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Alle Tests zum Audi A6

Audi A6 Avant 40 TDI: Dauertest-Abschluss

Kratzer im makellosen Audi-Image

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Audi A6 Avant 40 TDI quattro: So fällt das Dauertest-Fazit aus
  2. Geringer Diesel-, eher hoher AdBlue-Verbrauch
  3. Auf schnellen Etappen viel Lob für die Allradlenkung
  4. Heckklappe führte reges Eigenleben
  5. Rechnungen locker im vierstelligen Bereich
  6. Der Unterhalt des A6 Avant ist kein billiges Vergnügen
  7. Kosten und Reifen
  8. Störungen und Wartungen bis 100.000 km
  9. Technische Daten des Audi A6 Avant 40 TDI quattro
  10. Fazit

Entspanntes Kilometersammeln? Mit dem Audi A6 Avant immer gern, da war sich das Redaktions-Team einig. Die Frage, ob das auch ein ungetrübtes Vergnügen war, klärt der Dauertest.

 

Audi A6 Avant 40 TDI quattro: So fällt das Dauertest-Fazit aus

So wie er dasteht, mag man kaum glauben, dass der Audi A6 Avant 40 TDI quattro aus dem Dauertest in seiner aktuellen Generation erstmals 2018 aus den Showrooms der Händler auf die Straßen rollte. Die Karosserieproportionen wirken immer noch ausgewogen, und auch das Design ist stimmig. Dennoch gibt es auch bei dem noblen Ingolstädter Kombi Stellen, an denen die Funktion der Form folgt. Etwa beim Kofferraum. "Die D-Säulen stehen noch schräger als die A-Säulen. Logisch, dass hier Ladevolumen verloren geht", befindet Chefredakteur Stefan Miete. Ja, Konkurrenzmodelle bieten mehr – das neue Mercedes E-Klasse-T-Modell zum Beispiel bis zu 1830 l. Trotzdem: Über das Maximalvolumen des Audi von 1680 l hat sich während des gesamten Dauertestes niemand beschwert, auch umfangreiches Foto-Equipment fand stets ausreichend Platz. Zugute hielt Miete dem A6 Avant auch den raschen Umbau zum Frachter: "Die Rücksitzlehnen lassen sich einfach per Hebelzug vom Kofferraum aus umlegen – sehr praktisch." 

"Große Touren" waren überhaupt das Stichwort für das Haupteinsatzgebiet des Audi A6 Avant 40 TDI quattro. Hierfür lässt er sich nach Belieben ausrüsten, wie ein Blick in die Aufpreisliste zeigt: 2,0-l-TDI mit 204 PS (150 kW), Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Fahrwerk mit Dämpferregelung, Head-up-Display, Individualkontursitze mit Memory-Funktion, MMI Navigation mit "Audi virtual cockpit" und vieles mehr. Alles, was das Reisen angenehm macht, gab es selbstredend nicht zum Nulltarif: Der Endpreis des Testwagens belief sich unterm Strich auf satte 90.390 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars zeigt den Audi RS 6 GT (2024) im Video:

 
 

Geringer Diesel-, eher hoher AdBlue-Verbrauch

Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Einträge im Fahrtenbuch fanden: "Sehr bequeme Sitze, nicht zuletzt wegen der einstellbaren Seitenwangen", lobte Redakteur Marcel Kühler den Audi. Im Alltag gefiel ihm auch "der zuverlässig agierende Abstandsregeltempomat". Des Weiteren notierte er: "Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase hat man sich auch an die Bedienung gewöhnt. Das haptische Touchfeedback per kurzer Vibration bei Berührung der Bedienflächen erweist sich als angenehm beziehungsweise sinnvoll."  Und so vergingen Kilometer um Kilometer, nicht zuletzt dank des kultivierten Aggregats, das den Audi A6 Avant 40 TDI quattro bei Bedarf zwar nicht explosiv, dafür aber beharrlich auf bis zu 241 km/h beschleunigte. Zwar notierte Redakteur Jürgen Voigt bei Kilometerstand 11.561 lakonisch ins Fahrtenbuch: "Das MMI-System hat alle Radio- und Navi-Einstellungen vergessen", doch es überwogen die positiven Kommentare: "Ein entspanntes Reiseauto", befand etwa Redakteur Martin Urbanke in einem ersten Urteil und lobet die Sparsamkeit: "Nur 6,2 l Diesel auf 100 km im Autobahnbetrieb."

