close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Mercedes EQE/Genesis Electrified G80: Test

Elektrischer G80 greift den EQE an

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. Genesis Electrified G80 & Mercedes EQE 350+ im Vergleichstest
  2. Karosserie: Mercedes EQE deutlich geräumiger
  3. Fahrkomfort: Angenehme Komfortsitze im Electrified G80
  4. Fahrdynamik: Mercedes EQE fährt sicher und agil
  5. Umwelt/Kosten: Kürzere Garantien beim Genesis
  6. Messwerte & technische Daten von Genesis Electrified G80 & Mercedes EQE 350+ 
  7. Ergebnis in Punkten
  8. Fazit

Die neuen Limousinen Genesis Electrified G80 und Mercedes EQE 350+ beweisen im Vergleichstest, dass man nicht bis 2035 warten sollte, um auf emissionslose Autos umzusteigen.

Ein Vergleichstest mit Elektroautos wie dem Mercedes EQE und dem Genesis Electrified G80 unterscheidet sich deutlich von den ersten Tests mit Elektrofahrzeugen. Vor ein paar Jahren glichen diese noch einem Himmelfahrtskommando. Die Reichweiten brachen bei Dauerlast auf der Autobahn zusammen. Ladesäulen waren Mangelware. Die rund 330 Kilometer von der Redaktion bis aufs Testgelände ließen meist einen ganzen Arbeitstag verpuffen – eine Fahrt im Schneckentempo, die nicht selten tiefentladen an einer defekten Steckdose endete. Aber die Industrie hat sich gründlich der E-Mobilität gewidmet, nicht ganz freiwillig, aber dennoch mit Erfolg. Der neue Genesis Electrified G80 und der ebenso neue Mercedes EQE 350+ spulen die Strecke heute in einem Rutsch ab – immer so schnell, wie es der Verkehr zulässt, gerne auch mal mit Tempo 200. Knapp drei Stunden für 330 Kilometer ohne Ladestopp waren vor kurzem noch undenkbar. Und die Reichweiten lassen sich mit etwas Zurückhaltung auch noch deutlich strecken. Was die beiden neuen Elektro-Limousinen sonst noch zu bieten haben, klärt der Vergleichstest mit den Oberklasse-Stromern. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie checkt den Mercedes EQS (2021) im Video:

 
 


Genesis Electrified G80 & Mercedes EQE 350+ im Vergleichstest

Bleiben wir bei den Reichweiten und der Effizienz. Genesis spendiert dem elektrischen Electrified G80 jeweils einen Motor an der Vorder- und einen an der Hinterachse. Wird der vordere nicht benötigt, wird er über eine Kupplung vom Antrieb entkoppelt – weniger Reibung, weniger Verbrauch. Und das funktioniert bestens, vor allem, wenn man den Genesis Electrified G80 locker dahinrollen lässt, Tempo 130 nicht überschreitet, vorausschauend fährt oder dem Abstandsregeltempomaten mit intelligenter Rekuperation gleich die Arbeit auf langen Autobahnetappen überlässt. Dann pendelt sich der Verbrauch bei 17,5 kWh auf 100 Kilometer bei 24 Grad Außentemperatur ein. Das bekommt selbst der nahezu schwerelos dahinrollende Mercedes EQE im Vergleichstest nicht hin. Er zieht bei gleichen Bedingungen 18,9 kWh aus dem Akku. Reichweiten von knapp über 470 Kilometer sind aber kein Problem. Dass der G80 auch noch 78 PS und 135 Newtonmeter mehr durch den Antrieb schickt, dass er deutlich spritziger Geschwindigkeit aufbaut und trotz seines Allradantriebs auch noch ein paar Kilo leichter ist als der Mercedes EQE, zeigt, wie gut Genesis die E-Technik in die Struktur der G80-Baureihe integriert hat. Die bessere Effizienz des Koreaners gleicht das Manko seines etwas kleineren Akkus auf langen Strecken aus. Viel entscheidender aber ist, dass er dank 800-Volt-Technologie weniger Zeit an der Ladesäule benötigt als der Schwabe. Im Vergleichstest benötigt der G80 für das Nachladen von 14 auf 80 Prozent Akkukapazität an einer Ionity-Schnellladesäule gerade einmal 21 Minuten – 61,4 kWh strömten dabei in den Akku. Der mit 400-Volt-Technik arbeitende Mercedes EQE 350+ stand 27 Minuten an der Ladesäule, um seinen Akku von 19 auf 80 Prozent zu füllen und zog dabei nur 59,8 kWh aus dem Stromnetz. Dieses Kapitel geht also klar an den Genesis Electrified G80.

