Caravan Salon 2024: Camping-Trends aus Düsseldorf
Nachhaltig und vielfältig – die Trends vom Caravan Salon 2024
- Die Trends des Caravan Salons 2024
- Mehr Basisfahrzeug-Vielfalt: Chipmangel sei Dank
- Facelift des Ducato: Der Platzhirsch wird moderner
- Offroader: Kein Weg führt am 4x4-Sprinter vorbei
- Weniger Gas an Bord: Kochen und Heizen mit Strom
- Lithium-Batterien: Mehr Strom bei weniger Gewicht
- Nachhaltigkeit im Fokus: Recyclingmaterial und vegane Innenräume
- Die Hecksitzgruppe im Wohnmobil: Raumsparer kommt in Mode
- Historie lebt: Klassiker kommen groß heraus
- Newcomer: Die Stars sind oft die unbekannten
- Alltagstauglichkeit wird wichtig: Kleine Basisfahrzeuge
Kein Caravan Salon ohne Innovation. Auch 2024 haben die Hersteller jede Menge Neues für die Düsseldorfer Fachmesse im Gepäck. Diese Trends hat die AUTO ZEITUNG beim Messebesuch ausgemacht!
Die Trends des Caravan Salons 2024
Der Caravan Salon 2024 zeigt nicht nur die Neuheiten des Modelljahrs 2025, sondern auch die neueste Technik an Bord der Fahrzeuge. Wir haben uns auf der Messe nach aktuellen Trends in und um Reisemobile angeschaut.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Mehr Basisfahrzeug-Vielfalt: Chipmangel sei Dank
Die alleinige Vorherrschaft des Fiat Ducato scheint gebrochen. Mehr und mehr andere Transporter-Hersteller platzieren sich als Alternative zum italienischen Platzhirsch. Der Hintergrund liegt noch in den Corona-Jahren 2020 bis 2022 verortet: die Halbleiterkrise. Während Fahrzeughersteller oft nicht liefern konnten, boomte der Reisemobil-Markt. Auch Fiat konnte den Ducato nicht in den geforderten Mengen als Kastenwagen, Kabine oder Fahrgestell liefern.
Seither haben sich mit Ford Transit, Mercedes Sprinter, VW Crafter und seltener Renault Master oder MAN TGE andere Basisfahrzeuge gefunden – und bleiben auch mit der gesteigerten Verfügbarkeit auf dem Markt weiterhin im Portfolio. Kund:innen schätzen entweder das Plus an Stehhöhe, den gediegeneren Fahrkomfort oder die umfangreichere Basisausstattung der Transporter-Konkurrenz. Bedeutet dies das Ende der Karriere des Platzhirsches in der Klasse bis 3,5 t? Nein, denn der Ducato hat mit einem frischen Facelift ein Ass im Ärmel.
Facelift des Ducato: Der Platzhirsch wird moderner
So einfach lässt sich der Ducato – samt baugleichen Derivaten Citroën Jumper, Opel Movano und Peugeot Boxer (den Toyota Proace Max gibt es noch nicht als Camper) – nicht vom Thron stoßen. Der Caravan Salon 2024 steht eindeutig im Zeichen des Ducato-Facelifts. Die Italiener:innen haben nochmals Hand an der immerhin seit 2006 angebotenen technischen Basis angelegt und schicken den Bestseller mit erweiterter Sicherheits- und Komfortausstattung ins Rennen. Von den Modernisierungen im Cockpit sowie dem neuen Achtstufen-Automatikgetriebe profitiert natürlich auch Campingszene.
Das Facelift ist nicht selten auch Grund für eine Überarbeitung des Wohnraums selbst. Und noch ein Vorzug der neuen Plattform: Preise für Vorfacelift-Ducato könnten fallen! Dennoch werden einige Neuheiten auf der Fachmesse auch für das Modelljahr 2025 auch mit der alten Front präsentiert, dürften aber in Kürze mit dem neuen Stoßfänger an der Front auf das Plus an Sicherheit und Komfort aufmerksam machen.
