Eriba Car (2024): Alle Infos zum Eriba-Kastenwagen
Ein Campervan vom Caravan-Spezialisten
Eriba ist vor allem für den ikonischen Caravan Touring mit ordentlich Retro-Charme und Zweifarblackierung bekannt. Mit ähnlicher Rezeptur kommt nun der erste motorisierte Camper seit langem: der Eriba Car. Wir stellen die Grundrisse 600 und 602 vor.
Preis: Eriba Car (2024) ab 76.900 Euro.
Tradition verpflichtet, kann aber auch Innovation im Keim ersticken. Für drei Jahrzehnte kehrte die Hymer-Tochtermarke Eriba motorisierten Campern den Rücken und fokussierte sich auf das Kerngeschäft: Caravans. Und das auch mit Erfolg, denn vor allem der charmante Eriba Touring mit Retro-Optik und Zweifarblackierung erfreut sich großer Beliebtheit und bringt von Haus aus großen Wiedererkennungswert mit sich.
Zum Modelljahr 2024 folgte daher die Neuauflage des Eriba Car (2024). Zuerst nur mit dem Querbett-Grundriss 600, seit August 2024 auch mit dem Grundriss 602 und Einzelbetten im Heck. Ungewöhnlich: Beide Grundrisse teilen sich einen Einstiegspreis. Dieser liegt bei 76.900 Euro (Stand: September 2024). Die Karosserieform des Car verändert sich mit dem neuen jedoch. Anstelle eines Teilintegrierten, wie der Vorgänger aus den 1980er und 1990er Jahren, ist der neue motorisierte Camper ein Kastenwagen. Und auch die Basis ändert sich. Damals wurde noch das Fahrgestell eines Renault Trafic genutzt, heute wird der VW Crafter Kastenwagen zum wohnlichen Campervan für zwei, beim 600 sogar bis zu drei Personen. Die Außenmaße der beiden Grundrissvarianten bleiben dabei identisch. Der Crafter wird bei Eriba stets mit 5,99 m Länge und 2,67 m Höhe geordert.
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Innenraum: Längs- oder Querschläfer?
Die zwei Grundrisse des Eriba Car (2024), 600 und 602, unterscheiden sich im Innenraum bei gleicher Grundfläche vom Aufbau recht stark voneinander, auch wenn die Ausstattung ähnlich ist. Daher müssen sich Kund:innen vor allem über eine Frage im Klaren sein: Längs- oder Querbetten?
Der Eriba Car 600, den die Hymer-Tochter zur CMT 2024 vorstellte, folgt eher dem klassischen Campervan-Grundriss. Vorne bietet der Kastenwagen eine Halbdinette mit Zweier-Sitzbank, Tisch und den drehbaren Fahrerhaussitzen. Die Sitzbank verfügt auch über zwei eingetragene Sitzplätze sowie einem Isofix-Platz. Insgesamt dürfen einschließlich Fahrer:in vier Personen mitfahren. Eine großzügig geschnittene Küchenzeile mit Zweiflammen-Gaskocher und 90-l-Kompressor-Kühlschrank schließt sich im Bereich der Schiebetüre an, gegenüber liegt das Kompaktbad mit Falttüre. Im Heck des 600er bleibt so Platz für ein quer eingebautes Doppelbett (200 x 136 cm). Aufgrund der Breite des Vans von nur 2,07 m schaffen Erker in den Seitenwänden anstelle von Fenstern die nötigen Zentimeter für die vollen zwei Meter Liegefläche. Sollten mehr Personen im Eriba Car 600 übernachten, lässt sich die Sitzgruppe gegen Aufpreis zu einem 170 x 100 cm großen Notbett umklappen.
Ausgefallener ist dagegen das Innenraumkonzept des erst zum Caravan Salon 2024 in Düsseldorf vorgestellten Eriba Car 602. Er ist auf zwei Personen begrenzt und bietet weder mehr Sitz- noch Schlafplätze. Das Fahrerhaus samt drehbaren Frontsesseln ist identisch, dafür haben die Entwickler:innen die Zweier-Sitzbank eliminiert. Eine drehbare Tischplatte ersetzt den vollwertigen Esstisch des 600ers. Anstelle der Bank folgt direkt das identisch geschnittene Kompaktbad mit integrierter Dusche, Waschbecken und Kassettentoilette. Auch die Küche schrumpft im 602er, bietet aber weiterhin einen Zweiflammen-Gaskocher. Der Kühlschrank fasst indes nur noch 70 l. Im Heck folgt sowohl der Grund für das Vorrücken von Bad und Küche sowie das eigentliche Highlight des Eriba Car 602: zwei lange Sitzbänke. Beziehungsweise zwei Einzelbetten. Denn der Heckbereich kann am Tag als "Wohnzimmer" genutzt werden und verwandelt sich bei Nacht zum Schlafzimmer mit zwei Längsbetten (190/200 x 75 cm). Ein Notbett gibt es aufgrund der fehlenden Sitzgruppe natürlich nicht.
