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Wohnmobil oder Wohnwagen: Vergleich beider Camping-Konzepte

Dominik Mothes Redakteur
Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen

XXL-Wohnmobil oder Doppelachs-Wohnwagen – mit dem Dethleffs Globetrotter XXL A und dem Dethleffs Nomad 650 RQT haben wir zwei sanfte Riesen im Konzeptvergleich. Welche Vor- und Nachteile Reisemobil oder Caravan haben, erklären wir hier.

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Inhalt
  1. Wohnmobil gegen Wohnwagen im Konzeptvergleich
  2. Führerschein & Tempolimit: Eine Frage des Gesamtgewichts
  3. Rangieren: Leichter mit dem XXL-Wohnmobil
  4. Zuladung: Hier hat das Wohnmobil die Nase vorn
  5. Auf dem Campingplatz: Hier schlägt die Stunde des Caravans
  6. Fazit

 

Wohnmobil gegen Wohnwagen im Konzeptvergleich

Es soll mit fünf Personen auf große Tour gehen? Und im Campingurlaub soll nicht auf ein gewisses Maß an Luxus und Bequemlichkeit verzichtet werden? Dann stellt sich die Frage, ob es das klassische Gespann mit voluminösem Wohnwagen am Haken sein soll oder vielleicht doch ein Wohnmobil jenseits der 3,5-t-Klasse. In jedem Fall erfordern beide Varianten einiges an Einfühlungsvermögen in die Handhabung, wie der direkte Vergleich zwischen Caravan und Reisemobil zeigt. Beide Camping-Konzepte belohnen dies jedoch mit reichlich Bewegungsfreiheit und erstklassiger Ausstattung. Aber: Es gilt, die ein oder andere "Kleinigkeit" im Umgang mit den Fullsize-Freizeitbegleitern zu beachten.
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Führerschein & Tempolimit: Eine Frage des Gesamtgewichts

Besonders die Fahrt im knapp 7,5 t schweren Wohnmobil (die gängigen Wohnmobil-Bauarten erklärt) birgt einige Tücken, die man vor Reiseantritt in Ruhe bedenken sollte. Zunächst einmal gilt: Darf ich überhaupt so ein großes Mobil fahren? Für Wohnmobile über 3,5 t benötigt man mindestens den Führerschein der Klasse C1 (hier Voraussetzungen und Kosten für den Lkw-Führerschein). Doch auch wer einen Caravan – zumindest in der Größe des in unserem Vergleich genutzten Dethleffs Nomad 650 RQT – ziehen möchte, muss wenigstens die Klasse BE (hier Kursinhalte und Kosten zum Anhängerführerschein) eingetragen haben. Und wo wir schon mal bei den Regularien sind: Sonntagsfahrverbote und Fahrerkarten muss man selbst mit schweren Wohnmobilen nicht fürchten. Durchfahrverbote, Überholverbote und Streckensperrungen für Kraftfahrzeuge ab 3,5 t treffen hingegen auch die Wohnmobilist:innen. Genau wie die meist teureren und komplizierteren Mautregelungen.

Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:

Zudem dürfen Fahrzeuge mit mehr als 3,5 t nicht auf Gehwegen parken (diese Gewichtsgrenzen gelten für Fahrzeuge) und unterliegen generell dem Tempolimit von 80 km/h außerorts sowie 100 km/h auf Autobahnen (hier aktuelle Infos und Fakten zum Autobahn-Tempolimit in Deutschland). Wohnwagen-Gespannfahrer:innen müssen da insgesamt weniger Einschränkungen hinnehmen. Ist ihr Gespann für 100 km/h freigegeben, dürfen sie dieses Tempo auch auf Landstraßen fahren – zumindest hierzulande. Die jeweiligen Regelungen im Ausland muss man gesondert betrachten, aber das trifft beide Fahrzeugarten.

