Toyota Corolla Touring Sports: Fazit nach 100.000 km-Test
Der Corolla ließ nichts anbrennen
- Neupreis: Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid im Dauertest-Trimm für 39.260 Euro
- 184 PS (135 kW) Systemleistung: Vollhybrid gewöhnungsbedürftig
- Verbrauchsspanne von 5,7 bis 7,2 l Super auf 100 km
- Langstreckentaugliche Sitze, gutes Geräuschniveau
- Viel Platz, gute Übersicht, aber antiquiertes Navi
- Übereifrige Assistenzsysteme, zweimalige Batteriepanne
- Kosten und Reifen
- Störungen und Wartungen bis 100.000 km
- Technische Daten
- Fazit
Auf dem Weg ins Elektro-Zeitalter ist die Hybridtechnik ein wichtiger Zwischenschritt. Wie zuverlässig sie ist, musste der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid im 100.000-km-Test beweisen. Unser Fazit!
Neupreis: Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid im Dauertest-Trimm für 39.260 Euro
Wer wollte leugnen, dass Toyota die Hybridtechnik nicht nur markt-, sondern auch gesellschaftsfähig gemacht hat? Der erste Träger des damals neuartigen Antriebskonzepts, der Toyota Prius, kam 1997 auf den Markt. Seitdem bietet der japanische Autobauer die Kombination aus Verbrenner und Elektromaschine sukzessive in weiteren Modellreihen an, darunter im Kompaktmodell Corolla. Dieses hat sich über die Jahrzehnte den Ruf großer Zuverlässigkeit erarbeitet. Nun wollte die Redaktion wissen, ob das auch für die inzwischen ausschließlich angebotene und technisch überaus komplexe Teilzeitstromer-Variante gilt. Und so rollte ein "karminarot metallic"-farbener Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid mit stufenlosem Automatik-Getriebe zum 100.000-km-Test auf den Hof.
Touring Sports heißt bei Toyota die Kombivariante – ohne Frage die für die Transportbedürfnisse der Redaktion am besten geeignete Version, wenn, wie so oft, umfangreiches Test- und Foto-Equipment mit auf Tour geht. Bei der Ausstattung handelte es sich um die Lounge-Linie, unter anderem serienmäßig mit Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrisch öffnender Heckklappe, schlüssellosem Zugangssystem, Toter-Winkel-Warner und Sitzheizung. Aus der Optionsliste wählten wir noch eine Lederausstattung, das Navigationssystem Toyota Touch&Go Plus und eine zweijährige Anschlussgarantie. Derart bestückt kostete der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid bei Testbeginn 39.260 Euro.
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Der Toyota C-HR (2024) im Fahrbericht (Video):
184 PS (135 kW) Systemleistung: Vollhybrid gewöhnungsbedürftig
Die Antriebseinheit des Vollhybrids besteht aus einem 152 PS (112 kW) starken 2,0-l-Vierzylinder-Benziner und einem Elektromotor, der 80 kW (109 PS) leistet. Die Systemleistung beträgt 184 PS (135 kW), die Antriebskraft gelangt über ein stufenloses Getriebe an die Vorderräder. Die E-Maschine nutzt der Toyota zum Anfahren und zur Unterstützung des Benziners bei Volllast. Im Schiebebetrieb wird der Verbrenner abgeschaltet und die Bewegungsenergie zur Rekuperation und damit zum Aufladen der Lithium-Ionen-Batterie genutzt, die dann im Bedarfsfall wieder die Energie für den Elektromotor beisteuert.
"Das ergibt ein sehr angenehmes und komfortables Fahren", notierte Autor Johannes Riegsinger im Fahrtenbuch und lieferte gleich eine Einschränkung mit: "Wenn man ohne Druck unterwegs ist. Unter Volllast wird der Antrieb recht laut." Dann nämlich verharrte der etwas rau laufende Benziner bei hoher Drehzahl, während das CVT-Getriebe stufenlos die Übersetzung änderte. Die Beschleunigungsvorgänge verliefen dann gefühlt wie von einem Gummiband gezogen. Das war in Summe recht gewöhnungsbedürftig, wie das Test-Team einstimmig feststellte. Beim Beschleunigen im Teillastbereich wird der Effekt dagegen abgemildert, denn Toyota hat per Steuerungselektronik "künstliche" Schaltstufen integriert, womit das Fahrgefühl dem von Automobilen mit klassischen Automatikgetrieben ähnelt. Diese Schaltstufen lassen sich übrigens auch per Lenkradpaddel manuell ansteuern.
