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Alle Infos zum Mercedes Sprinter

4x4-Camper im Vergleich: Eura vs. La Strada & Weinsberg

Wenn der Sprinter zum Camping-Kraxler wird

Christian Steiger Freier Mitarbeiter
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Inhalt
  1. Eura Xtura, La Strada Regent E und Weinsberg X-Pedition im Vergleich
  2. Weinsberg X-Pedition für 120.000 Euro – und Allrad kostet extra 
  3. Der Eura Xtura überrascht mit hellhölzerner Eleganz
  4. Der La Strada Regent E  bleibt unter sechs Meter lang
  5. Technische Daten von Eura Xtura XT 686 EF, La Strada Regent E & Weinsberg X-Pedition 600 MQ
  6. Fazit

Es muss ja nicht das ganz große Abenteuer sein. Ein Mercedes Sprinter mit Allrad macht auch im Allgäu und in der Auvergne ein bisschen freier als andere Wohnmobile. Trotz identischer Technik sind die Unterschiede groß, wie der Vergleich von Eura Xtura, La Strada Regent E und Weinsberg X-Pedition zeigt.

 

Eura Xtura, La Strada Regent E und Weinsberg X-Pedition im Vergleich

Dafür dass sie durch Bäche waten und über Schotterpässe kraxeln können, sehen Allrad-Wohnmobile oft auffällig gepflegt aus. Anscheinend ist es nicht immer der Lebenstraum von Alaska oder der Atacama-Wüste, der sich in ihren klimatisierten Kabinen (unsere Empfehlungen für Wohnmobil-Klimaanlagen) erfüllt. Zumindest nicht gleich. Doch bis es soweit ist, kommen nasse Wiesen, sandige Seeufer und sumpfige Feldwege auch im Tessin oder in der Toskana vor. 

Es gibt sie also, die guten Gründe für einen Allradler – insbesondere auf Basis des Mercedes Sprinter. Dass so ein Wühler viel imposanter aussieht als ein normales Wohnmobil, schadet dem Besitzerstolz ja nicht. Und ein gutes Stück erreichbarer ist der Hauch vom großen Abenteuer auch geworden, seit der Weg nicht mehr zwangsläufig zur Maßanfertigung aus der Manufaktur führt. Das zeigen Eura Xtura, La Strada Regent E und Weinsberg X-Pedition im Vergleich, allesamt mit Allradantrieb und allesamt mit Stern auf dem Kühlergrill.
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Weinsberg X-Pedition für 120.000 Euro – und Allrad kostet extra 

Fast alle großen Reisemobil-Hersteller erfüllen heute den Traum von Allrad und Autarkie. Selbst Weinsberg, die Einstiegsmarke des börsennotierten Branchenriesen Knaus Tabbert, ergänzt seine eher konventionelle Modellpalette neuerdings mit einem durchgestylten Mercedes Sprinter fürs Gelände namens Weinsberg X-Pedition. Der ist natürlich nicht im Einheitsweiß seiner Kollegen lackiert, sondern trägt das helle Khakigrün der Wüstenkinder, was einen attraktiven Kontrast zum Mattschwarz der Geländeräder, des Frontschutzbügels und der Dachgalerie mit den seitlich montierten Sandblechen ergibt. Auch einen Heckträger mit Befestigung fürs Reserverad und tresorartiger Stahlbox soll er in der Serie dabeihaben, doch der wartet noch auf die Homologation und ist beim Prototyp nicht montiert.

Das Bild zeigt den fahrenden Weinsberg X-Pedition 600 MQ von schräg vorne fotografiert.
Foto: Daniela Loof

Ganz günstig ist der große Auftritt nicht, die Preisliste des Weinsberg beginnt knapp unter 120.000 Euro – ohne den permanenten Allradantrieb, für den Knaus Tabbert nochmal 5420 Euro extra verlangt. Damit bricht der X-Pedition in die Oberklasse durch, weshalb er sich auch innen von x-beliebigen Kastenwagen (die gängigen Wohnmobil-Bauarten erklärt) unterscheidet. Das gilt nicht für den Grundriss, wohl aber für den Einrichtungsstil mit vertikalen Holzleisten an den Wänden, kühlen Edelstahl-Applikationen und einem ausgefeilten LED-Beleuchtungskonzept (empfehlenswerte Lichtleisten für den Camper). Knaus Tabbert verspricht, dass es den Innenraum in stimmungsvolle Lichtinszenierungen wie etwa "Regenbogen" oder "Lagerfeuer" tauchen wird, aber das war beim Prototyp noch nicht möglich. Dafür zeigt er, dass die Sorgfalt der Verarbeitung und auch die Anfassqualität der großen Zahl auf dem Preisschild gerecht werden.

Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:

Der enge Weinsberg X-Pedition ist auch nur ein Campervan

Das Raumgefühl im Weinsberg X-Pedition entspricht natürlich schon dem der Serie. Besonders spannend wird es beim Mercedes Sprinter immer dann, wenn hinten ein Querbett steht, denn dafür ist er ab Werk eigentlich zu schmal gebaut. Die Weinsberg-Entwickler:innen ändern das mit zwei aufgesetzten Kunststoff-Erkern, die von innen mit einer samtartigen Oberfläche beschichtet sind. Das hilft, um Reisende bis zu 1,98 m Körpergröße komfortabel unterzubringen, vereitelt aber den Einbau seitlicher Fenster, weshalb zum Lüften die kleinen Öffnungen in der geteilten Hecktür reichen müssen.

Das Bild zeigt das Heckbett des Weinsberg X-Pedition 600 MQ.
Foto: Daniela Loof

Ganz ohne Zugeständnisse geht es eben nicht, auch der Mercedes Sprinter ist schließlich nur ein Campervan. In den Durchgängen geht es fast immer eng zu. Beim Weinsberg X-Pedition gilt das ganz besonders, weil die raumgreifende Türklinke des Bads eine lästige Engstelle schafft – vielleicht lässt sich das bis zur Serie ja noch ändern. Ausgesprochen großzügig fällt dafür der Küchenblock aus, dessen 1,40 m breite Oberfläche reichlich Platz zum Arbeiten bietet.

Und im Bad haben die Weinsberg-Einrichter:innen gezaubert: Es ist zwar so klein wie in fast allen Campervans, lässt sich zum Duschen aber besser nutzen, weil die Toilette (unsere Tipps und Empfehlungen zu Campingtoiletten) mit einem Handgriff im dahinterliegenden Gepäckraum verschwinden kann. Das ist so einfach möglich, weil es sich um das patentierte Cleanflex-Foliensystem handelt, das ohne Wasser und Chemie funktioniert. Auch die von außen zugängliche Sanitärkassette ist glücklicherweise Geschichte. Deshalb gehört der X-Pedition zu den wenigen Wohnmobilen, die ganz ohne Serviceklappen in der Karosserie auskommen: Weil er mit Diesel heizt (so eine Standheizung nachrüsten), kann er sogar auf den platzfressenden Gasflaschenkasten verzichten.

Der Antrieb lässt den Weinsberg vital wirken

Dem Stauraum des Weinsberg X-Pedition kommt das zugute, denn der ist mit seinem Maß von 1,20 x 1,10 x 0,90 m für Mercedes-Sprinter-Verhältnisse üppig. Dabei muss das Gepäck nur für zwei reichen, weil Weinsberg keine Familienversion anbietet. Und wenn der X-Pedition nicht durch die Steppe streift, sondern sich zu Hause nützlich macht, lässt sich das Bett leicht umklappen oder ganz herausnehmen. 

Die Teilzeit-Nutzung im Alltag scheint nicht völlig abwegig, obwohl der Weinsberg 6,30 m misst und 3,1 t wiegt. Doch er ist eben auch ein Mercedes Sprinter mit 190 PS (140 kW) und Neunstufen-Automatik, deshalb bewegt er sich viel vitaler und handlicher durch den Verkehr, als es die Papierform befürchten lässt. Dass er trotzdem nur 100 km/h fahren darf, dämpft den Fahrspaß dann schon wieder: Man muss ständig aufpassen, um nicht schneller als erlaubt zu sein.

