BMW i4/Tesla Model 3: Vergleichstest
BMW i4 fordert Tesla Model 3 heraus
- BMW i4 M50 und Tesla Model 3 Performance im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Bessere Geräuschdämmung im BMW i4 M50
- Motor/Getriebe: Ladeleistung & Verbrauch sprechen für das Tesla Model 3 Performance
- Fahrdynamik: BMW i4 M50 mit guter Dynamik trotz hohem Gewicht
- Umwelt/Kosten: Tesla Model 3 Performance günstiger in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten BMW i4 M50 und Tesla Model 3 Performance
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Im Prestige-Duell der sportlichen Elektro-Limousinen stellt sich der neue BMW i4 M50 mit 400 kW (544 PS) im Vergleichstest dem 377 kW (513 PS) starken Tesla Model 3 Performance.
Gerade in der beliebten Mittelklasse bietet sich Kund:innen inzwischen eine stattliche Auswahl an batterieelektrischen Modellen – etwa mit Tesla Model 3 und BMW i4, die sich zu diesem Vergleichstest treffen. Das Angebot beschränkt sich allerdings fast ausschließlich auf SUV und Crossover, klassische Karosserieformen wie Limousinen liefert außer Tesla in diesem Segment bislang niemand. Dabei war das Model 3 2021 welt- und auch deutschlandweit das meistverkaufte E-Auto, kam hierzulande auf 35.262 Neuzulassungen. Mit dem BMW i4 bekommt der Tesla einen Konkurrenten Made in Germany. Zum Duell fahren die Mittelklasse-Modelle mit über 500 PS und rund 80 kWh Akku-Kapazität vor. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW i4 (2021) im Video:
BMW i4 M50 und Tesla Model 3 Performance im Vergleichstest
Während die Amerikaner:innen das Tesla Model 3 als klassische Limousine mit vergleichsweise kleiner Kofferraumöffnung konstruiert haben, ist der vom BMW 4er Gran Coupé abgeleitete BMW i4 eine Fließhecklimousine mit praktischer, weit öffnender Heckklappe. 470 bis 1290 Liter Laderaumvolumen stehen zur Verfügung, und die Rücksitze lassen sich serienmäßig dreiteilig umklappen. Das Tesla Model 3 Performance bietet 542 Liter Stauraum, 486 Liter hinten im Kofferraum und weitere 56 Liter unter der Fronthaube. Weil der BMW i4 M50 auf einer Mischplattform steht, die sowohl für Verbrenner als auch E-Antriebe ausgelegt ist, fehlt hier der für den Transport von Ladekabeln praktische vordere Stauraum (Frunk). Mit dem serienmäßigen Glasdach und dem flach bauenden Armaturenträger samt weit nach unten gezogener Frontscheibe offeriert der Tesla in diesem Vergleichstest ein luftiges Raumgefühl. Fahrer:in und Beifahrer:in gewährt das Tesla Model 3 zudem dank der größeren Fußräume etwas mehr Bewegungsfreiheit. Fondpassagier:innen ab 1,75 Meter Körpergröße können im BMW i4 aufgrund der geringeren Innenhöhe samt starker seitlicher Dacheinzüge nicht ganz aufrecht sitzen. Das Tesla Model 3 wartet neben mehr Kopfraum auch wegen des fehlenden Mitteltunnels mit einer besseren Beinfreiheit auf. Anders als bei den Verbrenner-Versionen des BMW 4er kommt im BMW i4 bereits die neue iDrive-Generation "Operating System 8" zum Einsatz. Der Dreh-Drück-Steller auf der Konsole bleibt zwar erhalten, dafür sind die Menüs aufgrund der enormen Funktionsfülle nun komplexer aufgebaut und wirken markenuntypisch überladen. Die Inhalte auf dem 15-Zoll-Touchscreen des Tesla Model 3 sind klarer strukturiert, an die Bedieneigenheiten hat man sich nach kurzer Zeit gewöhnt. Die Sprachsteuerung setzt Kommandos schneller um als der Assistent im BMW i4. Auch das Berechnen von Navirouten und das automatische Einplanen von Ladestopps funktioniert im Model 3 deutlich fixer. Zudem informiert das Tesla Model 3 Fahrer und Fahrerin detailreicher über Verbräuche und Reichweiten. Der BMW i4 zeigt bei aktivierter Navigation dagegen nicht an, mit welchem Akku-Ladestand (SoC) oder welcher Restreichweite man sein Ziel erreicht. Die DC-Ladeleistung wird zudem nur grob auf einem Balken illustriert und nicht wie im Tesla exakt in Kilowatt angezeigt. In seiner eigenen Liga spielt der BMW i4 M50 dafür dank bocksteifer Karosserie, feiner Interieurmaterialien und exzellenter Verarbeitung bei der Qualität. Zudem darf nur er bis zu 1600 Kilogramm ziehen.