Elektroauto Mercedes EQE (2021) mit Mercedes-EQE 43 (2022).
Mercedes EQE (AMG) Alle Fakten zur Elektro-E-Klasse

 

Karosserie: Mercedes EQE deutlich geräumiger

So gut die Antriebstechnik des Genesis Electrified G80 auch funktioniert, sie bringt im Layout der Baureihe allerdings auch Nachteile mit sich. Die beiden Motoren, vor allem aber die große Batterie benötigen Platz. Der Kofferraum reduziert sich im Vergleich zu den Verbrennern von 424 auf mickrige 354 Liter. Zudem fehlt es dem Laderaum an Variabilität. Die starre Rückbank lässt sich nicht vorklappen. Im Mercedes EQE ist sie dreiteilig umlegbar. Und sein Kofferraum fasst mit 430 Litern genug für eine kurze Reise zu viert. Vorne fühlt man sich zudem deutlich besser ins Fahrzeug integriert. Die großen Einstellbereiche von Sitz und Lenkrad sorgen für eine optimale Sitzposition. Im Genesis ist der Sitz zu hoch montiert und das Lenkrad verfügt über einen zu kleinen Einstellbereich. Eine langstreckentaugliche Sitzposition findet sich weder für große noch kleine Passagier:innen. Zudem rücken die Sonnenblenden dicht an die Stirn größerer Personen – kleine sitzen sogar darunter. Im Fond bietet der Mercedes EQE 350+ dank seines niedrigeren Fahrzeugbodens nicht nur einen entspannteren Kniewinkel – auch die Kopffreiheit fällt deutlich üppiger aus als in Reihe zwei des Koreaners. Ebenso bleibt bei der Bedienung des Genesis Electrified G80 Raum für Verbesserungen. Schon das fummelige Öffnen der Ladeklappe und der Abdeckung des CCS-Anschlusses passt nicht so recht ins Bild der Premium-Limousine. Das gelingt beim Mercedes alles eine Spur eleganter. Ohnehin ist die Bedienung im EQE dank des brillanten Monitors mit großen Schaltflächen, die sich auch während der Fahrt sicher treffen lassen, durchdachter als die kleinteilige Gliederung der Menüstruktur des G80. Noch überzeugender sind im Mercedes zudem die Unterstützung und die Anzeigen bei der Routenführung sowie die Auswahl der Ladestopps auf langen Reisen. So führte das Navi den Genesis am Kamener Kreuz nicht wie das Mercedes-System den EQE zielsicher zum EnBW-Ladepark mit 34 HPC-Ladern, sondern zu einer einsamen, schwachen Ladesäule in der Nähe. Genug Pluspunkte für den Benz also, um dieses Kapitel des Vergleichstests trotz seiner im Vergleich zum Genesis nicht ganz so feinen Materialauswahl für sich zu entscheiden.

Elektroauto Genesis Electrified G80 (2021)
Genesis Electrified G80 (2021): Elektro & Preis Genesis zeigt elektrische Limousine

 

Fahrkomfort: Angenehme Komfortsitze im Electrified G80

Dass Mercedes etwas von Fahrkomfort versteht, ist bekannt. Wie gut die Marke mit dem Stern aber die Abstimmung der optionalen Luftfederung beim Mercedes EQE 350 hinbekommen haben, verdient Respekt. Vor allem die Querfugenempfindlichkeit verschiedener Verbrenner-Modelle der Marke bei niedrigem Tempo ist dem elektrischen Mercedes fremd. Auch das nicht immer angenehme Wogen auf langen Wellen kommt beim Mercedes gar nicht erst auf. Besser kann man ein Fahrwerk kaum abstimmen. Der Genesis Electrified G80 lässt sich vor allem an der Hinterachse von Störimpulsen hier und da aus seinem elegant lässigen Takt bringen. Mehr Tempo und Last auf den Achsen sorgen beim Genesis für mehr Federungskomfort. Bei den Wind- und Abrollgeräuschen ist er im Vergleichstest nicht ganz so zurückhaltend wie der flüsterleise Mercedes EQE. Die bessere Sitzposition sorgt im Zusammenspiel mit den gut anliegenden Sportsitzen für einen sehr guten Langstreckenkomfort. Beim Genesis Electrified G80 entschädigen zumindest die teuren Komfortsitze für die verbesserungswürdige Ergonomie.

