Van Tourer 600 D (2024): Erste Testfahrt
Ein Ford-Kastenwagen mit Doppelleben
Als Kastenwagen auf Basis des Fiat Ducato kennen wir den neuen Van Tourer 600 D (2024) schon lange, doch jetzt gibt es ihn auch auf Ford Transit-Basis. Für Großgewachsene und Automatik-Fans rechnet sich das. Und sonst? Erste Testfahrt!
Lag es an den großen Lieferdiensten, die keine Fiat Ducato mehr für die Wohnmobil-Ausbauer übrig ließen? Oder war es doch die Halbleiter-Krise, die das Fließband der Italiener:innen lahmlegte? Die Zeit des ewigen Camping-Monopols von Fiat scheint vorbei zu sein. Der neue Van Tourer 600 D aus dem Modelljahr 2024 setzt auf eine neue Größe im Camping-Geschäft: den Ford Transit. Ein Nachteil muss das nicht sein, wie ein Blick auf die Preisliste des Ford 600 D zeigt.
Beim Grundpreis von 62.490 Euro (Stand: Mai 2024) unterscheiden sich Ford und Fiat – beide Versionen werden von Van Tourer parallel verkauft – nicht. Doch wer nicht selbst schalten will, kommt mit dem Transit günstiger weg: Die Ford-Automatik kostet 2499 Euro extra, beim Fiat sind es 3849 Euro mehr. Und auch Fahrdynamiker:innen werden den Ford sympathischer finden, denn dessen Top-Motorisierung mit 170 PS (125 kW) fordert moderate 1590 Euro Aufpreis, während Fiat für den Turbodiesel mit 180 PS (132 kW) gleich 4390 Euro kassiert. Darüber hinaus kann die niedrigere Sitzposition für den Transit sprechen sowie das sanftere Abrollen oder auch das leisere Motorgeräusch. Ein Komfortgewinn auf ganzer Linie.
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Erste Testfahrt: Neuer Van Tourer 600 D (2024) ist schmal, aber hoch
Eine der größten Stärken des neuen Van Tourer 600 D (2024) auf Ford Transit-Basis ist zweifelsohne die Stehhöhe von 2,05 m, mit der sich der Kastenwagen zum Reisebegleiter großgewachsener Leute qualifiziert. Man muss in gewöhnlichen Campervans nicht mit dem Scheitel an der Decke schubbern, um das luftige Raumgefühl im Van Tourer zu mögen. Doch natürlich ist es wie bei allen Sechs-Meter-Kastenwagen auch im 600 D das hintere Querbett, das die Freiheit begrenzt: Selbst mit der optionalen Heckverbreiterung (1399 Euro) in der linken Karosseriewand ist es nicht länger als 1,95 m. Der Durchgang zwischen Küchenblock und Badezimmertür fällt mit 49 cm schmal aus, auch das ist in dieser Klasse keine Überraschung. Doch da ist auch noch das flexible Bad des Van Tourer – und das ist die eigentliche Attraktion, weil es jedes gewohnte Kastenwagen-Maß sprengt.
Im Normalzustand ist die Nasszelle so knapp bemessen wie in allen kompakten Campervans. Das reicht für die Katzenwäsche und den eiligen Toilettengang, doch beim Duschen ist es nicht wirklich komfortabel, deshalb lässt sich die kleine Kammer mit drei Handgriffen erweitern. Es genügt, die hölzerne Abdeckung von der Duschwanne zu nehmen, die Holzwand der Nasszelle in den Durchgang zu falten und dann einfach den Vorhang zuzuziehen, um eine Duschkabine von fast einem Quadratmeter Grundfläche entstehen zu lassen. In den meisten Business-Hotels ist sie kleiner.
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Clevere Raumausnutzung mit Blick fürs Detail
Wir kennen die Kastenwagen von Van Tourer für ihre vielen lebensnahen Details, auch beim neuen Van Tourer 600 D (2024) auf Transit-Basis fehlen sie nicht. Manche kosten extra wie die teilbare Sitzbank (1929 Euro), deren Hälften sich einzeln verschieben und einstellen lassen, andere sind serienmäßig wie der Grauwasser-Tank, der sich unter dem hinteren Gepäckraum platzsparend flach macht. Auch auf einen wuchtigen Gasflaschen-Kasten kann der 600 D verzichten, weil er mit Diesel heizt und damit nur einen kleinen Drei-Liter-Gasbehälter zum Kochen braucht. Und die Küche des Van Tourer zeigt, dass es auch in einem Sechs-Meter-Kastenwagen genug Platz zum Putzen des Salats und Einlegen der Steaks geben kann. Noch dazu werfen der elegant in die Arbeitsplatte eingelassene Mülleimer und der Apotheker-Auszug im Küchenblock die Frage auf, warum solche Details in dieser Preisklasse nicht längst Standard ist.
Auch am Stauraum muss die Freundschaft nicht scheitern – das beginnt bei den vielen offenen Ablagen im Wohnraum und endet im Heckabteil, das bis zu 1,50 m nutzbare Breite bietet. Die sorgfältige Verarbeitung entspricht den Standards der gehobenen Mittelklasse, nur bei der Verdunkelung der Frontscheibe haben es die Entwickler:innen zu gut gemeint: Natürlich wirkt das Kunststoff-Rollo deutlich hochwertiger als die allgegenwärtigen Faltplissees, allerdings verbaut es kleineren Fahrer:innen beim Rangieren die Sicht aufs vordere Motorhauben-Ende. Nur eine Kleinigkeit, sicher. Könnte auch sein, dass der längere Aufenthalt in diesem durchdachten Kompaktvan unbescheiden macht.
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Technische Daten des neuen Van Tourer 600 D (2024)
AUTO ZEITUNG 02/2024 | Van Tourer 600 D |
Technische Daten | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1995 cm³ |
Antrieb | 6-Gang; automatisch; Vorderrad |
Leistung | 96 kW/130 PS |
Max. Drehmoment | 360 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5990/2060/2740 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2844/656 kg |
Ausstattung | |
Sitz-/Schlafplätze | 4/2 (opt. 4/3) |
Herd/Heizung | Zweiflammiger Gaskocher/Diesel-Standheizung Truma Combi 4 D |
Gas | 1 x 3 kg |
Frisch-/Abwasser | 100/75 l |
Preis | |
Grundpreis | 62.490 € |
Alle Daten Werksangaben |
Mit seinem Raumbad und der üppigen Stehhöhe sprengt der neue Van Tourer 600 D (2024) die Grenzen der Sechs-Meter-Klasse, auch mit dem Schliff seiner praxisnahen Details und dem sorgfältigen Finish macht er sich beliebt. Das Querbett ist aber auch dann kein idealer Platz für Großgewachsene, wenn sie die optionale Heckverbreiterung bestellen.