E-Auto abschleppen: Wann und wie es geht
Elektroautos abschleppen ist nicht unmöglich
E-Auto abschleppen – geht das? Die AUTO ZEITUNG erklärt, wie man liegengebliebene Elektroautos abschleppen kann und wann man es auf keinen Fall machen sollte.
Wer mit dem E-Auto nicht mehr weiterkommt, braucht Pannenhilfe. Aber kann man ein E-Auto abschleppen oder geht das auf keinen Fall? Die Antwort ist: E-Autos kann man abschleppen, jedoch nur unter gewissen Voraussetzungen. Berücksichtigt man diese Bedingungen nicht, kann das Elektroauto erhebliche Schäden davontragen. Die unterschiedlichen Möglichkeiten, ein liegengebliebenes E-Auto abzuschleppen und worauf man unbedingt achten muss, erklären wir hier. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Die 4in1-E-Achse von Schaeffler im Video:
E-Auto abschleppen nur unter bestimmten Umständen
Grundsätzlich ist es nicht einfach möglich, mittels Seil oder Stange ein E-Auto abzuschleppen. Das liegt daran, dass Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb auch im ausgeschalteten Zustand Strom produzieren, wenn sich die Räder drehen. Rollt das Elektrofahrzeug hinter dem Abschleppwagen her, bewegen die sich drehenden Räder den Elektromotor an der Achse. Der E-Motor wirkt dann wie ein Dynamo und rekuperiert Energie. Diese induzierte Spannung kann jedoch vom ausgeschalteten System nicht verarbeitet werden. Die Steuerelektronik läuft somit durch die Überspannung Gefahr, Schaden zu nehmen. Je schneller sich der Motor dreht, also je höher die Geschwindigkeit des E-Autos beim Abschleppen ist, desto stärker ist der Effekt der Induktionsspannung. Es gibt unterschiedliche Methoden, um dieses Problem zu umgehen – allerdings kommen die meisten Lösungen nur für bestimmte E-Auto-Modelle infrage. Um auf Nummer Sicher zu gehen, ist nur eine Abschleppmöglichkeit für E-Autos empfehlenswert: das Verladen des Wagens auf ein Plateaufahrzeug. Das geht entweder mittels Kran oder Seilwinde. Kurze Strecken, wie beispielsweise auf das Plateau eines Abschleppwagens, überstehen Elektroautos generell unbeschadet. Auch wenn man ein E-Auto wenige Meter schiebt, muss man keine Schäden an der Elektronik befürchten. Wird das Auto angehoben, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Unterboden und der dort untergebrachte Akku nicht beschädigt wird. Bei einer E-Auto-Panne sollten unbedingt nur dafür geschulte Personen Hand an das Fahrzeug legen, beispielsweise Profis vom ADAC oder dem Mobilitätsservice des Herstellers. Das gilt auch für die Hochvolt-Bauteile. Selbst nach Defekten zu sehen, kann hier lebensgefährlich sein.
Dann klappt das E-Auto-Abschleppen
Ob man sein E-Auto abschleppen darf oder nicht, ist in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs hinterlegt. Sollte es der Hersteller nicht generell untersagen, befinden sich dort die Anweisungen, was zu tun ist, um das Elektroauto sicher abschleppen zu können. Es gibt bestimmte Modelle, bei denen sich der Elektromotor von den Rädern entkoppeln lässt. Dann dreht sich der Motor beim Abschleppen nicht mit und das E-Auto kann gefahrlos bewegt werden. Je nach Modell gelten Einschränkungen, wenn der Hersteller das Abschleppen auf eigenen Achsen erlaubt. Ein Smart electric drive darf ebenso wie ein VW ID.3 beispielsweise mit einer Stange abgeschleppt werden, wenn die Zündung eingeschaltet werden kann, man das Getriebe in die Stellung N bringt, keine entsprechenden Warnleuchten aufscheinen (siehe Betriebsanleitung), man das Auto nicht schneller als mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h bewegt und die Abschleppstrecke nicht über 50 Kilometer beträgt. Beim Citroën C-Zero erlaubt der Hersteller das Abschleppen ebenfalls bei eingeschaltetem Auto mit einer Abschleppstange, wenn der Gangwahlhebel auf N steht, man den Wagen nicht weiter als 30 Kilometer bewegt und eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h nicht überschreitet. Andere Hersteller verbieten das Abschleppen des E-Autos, wie zum Beispiel Nissan beim Leaf oder BMW beim i4, in dessen Handbuch ausdrücklich steht: "Das Fahrzeug darf für den Transport nicht abgeschleppt werden."
E-Auto nicht mit leerem Akku abschleppen
Bleibt ein E-Auto liegen, weil der Antriebs-Akku leer ist und sich die Elektronik (Zündung/Fahrbereitschaft) nicht mehr aktivieren lässt, darf das Auto bis auf wenige Meter in Schrittgeschwindigkeit nicht auf eigenen Rädern bewegt werden. Dann bleibt nur der Abtransport auf einem Bergungsfahrzeug. In seltenen Fällen gibt es jedoch die Möglichkeit des mobilen Ladens, beispielsweise in Hamburg und Duisburg, wo die ADAC Service GmbH mit Hyundai seit 2019 das "Mobile Charging" testet. Andere mobile Ladestationen, beispielsweise von eTree oder VW, befinden sich noch in der Entwicklung und sind nicht für die Pannenhilfe konzipiert. Schleppt man ein E-Auto mit aktiver Bordelektronik auf eigenen Achsen ab, so kann sich der Akku durch die Rekuperation wieder aufladen. Grundsätzlich ist jedoch davon abzuraten, den Akku auf diese Weise wieder aufzuladen, da dies nicht vom Hersteller vorgesehen ist.
Wer kann E-Autos abschleppen?
Bei einer Panne mit einem Elektroauto braucht man meist professionelle Hilfe, um das E-Auto abschleppen zu lassen. Die Garantie für Neuwagen beinhaltet dabei meist eine Mobilitätsgarantie, die bei regelmäßiger Wartung des Wagens in der Vertragswerkstatt bei einigen Herstellern für viele Jahre gültig bleibt. Das bedeutet, dass man im Falle einer Panne die entsprechende Service-Rufnummer wählen sollte, um das E-Auto kostenlos abtransportieren zu lassen. Der kostenlose Abschleppservice kann aber Ausnahmen beinhalten. Bei manchen Herstellern fallen Kosten an, wenn der Mobilitätsservice das E-Auto aufgrund eines leeren Akkus abschleppen muss. Auch als Mitglied bei einem Autoclub wie dem ADAC, dem ACE oder dem AvD oder über einen Schutzbrief der Kfz-Versicherung erhält man kostenlos Pannenhilfe. Verständigt man den Abschleppdienst, sollte man bereits am Telefon darüber informieren, dass es sich um ein Elektroauto handelt.