Ford Tourneo Custom & VW Caravelle im Vergleich: Alle Fakten
Baut VW den besseren Ford Tourneo Custom?
Mit der siebten Generation gehen der VW Caravelle und sein Erzrivale Ford Tourneo Custom gemeinsame Wege. Wer baut im Vergleich den besseren Van auf der gemeinsamen Technikbasis? Wir geben die Antwort.
Ford Tourneo Custom und VW Caravelle im Vergleich
Spätestens seit Ford den verglasten Transit mit kurzem Radstand und niedrigem Dach mit dem Tourneo Custom 2012 zu einer eigenständigen Baureihe auserkoren hat, wilder(te)n die Kölner:innen im Hoheitsgebiet von VW T5, T6 und T6.1 in seinen zivilen Bauformen Caravelle oder Multivan. Nicht nur als Basis für Campingbusse, die auf die Namen Ford Transit Custom Nugget oder VW California hören, sind die beiden Vans Erzkonkurrenten. Auch bei Familien mit hohem Platzbedarf kristallisierten sich die beiden Kleintransporter in der jeweiligen Pkw-Ausführung als Favoriten heraus.
Mit der neuen Generation des VW Caravelle, nach alter Nomenklatur der "T7", ähneln sich der hannoversche Van und sein Konkurrent aus Köln mehr denn je. Denn beide entstammen einer gemeinsamen Allianz der beiden Autobauer. Während Ford Elektroautos von VW bezieht und diese als Ford Explorer Elektro oder Ford Capri auf die Straße bringt und auch den VW Caddy als Ford Tourneo Connect vermarkten darf, profitiert VW etwa mit dem VW Amarok vom Nutzfahrzeug-Know-how von Rhein. VW-seitig kommt die nunmehr siebte Generation des VW Bus als technischer Zwilling des Ford Tourneo Custom auf den Markt. Bedeutet auch: Transporter und Caravelle kommen nun nicht mehr wie noch der T6.1 aus dem VWN-Werk in Hannover, sondern rollen bei Ford im türkischen İzmit vom Band.
Die technische Nähe bedeutet auch, dass sich beide Vans bei den Maßen gleichen. Sowohl Ford als auch VW bieten die Vans in zwei Radständen an. Der kürzere L1 misst 5050 mm in der Länge, bei L2 kommt beide Vans sogar auf 5450 mm. Breite und Höhe sind ebenfalls weitestgehend identisch. Und auch preislich schenken sich die beiden Großraumlimousinen nur wenig, allerdings mit leichtem Vorteil für Ford. Deren Tourneo Custom beginnt bereits bei 50.991 Euro, während VW für die Einstiegsversion mindestens 52.294 Euro (Alle Preise: Stand Dezember 2024) verlangt. Belaufen sich die Unterschiede am Ende also nur auf die abgewandelte Front- und Heckpartie mit dem jeweiligen Logo? Unser Vergleich zeigt, worin sich die baugleichen Vans von Ford und VW unterscheiden.
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Antriebe: Van-Duo mit Diesel-, Hybrid- oder Elektroantrieb
Bei den Antrieben gibt es tatsächlich diverse Unterschiede. Diese betreffen zumindest die Basismotorisierung: Denn während Ford den Tourneo Custom stets mit mindestens einem 2,0-l-Turbodiesel mit 136 PS (100 kW) auf die Straße lässt, baut VW in der Basis die auf 110 PS (81 kW) gedrosselte Version des Vierzylinder-Dieselmotors ein, die Ford ausschließlich für die kommerziellen Transit-Custom-Modelle vorbehält. Damit der VW ähnlich gut im Futter steht wie der Basis-Ford, ist ein Aufpreis von 2386 Euro (Stand: Dezember 2024) nötig. Dann erhält man bei VW jedoch die Version mit 150 PS (110 kW), die Ford ebenfalls nur dem Transporter vorbehält. Am oberen Ende der reinen Verbrenner-Liste rangiert jedoch sowohl bei Ford als auch bei VW der 2,0-l-Vierzylinder mit 170 PS (125 kW) Leistung.
Während dieser ausschließlich mit Achtgang-Automatikgetriebe ausgeliefert wird, erhalten die beiden jeweils schwächeren Motorisierungen serienmäßig ein Sechsgang-Schaltgetriebe angeflanscht. Die Automatik ist hier mit Ausnahme des 136-PS-VW optional. Genauso optional ist für die 136, 150 und 170 PS starken Ausführungen ein Allradantrieb.
Doch sowohl VW als auch Ford bieten die Vans auch mit alternativen Antrieben an. Ford bietet den Tourneo Custom mit einem Plug-in-Hybrid mit 233 PS (171 kW) Systemleistung aus einem Elektromotor sowie einem 2,5-l-Benziner sowie maximal 52 km rein elektrischer Reichweite an. Teilzeitstromern-Interessent:innen gehen aktuell beim VW Caravelle aktuell jedoch leer aus. Ein Hybridantrieb bleibt für einen Pkw-Van vorerst dem VW T7 Multivan auf VWs modularem Querbaukasten (MQB) vorbehalten. Der VW Transporter, die kommerzielle Ausführung der siebten Bulli-Generation, ist dagegen bereits jetzt schon mit demselben 2,5-l-PHEV ausstatten.