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Bei den unterschiedlichen Aufteilungen hören die Unterschiede zwischen 600 und 602 allerdings noch nicht auf. Während der Car 600 standardmäßig auf eine Gasheizung setzt, kommt im Car 602 ab Werk eine Dieselheizung (so Standheizung nachrüsten) mit Elektroheizstab zum Einsatz. Daher unterscheidet sich auch die Dimension des Gaskastens: Im 600 kommen zwei 11-kg-Flaschen zum Einsatz, für den 602 genügt eine 2,7-kg-Flasche. Der 602 erhält zudem eine 80-Ah-Lithium-Batterie, während im 600 eine klassische AGM-Wohnraumbatterie (95 Ah) für die Stromversorgung abseits des Landstroms sorgt. Frischwasser (Unsere Empfehlungen für Wasserfilter) beziehen beide Grundrisse aus einem 100-l-Tank (Fahrbefüllung: 20 l), dieser ist aber nur im 600 innenliegend. Beim 602 wandert der Frischwassertank aus Platzmangel zum bei beiden Grundrissen unterflur montierten Abwassertank (80 l).
Bei zwei Dingen sind sich die beiden Grundrisse dagegen einig: Der Innenraum darf farbenfroh sein und Stauraum ist bei beiden eher Mangelware. Das trifft besonders den Eriba Car 602, dessen Heckgarage so gut wie nicht vorhanden ist. Und selbst unter dem Bett des 600er passt nicht allzu viel sperriges Gepäck. Dafür ist das Interieur dank trendigem Filz an den Seitenwänden zusätzlich wärme- und geräuschgedämmt. Zudem sind beide auch ziemlich smart: Per Eriba Connect-App lassen sich einige Funktionen im Wohnraum steuern und diverse Parameter von Batterien und Tanks abrufen. Sollte das Smartphone an einer der zwei 230-V-Steckdosen, vier 12-V-Steckdosen oder sechs USB-Anschlüssen im Innenraum laden müssen, lassen sich die Connect-Features auch über ein Touchpanel bedienen.
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Basisfahrzeug: VW Crafter
Die Basis für den Eriba Car (2024) bildet der VW Crafter 35, stets mit 5,99 m Länge, 2,07 m Breite und 2,67 m Höhe. Die technisch zulässige Gesamtmasse beträgt beim hannoverischen Van aus polnischer Produktion 3500 kg, eine Auflastung auf 3880 kg ist jedoch gegen Aufpreis erhältlich. Standardmäßig werkelt die 140 PS (103 kW) starke Leistungsstufe des 2.0 TDI unter der Haube des Eriba Car. Gegen Aufpreis ist der Dieselmotor auch mit 163 PS (120 kW) lieferbar, das bei beiden Motorisierungen angeflanschte Sechsgang-Schaltgetriebe lässt sich für zusätzlichen Fahrkomfort optional durch ein Achtstufen-Automatikgetriebe austauschen. Eines bleibt jedoch immer: Vorderradantrieb. Der 4Motion-Allradantrieb von VW wird nicht in der Aufpreisliste geführt.
Dafür kommt der VW Crafter bereits mit guter Ausstattung zu Eriba gerollt. Der Armaturenträger trumpft etwa mit einem Digitalcockpit, einem Infotainmentsystem mit großem Touchscreen, einer Induktionsladeschale für Smartphones, einem beheizten Multifunktionslenkrad, einer Klimaautomatik und vier 12-V-Steckdosen allein im Fahrerhaus auf. Die Außenspiegel sind ab Werk nicht nur beheizt, sondern auch elektrisch anklappbar.
Auch bei den Sicherheitssystemen ist einiges bereits standardmäßig im Crafter eingebaut. Der Van bietet einen Spurhalteassistenten, einen Seitenwindassistenten oder einen Notbremsassistenten und wird von Eriba auch mit dem Assistenzpaket "Advanced" samt aktivem Abstandstempomat und Stauassistent vorkonfiguriert. Eine Einparkhilfe für Front und Heck ist ebenfalls ohne Aufpreis an Bord. Das Crafter-Fahrwerk ist zudem serienmäßig durch verstärkte Federn, Dämpfer und Stabilisatoren für den Dauereinsatz als vollgepacktes Wohnmobil vorbereitet.
Fahreindruck: Oberschwäbische Präzision im kultivierten Crafter
Vor allem die Farben sind es, die den neuen Eriba Car 600 (2024) zur optischen Attraktion machen. Ganz und gar oberschwäbisch fällt aber die Präzision der Verarbeitung aus. Dazu gehört, dass sich die Filzflächen bei einer Beschädigung ohne großen Aufwand tauschen lassen. Und daneben zeigt auch die feine Anfassqualität der installierten Materialien, warum der Eriba etwas teurer ist als andere Sechs-Meter-Camper.
Mit der Sitzposition eines mittelgroßen SUV, dem komfortablem Abrollen und der aufmerksamen Automatik passt der VW Crafter gut zum kultivierten Stil des Ausbaus. Dank des leistungsstarken Turbodiesels und einer Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h ist auch mal eine schnelle Nachtetappe auf der Autobahn drin, wenn es in Grömitz regnet und in Gardone die Sonne scheint. Und vor allem ist er leise genug, um die Qualität des Möbelbaus hörbar zu machen: Da knistert und klappert auch dann nichts.
Von Christian Steiger