 

Der Eura Xtura überrascht mit hellhölzerner Eleganz

Im Eura Xtura kommt der Flow ganz von selbst, obwohl er mit seinen 3,4 t gar nicht so viel schwerer ist als der Weinsberg. Und doch zeigt schon die schiere Größe des Teilintegrierten, dass er in einer anderen Liga spielen will als seine schlankeren Kollegen. Auf der Autobahn hat es der 2,0-l-Vierzylinder nicht mehr ganz so leicht wie im Weinsberg, deshalb fällt es Fahrer:innen nicht schwer, den großen Brocken bei Tempo 100 mit 1600 Umdrehungen vor sich hinmurmeln zu lassen. 

Natürlich zeigen sich die Vorzüge des großen Aufbaus schon beim ersten Zwischenstopp. Nichts wirkt eng oder schmal im Xtura, das beginnt schon beim Tisch, an dem sich mit etwas gutem Willen eine fünfköpfige Reisegruppe niederlassen kann. Auch das Bad des Xtura bietet ungleich mehr Bewegungsfreiheit als die Nasszelle eines Kastenwagens. Und die 2700 l große Heckgarage würde sich sogar zur Aufnahme eines Untermieters eignen.

Das Bild zeigt den fahrenden Eura Xtura XT 686 EF von schräg vorne fotografiert.
Foto: Daniela Loof

Notwendig ist das nicht, denn gegen Aufpreis lässt sich die Sitzgruppe zum Notbett umbauen. Und im Schlafzimmer geht es so großzügig zu, dass mit etwas Zugeständnissen auch ein vierter Schlafgast unterkäme, wenn die beiden Einzelbetten mithilfe eines Zwischenstücks zur zwei Meter breiten Liegefläche werden. Auch im Outback muss es nicht an Wohnkultur mangeln, deshalb wagt der Eura sogar den gestalterischen Spagat und überrascht mit der hellhölzernen und cremefarbenen Gediegenheit eines typischen Oberklasse-Wohnmobils. Zum schneidigen Außendesign passt das zwar wie ein Armani-Anzug zum Besteigen des K2, doch an der Verarbeitung und an den Materialien gibt es selbst mit Blick auf den Grundpreis von 144.900 Euro nichts zu mäkeln.

Im Gegenteil, die wuchtige Zahl relativiert sich auch mit Blick auf die Ausstattungsliste. Nicht nur den Allradantrieb liefern sie bei Eura ohne Aufpreis, sondern auch die aufwendige Alde-Warmwasserheizung. Und wo sich die Allrad-Kastenwagen mit herkömmlichen Bordbatterien zufriedengeben, greifen sie im rheinhessischen Sprendlingen zum mächtigen 330-Ah-Lithium-Akku, der mit einem 120 A starken Ladegerät kooperiert. Das fungiert nebenbei als Wechselrichter, womit sich die 230-V-Verbraucher an Bord auch ohne Landstrom nutzen lassen.

"Bis zu 20 Tage und mehr" soll der Xtura in der Wildnis durchhalten, so verspricht es der Hersteller und meint damit auch den Einsatz der Solarkollektoren (unsere Empfehlungen für mobile Solaranlagen), die gegen Mehrpreis auf dem Dachträger montiert sind. Zur Basisausstattung gehören dagegen die Frisch- und Grauwassertanks, die stattliche 145 respektive 105 l fassen. 

 

Der La Strada Regent E  bleibt unter sechs Meter lang

Sicher, die Weltreisenden in ihren dreiachsigen Expeditionsmodellen übertreffen das ganz locker, doch womöglich reichen fürs kleine Glück im Freien ja auch die 95 l, die der La Strada Regent E dabei hat. Und vielleicht ist es ja ein Wert an sich, dass ein Allrad-Sprinter nicht einmal sechs Meter lang sein muss, um ein verwöhntes Paar glücklich zu machen. Beim Fahren fällt das auch dem La Strada-Sprinter leicht, zumal er sich noch einen Tick handlicher anfühlt und etwas straffer wirkt als der Weinsberg X-Pedition.