Fahrkomfort: Bessere Geräuschdämmung im BMW i4 M50
Maßgeblich zum Qualitäts- und Komfortempfinden des BMW i4 M50 trägt die exzellente Geräuschdämmung bei: Bereits das Messgerät attestiert ihm im Vergleichstest in allen Tempobereichen einen deutlich niedrigeren Schalldruckpegel. Und auch subjektiv nimmt man Wind-, Abroll- sowie Fahrwerksgeräusche an Bord des wie in Watte gepackten BMW viel gedämpfter wahr als im Tesla Model 3 Performance. Als M50 verfügt der BMW i4 serienmäßig über adaptive Dämpfer rundum sowie an der Hinterachse über eine Luftfederung mit Niveauregulierung. In Verbindung mit dem niedrigen Geräuschniveau ergibt sich so ein sattes Fahrgefühl samt souveränem Schnellfahrkomfort, allerdings lässt sich die Karosserie bei Stadt- und Landstraßentempo auf welliger Bahn stärker anregen und zeigt deutlichere Vertikal sowie Horizontalbewegungen als die des Tesla Model 3. Das Fahrwerk des Model 3 ist zwar ebenfalls straff, nimmt im Vergleichstest Unebenheiten aber insgesamt gelassener und liefert deshalb die im Alltag etwas angenehmere Gesamtabstimmung. Vorn sitzt man auf den M-Sportsitzen des BMW (990 Euro) dank der wirkungsvollen konturierung samt umfangreicheren Einstellmöglichkeiten besser. Hinten kommt man dagegen im Tesla kommoder unter, weil die Rückbank eine besser nutzbare Oberschenkelauflage bietet.
Motor/Getriebe: Ladeleistung & Verbrauch sprechen für das Tesla Model 3 Performance
Zwar gibt es den neuen BMW i4 auch mit Hinterradantrieb, das Topmodell M50 verfügt aber stets über je eine Synchronmaschine an Vorder- und Hinterachse. Diese arbeiten mit Elektromagneten, für deren Herstellung keine kritischen Rohstoffe nötig sind wie für Permanentmagneten. Die 190 kW (258 PS) des vorderen E-Motors und die 230 kW (313 PS) des hinteren summieren sich zu einer Systemleistung von 400 kW (544 PS) und 795 Newtonmetern Systemdrehmoment. Mit 377 kW (513 PS) und 660 Newtonmetern sind die Asynchronmaschine an der Vorderachse und die hintere Synchronmaschine des Tesla Model 3 Performance zusammen etwas schwächer. Bei der Beschleunigung nehmen sich die Kontrahenten aber kaum etwas und sprinten jeweils in rund 3,5 Sekunden auf Tempo 100. Bis 150 km/h dauert es aus dem Stand nur sieben Sekunden. So gehört man stets zu den schnellsten Verkehrsteilnehmer:innen und erledigt Überholvorgänge wie im Zeitraffer-Modus. Der Amerikaner erreicht 261 km/h Höchstgeschwindigkeit, während der Topspeed seines deutschen Rivalen elektronisch auf Tempo 225 limitiert ist. Vorteil BMW i4: Vom One-Pedal-Drive über sanfte Verzögerung bis zur intelligenten Rekuperation, die Tempolimits oder den Streckenverlauf berücksichtigt, bietet der i4 eine große Bandbreite. In puncto Effizienz hat in diesem Vergleichstest dagegen das Tesla Model 3 Performance die Nase vorn: Mit 21,3 kWh Testverbrauch unterbietet er die 24,5 kWh des BMW recht deutlich und kommt mit seinem vollgeladenen 