Solaranlage auf dem Camperdach nachrüsten: Unsere Tipps
So kommt autarker Sonnenstrom in den Camper
- Solaranlage nachrüsten: Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Solaranlagen für die Nachrüstung: Empfehlenswerte Angebote
- Welches Zubehör benötigt man für eine fest installierte Solaranlage
- Welche Solarpanel-Arten gibt es?
- Was kostet eine Solaranlage auf dem Wohnmobil nachrüsten?
- Wieviel Leistung sollte die Wohnmobil-Solaranlage haben?
- Mobile Solaranlage und Benzin-Generator: Wie sinnvoll sind die Alternativen?
Sonnenstrom und Camping gehen Hand in Hand. Doch nicht jedes Campingfahrzeug ist ab Werk mit den zum Teil teuren Paneelen aus den Sonderoptionen ausgestattet. Wir erklären, wie sich eine Solaranlage auf Wohnmobil oder Wohnwagen nachrüsten lässt.
Die meisten Camper:innen verreisen in den wärmeren Monaten des Jahres. Und da – insbesondere wenn es im Hochsommer an die Mittelmeerküste geht – gibt es eines im Überfluss: Sonnenschein. Mit Markisen (so nachrüsten) und Klimaanlagen muss dann zwar gegen Hitze und Dauerbestrahlung angekämpft werden, wenn man nicht den begehrten Stellplatz im Schatten ergattert hat, aber warum wertvolles Potenzial liegen lassen? Mit der Energie der Sonne lässt sich prima autarker Strom erzeugen. So sind Wohnmobilist:innen und Caravan-Reisende unabhängiger vom teils teuren Landstrom auf dem Campingplatz (die bestbewerteten in Deutschland, hier) und gleichzeitig auch noch klimaneutral. Wie die Anlagen nachgerüstet werden und mit welchen Kosten zu rechnen ist, verraten wir im Folgenden.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Zehn Tipps zum Wohnmobilkauf im Video:
Solaranlage nachrüsten: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Eine fest installierte Solaranlage muss irgendwie auf das Dach des Campers. Damit die Anlage am Ende tatsächlich ihren Job erledigt und auch keine Feuchtigkeit in den Innenraum läuft (das passiert bei der Camper-Dichtigkeitsprüfung), sind folgende Schritte wichtig:
Platz auf dem Dach finden: Das offensichtliche zuerst. Schließlich muss das Panel samt Halterung einen festen Platz auf dem Dach finden. Dieser muss schattenfrei sein und darf daher nicht zu nah an anderen Dachaufbauten wie Klimaanlage oder Sat-Antenne (so eine Sat-Anlage nachrüsten) sein. Einige Camper:innen erweitern den Stauraum im Campervan (die gängigen Wohnmobil-Bauarten erklärt) gerne durch eine Dachbox (die besten im Test). Auch hier sollte genug Abstand zur Solaranlage eingehalten werden, damit Schattenwurf nicht die Leistungsfähigkeit einschränkt.
Montieren: Feste Solaranlagen benötigen einen passenden Rahmen. Dieser wird meist bereits mitgeliefert und besteht aus Aluminium oder rostfreiem Stahl. Sind sie fest auf dem Dach angebracht (zum Teil auch mit Montagekleber möglich), können die Paneele montiert werden. Wichtig: Sollen mehrere Paneele aufs Dach, müssen diese verkabelt und so in Reihe geschaltet werden.
Leitungen verlegen: Der auf dem Dach gewonnene Strom muss irgendwie durch das Dach in den Innenraum geleitet werden. Hierfür gibt es Dachdurchführungen. Für ihre Montage müssen in der Regel mehrere Löcher gebohrt werden. Wichtig: Beim Bohren darauf achten, weder Leitungen noch Möbel zu beschädigen!
An Batterie anschließen: Da der gewonnene Strom auch irgendwo gespeichert werden muss, ist eine Aufbaubatterie notwendig. In Komplettpaketen ist in der Regel das nötige Verkabelungs-Kit für den Anschluss an den Stromspeicher enthalten. Wichtig ist die Reihenfolge: Batterie abklemmen, Laderegler mit dem Batteriekabel an der Batterie anschließen, Batterie anschließen und Laderegler-Anzeigen zu Spannung und Anschlussstatus (Grün = korrekt verkabelt) prüfen, Solaranlage anschließen.
