Kindersitz-Gruppe 1/2/3: Tipps zum Kauf
Sitze für möglichst lange Nutzungsdauer
Wer nach der Babyschale möglichst nur einen weiteren Autokindersitz kaufen möchte, kann ein Modell der Kindersitz-Gruppe 1/2/3 (9-36 kg) in Betracht ziehen. Entsprechende Sitze gibt es mit oder ohne Isofix und einer sogenannten Liegefunktion. Die AUTO ZEITUNG erklärt, worauf Eltern beim Kauf achten sollten und welche Vor- und Nachteile Kindersitze der Gruppe 1/2/3 bieten.
Ein mitwachsender Kindersitz aus der Gruppe 1/2/3 für Kinder mit einem Gewicht zwischen neun und 36 kg lässt sich in der Sitzhöhe, den Armrasten, der Kopfstütze und weiteren Punkten an Körpergröße und Gewicht des Kindes anpassen und soll daher besonders flexibel und lange nutzbar sein. Was im ersten Moment nach einem unschlagbaren Argument auch hinsichtlich Preis-Leistungs-Verhältnis klingt, kann jedoch schnell zulasten der Sicherheit des Kindes gehen. Denn in der Regel bieten reine Gruppe-1-Sitze im Anschluss an die Babyschale eine bessere Passform für die Körper von Kleinkindern. Die lange Nutzungsdauer steht also einer nicht vielleicht nicht ganz optimalen Passform gegenüber. Im Gegensatz zu Autositzen, die nach der aktuellsten i-Size-Norm zugelassen sind, werden Kindersitze der Gruppe 1/2/3 nach der Norm UN ECE Reg. 44 in Körpergewichtsklassen unterteilt. Die i-Size Norm (auch UN ECE Reg. 29) hingegen richtet sich nach der Körpergröße des Kindes, wobei Hersteller den jeweiligen Größenbereich für ihre Autositz-Modelle selbst festlegen.
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Ab wann Kindersitz der Gruppe 1/2/3 nutzen?
Kindersitze der Gruppe 1/2/3 sind für die Nutzung direkt nach der Babyschale (Kindersitz-Gruppe 0) ausgelegt. Bereits Kinder ab einem Gewicht von neun Kilogramm können in entsprechenden Modellen im Auto mitfahren – und das sogar bis die Kindersitzpflicht im Alter von zwölf Jahren oder bei Erreichen einer Körpergröße von 150 cm endet. Kindersitze der Gruppe 1/2/3 gehören somit zu den sogenannten mitwachsenden Kindersitzen, wobei sich die Nutzung in zwei Phasen unterteilen lässt. Während der ersten Phase, die ungefähr bis zum Erreichen des vierten Lebensjahres dauert, werden Kinderautositze der Gruppe 1/2/3 zunächst wie ein reiner Gruppe-1-Sitz genutzt. Dafür sind entsprechende Modelle mit einem eigenen Gurtsystem – in der Regel ein Fünfpunktgurt – oder einem Fangkörper, etwa einem in der Tiefe verstellbaren Tischchen, ausgestattet.
Wenn der Nachwuchs dann irgendwann ein Gewicht von mehr als 18 kg auf die Waage bringt oder die Kopfstütze nicht mehr korrekt sitzt, müssen Kindersitze der Gruppe 1/2/3 für die zweite Nutzungsphase umgebaut werden. Heißt: Das sitzeigene Gurtsystem für Kleinkinder wird ausgebaut oder der Fangkörper entfernt. Von diesem Zeitpunkt an wird das Kind mit dem Dreipunktgurt des jeweiligen Fahrzeugs gesichert – wie bei einem Kindersitz der Gruppe 2/3. Zudem muss die Kopfstütze verstellt und eventuell vorhandene zusätzliche Polster für Kleinkinder entnommen werden.
Sitze der Kindersitz-Gruppe 1/2/3 (9-36 kg) werden grundsätzlich vorwärtsgerichtet im Auto platziert. Das hat den Nachteil, dass Kleinkinder in den ersten Monaten und Jahren nach der Nutzung der Babyschale nicht länger rückwärtsgerichtet transportiert werden können, wie es etwa bei sogenannten Reboardern möglich ist und von zahlreichen Expert:innen auch bis zu einem Alter von etwa zwei Jahren empfohlen wird.