Vergleichstest Polestar 2/Audi Q4 Sportback e-tron/Mercedes EQB/Volvo XC40 Recharge Pure Electric
Q4/EQB/2/XC40: Vergleichstest Premium-Stromer von Audi, Mercedes, Polestar und Volvo im Vierkampf

 

Fahrdynamik: Mercedes EQE fährt sicher und agil

Fahrdynamik bedeutet bei Oberklasse-Limousinen in erster Linie Fahrsicherheit. Und da sind beide über fünf Meter langen Limousinen narrensicher unterwegs. Der Mercedes EQE ist dank seiner traumhaft mitteilsamen Allradlenkung und seiner hervorragenden ESP-Abstimmung nicht nur sicher, sondern auch extrem agil unterwegs. Aber auch der Genesis Electrified G80 macht alles richtig. Seiner Lenkung fehlt zwar das letzte Quäntchen an Feedback und sein Bremspedal dürfte weniger aggressiv ansprechen, aber von den über 2,3 Tonnen ist auch bei ihm nichts zu spüren. Er zieht im Vergleichstest stoisch seine Bahn. Erst ausgesprochen sportlich bewegt drückt er, von seinem massiven Drehmoment angeschoben, im Grenzbereich über die Vorderachse stärker nach außen als der wie auf Schienen dahinrauschende Mercedes EQE 350+ – der sein Leistungsmanko also mit spielerischer Dynamik locker ausgleichen kann. Die schnellen Rundenzeiten belegen, dass der tiefe und zentrale Schwerpunkt der E-Limousinen sich im Vergleichstest positiv aufs Handling auswirkt. Die enormen Verzögerungswerte (warm nur 34,2 Meter aus 100 km/h bis zum Stillstand) schaufeln dem Mercedes zudem wichtige Zähler auf sein Punktekonto.

Vergleichstest BMW i4/Tesla Model 3
BMW i4/Tesla Model 3: Vergleichstest BMW i4 fordert Tesla Model 3 heraus

 

Umwelt/Kosten: Kürzere Garantien beim Genesis

Bei den Kosten liefern sich die beiden elektrischen Oberklasse-Limousinen ein enges Rennen. Der Mercedes EQE 350+ ist bereits im Grundpreis etwas teurer und gönnt sich für den Vergleichstest ein paar teure Extras mehr als der Genesis Electrified G80. Dafür gewährt Mercedes zehn Jahre Garantie auf den Akku. Da kann selbst der fünfjährige Rundumservice von Genesis und die Akku-Garantie von acht Jahren nicht mithalten. Die Unterhaltskosten sind dank der geringen Verbräuche und der nicht anfallenden Kfz-Steuer für E-Fahrzeuge in beiden Fällen ein weiteres Argument für den elektrischen Antrieb.

Auch interessant:

Vergleichstest BMW 5er/Genesis G80/Audi A6/Jaguar XF/Volvo S90
A6/5er/G80/XF/S90: Vergleichstest Neuer G80 stellt sich dem Fünfkampf in der Oberklasse

 

Messwerte & technische Daten von Genesis Electrified G80 & Mercedes EQE 350+ 

AUTO ZEITUNG 15/2022Genesis Electrified G80Mercedes EQE 350+
Technik
E-MotorJeweils ein permanenterregter
Synchronmotor vorn und hinten
Permanenterregter Synchronmotor
an der Hinterachse
Systemleistung272 kW/370 PS215 kW/292 PS
Systemdrehmoment700 Nm565 Nm
BatterieLithium-IonenLithium-Ionen
Spannung/Kapazität (netto)800 V / 87,2 kWh
(82,5 kWh)
328,5 V / 100 kWh
(90,6 kWh)
Max. Ladeleistung DC/AC350 kW / 11 kW170 kW / 22 kW
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung / AllradKonstantübersetzung / Hinterrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)2250 / 2324 kg2280 / 2344 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)4,7 s6,1 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)225 km/h210 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
36,7 / 35,7 m34,2 / 33,6 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)22,1 / 19,1 kWh22,1 /18,7 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)81/0 g/km81/0 g/km
Reichweite (Test/WLTP)373/471 km409/479 km
Preise
Grundpreis69.200 €70.627 €
Testwagenpreis76.320 €80.896 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Genesis Electrified G80Mercedes EQE 350+
Karosserie (1000)635672
Fahrkomfort (1000)788820
Motor/Getriebe (1000)799776
Fahrdynamik (1000)690731
Eigenschaftswertung (4000)29122999
Kosten/Umwelt (1000)219217
Gesamtwertung (5000)31333216
Platzierung21

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Die beiden neuen elektrifizierten Oberklasse-Limousinen machen Werbung für die Zukunft geforderte emissionslose Mobilität. Der Mercedes EQE 350+ gewinnt diesen Vergleichstest souverän und übernimmt in seiner Klasse den Führungsanspruch. Er verbindet besten Langstreckenkomfort mit alltagstauglichen Reichweiten und bereitet auch, neben aller Vernunft, sport- lichen Fahrspaß. Zudem verliert Mercedes bei der Preisgestaltung die Konkurrenz nicht aus den Augen. Der Genesis Electrified G80 ist zweiter Sieger. Er überzeugt mit Effizienz, Leistung und kurzen Ladezeiten. Nicht nur bei der Raumökonomie bleibt aber noch Spielraum für Verbesserungen.

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.