Abdichten: Läuft die Anlage im Funktionscheck, müssen natürlich alle Löcher, die ins Dach gebohrt wurden, mit Dichtmasse abgedichtet werden. Andernfalls kann Wasser durch die Bohrungen eintreten und zu teuren Schäden und Schimmel im Fahrzeug (so loswerden) führen.
Solaranlagen für die Nachrüstung: Empfehlenswerte Angebote
Welches Zubehör benötigt man für eine fest installierte Solaranlage
MPPT-Laderegler
Ohne MPPT-Laderegler geht bei einer PV-Anlage nahezu gar nichts. Soll der Strom nicht in einer Solar-Powerstation gespeichert werden (hier ist der Regler meist bereits eingebaut), sondern in die Aufbaubatterie, muss zwischen die Solarpaneele und die Batterie ein Laderegler geschaltet werden. Er sorgt dafür, dass die Batterie nicht überladen wird und passt den ankommenden Modulstrom gleichzeitig in die passende Spannung für die vorhandene Batterie um. Zwar gibt es mit PWM-Reglern auch günstigere Alternativen zu MPPT-Reglern, doch diese optimieren die Spannung nicht. Bei MPPT-Ladereglern wird überschüssige Spannung (V), die bei PWM-Reglern verloren geht, während der Optimierung in Ladestom (A) umgewandelt. So lässt sich der gewonnene Strom effizienter speichern.
Aufbaubatterie
Eine Aufbaubatterie speichert den Solarstrom. Wichtig ist eine passende Größe: Ab Werk verbauen Wohnmobil-Hersteller oft Gel-Aufbaubatterien mit bis zu 95 Ah, seltener und meist gegen Aufpreis auch Lithium-Akkus mit bis zu 200 Ah. Hier haben wir zusammengefasst, worauf bei Kauf und Installation einer Aufbaubatterie zu achten ist.
Wechselrichter
Wer eine Aufbaubatterie im Campingfahrzeug hat, hat auch oft bereits einen Wechselrichter dahinter in den Kreislauf geschaltet. Dieser ist dann wichtig, wenn der gewonnene Sonnenstrom nicht nur das 12-V-Bordnetz und damit auch Verbraucher wie den Kompressor-Kühlschrank (die besten Kühlboxen im Test) versorgen soll, sondern sich auch 230-V-Verbraucher über Steckdosen im Wohnmobil oder Caravan nutzen lassen sollen.
Welche Solarpanel-Arten gibt es?
Auf der Suche nach der passenden Anlage für die eigenen Bedürfnisse wird man schnell feststellen, dass sich die Solarpaneele von Leistung, Preis und auch Optik zum Teil stark unterscheiden. Folgende Arten werden dabei unterschieden:
Monokristalline Zellen: Diese dunkelblauen bis schwarzen Zellen zeichnen sich durch ihren hohen Wirkungsgrad von über 20 Prozent aus. Die einzelnen Zellen bestehen dabei aus einem einzigen, in dünne sogenannte "Wafers" geschnittenen Silizium-Kristall. Dadurch ist das Panel auch bei Schwachlicht effektiv, kostet dafür auch mehr in der Anschaffung.
Polykristalline Zellen: Auch sie werden aus Silizium-Kristallen geschnitten. Mit dem Unterschied, dass hier ein Block aus mehreren zusammengewachsenen Kristallen zur Zelle geschnitten wird. Darunter leidet der Wirkungsgrad, der bei etwa 15 Prozent liegt. Die Fertigungskosten und damit auch der Endpreis sind aber dafür günstiger.
CIS-Typ-Zellen: Diese Zellen bestehen aus Kobalt-Indium-Diselenid, das auf eine Trägerfolie aufgedampft wird – deshalb auch Dünnschicht-Zelle genannt. Die Paneele können so entweder starr, flexibel oder faltbar gebaut werden. Auch hier ist der Wirkungsgrad mit 20 Prozent recht hoch, zudem ist eine Teilabschaltung durch Schatten unwahrscheinlicher. Nachteile: Sehr teuer in der Herstellung und zudem oft schwerer als Module aus Kristallen.
Was kostet eine Solaranlage auf dem Wohnmobil nachrüsten?
