Neuer Jeep Avenger (2023): Erste Testfahrt
Der Baby-Jeep will groß rauskommen
Mit dem neuen Jeep Avenger (2023) will die amerikanische Marke ihr Absatzvolumen in Europa deutlich steigern – die erste Testfahrt im Elektro-SUV ist jedenfalls vielversprechend.
!--startfragment-->Ein kleiner Spoiler vorab: Reichweitenangst ist auf der ersten Testfahrt im neuen Jeep Avenger (2023) kein Thema. Der kleine Elektro-Jeep wartet mit komplett geladenem Akku auf die Journalist:innen-Meute – der Bordcomputer meldet 400 Kilometer Reichweite, exakt so viel wie der WLTP-Zyklus ermittelt hat. Die Außentemperaturen von rund 25 Grad Celsius im spanischen Málaga dürften also nicht nur für die Fahrer:innen, sondern auch für den kleinen Jeep sehr angenehm sein. Der Protagonist des Tages fußt als erstes Modell des Stellantis-Konzerns auf der neuesten Ausbaustufe der CMP-Familie (Common Modular Platform), hier e-CMP2 getauft. Zu der illustren CMP-Familie gehören zahlreiche europäische Bestseller, darunter Peugeot 208, 2008 und Opel Corsa sowie Mokka.
Die technische Grundlage lässt sowohl klassische Verbrenner, Misch- als auch rein elektrische Antriebe zu. Jeep geht zunächst den wohl konsequentesten Weg und schickt den Avenger vollelektrisch zu den Händlern. Klassische Verbrenner soll es in Deutschland gar nicht erst geben, eine Plug-in-Hybridversion wurde zumindest angedeutet. Diese, bei Jeep "4xe" genannt, bringt einen Allradantrieb mit sich, den der Stromer nicht bieten kann. Und so stellt sich auch direkt eine entscheidende Frage vor der ersten Testfahrt im neuen Jeep Avenger (2023) von selbst: Kann ein frontgetriebenes City-SUV wirklich ein echter Jeep sein? Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Der Jeep Avenger (2023) im Fahrbericht (Video):
Kann der neue Jeep Avenger (2023) auf der ersten Testfahrt überzeugen?
Die kompakten Abmessungen des neuen Jeep Avenger (2023) unterbieten den kompakten Renegade in der Länge um gut 20 Zentimeter. 4,08 Meter misst der Elektro-Jeep – kürzer war bei den Amerikaner:innen nur der Urgroßvater Willys. Wie stolz man auf diesen ist, deuten zahlreiche Zitate an, die über die gesamte Karosserie des Avenger verteilt wurden. Egal ob im Kühllufteinlass oder auf den Felgen: Der Willys taucht überall auf. Dazu gesellen sich unter anderem ein Sternegucker im Scheibenrahmen und ein Marienkäfer auf dem Dach. Wer das albern findet, sich darunter wenig vorstellen kann oder sich gar Sorgen um die Ernsthaftigkeit des Avenger macht, der muss einfach nur weiterlesen. Der kleine Jeep ist trotz Großerserientechnik erfreulich eigenständig geraten – das gilt sowohl für das Exterieur- als auch das Interieurdesign. Die Kunststoffbeplankung soll nicht nur Robustheit suggerieren, sondern steht rundum auch wenige Millimeter über, was den Lack vor kostspieligen Beschädigungen schützt. 20 Zentimeter Bodenfreiheit und Böschungswinkel von 20 Grad vorne und 32 Grad hinten reizen die Möglichkeinten der Plattform maximal aus. Der Rampenwinkel beträgt ebenfalls 20 Grad. Allein diese Eigenschaften nehmen Feldwegen und Bordsteinkanten im neuen Jeep Avenger (2023) schon den Schrecken.
Die Konkurrenten:
Neuer Avenger im urbanen Gelände zuhause
Hinterm Lenkrad des neuen Jeep Avenger (2023) fällt zunächst die leichtgängige Lenkung auf – und ein Bremspedal mit sehr langem Weg. Das entkoppelt alles vergleichsweise stark vom eigentlichen Fahrgeschehen, harmoniert aber gut mit der komfortablen Federung, die den kleinen Jeep kommod über geflickte Asphaltteppiche fahren lässt. Denn trotz gern bemühter Offroad-Gene ist der Avenger auf (urbanen) Straßen zuhause. Und genau das macht ihn zeitgemäßer als seine größeren Brüder. Denn wann geht es in Mitteleuropa denn wirklich mal auf Ausflüge abseits der Straße? In den allerwenigsten Fällen. Um hier nicht direkt beim ersten sandigen Untergrund kapitulieren zu müssen, rüstet Jeep den Avenger mit verschiedenen Fahrmodi aus, die Leistung, Lenkung und Traktionskontrolle an verschiedenste Situationen anpassen. Die vollen 115 kW (156 PS) stehen so etwa nur im Sportmodus zu Verfügung. Weniger Leistung, dafür aber mehr Reichweite versprechen in der Intensität nochmals abgestuft Normal- und Eco-Modus. Auf unbefestigten Untergründen versucht die individuelle Abstimmung der elektronischen Regelsysteme den Avenger vorm Liegenbleiben zu bewahren.