Zum Wohlfühlen im kurzen, schmalen Kasten braucht es dagegen einen unkonventionellen Grundriss, deshalb haben sie bei La Strada auf die Zweier-Sitzbank verzichtet und das Bad ein Stück nach vorn gerückt. In der Kabine geht es jetzt recht eng zu, auch wenn das für ein kleines Frühstück zu zweit locker reicht. Bequemer sitzt es sich aber am Fußende der beiden Einzelbetten im Heck, denn die lassen sich so falten, dass zwei großzügige und angenehm straffe Sessel entstehen. Und der Tisch lässt sich ganz einfach umstecken, schließlich ist er mit 72 auf 50 cm klein genug. Jetzt fehlt nur noch der Panoramablick aus den Seitenfenstern, doch mit dem kann der Regent E nicht dienen: Auch er trägt seitliche Erker, denn wer die Sessel nachts aufgebaut lassen will, soll quer schlafen können. Auf einer Liegefläche von 1,95 auf 1,37 m geht das fast so gut wie im Weinsberg.

Das Bild zeigt die Sitzgruppe des La Strada Regent E mit zwei sitzenden Personen.
Foto: Daniela Loof

Ziemlich clever, wie La Strada das gelöst hat. Doch der eigentliche Clou des Regent E ist das Raumgefühl, das die hessischen Campervan-Expert:innen mit den niedrig eingebauten Betten schaffen. Die lassen sich deutlich verrenkungsfreier erreichen als das hohe Schlafgemach des Weinsberg. Allerdings zieht der La Strada naturgemäß den Kürzeren, wenn es um die Größe des Gepäckraums geht. Auch beim Bad können die Ausbauer:innen von La Strada nicht viel ausrichten: Es ist klein, obwohl das Klappwaschbecken ein paar Zentimeter Bewegungsfreiheit schenkt.

Und die Küche ist zwar ein Designerstück, könnte aber mehr Arbeitsfläche vertragen. Die piekfeine Verarbeitung zeigt dann allerdings wieder, warum fast 120.000 Euro auf der Rechnung stehen. Und auch die riesige Auswahl an Farben und Materialien, die der Hersteller für die Sitze und die Möbelfronten anbietet, kann ein Argument für sich sein. Vielleicht noch mehr als das Bezwingen nasser Wiesen und sumpfiger Feldwege. Denn das können sie in dieser Klasse alle ganz gut. 

 

Technische Daten von Eura Xtura XT 686 EF, La Strada Regent E & Weinsberg X-Pedition 600 MQ

AUTO ZEITUNG 02/2025Eura Xtura XT 686 EFLa Strada Regent EWeinsberg X-Pedition 600 MQ
Technische Daten
Motor4-Zylinder, Turbodiesel; 1995 cm³4-Zylinder, Turbodiesel; 1995 cm³4-Zylinder, Turbodiesel; 1995 cm³
Antrieb9-Stufen-Automatik; Allrad9-Stufen-Automatik; Hinterrad, opt. Allrad9-Stufen-Automatik; Hinterrad, opt. Allrad
Leistung140 kW/190 PS140 kW/190 PS140 kW/190 PS
Max. Drehmoment440 Nm440 Nm440 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)6880/2198/3135 mm5932/2040/2815 (2920 m. Allrad) mm 6300/2060/2900 mm
Leergewicht/Zuladung3350/750 kg3142/958 kg3106/394 kg
Ausstattung
Sitz-/Schlafplätze3/2-32/24/2
Herd/HeizungZweiflammen-Gaskocher + Induktion/Alde-WarmwasserZweiflammen-Gaskocher/Truma Combi 6 (Gas)Zweiflammen-Gaskocher + Induktion/Truma Combi 6D (Diesel)
Gas2 x 11 kg 18 kg (Tank)1 x 11 kg
Frisch-/Abwasser145/105 l95/70 l120/82 l
Preis
Grundpreis144.900 €117.410 € (inkl. Allrad)125.310 € (inkl. Allrad)
Alle Daten Werksangaben

 
Christian Steiger Christian Steiger
Unser Fazit

SUV-Fahrer:innen wissen, dass Können fast so schön wie Machen sein kann. Doch wer im Urlaub wirklich Großes vorhat, wird mit einem Allrad-Kastenwagen vermutlich nicht glücklich. Und ein Fernreise-Wohnmobil wie der Eura Xtura passt nicht wirklich in den dicht besiedelten Alltag. Viel wichtiger als alle Stilfragen ist es deshalb, sich beim Kauf über das eigene Nutzungsprofil klar zu sein.

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