Ford wie VW bieten jedoch auch jeweils Elektroversionen der Vans an. Und auch hier startet VW mit einer leistungsschwächeren Version. Der e-Caravelle startet mit einer 100 kW (136 PS) starken Einstiegsversion, die Ford so nicht anbietet. Preislich liegt der Basis-e-Caravelle mit 66.271 Euro nahezu gleichauf mit dem 66.818 Euro (Alle Preise: Stand Dezember 2024) teuren E-Tourneo Custom. Dieser startet jedoch bei 160 kW (218 PS). Diesen Antrieb bietet auch VW an, verlangt hierfür jedoch mindestens 68.419 Euro. Die vollelektrische Speerspitze ist dagegen der 210 kW (285 PS) starke Antrieb, den es ebenfalls sowohl bei VW als auch bei Ford gibt. Die Elektro-Vans erhalten antriebsunabhängig eine Batterie mit 63,8 kW Nettokapazität. Das reicht für bis zu 348 km Reichweite (VW e-Caravelle mit 100 kW und langem Radstand), bei den stärkeren Motorisierungen sind es 312 km (VW) oder 306 km (Ford) nach WLTP-Messung.
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Innenraum: Viele Gleichteile, bis zu neun Sitzplätze
Im Innenraum setzen sich die Gemeinsamkeiten der weitestgehend baugleichen Vans fort. Denn vom Armaturenträgern bis zu den Sitzen sind auch hier VW Caravelle und Ford Tourneo Custom weitestgehend gleichauf. Zentraler Bestandteil des Armaturenbretts beider Vans ist etwa ein 13-Zoll-Touchscreen (so gefährlich sind sie wirklich), das auf Fords Sync-4-Technik basiert und bereits ab Werk Smartphone-Inhalte via Apple CarPlay und Android Auto spiegeln kann. Ein integriertes Navigationssystem kostet stets Aufpreis. Bei Ford beläuft sich dieser auf 714 Euro, bei VW auf 803 Euro. Der Tacho ist bei beiden Modellen ab Werk digital, optional gibt es auch einen digitalen Tachografen, was jedoch nur für Berufskraftfahrer:innen wichtig sein dürfte.
Und auch die verfügbaren Sitz-Konfigurationen gleichen sich weitestgehend. Serienmäßig werden sowohl Ford Tourneo Custom als auch VW Caravelle mit acht Sitzplätzen ausgeliefert. Diese verteilen sich auf Einzelsitze vorne sowie zwei Sitzreihen à drei Sitzplätzen in Reihe zwei und drei. Gegen Aufpreis kann der Beifahrersitz gegen eine Zweier-Sitzbank getauscht werden. Der Innenraum ist jeweils dank eines Schienensystems am Boden sehr variabel ausgelegt. Die Fondsitze können sowohl ausgebaut als auch individuell verschoben werden (ausgenommen Dreier-Sitzbank in der dritten Reihe). Die zweite Reihe lässt sich zudem auch entgegen der Fahrrichtung einbauen. Serienmäßig werden die Vans mit nur einer Schiebetüre ausgeliefert. Die zweite ist stets optional, kostet bei VW mit 714 Euro (manuell) oder 1190 Euro (elektrisch) jeweils weniger als bei Ford (manuell: 773 Euro, elektrisch: 2201 Euro).
Eine manuelle Klimaanlage im Fahrerhaus ist jeweils serienmäßig an Bord. Gegen Aufpreis ist bei beiden Modellen jedoch auch eine optionale Klimaautomatik (das sind die Unterschiede zur Klimaanlage) mit zwei oder drei Zonen verfügbar. Diese Optionen kosten bei VW jeweils weniger als bei Ford. Die Zweizonen-Klimaanlage kostet bei VW etwa 238 Euro, während bei Ford 297 Euro für das Komfortfeature fällig werden. Dafür kommt Ford-Kund:innen die Standheizung (so nachrüsten) mit Fernbedienung günstiger zu stehen. Während beim Tourneo Custom 1428 Euro hierfür hinzukommen, sind bei VW 1666 Euro fällig.
Auch bei den Fahrassistenzsystemen gibt es ein Stechen zwischen beiden Vans. Eine Einparkhilfe hinten ist stets serienmäßig, genauso die aktive Geschwindigkeitsregelanlage oder der Notbremsassistent. Alle übrigen Fahrassistenten, darunter etwa ein Rundum-Kamerasystem oder ein Rückfahr-Bremsassistent, kosten bei Ford wie VW Aufpreis. Spannend: Beide Vans sind als Diesel mit Frontantrieb auch mit einer optionalen Differentialsperre für die Vorderachse bestellbar. Bei Ford kostet die mechanische Sperre 1309 Euro, bei VW ist sie dagegen mit 1559 Euro deutlich teurer.
Wer baut nun den besseren Van auf der identischen Technikplattform? So leicht lässt sich das nicht bestimmen. Denn technisch wie preislich schenken sich VW Caravelle und Ford Tourneo Custom wenig. Wer genau weiß, welche Ausstattungsdetails in den Van sollen, kann jedoch bei VW deutlich bei Schiebetüren und Klimaanlage sparen, während Ford attraktivere Preise für Navi oder Fahrassistenten macht. Bei Ford bekommt man mehr Motorleistung für weniger Geld, Plug-in-Hybrid-Interessent:innen werden zudem nur beim Kölner fündig.