"Dank der E-Power kann man spritzig anfahren", lobte Testredakteur Marcel Kühler, fragte sich aber, ob die 184 PS (135 kW) Systemleistung wirklich vollständig versammelt sind und fand es schade, dass der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid bei 180 km/h abgeregelt wird. Doch wer in den "S"-Modus wechselte, fühlte unter Volllast auch oberhalb der Richtgeschwindigkeit ordentliche Beschleunigung. Das spritzige Anfahren hatte allerdings eine Kehrseite, wie Redakteur Martin Urbanke feststellte: "Zentimetergenaues Rangieren beim Parken ist anspruchsvoll, weil das Auto selbst auf einen sanften Impuls des Gasfußes ruckartig reagiert."
Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:
Verbrauchsspanne von 5,7 bis 7,2 l Super auf 100 km
Ruft man auf dem Monitor das Kraftflussdiagramm der Antriebskomponenten ab und betrachtet die im normalen Fahrbetrieb rasch wechselnden Wege und Fließrichtungen der Energie, lässt sich erahnen, welch komplexe Algorithmen der Antriebssteuerung zugrunde liegen müssen. Vor diesem Hintergrund war es beeindruckend, wie geschmeidig das Wechsel- und Zusammenspiel von Verbrenner und E-Maschine während des Dauertests verlief. Gut gemacht, Toyota!
Die wichtigste Frage, nämlich jene nach dem Kraftstoffkonsum, beantwortete der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid mit einer Verbrauchsspanne. Online-Chefredakteur Alexander Koch war sehr zufrieden: "Mit 120 bis 140 km/h auf der Autobahn unterwegs, reichen 5,7 l auf 100 km." "Auf Tour in Frankreich wechselten sich Autobahnetappen mit Fahrten in bergigem Gelände ab, was einen Verbrauch von 6,2 l pro 100 km ergab", ergänzte Chefredakteur Crossmedia Markus Bach. Auf der obligatorischen AUTO ZEITUNG-Verbrauchsrunde konsumierte der Corolla Touring Sports 6,4 l auf 100 km.
Dazu muss ergänzt werden, dass die Hybridtechnik ihre Verbrauchsvorteile vor allem im Stadtverkehr mit seinen häufigen Stop-&-go-Phasen ausspielt. "Wer bei Fahrten auf einen hohen elektrisch zurückgelegten Anteil kommt, realisiert Verbräuche um die fünf Liter", lobte denn auch Kollege Urbanke. Das funktioniert natürlich nicht auf Langstrecken mit einem hohen Volllastanteil. Eiligen Menschen aus der Redaktion ist es daher geschuldet, dass der Verbrauch über die 100.000-km-Testdistanz im Durchschnitt schließlich bei 7,2 l lag. Knauserig zeigte sich der asiatische Kombi beim Ölverbrauch: Zwischen den Inspektionen musste kein Tropfen des Schmierstoffs nachgefüllt werden.
Langstreckentaugliche Sitze, gutes Geräuschniveau
So sammelte der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid unauffällig Kilometer um Kilometer und die Kollegen fleißig Eindrücke. "Die Vordersitze sind durchweg langstreckentauglich", schrieben Markus Bach und Alexander Koch dem Dauertester ins Fahrtenbuch, wenn auch einige Redaktionsmitglieder die Polsterung als etwas weich empfanden. Kollege Urbanke bemängelte, dass "die Kopffreiheit im Fond etwas knapp" ausfällt. Außerdem war nach Ansicht diverser Testkollegen das Ablagenangebot im Innenraum eher mager – die Türablagen beispielsweise sind bei diversen Konkurrenten größer dimensioniert. Vor dem Hintergrund der Erfahrung mit vielen Langstreckenkilometern im Toyota freute sich Urbanke aber über das "im Teillastbereich geringe Geräuschniveau des Antriebs und das gute Ansprechverhalten der Federung".
