischerweise von einem Basisfahrzeug aus der 3,5-t-Transporterklasse, etwa Fiat Ducato, Ford Transit oder Renault Master, stammt. Seltener wird auch ein 7,5-t-Basisfahrzeug gewählt, hier landet man aber schnell in einer gehobenen Preisklasse. Ein Unterschied ist die Bettnische, Fachbegriff "Alkove". Die namensgebende Schlafmöglichkeit befindet sich über dem Fahrerhaus und sorgt für den typischen Höcker an der Fahrzeugfront. Diese bietet den Vorteil eines abgetrennten, vollwertigen Schlafraums, für die Aerodynamik ist der Erker dagegen ein Nachteil, was sich in höheren Verbräuchen und höherer Seitenwindanfälligkeit ausdrückt. Zudem wachsen die Familiencamper auch in der Breite über die meist schmalen Teilintegrierten hinaus. Das schränkt die Alltagstauglichkeit sowie Übersichtlichkeit der Reisemobile ein, sorgt aber für deutlich mehr Wohnkomfort für bis zu sechs Personen.
Die Grundausstattung ist dabei ähnlich zu Kastenwagen und Teilintegrierten, nur eben eine Nummer großzügiger in puncto Platzverhältnisse. Auch das Heckbett kann je nach Modell und Grundriss einem Etagenbett für Kinder weichen. Durch den über das Fahrerhaus ragende Aufbau eignen sich Alkoven jedoch auch besser fürs Wintercamping. Einige Modelle bieten auch eine abschottbare Kabine an, damit die Kälte effektiv aus dem Wohnbereich ferngehalten werden kann.
Für wen eignen sich Alkoven:
Alkoven-Wohnmobile sind besonders an Familien mit Kindern gerichtet. Durch den Zusatzraum über dem Fahrerhaus bieten sie mehr Nutzraum und auch mehr Privatsphäre durch einen zusätzlichen Rückzugsort im Camper. Besitzer:innen müssen jedoch mit einem höheren Verbrauch und stärkerer Windanfälligkeit durch den hohen Aufbau leben.
Vorteile | Großzügiger Innenraum, mehr Rückzugsorte, bessere Wintertauglichkeit, viel Stauraum |
Nachteile | Schlechte Aerodynamik und dadurch hohe Verbräuche, seitenwindanfällig, nicht alltagstauglich |
Beispiele:
Typische technische Daten:
Preise: ab etwa 60.000 Euro
Gesamtmasse: ab 3500 kg
Länge: 600-800 cm
Sitzplätze: 4-6
Schlafplätze: 4-7
Vollintegrierte Wohnmobile
Die höchste Klasse unter den Wohnmobilen sind die Vollintegrierten – zumindest in Puncto Wohnkomfort. Daher ist auch der Preis gehoben. Wie der Name schon vermuten lässt, wird das Basisfahrzeug dabei komplett in den Aufbau integriert, ein Fahrerhaus mit erkennbarer Designsprache von Fiat, Ford oder Mercedes fällt damit weg. Einzig im Innenraum lässt sich am Cockpit die Chassis-Herkunft erahnen. Für die Optik ist der Reisemobil-Hersteller nun selbst verantwortlich, was für ein stimmiges Gesamtbild des Wohnmobils sorgt. Die Antriebe stammen vom Basisfahrzeug – sind aber durch den Aufbau vom Reisemobil-Hersteller oft nur schwer zugänglich, was die Wartungsfreundlichkeit deutlich senkt.
Einige Vollintegrierte lassen sich auch als Dreiachser oder mit Schwerlast-Chassis ordern und damit mit weit über 3,5 t Gesamtmasse, was das Fahren mit einem Führerschein der Klasse B verbietet. Oft ist dies jedoch nur bei Luxus-Campern, "Liner" genannt mit entsprechend umfangreicher (und schwerer) Zusatzausstattung der Fall, kompakte Vollintegrierte können auch mit bis 3,5 t Gesamtmasse geordert werden.
Dafür lässt es sich majestätisch wohnen. Durch den Aufbau auf voller Länge wird selbst das Cockpit ein fester Teil des Wohnraums – und entsprechend auch gekleidet. Die Grundausstattung umfasst auch hier Sitzgruppe, eine großzügige Küche sowie (häufig) ein Raumbad und ein recht großes Schlafzimmer. Optional sind einige Modelle auch durch Hubbetten oder umfunktionierbare Sitzgruppen mit zusätzlichen Schlafplätzen ausgestattet werden.
Für wen eignen sich Vollintegrierte:
Wer über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, bekommt mit einem Vollintegrierten einen ganzjahrestauglichen Allrounder. Für Paare bieten sich Platzangebote und Annehmlichkeiten einer kleinen Ferienwohnung mit zum Teil separierbaren Räumen und vollwertiger Ausstattung. Auch Familien können durch Zusatzbetten mit einem vollintegrierten glücklich werden, auch wenn hier nicht die Privatsphäre eines Alkoven-Wohnmobils geboten wird.
Vorteile | Luxuriös ausstattbar, hoher Wohnkomfort, gute Isolierung, maximale Raumausnutzung |
Nachteile | Sehr hohe Stirnfläche, hohes Gewicht, nicht alltagstauglich, nicht wartungsfreundlich |
Beispiele:
Typische technische Daten:
Preise: ab etwa 60.000 Euro
Gesamtmasse: 3500-6700 kg
Länge: 600-900 cm
Sitzplätze: 2-4
Schlafplätze: 2-6