Glaubt man den Bezeichnungen der Modi, dann verlieren Sand, Matsch und Schnee so ihren Schrecken. Im Rahmen der ersten Testfahrt geht es nur über staubtrockene, sandige Pisten und mit kleinen Steinen gespicktes Geläuf. Trotz effizienzoptimierter Straßenbereifung pariert der Avenger dieses Offroad-light-Terrain ohne Murren und mit einem gewissen Fahrspaß nah an der Traktionsgrenze. Dafür werden Wrangler-Fans nur ein müdes Lächeln übrig haben, Käufer:innen des neuen Jeep Avenger (2023) können sich aber gewiss sein, dass sie den wohl zeitgemäßesten Jeep für Mitteleuropa im 21. Jahrhundert fahren.
Praktische Ablagen, wenig Platz im Fond
Die weiteren Qualitäten des neuen Jeep Avenger (2023) fallen erwartbar aus. Das gilt allerdings auch für die Schwächen. In Reihe eins sitzt es sich trotz fehlender Lordosenstütze bequem, wirkliches SUV-Gefühl will wegen der niedrigen Sitzposition allerdings nur bedingt aufkommen. Wirklich großartig sind die zahlreichen und in den meisten Fällen gummierten Ablagen in direkter Griffweite der Passagier:innen. Sie nehmen nicht nur Flaschen, Dosen und Smartphones auf, sondern schrecken auch vor größeren Aufgaben, etwa Handtaschen nicht zurück. Ärgerlich ist die Kratzempfindlichkeit des verwendeten Hartplastiks – hier ist Vorsicht geboten. Eingeschränkt ist das Platzangebot allerdings auf der Rückbank. Großgewachsene Personen, etwa ab 1,75 Meter, müssen sich schon genau überlegen, wo sie Knie, Füße und Kopf adäquat unterbekommen. Besser gefällt der mindestens 355 Liter fassende Kofferraum – dessen Größe Jeep auch gern mit 380 Liter angibt. Seis drum: Er ist gut nutzbar und lässt mit dem ab Longitude-Ausstattung serienmäßen doppelten Ladeboden den fehlenden Frunk verschmerzen.
Das mindestens 37.000 Euro (Stand: April 2023) teure Basismodell des neuen Jeep Avenger (2023) ist ab Werk mit 11 kW-Wechsel- und 100 kW-Gleichstromladeleistung sowie einer Wärmepumpe ausgerüstet. Das ebenfalls serienmäßige und angenehm bedienbare Uconnect-Infotainment samt kabellosem Apple CarPlay und Android Auto auf einem 10,25-Zoll-Touchscreen rundet den positiven Gesamteindruck ab. Das ab Longitude dazubuchbare Navigationssystem verzichtet leider auf eine detaillierte Ladeplanung – hier leisten einzig Drittanbieterapps auf dem Smartphone Abhilfe. Dass dies verschmerzbar ist, deutet der ausgewiesene Durchschnittsverbrauch nach der ersten Testfahrt durchs hügelige Hinterland rund um Málaga an: bescheidene 15,4 kWh vermeldet der Bordcomputer. Das entspricht beim stets 54 kWh fassenden Akku rund 350 Kilometer Reichweite.
Technische Daten & Messwerte des Jeep Avenger (alle Daten Werksangaben)
AUTO ZEITUNG 11/2023 | Jeep Avenger |
Technische Daten | |
Motor | Ein Elektromotor |
Antrieb | Vorderrad |
Systemleistung | 115 kW/156 PS |
Max. Drehmoment | 260 Nm |
Spannung/Batterie-Kapazität | 400 V/54 kWh (brutto) |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4008/1780/1530 mm |
Gewicht | 1536 kg |
Kofferraumvolumen | 355-1250 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 9,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h (abgeregelt) |
Verbrauch auf 100 km | 15,3-15,9 kWh |
Reichweite (WLTP, kombiniert) | 404 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 37.000 € |
Marktstart | Ende April 2023 |
Der neue Jeep Avenger (2023) gefällt besonders da, wo Jeeps bislang eher fehl am Platze waren: in der Stadt. Der E-Antrieb ist ausreichend kraftvoll und der Innenraum dank zahlreicher Ablagen und der meist problemlosen Bedienung ein angenehmer Aufenthaltsort – zumindest in der ersten Reihe. 37.000 Euro Einstiegspreis sind nicht billig, aber dem Gebotenen dank der gut zusammengestellten Basisausstattung angemessen. !--endfragment-->!--startfragment-->