Nach der Rückkehr von einer längeren Frankreich-Tour fand Kollege Voigt ebenfalls zu einem positiven Urteil: "Sehr guter Geräusch-, Federungs- und Reisekomfort." Daran war auch die Akustikverglasung für die Tür- und Seitenscheiben beteiligt, für die die 500 Euro Aufpreis gut investiertes Geld waren. Voigt berichtete allerdings auch davon, dass der Audi bei Kilometerstand 22.720 nach mindestens sechs Liter AdBlue verlangte und bei Kilometerstand 23.860 den Ölstand an der Minimum-Marke signalisierte. Themen, die das Test-Team während der Dauertest-Distanz künftig immer mal wieder beschäftigen sollten. In Ermangelung der AdBlue-Verfügbarkeit an französischen Tankstellen regelte übrigens ein Audi-Händler vor Ort das Problem mit kostenlosen 20 l der Harnstofflösung. So geht Service. Übrigens fasst der AdBlue-Tank 22 l.

Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:

 

Auf schnellen Etappen viel Lob für die Allradlenkung

Bei Kilometerstand 30.110 rollte der Audi zur Inspektion, die mit 506 Euro zu Buche schlug. Auf den folgenden Kilometern wurde, wie schon vereinzelt zuvor, immer mal wieder der recht träge Antritt des Audi A6 Avant 40 TDI quattro moniert. So dauert es stets einen Moment, bis aus der Gaspedalbewegung Vortrieb wurde, was in bestimmten Verkehrssituationen sorgsam einkalkuliert werden musste. "Steht man in einer Abbiegespur und möchte per Kick-down-Befehl vor herannahendem Gegenverkehr abbiegen, kann man auf die Gedenksekunde, die vergeht, bis der Vortrieb einsetzt, getrost verzichten", schilderte der stellvertretende Chefredakteur Klaus Uckrow seine Erfahrungen im Dauertest-Fahrtenbuch. Eine Einschätzung, die Autor Johannes Riegsinger teilte, aufgrund seiner Langstreckenerfahrungen aber auch nicht mit Lob sparte. "Diesel at it's best. Effizient, druckvoll, laufruhig – Verbrennern dieser Reife werden wir einmal nachweinen", sinniert er über die Zukunft.

Während schneller Autobahnetappen gefiel Redakteur Marcel Kühler besonders die Allradlenkung: "Sie trägt spürbar dazu bei, dass der A6 in welligen, schnellen Kurven perfekt die Spur hält. Daran beteiligt ist auch die Feder-Dämpfer-Abstimmung, für die man per drive select am besten den auto-Modus wählt. Im comfort-Modus schwingt der Audi auf Bodenwellen stets leicht nach." Apropos Fahrmodi: Die haben offenbar auch Einfluss auf die Funktion der Assistenzsysteme. "Die Längsführung, also die Abstands- und Temporegelung, funktioniert im auto-Modus besser als im efficiency-Modus. In diesem erfolgt die Temporegelung zu träge, und insbesondere bergauf hält der A6 das eingestellte Tempo nicht", notierte Kollege Voigt in das Fahrtenbuch des Dauertesters. 

 

Heckklappe führte reges Eigenleben

Auf den folgenden Kilometern verlangte der Audi A6 Avant 40 TDI quattro ab und an erneut nach Öl und AdBlue. Als immer wiederkehrendes Ärgernis erwies sich die automatische Öffnungs- und Schließfunktion der Heckklappe: "Mal öffnet sie per Fernbedienung über den Schlüssel, mal springt sie lediglich aus dem Schloss", ärgerte sich Chefredakteur Stefan Miete, und Kollege Voigt beobachtete sogar, wie sich einmal die Heckklappe bei verriegeltem Fahrzeug auf einem Parkplatz selbstständig öffnete. Gelegentlich schloss sie aber auch selbstständig, während man noch mit der Kofferraumbeladung beschäftigt war. "Nicht sehr angenehm, so eine Heckklappe im Nacken", beurteilte Voigt die Folge. Dieses Gefühl erfuhren auch andere Kollegen.