78-kWh-Akku dann 366 Kilometer weit. Trotz der etwas höheren Netto-Kapazität (80,7 kWh) schafft der BMW i4 M50 nur 329 Kilometer. Bei zurückhaltender Fahrweise ist mit dem BMW i4 M50 ein Aktionsradius von maximal 441 Kilometern drin. Das Tesla Model 3 Performance fährt dank des rekordverdächtigen Minimalverbrauchs von lediglich 15,9 kWh sogar 491 Kilometer weit. Ein großer Pluspunkt des Tesla Model 3 ist zudem die markeneigene Ladeinfrastruktur mit über 700 Standorten in Europa. Im Vergleichstest lädt das Model 3 am Supercharger mit bis zu 250 kW. Die maximale DC-Ladeleistung des BMW beträgt 205 kW.
Fahrdynamik: BMW i4 M50 mit guter Dynamik trotz hohem Gewicht
Das Tesla Model 3 Performance wiegt 1851 Kilogramm und ist – Achtung! – satte 436 Kilogramm leichter als der knapp 2,3 Tonnen schwere BMW i4 M50. Dennoch schaffen es die Entwickler:innen aus München, die Masse sehr gut zu kaschieren und haben dem BMW i4 eine beeindruckende Querdynamik antrainiert. So baut der Bajuware mit viel Grip enorme Querkräfte auf, wieselt behände durch den 18-Meter-Slalom des Vergleichstests und erreicht auf der Handlingstrecke hohe Kurvengeschwindigkeiten. Die Physik kann er freilich nicht aushebeln: Das Tesla Model 3 fühlt sich leichtfüßiger an, kommuniziert über die direkte Lenkung intensiver und fährt auf dem Handlingparcours einen knapp einsekündigen Vorsprung heraus. Launig ist übrigens der Trackmodus, in dem sich die Power von vorderem und hinterem E-Motor variieren lässt – so können versierte Fahrer:innen bei heckbetonter Konfiguration mit dem Model 3 herrliche Drifteinlagen auf den Asphalt zaubern.
Umwelt/Kosten: Tesla Model 3 Performance günstiger in der Anschaffung
Bereits im Grundpreis ist der Tesla gut 11.000 Euro günstiger als der BMW, in für den Vergleichstest relevanter Konfiguration wächst sein Preisvorteil auf 16.525 Euro an, auch weil das Tesla Model 3 Performance von 9750 Euro Umweltbonus profitiert (BMW: 7975 Euro). Für das Tesla Model 3 sprechen im Vergleich zum BMW i4 zudem der niedrigeren Wertverlust sowie die geringeren Kosten hinsichtlich Versicherung und Strom (Alle Preise Stand: März 2022).
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Messwerte & technische Daten BMW i4 M50 und Tesla Model 3 Performance
Ergebnis in Punkten
Der BMW i4 M50 ist eine echte Bereicherung in der elektrischen Mittelklasse: Bei Qualitätseindruck und Geräuschkomfort liefert der kraftstrotzende Bajuware im Vergleichstest eine tolle Vorstellung ab und entscheidet so die Eigenschaftswertung für sich. Er verbraucht aber mehr Strom als sein Kontrahent und ist in der Anschaffung deutlich teurer. Das 16.500 Euro günstigere Tesla Model 3 Performance zieht im Kostenkapitel davon und sichert sich so den Gesamtsieg. Zu seinen Stärken zählen neben der munteren Längs- und Querdynamik vor allem die Effizienz sowie die moderne Software samt cleverer E-Auto-Features.