Mini Cooper S Clubman: Dauertest-Abschluss
Erwachsener und souveräner Clubman
Herzen stehlen, Kurven räubern – das war unsere Zeit mit dem Mini Cooper S Clubman. Der längste Werkstattaufenthalt? Scheiben tauschen wegen eines Einbruchschadens. Wir plädieren in unserem Abschlussbericht nach 33.500 km des Dauertests auf Freispruch.
Der Mini Cooper S Clubman im Dauertest
Weshalb Mini die schicke Ausstattungsversion unseres Dauertest-Wagen Mini Cooper S Clubman mit salbeigrün-grauer Lackierung, großen 18-Zöllern in Schwarz-Gold sowie grauem Lederinterieur samt messing-glänzender Akzente ausgerechnet "Untold" nennt ("ungesagt/nie erzählt"), war uns nie ganz klar. Ein kurzes Nachfragen bei Mini-Chefdesigner Oliver Heilmer brachte sogar den Meister himself ins Schlingern: Die "Untold"-Edition sei vom Stil eines Gentleman inspiriert, der sportive Lässigkeit mit edler Eleganz verbinde und das natürlich, selbstbewusst, ungestelzt – eben "Untold" … Ja. Hm. Ok … Der eigensinnige Look des Clubman kam jedenfalls gut an, und gefahren haben wir ihn einfach unsagbar gern – Untold eben. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt das Mini Aceman Concept (2022) im Video:
Robuster Reisebegleiter
Bei Dauerregen über die Alpen, im Schnee durch Bayern, bei glühender Sommerhitze quer durch Europa, im ganz normalen Redaktionsalltag durch die Stadt. Nur bepackt mit eilig-termingedrückten Fahrer:innen oder bis ans Dach beladen mit Foto-Equipment. Wieselflinker Lückenfüller in engen Flughafen-Parkhäusern oder robustes Begleitfahrzeug auf Fotoproduktionen – der Mini Cooper S Clubman war sich im Dauertest für keinen Einsatz zu schade und absolvierte so den harten Jahrestest der AUTO ZEITUNG mit Bravour. Wohlgemerkt: Bei seiner Ankunft in der Redaktion fragte sich so manche:r Kollege:in, was diesem Lifestyle-Winzling bei einem Langzeittest im rüden Alltag einer Auto-Fachzeitschrift wohl blühen könne – nach innerhalb von sechs Monaten zurückgelegten 33.500 km hatte der Clubman alles zu seinen Gunsten geklärt.
Klein ist der Mini Cooper S Clubman trotz seines Namens nicht: Sein Cockpit passt Großgewachsenen, auch im Fond sitzen zwei Erwachsene ohne Verspannungen, und der Kofferraum des unkonventionellen Kombis taugt selbst für die umfangreichsten Shopping-Raubzüge oder das Wochenendgepäck eines Quartetts. Um die Arbeitsgerätschaften für Fotografie und Film samt Reise-Siebensachen einzupacken, muss freilich die variable Fondsitzlehne flachgelegt werden. Dass ins große Fach unter dem soliden Kofferraumboden dann noch allerhand Kleines oder Flaches oder Wertvolles passt, treibt den Alltagsnutzen des Clubman weiter nach vorn. Bei einem Aufbruch des Dauertest-Mini, für den die Langfinger mit Fußpilz, Haarausfall und Nierensteinen bestraft werden mögen, wurde zwar die Tasche des Redakteurs aus dem Clubman-Kofferraum gestohlen, der im Souterrain verborgene Laptop blieb allerdings in der diebischen Eile unentdeckt.
Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:
Kitikpunkte beim Mini Cooper S Clubman
Kritik wurde zielgerichtet an die Begleiterscheinungen des Mini-typischen Designs adressiert. Testredakteur Elmar Siepen hatte zu bemängeln, dass die weit nach hinten gerückte Sitzposition den Blick auf über der Straße gehängte Ampeln erschwert und mochte das funktionelle Diktat charakteristischer Designelemente nicht: ein eckiges Zentraldisplay, querschnittvergeudend eingepasst in einen runden Rahmen, oder eine zwangsweise ungleichmäßige Fahrbahnausleuchtung der runden Scheinwerfer. Das nicht mehr zeitgemäß kleine Display im riesigen Rund-Rahmen wurde von einigen weiteren Personen im Team bemängelt, und das Fahrlicht des Mini Cooper S Clubman gehörte auch für Autor und Clubman-Vielfahrer Johannes Riegsinger zu einem der größten Schwachpunkte des Mini: "Das Fernlicht strahlt gefühlt grell in die Baumkronen rechts und links neben der Straße, nach vorn ist nicht viel zu holen."
Nach diversen Dienstreisen bei Schmuddelwetter meckerte der reinliche Schwabe im Test-Team allerdings auch über eine weitere Eigenheit des Designs: "Die rundlichen Formen lassen tote Winkel für Waschstraßen-Bürsten entstehen, es bleiben Dreckränder, die nur durch eine Handwäsche beseitigt werden können." – Tester Martin Urbanke nahm sich derweil kein Putzzeug, sondern das Head-up-Display des Mini Cooper S Clubman vor: Die Anzeige auf dem hochfahrenden Scheibchen statt der Windschutzscheibe wurde zwar prinzipiell positiv bewertet ("Kontrast und Helligkeit gut"). Dass sich hinter dem Scheibchen aber der Windschutzscheibenrahmen und andere Bildstörungen unruhig ins Fahrer-Blickfeld drängen, führte bei Urbanke zu einem harten Verriss: "In dieser Form ist das Head-up-Display überflüssig ..."
Als konzeptioneller Sonderfall des Clubman dürfen die nach links und rechts aufschwenkenden Heck-Türflügel gelten – und selbstverständlich ist die auto-verrückte Redaktionsmannschaft von allem angetan, das sich etwas neben der Mainstream-Ideallinie in die Kurven des Auto-Alltags legt. Die Heckklappen-Lösung musste daher auch keine allzu harten Urteile hinnehmen: "Zum Schließen der Türflügel ist so viel Kraftaufwand nötig wie bei einer konventionellen Heckklappe – warum?", fragte Tester Sven Kötter vorsichtig, und Online-Redakteurin Leslie Schraut stellte nüchterne Fakten fest: "Beim seitlichen Beladen, zum Beispiel in Parklücken, sind die Türflügel im Weg." Ein harscheres Urteil blieb allerdings aus, der Sympathie-Mehrwert der unkonventionellen Lieferwagen-Lösung des Dauertest-Mini schien für die meisten jeden rationalen Kritik-Ansatz zu überwiegen.
Alltagtagsfreundlich und langstreckentauglich
Ursache für die großzügige Toleranz des prinzipiell eher nüchtern denkenden Test-Teams war vielleicht aber auch die sonst ausgesprochen überzeugende Leistung des Mini Cooper S Clubman. Sein drehmomentstarker Zweiliter-Turbo-Vierzylinder sorgte in Verbindung mit dem installierten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe für die erste Überraschung: Statt ein kurzlebig-heißes Sport-Feuerwerk abzubrennen, konnte der Antrieb durch souveränen Antritt, hohe Laufkultur und komfortablen Charakter überzeugen. Bei entspanntem Reisetempo auf längeren Autobahn-Etappen waren durchaus Verbräuche von unter sechs Litern pro 100 km machbar. Trotzdem wurden auch dynamische Ansprüche befriedigt: Mit knackigem Antritt und flotter Drehfreude absolvierte der Mini eilige Landstraßenetappen, die Anschlüsse und Schaltstrategien des automatischen Doppelkupplungsgetriebes passten ebenfalls zu dieser Art des leichten Seins. Dass Mini dem Cooper S-Motor darüber hinaus auch einen frivolen Hauch von Sportmotorsound mitgegeben hat, war den Kollegen Kühler und Urbanke freudige Fahrtenbuch-Einträge wert.
