BMW i7/Porsche Taycan GTS: Vergleichstest

Beide Marken nutzen konsequent die Chancen der E-Mobilität. Doch während der BMW i7 die Maßstäbe in der Luxusklasse neu definieren will, trumpft der Porsche Taycan GTS Sport Turismo mit maximaler Sportlichkeit auf. Welches Konzept stimmiger ist, zeigt der Vergleichstest.

BMW i7 & Porsche Taycan GTS Sport Turismo im Vergleichstest

Der BMW i7 und der Porsche Taycan GTS Sport Turismo aus in diesem Vergleichstest kosten jeweils gut 135.000 Euro und reklamieren für sich, zu den absoluten Spitzenprodukten der deutschen Autoindustrie zu zählen. Daran besteht kein Zweifel. Doch ob sich die E-Mobilität nun eher für luxuriöse Konzepte oder die Konstruktion leistungsstarker Sportwagen eignet, sei dahingestellt. Was dynamisch möglich ist, hat der Taycan in seinen verschiedenen Darreichungsformen bereits eindrücklich unter Beweis gestellt. Mit der betont sportiv abgestimmten GTS-Variante im variablen Sport Turismo-Format bietet die Marke nun die vielleicht harmonischste Konstellation ihrer E-Pionier-Baureihe an.

BMW hingegen stellt mit dem neuen 7er der siebten Generation eine wahrhaft imposante Erscheinung auf die Räder, die mit opulentem Raumangebot und flüsterleisem Betriebsgeräusch optimale Voraussetzungen für ultimativen Komfort mitbringt. Doch der Porsche Taycan GTS Sport Turismo ist dank Luftfeder-Fahrwerk ebenfalls verblüffend komfortabel, und der BMW i7 entwickelt nicht nur in Verbindung mit dem M Sportpaket einen gewaltigen Punch. Welches Konzept unterm Strich mehr Qualitäten in sich vereint, beleuchten wir im umfassenden Vergleichstest. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

BMW i7/Porsche Taycan: Connectivity-Test

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Der Porsche Taycan Sport Turismo (2020) im Fahrbericht (Video):

Karosserie: BMW-Bekenntnis zu Größe, Porsche zu Variabilität

Schon auf den ersten Blick wird klar, dass die beiden Kontrahenten aus diesem Vergleichstest zwar nahezu gleich teuer und ähnlich stark sind, aber vollkommen unterschiedliche Konzepte verfolgen: Der Porsche Taycan GTS Sport Turismo ist ein viersitziger Shooting Brake mit variablem Kofferraum und gedrungener Silhouette, der BMW i7 hingegen ein wahrhaft stattlicher Luxusliner. Statt fließender Former trägt er stolz ein klassisches Drei-Box-Design mit monumentaler Motorhaube, riesiger Fahrgastzelle und einem konventionellen Stufenheck. Schon der Porsche ist mit knapp fünf Metern Länge und 2,90 Metern Radstand großzügig dimensioniert. Aber mit nahezu 5,40 Metern Länge und einem Radstand von 3,22 Metern ist der BMW ein klares Bekenntnis zu absoluter Größe. Kein Wunder also, dass der i7 vorn wie hinten mit fürstlichen Platzverhältnissen aufwartet, schließlich ist er 13 Zentimeter länger als die Vorgänger-Generation mit langem Radstand. Das serienmäßige Panorama-Glasdach sorgt zudem für ein lichtes Ambiente. Noch größer sind allenfalls eine lange Maybach S-Klasse oder Exoten wie ein Rolls-Royce.