Zudem begann der Audi A6 Avant 40 TDI quattro, mit Ölflecken sein Revier zu markieren und signalisierte im Display eine Fehlermeldung in der Allradlenkung. Nur wenig später, bei Kilometerstand 63.033, stand der nächste Service an, der sich auf 1425 Euro belief und in dessen Verlauf auch das Öl des Doppelkupplungsgetriebes gewechselt wurde. Als Ursache der Ölinkontinenz identifizierte die Werkstatt einen undichten Kurbelwellenflansch. In Sachen Lenkung gab es ein neues Sperrmagnet-Ventil für die Lenksäule und neue Software. Für all das stand der Audi mehrere Wochen in der Werkstatt. Die Kosten hierfür übernahm die Garantie.

 

Rechnungen locker im vierstelligen Bereich

Wären diese Störungen nach Ablauf von Garantie- und Kulanzzeitraum aufgetreten, hätte sich die Rechnung angesichts des Umfangs der Arbeiten – zur Beseitigung der Ölundichtigkeit mussten Getriebe und Kardanwelle ausgebaut werden –  locker auf einen vierstelligen Betrag summiert. Raus aus der Werkstatt zurück auf die Autobahn, wo der Dauertester weiter eifrig Kilometer abspulte – nicht ohne bei Kilometerstand 69.200 kurzzeitig einen Ausfall der automatischen Türverriegelung zu signalisieren und unter Last gefahren (etwa im Anhängerbetrieb) immer wieder nach Öl zu verlangen, zum Teil 0,25 l pro 1000 km. Der AdBlue-Verbrauch lag dabei ebenfalls deutlich über einem Liter, sodass bei Kilometerstand 80.538 ein weiterer Werkstattbesuch zur Analyse des Ölverbrauchs erfolgte. Mit dem Ergebnis, dass dieser laut Audi mit durchschnittlich 0,11 l pro 1000 km noch im Toleranzbereich läge. 

Bei Kilometerstand 84.973 erfolgte eine abermalige Inspektion (364 Euro), in deren Verlauf auch Bremsscheiben und -beläge (1070 Euro) ausgetauscht wurden. In einem Aufwasch wurde dabei auch der störrischen Heckklappe zu Leibe gerückt: Die Mechaniker:innen erneuerten Zuziehhilfe, Stellmotor und Schloss (441 Euro). Das Eigenleben blieb allerdings trotz Reparatur erhalten, ebenso der Ölverbrauch. Chefredakteur Miete füllte bei km 88.759 nach knapp 3800 km abermals einen Liter nach. Unabhängig davon absolvierte der Audi A6 Avant 40 TDI quattro den Rest der Dauertest-Etappe ohne weitere Auffälligkeiten. Bei Kilometerstand 92.435 gab es noch einmal einen Ölwechselservice samt neuer Wischerblätter, der 523 Euro kostete.

 

Der Unterhalt des A6 Avant ist kein billiges Vergnügen

Die Freude über den niedrigen Verbrauch blieb. "Ich habe in Holland 1217 km mit einer Tankfüllung geschafft", freute sich etwa Redakteur Michael Godde. Das machte beim optionalen 73-l-Tank des Dauertestwagens rund 6,0 l auf 100 km. Auf der AUTO ZEITUNG-Verbrauchsrunde, die auch einen Volllastanteil enthält, flossen 7,3 l Diesel pro 100 km durch die Einspritzdüsen des Audi A6 Avant 40 TDI quattro, über den gesamten Test waren es hingegen nur 6,8 l: Dies dürfte den zahlreichen Kilometern auf verkehrsarmen, aber tempolimitierten Autobahnen unserer Nachbarländer geschuldet sein. 