Dass der Dauertester vereinzelt aber geräuschvoll über Frostaufbrüche polterte, kurze Bodenwellen teils ungefiltert weiterleitete und bei hohen Autobahntempi wenig Zurückhaltung in Sachen Abrollgeräuschen zeigte, dürfte hingegen auf das Konto der 18-Zoll-Räder gehen. Immerhin: Obwohl durchschnittlich motorisierte Kompaktklasse-Kombis in der Regel eher selten auf der dynamischen Seite der Fortbewegung unterwegs sind, attestierte Reifentester Urbanke dem Japaner ein "angenehm agiles und präzises Handling".
Viel Platz, gute Übersicht, aber antiquiertes Navi
Autor Riegsinger bescheinigte dem Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid zudem "eine insgesamt ordentliche Ergonomie und eine gute Verarbeitung". Ausnahmen bildeten die wenig griffgünstig positionierten Schalter für die Sitzheizung weit vorn auf der Mittelkonsole hinter der Ladeschale für das Smartphone und die Qualität des Teppichbodens im Kofferraum, der bereits nach knapp 38.000 km flusig wie ein alter Aufnehmer wirkte. Offenkundig eine Begleiterscheinung häufiger Nutzung, was aber auch für die Transporterqualitäten des Kombis spricht. "Das Ladevolumen ist mit 581 bis 1606 l durchaus großzügig dimensioniert", freute sich Familienvater Kühler. Die durchgängig ebene Ladefläche nach Umlegen der Rücksitzlehne erleichterte dabei die Nutzung des Gepäckabteils. Das elektrische Öffnen und Schließen der Heckklappe erledigte der Corolla dagegen mit größtmöglicher Gemütlichkeit.
Gut für die Übersichtlichkeit: Der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid bietet nach schräg vorn eine deutlich bessere Übersicht als so mancher Kompaktklasse-Rivale, denn wo deren Fahrer an der Fahrertür auf ein mehr oder weniger großes, dunkles Dreieck blicken, auf dessen Außenseite der Außenspiegel angebracht ist, bietet der Toyota hier ein zusätzliches kleines Dreiecksfenster. Zu den Alltagserfahrungen gehörte aber auch, dass Außenspiegel und Seitenscheiben bei Nässe schnell verschmutzten, wie der geschäftsführende Redakteur Jürgen Voigt anmerkte. Zudem wünschte er sich eine Gasdruckfeder für die Motorhaube wegen der "fummeligen Handhabung des Haubenaufstellers".
Das Navisystem wirkte, gemessen an den Geräten der Konkurrenz, antiquiert. Die Menüführung war wenig intuitiv, und auch die Kartenansicht geriet nach Meinung diverser Kollegen zu klein. "Es verarbeitet Eingabebefehle ziemlich langsam, was wiederum Fehleingaben provoziert", schilderte der stellvertretende Print-Chefredakteur Klaus Uckrow seine Erfahrungen. Die dynamische Routenführung funktionierte recht gut, doch die Stauberechnungen hätten öfter aktualisiert werden müssen. Manches davon ist inzwischen Geschichte, denn Toyota hat mit dem mittlerweile erfolgten Facelift die Multimediaeinheit verbessert.
Übereifrige Assistenzsysteme, zweimalige Batteriepanne
Beim Thema Assistenzsysteme erwies sich der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid mitunter übereifrig: So leitete der Kollisionsvermeider beim vorsichtigen Rückwärtsausparken eine Vollbremsung ein, wenn beispielsweise kreuzenden Fußgänger:innen objektiv noch gar keine Gefahr drohte.
Sind derlei Auffälligkeiten in Summe unter der Rubrik Petitessen zu verbuchen, änderte sich der Eindruck bei Kilometerstand 84.548, als Fotograf Frank Ratering mit dem Dauertester nach erfolgter Produktion den Heimweg antreten wollte: "Der Druck auf den Startknopf bewirkte nichts, erst mit Starthilfe ließ sich der Wagen zum Leben erwecken." Offenkundig war der Toyota mit leerer Starterbatterie gestrandet. Das Phänomen trat beim Redaktions-Corolla, abermals in den Händen des Fotografen, bei Kilometerstand 89.659 in erneut auf: Druck auf den Starterknopf – keine Reaktion. Erst mit Starthilfe lief der Dauertester wieder. Ein umgehender Werkstattbesuch samt Überprüfung des Stromspeichers blieb ohne Befund. Vorsichtshalber wurde dennoch eine neue Batterie eingebaut. Kostenpunkt: 187,78 Euro, was aber noch durch die Garantie abgedeckt war.