Offroader: Kein Weg führt am 4x4-Sprinter vorbei
Kunststoffbeplankung, grobstollige Bereifung, Zusatzlampen: Die SUV-Welle ist im Pkw-Bereich noch lange nicht abgeebbt. Und auch bei Campern nimmt der Trend zum Schlechtwege-Reisemobil zu. Viele Hersteller drängen sich nun mit Kastenwagen und Teilintegrierten auf dem Markt der oftmals luxuriös ausgestatteten Offroadern im Expeditionsfahrzeug-Look. Wie auch beim Pkw gilt: Allrad gibt es oft nur gegen Aufpreis und der robuste Look darf gerne auch etwas mehr kosten.
Besonders eine Basis ist bei den Ausstattern beliebt: der Mercedes Sprinter 4x4. Kaum ein namhafter Wohnmobil-Hersteller kommt 2024 ohne den Kraxler mit Stern auf die Düsseldorfer Fachmesse. Unter 3,5 t Gesamtgewicht bleiben die 4x4-Camper dabei selten, denn sowohl Antrieb als auch die meist gehobene Ausstattung wiegen selbst einiges, für Zuladung muss ebenfalls genug Luft bleiben. Neben dem schwäbischen Transporter, der im benachbarten Mercedes-Werk in Düsseldorf-Derendorf vom Band läuft, sind in Düsseldorf auch zwei andere Basisfahrzeuge mit Allrad recht gut vertreten. Denn auch Ford Transit und VW Crafter sind mit Allradantrieb erhältlich – jedoch selten so sehr auf tatsächliche Geländetauglichkeit ausgelegt, wie es die Sprinter sind.
Weniger Gas an Bord: Kochen und Heizen mit Strom
Induktionsherde, Kompressor-Kühlschränke und Elektroheizstäbe in der Heizung sparen Gas – und sind in mehr und mehr Campern serienmäßig an Bord. Somit entfällt der häufige Wechsel der teils schweren Gasflaschen und schont im besten Fall den Geldbeutel sowie die Zuladung. Oft bleibt jedoch der Mischbetrieb möglich, denn die Küchenausstattung wird gerne durch einen ein- bis zweiflammigen Gaskocher komplettiert. So oder so: Kochen und Heizen wird im Wohnmobil immer flexibler.
Lithium-Batterien: Mehr Strom bei weniger Gewicht
Oft noch als teure Option, bei einigen Modellen aber mittlerweile standardmäßig an Bord: die Lithium-Aufbaubatterie. Neben der bekannteren Lithium-Ionen-Batterie kommt auch Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePO4) zum Einsatz. Ihr Vorteil liegt in der hohen Energiedichte und dadurch kompakteren Bauform im Vergleich zu den bisher gängigen AGM-Batterien. Für Camper:innen bedeutet das: mehr Strom bei geringerem Gewicht.
Nachhaltigkeit im Fokus: Recyclingmaterial und vegane Innenräume
Auch bei der Materialauswahl steht Nachhaltigkeit stärker im Fokus denn je. Mehrere Hersteller stellen Konzepte oder Serienfahrzeuge mit nachhaltigeren Innenraummaterialien vor. Ganz hoch im Kurs steht etwa (Echt-)Holz im Innenraum, Dämmmaterial aus recycelten PET-Flaschen in den Wänden oder veganes Leder auf den Polstermöbeln der Sitzgruppe anstelle echten Leders. Mit neuartigen Außenhäuten aus naturfaserverstärkten Verbundsstoffen experimentiert etwa die Hymer-Tochter Eriba beim Touring Concept (Halle 6, Stand B07), um auf erdölbasierte Materialien verzichten zu können.
Damit ist es bei vielen Herstellern nicht getan, denn auch das Thema Leichtbau beschäftigt die Branche. Die Auf- und Ausbauten werden durch neue Fertigungsmethoden immer leichter. Camper:innen dürften die getroffenen Maßnahmen in Form von einer höheren Zuladung und weniger Verbrauch – beim Wohnwagen bei weiterer Reichweite insbesondere mit einem E-Auto als Zugfahrzeug – spüren. Und auch der Sanitärbereich im Camper wird nachhaltiger. Kaum eine Neuheit des Knaus-Tabbert-Konzerns kommt aktuell ohne die Cleanflex-Toilette aus – ein wasser- und chemiefreies WC mit selbstverschweißenden Folien für die "biologischen Abfälle".