Zwar geizte der Audi A6 Avant 40 TDI quattro beim Verbrauch, die übrigen Kosten haben es aber in sich. Die Deutsche Automobil-Treuhand (DAT) bescheinigt dem Ingolstädter über die knapp dreijährige Laufzeit und der Kilometerleistung einen Wertverlust von 60,9 Prozent oder – anders ausgedrückt – 55.034 Euro. Auch die Versicherungstarife entsprechen der Premium-Liga. So sortieren die Assekuranzen den Bayern-Kombi in die teure Typklasse 26 ein. In die Endabrechnung flossen neben den Kosten für den Kraftstoff, den vergleichsweise hohen AdBlue-Verbrauch und das Motoröl, das zwischen den Wechselintervallen nachgefüllt werden musste, auch die Aufwendungen für Wartung und Reparaturen sowie Reifen (inklusive Montage) ein. Daraus ergibt sich ein Kilometerpreis von 19 ct ohne Wertverlust. Damit sowie dem mehrwöchigen Werkstattaufenthalt, der Störung in der Lenkung und dem Heckklappendefekt kommt der Audi in der Endabrechnung auf 73 Punkte – zu wenig, um unter den Top-Ten in der Dauertest-Bestenliste zu landen.​

 

Kosten und Reifen

KostenpunktPreis
Neupreis Testwagen90.390 €
Schätzpreis nach 100.000 km35.356 €
Wertverlust55.034 €
Neuwagenpreis heute93.455 €
Fixkosten pro Jahr
Steuer341 €
Haftpflichtversicherung (HP 15)435 €
Vollkasko (VK 26)1230 €
Teilkasko (TK 26)328 €
Testbetriebskosten
Kraftstoff/Gesamtkosten6791 l Diesel/11.156 €
Ölverbrauch/Gesamtkosten4,9 l/113 €
AdBlue/Gesamtkosten124 l/ca. 143 €
Wartung, Ölservice, Verschleißteile, Reifen7211 €
Reparaturen1511 €
Kosten pro km
mit Wertverlust0,74 €
ohne Wertverlust0,19 €
 

Störungen und Wartungen bis 100.000 km

KilometerstandGrundPreis
4739 kmWinterräder montiert,
245/45 R 19 V, Michelin
Pilot Alpin 5 AO
2800 €
8729 kmWechsel auf
Sommerräder
25 €
29.318 kmWechsel auf
Winterräder
25 €
30.110 kmInspektion
samt Öl- und
Filterwechsel
506 €
44.254 kmWechsel auf
Sommerräder
25 €
59.914 kmWechsel auf
Winterräder
25 €
63.033 kmInspektion, Öl- und Filterwechsel samt Ölwechsel Doppelkupplungsgetriebe +
Erneuerung Dichtflansch Kurbelwelle wegen
des Ölverlusts, Allradlenkung Software-Update, neues Sperrmagnetventil für
Lenksäule
1425 € + Garantie
69.200 kmKurzzeitiger
Ausfall der automatischen
Türverriegelung
-
79.270 kmWechsel auf
Sommerräder
25 €
80.538 kmWerkstattbesuch zur
Analyse des
Ölverbrauchs
Kulanz
84.973 kmInspektion +
Bremsscheiben u. Beläge
erneuert +
Zuziehhilfe Heckklappe,
Stellmotor und Schloss
erneuert
364 € + 1070 + 441 €
92.435 kmÖlservice
und neue
Wischerblätter
523 €
99.841 kmWechsel auf
Winterräder
25 €
100.000 kmTestende-
 

Technische Daten des Audi A6 Avant 40 TDI quattro

AUTO ZEITUNG 03/2024Audi A6 Avant 40 TDI quattro
Technik
Motor4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1968 cm³
Antrieb7-Gang; Doppelkupplung; Allrad
Leistung150 kW/204 PS
Max. Drehmoment400 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4939/1886 (2119)*/1497 mm
Leergewicht (Werk/Test)1770/655 kg
Kofferraumvolumen565-1680 l
Fahrleistungen
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,8 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)241 km/h
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,8 l/6,4-5,6 l D
*Breite mit Außenspiegel

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Ein hohes Komfort-Niveau, dazu gediegene Verarbeitung und gute Fahrleistungen bei sparsamem Verbrauch – das ist das, was man bei einem Oberklasse-Kombi voraussetzt. Solche Erwartungen erfüllte der Audi A6 Avant 40 TDI quattro S tronic anstandslos. Die Anfahrschwäche, der üppige Ölverbrauch und Ölverlust sowie ärgerliche Detailmängel hinterlassen allerdings ein paar Kratzer am ansonsten makellosen Audi-Image, die umgehend auspoliert werden sollten.

73 von 100 Punkten

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