Nach Meinungen zu Fahrwerk und Lenkung musste man im Fahrtenbuch am Ende der sechsmonatigen Dienstzeit des Dauertest-Wagens Mini Cooper S Clubman nicht lange suchen. Und in einer Hinsicht waren sich die Fahrer:innen des Redaktionsteams einig: So erwachsen, so langstreckentauglich, so alltagsfreundlich hätte man den Mini Clubman nicht erwartet. Mit ausgewogener Fahrwerksabstimmung zog der Clubman sämig über Autobahnen und gut ausgebaute Landstraßen, verarbeitete aber auch drittklassige Fahrbahnoberflächen im deutschen Nah und europäischen Fern. Zur Sänfte wurde der Mini nie, aber sein sauber anfederndes und kontrolliert dämpfendes Fahrwerk hatte selbst miese Ecken anständig im Griff. Erst bei der Beurteilung der sportiven Qualitäten des Klein-Kombis gingen die im Fahrtenbuch hinterlegten Meinungen auseinander. Kollege Markus Bach war von der "direkten Lenkung" und dem "agilen Handling" spürbar angetan, Elmar Siepen urteilte dagegen deutlich härter: Die Lenkung sei "eher teigig", das Handling "zwar agil", aber "von der Zackigkeit früherer Mini-Generationen weit entfernt." – Vielleicht ist in diesem Vergleich auch die Ursache für die Meinungsverschiedenheiten zu suchen: Wer frühere Mini-Generationen mit ihrem frechen Fahrfreude-Charakter zum Vergleich heranzieht, könnte den Clubman vielleicht als zu angepasst empfinden. Kollege Elmar Siepen argumentierte genau so: Der Mini Clubman sei ein "gewöhnlicher Kompakt-Kombi, über den man eine Mini-Karosserie gestülpt hat". Andere Redakteure fanden den Clubman hingegen genau richtig, für sie war der Mini "erfrischend dynamisch", machte aber auch "eine gute Figur, wenn es ganz banal um Alltag und Dienstreise geht"... Prüfendes Querlesen im Fahrtenbuch – diese Meinung ist mehrheitsfähig.
Connectivity
Die Online Connected Drive Services sind beim Kauf inklusive und zwei Jahre kostenfrei, Fahrzeugbedienung per App und Smartphone-Integration (Apple CarPlay) sowie Bluetooth-Freisprechen gibt es ebenfalls serienmäßig. Weitere Konnektivitäts-Elemente wie Amazon Alexa-Integration, kabelloses Smartphone-Laden, integrierte Navigation oder Echtzeit-Verkehrsinformationen sind Teil des "Premium"-Ausstattungspakets – und auch das ist Serie.
Technische Daten des Mini Cooper S Clubman
AUTO ZEITUNG 26/2023 | Mini Cooper S Clubman |
Technische Daten | |
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Vorderradantrieb |
Leistung | 131 kW/178 PS bei 5000-6000/ min |
Max. Drehmoment | 280 Nm bei 1350-4600 /min |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4266/1800/1431 mm |
Leergewicht | 1475 kg |
Kofferraumvolumen | 360-1250 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 7,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 228 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 6,7 l S |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 38.700 Euro |
Testwagenpreis | 49.350 Euro |
Gute Alltagsfunktionalität in Kombination mit solider Langstreckentauglickeit – wer hätte gedacht, dass diese Attribute einmal einen Mini beschreiben würden. Der Clubman ist ein großer Wurf, der die Fahrspaß- und Lifestyle-Momente der Marke überzeugend vertritt, aber auch deutlich mehr kann. Die teure "Untold"-Edition ist schick, befeuert aber auch den Wertverlust weiter. Übrigens ist die Clubman-Geschichte bald wirklich auserzählt – einen direkten Nachfolger wird es nicht mehr geben.