 

Rangieren: Leichter mit dem XXL-Wohnmobil

Das klingt in diesem Konzeptvergleich zunächst nach einem klaren Vorteil für die Wohnwagen-Lösung. Doch mal ehrlich: Wer will (und kann) mit einem großen Gespann auf Landstraßen den Tempovorteil wirklich nutzen? Zumal die Fahrt mit einem solchen Zug schon einiges an Erfahrung bedarf, um schadlos um die ein oder andere "Ecke" zu kommen. Denn während sich die schiere Länge des von uns exemplarisch bewegten Dethleffs Globetrotter XXL A bereits auf fast neun Meter erstreckt, summiert sich die Gesamtlänge des im Foto abgebildeten Tandems aus Mercedes E-Klasse T-Modell und Dethleffs Nomad 650 RQT auf mehr als 13,5 m. Und der 650er ist noch nicht einmal der längste Vertreter der Nomad-Serie. Da ist bei Rangier-, Wende- und Abbiegemanövern Augenmaß gefordert.

Zwar muss man sich auch an die Größe des riesigen Wohnmobils gewöhnen, doch fällt der Umgang mit dem Iveco Daily im Verkehrsgeschehen erheblich leichter als mit dem sperrigen Gespann aus Wohnwagen und Zugfahrzeug. Im direkten Vergleich agiert das Gespann trotz des kräftigen Zugfahrzeugs – dem Mercedes E 220 d mit 194 PS (143 kW) – zudem kaum spritziger als der Globetrotter mit seinem 210 PS (154 kW) starken 3,0-l-Turbodiesel (hier die Geschichte des Dieselmotors). Es dreht sich immer ums Gewicht: träge Masse, Zuladung, Verteilung. Ein bisschen überraschend ist das schon, wenn man bedenkt, dass es das Mercedes E-Klasse T-Modell und der Nomad-Anhänger zusammen auf ein Leergewicht von 3475 kg bringen, während der Iveco Daily mit Alkoven-Aufbau unbeladen bereits auf 4990 kg kommt. Doch gerade beim Anfahren aus dem Stillstand rührt der Pkw-Antrieb zunächst kräftig im Drehmomentwandler seiner Automatik (Arten, Aufbau und Funktion erklärt), bevor es tatsächlich losgeht. Der Lkw hingegen profitiert hier von der insgesamt viel kürzeren Übersetzung seines Automatikgetriebes.

Mit einem Mover (so nachrüsten) ist auch das Rangieren mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz so einfach wie einparken – ohne die praktische Motorhilfe benötigt das zielgenaue "Einparken" des Caravans Muskelkraft. Das Wohnmobil kommt dagegen – natürlich – mit einem Motor unter der Haube und parkt sich daher aus eigener Kraft ein.

 

Zuladung: Hier hat das Wohnmobil die Nase vorn

Einmal in Fahrt, legt das Wohnwagen-Gespann aber doch flotter nach als das wuchtige Wohnmobil, dessen Vortrieb ab etwa 60 km/h spürbar nachlässt und das auch wegen des kernigen Diesel-Sounds eher Trucker-Feeling als dynamische Ambitionen verbreitet. Für Campingreisende noch entscheidender als das Leergewicht ist indes die mögliche Zuladung. Hier spielt das Wohnmobil mit dem robusten Lkw-Chassis in diesem Vergleich seine Trumpfkarte aus: 1710 kg! Der Nomad bringt es je nach Ausstattung auf nur 265 bis 765 kg. Und dabei muss das Reisemobil Globetrotter erkennbar weniger auf sein Gewicht achten: Alle Einbauten wirken noch einmal solider und wertiger als beim Caravan Nomad, der an der einen oder anderen Stelle (etwa den Schiebetüren zum Schlafbereich und der Nasszelle) mehr Leichtbau-Kompromisse hinsichtlich der Verarbeitungs- und Materialgüte eingehen muss.