Bis zum Ende des Dauertests legte der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid dann wieder die sprichwörtliche japanische Zuverlässigkeit an den Tag. Reparaturen waren während der gesamten Testdistanz nicht nötig – ein Umstand, der angesichts der Erfahrungen der Redaktion mit Dauertestern der jüngeren Vergangenheit positiv hervorsticht. Selbst die Bremsbeläge hielten über die gesamte Testdistanz. In der Folge blieben die Unterhaltskosten recht moderat, was auch daran lag, dass die Wertminderung nicht aus dem Rahmen fiel. In der Summe blieb der Toyota also auffällig unauffällig. Eine Eigenschaft, die bezüglich der Langzeitqualitäten von Automobilen zunehmend seltener zu werden scheint.
Kosten und Reifen
Kostenpunkt | Preis |
Neupreis Testwagen | 39.260 € |
Schätzpreis nach 100.000 km | 20.297 € |
Wertverlust | 18.963 € |
Neuwagenpreis heute | 44.370 € |
Fixkosten pro Jahr | |
Steuer | 93 € |
Haftpflichtversicherung (HP 15) | 435 € |
Vollkasko (VK 20) | 701 € |
Teilkasko (TK 23) | 194 € |
Testbetriebskosten | |
Kraftstoff/Gesamtkosten | 7154 l S/11.888 € |
Ölverbrauch | nicht messbar |
AdBlue/Gesamtkosten | k.A. |
Wartung, Ölservice, Verschleißteile, Reifen | 5793 € |
Reparaturen | 188 € (Garantie) |
Kosten pro km | |
mit Wertverlust | 0,37 € |
ohne Wertverlust | 0,18 € |
Störungen und Wartungen bis 100.000 km
Kilometerstand | Grund | Preis |
15.386 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel | 234,35 € |
29.977 km | Wechsel auf Winterkompletträder, Continental Winter Contact TS 870 P, 225/40 R 18 V | 2973 € plus Montage 25 € |
30.010 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel, Bremsflüssigkeit gewechselt | 375,48 € |
43.365 km | Wechsel auf Sommerräder | 25 € |
45.730 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel | 278,85 € |
57.912 km | Neue Sommerräder Continental | inkl. Montage 444,76 € |
59.870 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel | 445,43 € |
66.348 km | Wechsel auf Winterräder | 25 € |
75.100 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel | 256,60 € |
80.412 km | Batteriespannung zu niedrig, Fahrzeug lässt sich nicht starten, Starthilfe erforderlich | - |
89.659 km | Batteriespannung zu niedrig, Fahrzeug lässt sich nicht starten, Starthilfe erforderlich, Batterie überprüft, ohne Befund, sicherheitshalber Batterie ersetzt | 187,78 € |
90.612 km | Service inklusive Öl- und Filterwechsel | 634,32 € |
92.710 km | Wechsel auf Winterräder | 25 € |
100.000 km | Testende | - |
Technische Daten
AUTO ZEITUNG 09/2024 | Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid |
Technik | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, 1987 cm3 + E-Motor |
Antrieb | Planetengetriebe (stufenlos, leistungsverzweigt); Vorderradantrieb |
Systemleistung | 135 kW/184 PS |
Max. Drehmoment | 190 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4672/1805 (2090)*/1455 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1375/585 kg |
Kofferraumvolumen | 581-1606 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 180 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,4/5,1 l S |
*Breite mit Außenspiegel |
In Sachen Zuverlässigkeit ließ der Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid nichts anbrennen. Die zweimal benötigte Starthilfe ändert daran wenig und darf als Schönheitsfehler durchgehen. Der Stromspeicher zeigte nämlich bei der Überprüfung keinerlei Auffälligkeiten und wurde nur vorsichtshalber ausgetauscht. Ansonsten bleibt die Bilanz sauber und glänzt darüber hinaus mit moderaten Werkstattkosten. Ob die bestens funktionierende Hybrid-Technik ihr Sparpotenzial in der Praxis einlösen kann, hängt von den Einsatzbedingungen und dem Fahrer-Gasfuß ab. Wer also sparen möchte und anpassungsbereit ist, dürfte sich auch mit den akustischen Eigenheiten der Technik arrangieren.