Die Hecksitzgruppe im Wohnmobil: Raumsparer kommt in Mode
Kurze Fahrzeuge sind in Mode – sowohl bei den Kastenwagen als auch den Teilintegrierten. Damit einher geht aber auch die Kernfrage, wie man den wenigen Platz am besten nutzt. Ein Trend des Caravan Salon 2024: die umbaubare Hecksitzgruppe. Anstelle eines festen Betts, das am Tag kaum genutzt wird, befindet sich im offenen Wohnraum hinten die Sitzgruppe – entweder mit gegenüberstehenden Bänken oder als U-förmige Rundsitzgruppe. Bei Nacht verwandelt sie sich in ein Doppelbett. Die vordere Sitzgruppe entfällt dann natürlich – reisende Paare nutzen oft jedoch ohnehin nur die bequemen Drehsessel, wie die Hesteller aus Erfahrung wissen. Zu sehen etwa im Eriba Car 602 (Halle 6, Stand B07) oder Laika Kosmo L 105 (Halle 6, Stand B03).
Historie lebt: Klassiker kommen groß heraus
Wer mit einer langen Historie aufwarten kann, tut dies auf dem Caravan Salon 2024. Doch es muss nicht immer das einfach nur zu Ausstellungszwecken präsentierte Campingfahrzeug mit H-Kennzeichen sein, wie am Stand des Erwin Hymer Museum (Halle 6, Stand B05). Die Absetzkabinen-Spezialist:innen von Tischer machen an Stand B30 in Halle 12 mit einem VW Caddy I samt Oldie-Kabine auf der Ladefläche auf die eigene Klassiker-Werkstatt aufmerksam, in der sich der altersschwache Wohnraum für Pick-ups wieder originalgetreu aufbereiten lässt.
Newcomer: Die Stars sind oft die unbekannten
Die Düsseldorfer Fachmesse bietet neuen Marken natürlich den idealen Raum, ihre Modelle einem interessierten Publikum anfassbar und betretbar zugänglich zu machen. Und das kommt an. Der Stand von Deddle RV, auf dem auch der Carbonic Tourer 7.8 sowie weitere Modelle des chinesischen Newcomers in Europa ausgestellt sind, ist auf den Ausstellungstagen bestens besucht. Die Chines:innen haben sogar unabhängig von Importeur La Marca (Halle 11, Stand C15) ihren eigenen Stand (A61) in Halle 11 erhalten.
Dort steht wiederum der ebenfalls aus China stammende SAIC Maxus RV Kastenwagen in einer beinahe serienreifen Ausführung für den europäischen Markt zum Erstkontakt bereit. Doch auch die eher unbekannten Marken Notin (Halle 16, Stand C03) aus Frankreich oder Benimar (Halle 10, Stand A21) aus Spanien – beide zum Trigano-Konzern gehörend – kommen mit einem Großteil des Portfolios im Gepäck nach Düsseldorf.
Alltagstauglichkeit wird wichtig: Kleine Basisfahrzeuge
Als Kontrastprogramm zu den riesigen Linern in Halle 5 stehen an einigen Ständen des Caravan Salon 2024 die möglichst kleinen und alltagstauglichen Wohnmobil-Ausbauten auf Hochdachkombi-Basis. Neben bekannten Vertretern wie dem VW Caddy California kommen mit Vanderer & Co. mehr Hersteller auf den Markt, die auf möglichst kleinem Raum viel Ausstattung unterbringen.
Manche Modelle sollen selbst ähnlich den größeren Campingbussen auf Basis eines VW Multivan, Ford Tourneo Custom oder Citroën Spacetourer dank Aufstelldach für vier Personen Platz bieten. Da aber mit den Hochdachkombis eine Pkw-ähnlichere Klasse für den Ausbau dient, sind die Modelle oft nochmals kompakter – und damit auch innenstadttauglich. Auf ein Bad muss jedoch verzichtet werden.