Zu guter Letzt spielt die Verteilung der Zuladung im Gespann mit Wohnwagen eine noch entscheidendere Rolle als beim Wohnmobil. Wer zu wenig (Stütz-)Last (hier die Anhängelast definiert und erklärt) auf die Hinterräder des Zugfahrzeugs packt, muss trotz Schlingerdämpfung und Gespannstabilisierung des ESP-Systems mit einem ungewohnt instabilen Fahrverhalten rechnen. Das massige Wohnmobil erweist sich diesbezüglich als weit unempfindlicher. Ein unbestrittener Vorteil der Pkw-Anhänger-Kombi ist indes der Geräusch- und Sitzkomfort während der Fahrt. Die Schwingsitze im Iveco-Fahrerhaus bieten zwar einen exzellenten Langstreckenkomfort, doch wer längere Zeit auf den Wohnpolstern in der Sitzgruppe angeschnallt ist, womöglich gegen die Fahrtrichtung, sehnt sich rasch nach der ergonomischen Kontur eines konventionellen Autositzes. Verreist man jedoch mit mehr als vier Personen, kann es je nach Zugfahrzeug auch im Pkw anstrengend werden.

 

Auf dem Campingplatz: Hier schlägt die Stunde des Caravans

Genug von Führerscheinen, Gewichten und Fahrkomfort, hin zur eigentlichen Paradedisziplin der Campingfahrzeuge: das Wohnen. Auf dem Campingplatz (hier die bestbewerteten in Deutschland) angekommen hat der Caravan einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Wohnmobil. Denn der Anhänger bleibt an Ort und Stelle, während der Pkw für Erkundungsfahrten oder Einkäufe abseits der platzeigenen Supermärkte mit Komfort-Aufpreis als unauffälliges Beförderungsmittel zur Verfügung steht. Das rollende Ferienheim bleibt sicher geparkt. Im Wohnmobil ist man dagegen ohne Fahrrad auf dem Heckträger (diese Fahrradträger-Typen gibt es für Wohnmobile) oder Mopedauto (hier alle in Deutschland erhältlichen Leichtfahrzeuge) auf dem Campingplatz "gestrandet", wenn man das Fahrzeug nicht ständig neu ausrichten und nivellieren möchte. Apropos Nivellieren: Auch hier tut sich ein Wohnwagen oft mit Hubstützen (so nachrüsten) ab Werk leichter, als ein identisch großes Reisemobil, bei dem Auffahrkeile (hier unsere Empfehlungen) für einen geraden Stand sorgen. Der Luxus-Alkoven aus unserem Vergleich mit optionalen Hydraulikstützen und Luftfederung (hier Fahrwerkstypen erklärt) an der Hinterachse ist hier natürlich ein gutes Beispiel, wie das auch automatisch und komfortabel geht – fehlen die Luxus-Features, wird das ganze jedoch zur Geduldsprobe.

Wer am Campingplatz auf die Campingplatz-Versorgung zurückgreift, wohnt in Caravan wie Wohnmobil gleich gut. Autark hat das Wohnmobil durch Annehmlichkeiten wie die meist serienmäßige Aufbaubatterie (unsere Tipps zu Kauf und Einbau) oder optionale Dieselheizungen einen Vorsprung – der Caravan ist hier auf die Gasheizung beschränkt, eine optionale Aufbaubatterie samt Solaranlage (so nachrüsten) ist für Autarkie Pflicht.

 
Unser Fazit

Es gibt keinen klaren Gewinner in diesem Vergleich zwischen Wohnmobil und Wohnwagen. Es bleibt also trotz allem Geschmackssache, wofür sich Camper:innen entscheiden. Für das Riesen-Reisemobil sprechen die solidere Bauart, die höhere Zuladung und die gelasseneren Fahreigenschaften. Mit dem Caravan bleibt man vor Ort mobiler, muss weniger Vorschriften beachten – und fährt vor allen Dingen erheblich günstiger.

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