Knaus Boxdrive 600 XL (2022): Erste Testfahrt
Sechs-Meter-Boxdrive im Fahr-Check
Wenn ein Kastenwagen zum Familienfreund werden soll, muss er über sich hinauswachsen. Mit 3,12 Metern überragt der neue Knaus Boxdrive 600 XL (2022) die Konkurrenz und will mit dem Schiebebett der Schlaueste seiner Klasse sein – eine erste Testfahrt.
Die Diskussion über Genug und Zuviel ist unter Camper:innen so alt wie die Erfindung des bewohnbaren Kastenwagens und war damit schon lange vor unserer ersten Testfahrt des neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022) aktuell. Natürlich ist ein 6,40-Meter-Campervan komfortabler als das Sechs-Meter-Modell, das auch nicht viel weniger kostet. Doch beim Versuch, den Kasten mal schnell in eine städtische Parkbucht zu klemmen, ist die Kurzversion im Vorteil. Und natürlich auch dann, wenn’s um die günstigsten Fährtarife geht. Deshalb sind Camper der Sechs-Meter-Klasse so populär. Dass manche von ihnen nicht weniger kosten als Teilintegrierte, steht ihrem Erfolg nicht im Weg. Es wird die Käufer:innen des Boxdrive vermutlich nicht groß interessieren, dass mit ein paar Extras locker 80.000 Euro auf dem Preisschild stehen. Viel wichtiger ist, dass er mit bis zu fünf Betten den Familienkumpel gibt. Kein Zweifel, wie sich bei der ersten Testfahrt bestätigte, eignet sich so ein Sechs-Meter-Kasten am besten für zwei. So bietet der Hersteller den neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022) auch in der Basisversion an: Statt des Hochbetts kommt er dann mit einer Gepäckgalerie unterm Dach und macht mit 2,25 Meter Stehhöhe selbst Camper:innen froh, denen in regulären Kastenwagen der Himmel auf den Kopf zu fallen droht. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Der neue Knaus Boxdrive 600 XL (2022) in der ersten Testfahrt
Im hinteren Querbett des neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022) müssen die Großen allerdings die Beine anziehen, mit 1,94 Metern besitzt es nur das übliche Kastenwagen-Maß. Noch etwas kürzer fällt das optionale Schiebebett unterm Dach aus. Mit 1,85 Metern Länge und 1,25 Metern Breite eignet es sich am besten für zwei, die sich gern haben. Dafür ist es schneller gemacht als ein Bett im Aufstelldach, weil es auf Schienen läuft und sich mit zwei Handgriffen ruckzuck rein- und rausziehen lässt. Auch am Liegekomfort fehlt es da oben nicht, auf Wunsch liefert Knaus sogar eine Matratze mit Watergel-Auflage. Den Sitzkomfort in der Dinette beeinträchtigt das herausgeschobene Bett nicht, nur beim Kochen wird die Kopffreiheit knapp. Irgendeinen Kompromiss fordert halt jeder Sechs-Meter-Quader, sobald er abseits der ersten Testfahrt zum Familienhotel werden soll. Dazu gehört beim neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022) wie bei allen Kastenwagen auch das Umbauen der Sitzgruppe, wenn Passagier:in Nummer fünf mitreist.
Der Komfort des neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022)
Im Bad des neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022) geht es dafür gar nicht kleinlich zu, wie wir bei der ersten Testfahrt feststellten. Wie bei vielen Knaus-Wohnmobilen wird die Wand mit Spiegel und Waschbecken zum Duschen einfach zur Seite geklappt, was das Reinigen der Nasszelle enorm erleichtert. Auch die Dinette profitiert von kleinen Komfort-Tricks wie der extralangen Sitzbank-Fläche und dem freischwebenden Tisch, der kein störendes Bein in den Fußraum ragen lässt. Und woher der stolze Preis kommt, erklären Materialien und Verarbeitung auch dort, wo man beim Boxdrive nicht sofort hinschaut: Die vornehme Veloursverkleidung des Gepäckraums etwa ist sonst eher ein Merkmal großer Luxusmobile. Dass ein Typ wie der MAN TGE zur Fahrkultur des Boxstar passt, wird Kenner:innen der Transporter-Szene nicht überraschen. Knaus liefert ihn prinzipiell mit dem druckvollen 177-Pferdestärken-Motor und der Achtstufen-Automatik, die schnelle Reiseetappen bei tiefenentspannten Drehzahlen sichert. Trotz seiner stattlichen Höhe und 2,9 Tonnen Leergewicht fühlt sich das Crafter-Double eher wie ein großer Tiguan an, nur das industriegraue Hartplastik des Armaturenbretts wirkt für heutige Sehgewohnheiten einen Tick zu gewerblich. Dafür gibt es in der Kabine immer noch mehr Ablagen, als sie Otto-Normalcamper mit Kleinkram füllen kann. Und wohin mit den größeren Gepäckstücken? Im Kofferraum hilft es, dass kein wuchtiger Gasflaschenkasten im Weg steht: Der neue Knaus Boxdrive 600 XL (2022) heizt mit Diesel, betreibt seinen Kühlschrank per Landstrom oder Bordbatterie und hat zum Kochen eine 2,7-Kilo-Gasflasche dabei. Zusätzlichen Platz bieten vier Dachstauschränke, ein vergleichsweise schmaler Kleiderschrank und eine offene Ablagegalerie unter dem Dach. Genug ist das nur für vier, die kein Zuviel brauchen. Wäre ja noch schöner, wenn das nach der ersten Testfahrt schon ausdiskutiert wäre…
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Technische Daten des neuen Knaus Boxdrive 600 XL (2022)¹
AUTO ZEITUNG 11/2022 | Knaus Boxdrive 600 XL |
Technische Daten | |
Motor | 2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Vorderrad |
Leistung | 130 kW/ 177 PS |
Max. Drehmoment | 410 Nm bei 1500-2000/min |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5990/2050/3120 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2910/590 kg |
Sitz-/Schlafplätze | 4/4 (optional 5) |
Ausstattung | |
Herd/Heizung | zweiflammiger Gaskocher mit Piezozündung/Dieselheizung Truma Combi 6 |
Gas | 1 x 2,7 kg |
Frisch-/Abwasser | 102/90 l |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 75.950 Euro |
¹Alle Daten Werksangaben
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Schlaue Details auf knappem Raum können unterwegs mehr Sinn ergeben als schiere Größe, der neue Knaus Boxdrive 600 XL (2022) zeigt es mit dem Schiebebett unterm Hochdach. Zwar wird's innen ziemlich eng, wenn der Knaus nach der ersten Testfahrt tatsächlich vier oder sogar fünf Erwachsene mitnehmen soll. Anspruchsvolle Städtereisende wird er aber sicher glücklich machen.