Der Porsche wirkt im direkten Vergleich wie ein Maßanzug im Slim-Fit-Style. Zwar kneift er nirgends, doch gegenüber dem 7er sitzt er wie eine zweite Haut, und beim Einstieg im Fond ist Beweglichkeit gefragt, während man den i7 nahezu aufrecht entert. Der Kofferraum ist mit 500 Litern Volumen angemessen groß, aber kaum variabel. Hier glänzt der Porsche mit alltagstauglicher Variabilität und 446 bis 1212 Litern Volumen sowie einem geräumigen Frunk, in dem sämtliche Ladeutensilien verschwinden. Herausragend ist zudem die schier endlose Liste der Sicherheits-Features im BMW i7, der mit 130 Punkten nicht nur in diesem Vergleichstest neue Maßstäbe setzt. Aber auch der Porsche erzielt hier eine dreistellige Wertung und zählt damit zu einem sehr elitären Zirkel. Was noch beeindruckender ist als die Fülle an Assistenzsystemen, die bei nahezu jeder erdenklichen Situation unterstützen, ist die Reife, mit der sich der BMW etwa im teilautonomen Fahrbetrieb bewegt. Alle Eingriffe laufen so sanft, erwartbar und verlässlich ab, dass man tatsächlich gern auf die Dienste der Elektronik zurückgreift und besonders auf langen Etappen eine enorme Entlastung erfährt. Der Zuffenhausener beherrscht zwar seinerseits ebenfalls eine Menge von Funktionen, doch den Porsche Taycan GTS Sport Turismo will man lieber selbst fahren. Das macht einfach mehr Spaß.

Fahrkomfort: BMW i7 eine Sensation

Geht es indes um tiefenentspanntes Reisen, setzt der BMW i7 erneut neue Maßstäbe, denn zum fast schon verschwenderischen Platzangebot kommt ein exorbitanter Fahrkomfort. Mit 916 von 1000 Punkten in dieser Kapitelwertung des Vergleichstests ist der i7 einsame Spitze. Hier passt einfach alles. Der Antrieb ist nahezu unhörbar und kann sich selbst im Vergleich mit Pendants anderer Elektroautos absetzen. Die Sitze sind ein Gedicht: Flauschig weiche Polster, die dennoch eine wirksame Unterstützung bieten und sich passgenau einstellen lassen sowie ein überragender Federungskomfort und eine vorbildliche Entkoppelung von Fahrwerks- oder Windgeräuschen machen die Reise im elektrischen 7er zu einer Sensation.

Dagegen kann der Porsche Taycan GTS Sport Turismo einfach nicht bestehen, obschon er für sich genommen ein sehr kompetentes Reiseauto ist. Auch er gefällt naturgemäß mit dezenten Antriebsgeräuschen. Seine straffen Sitzpolster bieten formidablen Halt und passen wie angegossen, sind vom Lounge-Charakter der BMW-Möbel aber weit entfernt. Das Fahrwerk bügelt Wellen und Fugen auf Autobahnen zwar souverän aus, aber auf kleineren Sträßchen mit vielen Löchern, Dellen und Rinnen wird die tendenziell dynamischere Auslegung spürbar. Hier bügelt der BMW i7 die gleichen Passagen sanft wogend aus.

Vergleichstest

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Motor/Getriebe: BMW vor Porsche

Sobald im Vergleichstest Dynamik gefragt ist, blitzt dafür das große Talent des Porsche Taycan GTS Sport Turismo auf, und er geht voller Tatendrang zu Werke. Sein Launch-Control-Start gleicht dem Abschuss von einem Katapult: Sobald man die Bremse löst, schießt der 598 PS (440 kW) starke Taycan GTS ohne quietschende Reifen und heulende Motoren auf und davon, dass unvorbereitete Menschen einer Ohnmacht nahe sind. Auch der BMW i7 xDrive60 marschiert mit seinen 544 PS (400 kW) im Bedarfsfall mit unerbittlichem Schub voran, doch er vermittelt selbst dabei mehr Gelassenheit und zeigt nicht jenen einzigartig unmittelbaren Biss, mit dem der E-Porsche auf jeden "Gas"-Befehl reagiert – nicht zuletzt, weil der i7 gute 300 Kilogramm schwerer ist als der für E-Auto-Verhältnisse erfreulich leichte Sport Turismo.