Eine detaillierte Übersicht zu den verschiedenen Kindersitz-Gruppen und empfehlenswerten Modellen gibt es auf folgenden Übersichtsseiten:
So werden Kindersitze der Gruppe 1/2/3 befestigt
Kindersitze der Gruppe 1/2/3 werde in der Regel über ein Isofix-System samt zusätzlichem Top Tether im Auto befestigt. Verfügt der Sitz über einen Fangkörper, kommt in der Regel nur Isofix zur Befestigung zum Einsatz. Vor dem Kauf eines Isofix-Kindersitzes sollten Eltern jedoch in jedem Fall prüfen, ob das eigene Auto auch tatsächlich über die entsprechenden Isofix-Haltebügel verfügt. Eine entsprechende Bezeichnung ist an den Autositzen zu finden, außerdem sind im Handbuch des Autos entsprechende Angaben zu Isofix enthalten. Verpflichtend müssen Neuwagen seit 2014 über Isofix verfügen. Sind die Isofix-Bügel vorhanden, erleichtert das den sicheren Einbau von Kindersitzen immens, da spezielle Rastarme am Sitz selbst mit Schnappverschlüssen um die Verankerung im Fahrzeug greifen. Eine Nachrüstung ist bei älteren Autos jedoch nicht immer problemlos möglich.
Eltern können aber auch auf eine Isofix-Basis, auch Isofix-Station genannt, zurückgreifen, auf die sich entsprechende Kindersitze aufsetzen lassen und darauf einrasten. Darüber hinaus benötigen Isofix-Kindersitze mit Universal-Zulassung zusätzlich über einen dritten Befestigungspunkt. Hier kommt entweder ein sogenannter Top Tether zum Einsatz, bei dem es sich um einen zusätzlichen Sicherungsgurt handelt, der meist an der Rückseite des Autositzes montiert ist und an einem Befestigungspunkt im Auto – meist hinter der Rücksitzlehne oder im Kofferraum – angebracht wird. Oder aber der Autokindersitz hat einen Standfuß, der eine Drehbewegung nach vorne verhindern soll. Alternativ können Sitze der Kindersitz-Gruppe 1/2/3 aber auch mit dem Fahrzeuggurt befestigt werden, der dann ähnlich wie bei einer Babyschale im Sitz eingefädelt werden muss. In der zweiten Nutzungsphase von Sitzen der Gruppe 1/2/3 ist dann keine zusätzliche Befestigung via Isofix im Auto nötig. Es empfiehlt sich dennoch, ein Isofix-System zur Sicherung zu nutzen. Denn: Nur so ist der Kinderautositz auch dann fixiert, wenn gerade mal kein Kind darin transportiert wird.
Kindersitz-Gruppe 1/2/3: Empfehlungen der Redaktion
Tipps zum Kauf: Darauf beim Kindersitz der Gruppe 1/2/3 achten
Da Kindersitze der Gruppe 1/2/3 auf eine möglichst lange Nutzungsdauer ausgelegt sind, sollten sie auch für jedes Alter, jede Größe und jedes Gewicht eine gute Passform bieten. Um das sicherzustellen, sind die meisten Modelle mindestens mit einer verstellbaren Kopfstütze ausgestattet, über die sich auch der Gurtverlauf anpassen lässt. Zudem lassen sich einige Kinderautositze zusätzlich an der Rückenlehne sowie den Seitenwangen verstellen. Darüber hinaus sollten Eltern für den bestmöglichen Schutz ihres Kindes darauf achten, dass der Kindersitz mit einem zusätzlichen Seitenaufprallschutz ausgestattet ist.
Eine Neigungsverstellung samt Liegefunktion kann eine sinnvolle Zusatzfunktion sein. Sie sorgt dafür, dass Kinder im Sitz nicht nach vorne kippen, wenn sie während der Fahrt im Auto einschlafen sollten. Auch ein wasch- und abnehmbarer Bezug kann im Alltag äußerst praktisch sein. Generell empfiehlt sich ein Probesitzen mit dem Kind im eigenen Auto, um sicherzugehen, dass der Nachwuchs sich im ausgewählten Sitz auch wirklich wohlfühlt. Dann kann auch gleich der Einbau des Kinderautositzes im Fahrzeug probeweise durchgeführt werden.
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Kindersitz-Tests können bei der Kaufentscheidung helfen
Wer einen Kinderautositz der Gruppe 1/2/3 kaufen will und eine zusätzliche Entscheidungs-Hilfe vor dem Kauf benötigt, sollte einen Blick auf die Ergebnisse des jährlichen ADAC-Kindersitz-Tests werfen, den der Automobilclub zusammen mit der Stiftung Warentest durchführt. Hier sind regelmäßig sowohl Babyschalen als auch Modelle der Gruppe 1, Gruppe 2 und Gruppe 3 sowie mitwachsende Auto-Kindersitze der Gruppe 1-3 und auch i-Size Kinder-Autositze zahlreicher Hersteller vertreten. Die Ergebnisse werden in zwei Teilen veröffentlicht (Frühjahr und Herbst) und geben einen Überblick über die besten Kindersitze. Wer sich für beim Kindersitz-Kauf für das obere Drittel der Testsieger (also die besten Autositze oder Preis-Leistungs-Sieger aus dem Kindersitz-Vergleich bzw. ADAC-Test) entscheidet, wird beim Thema Sicherheit wenig vermissen.