Wer eine feste Solaranlage auf Wohnmobil oder Caravan installieren möchte, muss mit Kosten zwischen 300 und 2000 Euro rechnen. Die große Preisspanne richtet sich vor allem nach drei Merkmalen: Welche Leistung wird benötigt, welches Zubehör ist bereits vorhanden und wird der Einbau selbst erledigt oder bei einer Fachwerkstatt in Auftrag gegeben. Während etwa monokristalline Einzel-Solarpaneele bereits ab knapp 100 Euro erhältlich sind, faltbare oder flexible Solarpaneele sind günstiger, aber bieten weniger Leistung.
Komplettsets inklusive Einbaurahmen und Laderegler werden ebenfalls angeboten, können dann aber je nach Modell bereits über 200 bis 2000 Euro kosten, je nachdem, ob nur ein Laderegler oder gleich ein Booster und ein Bedienteil zur Kontrolle von Batteriestand und Ladeleistung mitbestellt wird.
Wieviel Leistung sollte die Wohnmobil-Solaranlage haben?
Um die benötigte Leistung der Solaranlage zu bestimmen, muss der Stromverbrauch bekannt sein. Saugen viele Verbraucher Strom aus der Batterie, muss selbstverständlich auch mehr Strom gespeichert oder produziert werden. Demnach ist der erste Schritt, herauszufinden, was die Geräte im Wohnmobil, wie etwa Innenraumbeleuchtung, Kühlschrank, elektrische Wasserpumpen (unsere Empfehlungen) und Komfortelektronik wie Fernseher täglich verbrauchen. Liegt der tägliche Energiebedarf bei etwa 250 Wh pro Tag, genügen bei gutem Sonnenlicht auch kleine Anlagen mit unter 100 Watt, um in kurzer wenigen Stunden unter Idealbedingungen genug Strom zu erzeugen.
Wer dagegen häufig im Winter unterwegs ist, sollte lieber in Paneele mit hohen Watt-Werten investieren, um das wenige Sonnenlicht effizient nutzen zu können. Da die Watt-Angaben oft Spitzenwerte bei bestem Winkel und vollem Sonnenschein sind, sollte die Anlagenleistung den Energieverbrauch leicht übersteigen, damit man Reserven einplanen kann. Effizientere Geräte, etwa der Austausch des alten Absorber-Kühlschranks oder die Umstellung der Innenraumbeleuchtung auf LED (so LED-Lichtleisten im Camper nachrüsten) können den Verbrauch senken.
Mobile Solaranlage und Benzin-Generator: Wie sinnvoll sind die Alternativen?
Neben fest installierten Solaranlagen auf dem Camperdach gibt es mit mobilen Solaranlagen (unsere Empfehlungen, hier) oder auch Benzin-Generatoren (das ist beim Kauf eines Notstromaggregats zu beachten) alternative Möglichkeiten, um autark vom Landstrom auf dem Campingplatz Strom zu erzeugen. Beide Möglichkeiten richten sich an unterschiedliche Zielgruppen:
Mobile Solaranlage: Im Gegensatz zur fest auf dem Camperdach installierten Solaranlage ist die mobile – wie der Name schon verrät – tragbar. Sie besteht aus einer Powerstation (unsere Empfehlungen für 1000-W-Geräte, hier) als Energiespeicher, MPPT-Regler und Wechselrichter in einem sowie aus meist faltbaren Solarpaneelen. Damit ist sie zwar auch abseits vom Campingfahrzeug nutzbar, im Camper aber schwerer zu verwenden. An das Bordnetz lassen sich die sogenannten "Solartaschen", also faltbare Paneele, mit einem speziellen MPPT-Regler ebenfalls anschließen – und eignen sich daher auch als Alternative oder Ergänzung zur festen Solaranlage.
Stromgenerator: Gemeint sind hier nicht die großen, fest installierten Apparate, sondern mobile Generatoren für den Privatgebrauch. Diese laufen zumeist mit Benzin, seltener auch mit Gas. Dieselgeneratoren sind dagegen zur Notversorgung von Gebäuden gebräuchlich. Stromgeneratoren haben natürlich den Vorteil, dass sie komplett unabhängig vom Wetter arbeiten. Auch bei bewölktem Himmel oder bei Nacht – wobei wir einen laufenden Motor in der Nacht auf einem gut belegten Campingplatz nicht empfehlen – versorgt das Gerät Camper:innen mit Strom. Nachteile sind natürlich Lärm und Abgase, aber auch die Größe und das Gewicht von knapp 15 bis 30 kg (je nach Tank- und Motorgröße). So nehmen sie viel Platz des ohnehin knappen Stauraums (so im Camper bestmöglich nutzen) weg.