Auf der Verbrauchsrunde erweist sich das bayrische Dickschiff aber dennoch als etwas genügsamer und kommt mit 26,5 kWh über die 100-Kilometer-Distanz. Die Motoren des Taycan entnehmen dem Akku auf der gleichen Strecke 28,4 kWh. Nur wer es gezielt darauf anlegt und sich sogar auf der Autobahn streng an das 100-km/h-Limit des Range-Modus hält, fährt mit dem Porsche Taycan GTS Sport Turismo genügsamer als mit dem BMW i7 xDrive60, der selbst im maximalen Eco-Setting einen höheren Grundversorgungsbedarf hat. Gut: Beide Autos laden fix (BMW bis 195 kW, Porsche sogar bis zu 270 kW) wieder auf und haben große Akkus mit ordentlicher Reichweite – auch wenn sie bei den aktuell frostigen Temperaturen die vielversprechenden WLTP-Daten klar verfehlen. In der Summe holt der BMW im Antriebskapitel des Vergleichstests wieder ein paar Zähler mehr als sein temperamentvoller Rivale.

Fahrdynamik: Hier blitzt das Porsche-Talent auf

Wenn jedoch zur Längs- auch noch die Querdynamik hinzukommt, ist der Porsche Taycan GTS Sport Turismo im Vergleichstest schlichtweg konkurrenzlos. Er bietet einfach unheimlich viel Fahrspaß und glänzt obendrein mit intuitiven Reaktionen und einem absurd hohen Grenzbereich. Wer die Regelsysteme abschaltet, kann den Elektriker zudem sogar auf der Rundstrecke sehr ambitioniert und bei Bedarf auch sehr spektakulär bewegen. Ein Porsche, wie er im Buche steht.

Der BMW i7 seinerseits verblüfft dank ultradirekter Allrad-Lenkung und konsequentem Wankausgleich mit einer Handlichkeit, die selbst einige Kompakte nicht bieten können, und einem ebenfalls sehr hoch angesiedelten Grenzbereich. Doch er wirkt nahe der Haftgrenze irgendwie unentschlossen, das Feedback in Lenkung und Bremse ist etwas synthetisch. Selbst beim Geradeauslauf ist es der Porsche, der den Ton angibt. Von den top Bremswerten ganz zu schweigen. Und so geht dieses Vergleichstest-Kapitel mit satten 136 Punkten Vorsprung an Porsche Taycan GTS Sport Turismo. Noch Fragen?

Vergleichstest

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Umwelt/Kosten: i7 & Taycan gleichermaßen teuer

Damit rangieren die beiden High-End-E-Modelle in den Eigenschaftswertungen des Vergleichstests wieder fast gleichauf, was sich auch im Kostenkapitel nicht mehr groß ändert. Beide Autos sind sehr, sehr gut, aber eben auch sehr, sehr teuer. BMW zeigt sich in der Garantie großzügiger, der Porsche lässt sich preiswerter versichern. Die Ausstattung fällt hier wie dort sehr umfangreich aus, wobei der BMW i7 regelrecht opulent ausstaffiert ist. Dass Porsche Taycan GTS Sport Turismo sich sogar bei einem Grundpreis von 135.166 Euro das Typ-2-Ladekabel extra bezahlen lässt, muss man vielleicht der schwäbischen Sparsamkeit zuschreiben…

Technische Daten & Messwerte von BMW i7 xDrive60 & Porsche Taycan GTS Sport Turismo

¹Äquivalent gemäß deutschem Strommix (420 g CO2/kWh)

Ergebnis in Punkten

Martin Urbanke

Unser Fazit

Der BMW i7 xDrive60 bietet Platz in Hülle und Fülle und nutzt sämtliche konstruktiven Vorteile des E-Antriebs, um ein Optimum an Fahrkomfort zu realisieren. Zudem bietet der kolossale Wagen eine verblüffende Agilität. Sein Design polarisiert, doch die Qualitäten des Luxusliners erwiesen sich im Vergleichstest als herausragend. Das muss sogar der vielseitig talentierte Porsche Taycan GTS Sport Turismo anerkennen, der seinerseits nachdrücklich beweist, dass E-Mobilität auch bei ausgesprochen dynamischen Autos bestens funktioniert – ohne Alltagstauglichkeit und Komfort zu negieren. Zwei automobile Meisterwerke!