BMW 3er/Mazda6/Skoda Superb: Vergleichstest
Mittelklasse-Benziner im Vergleich
- BMW 3er, Mazda6 und Skoda Superb im Vergleichstest:
- Fahrkomfort: Angenehmster Federungskomfort im Skoda Superb
- Motor/Getriebe: Achtstufen-Automatik im BMW 3er überzeugt
- Fahrdynamik: Mazda6 mit längstem Bremsweg im Vergleich
- Umwelt/Kosten: BMW 320i am teuersten in der Anschaffung
- Technische Daten BMW 3er, Mazda6 und Skoda Superb
- Fazit
Gegen die Turbodiesel-Dominanz in der Mittelklasse stellen sich Benziner im BMW 3er, Mazda6 und Skoda Superb. Das Ergebnis im Vergleichstest!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 320i | Mazda6 Skyactiv-G | Skoda Superb 2.0 TSI DSG |
Karosserie (1000) | 659 | 625 | 692 |
Fahrkomfort (1000) | 752 | 725 | 752 |
Motor/Getriebe (1000) | 659 | 606 | 649 |
Fahrdynamik (1000) | 713 | 622 | 658 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2783 | 2578 | 2751 |
Kosten/Umwelt (1000) | 342 | 367 | 364 |
Gesamtwertung (5000) | 3125 | 2945 | 3115 |
Platzierung | 1 | 3 | 2 |
Zum Vergleichstest treten BMW 320i, Mazda6 Skyactiv-G 194 und Skoda Superb 2.0 TSI an – jeweils als klassische Limousinen mit rund 190 PS starken Ottomotoren. Die Mittelklasse ist nach wie vor eines der spannendsten Fahrzeugsegmente. Hierzulande dominiert herstellerübergreifend die gewerbliche Nutzung: Dienstwagenberechtigte entscheiden sich gern für ein Mittelklasse-Auto im Geschäfts-Leasing – trotz SUV-Boom immer noch bevorzugt als praktische Kombiversion und traditionell mit einem effizienten Turbodiesel unter der Haube. Inzwischen erfreuen sich allerdings bei BMW 3er oder Skoda Superb auch die Plug-in-Hybrid-Antriebe wegen der niedrigeren Besteuerung immer größerer Beliebtheit. Doch Privatkunden haben bei Plug-in-Hybriden kaum finanziellen Vorteile, und bei 15.000 Kilometern Jahresfahrleistung lohnt sich oft auch nicht der Aufpreis für einen Turbodiesel. Eine echte Alternative sind daher nach wie vor die modernen Benziner.
Der BMW 3er im Video:
BMW 3er, Mazda6 und Skoda Superb im Vergleichstest:
Um je 16 Zentimeter überragen Mazda6 und Skoda Superb den 4,71 Meter langen BMW 3er. Dass der Münchener in puncto Raumangebot für Passagiere und Gepäck hier ins Hintertreffen gerät, liegt scheinbar auf der Hand. Bei der Sitzprobe fällt jedoch auf, dass der 3er vor allem in Reihe eins luftig geschnitten ist, eine ordentliche seitliche Bewegungsfreiheit bietet und selbst Sitzriesen ausreichend Raum über dem Scheitel lässt. Fahrer und Copilot erfreuen sich im Superb zwar noch besserer Platzverhältnisse, der Mazda geizt dagegen etwas mit Kopffreiheit. Das gilt auch im Fond, weil die Dachlinie des Japaners sehr stark abfällt, man deshalb beim Einsteigen den Kopf einziehen muss und Personen über 1,80 Meter Körpergröße nicht ganz aufrecht sitzen können. Dafür bietet der Mazda eine großzügigere Innenbreite und mehr Beinraum als der BMW. In einer ganzen eigenen Liga spielt dagegen der Skoda: Die Kopffreiheit fällt zwar nicht ganz so üppig aus wie bei der Kombiversion, Beinfreiheit kann man dagegen fast schon als verschwenderisch beschreiben: Mit bis zu 45 Zentimeter Beinraum nimmt es der Skoda sogar mit Chauffeurs-Mobilen à la Mercedes S-Klasse auf. Und während die Kofferräume der beiden Kontrahenten jeweils 480 Liter Gepäck fassen, bietet der Tscheche mit Fließheck samt großer Heckklappe 625 bis 1760 Liter Laderaumvolumen. Damit übertrifft er sogar das Fassungsvermögen der Kombivarianten von BMW 320i und Mazda6. Vorteile kann der BMW dafür bei Bedienung, Sicherheitsausstattung und Qualitätseindruck für sich verbuchen: Die Sprachsteuerung etwa funktioniert um Welten besser als bei der Konkurrenz, und die Bedienung via Dreh-Drück-Steller haben die Münchener in den letzten Jahren perfektioniert. Hier können der Mazda und der Skoda nicht mithalten – besonders der tief platzierte Touchscreen des Skoda Superb birgt trotz logischer Menüführung ein hohes Ablenkungspotenzial. Zwar fährt der Mazda als Einziger im Vergleichstest serienmäßig mit Abstandsregeltempomat oder Head-up-Display vor, die modernsten – wenn auch größtenteils aufpreispflichtigen – Sicherheitsfeatures bietet dennoch der 3er. Rettungsgassenassistent, Ampelerkennung, Ausweichhilfe oder Rückfahrassistent gibt es für Mazda und Skoda zum Beispiel gar nicht. Mit seiner äußerst steifen Karosserie samt satt schließenden Türen und ebenso hochwertigem wie sauber verarbeitetem Interieur setzt sich der BMW von seinen im Detail nicht so fein gemachten Rivalen ab.
Fahrkomfort: Angenehmster Federungskomfort im Skoda Superb
Gleichfalls mustergültig ist die dank sportlich-tiefer Sitzposition gute Fahrerintegration in Kombination mit den perfekt zur Hand liegenden Bedienelementen. Die optionalen Sportsitze des 3er mit einstellbaren Seitenwangen und erweiterbarer Schenkelauflage gewährleisten zudem einen guten Sitzkomfort und bieten viel besseren Seitenhalt als die nur mäßig konturierten Sitze des Mazda6. Im Skoda sitzt man zwar höher als im BMW 3er, die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen verwöhnen aber auch auf langen Strecken mit ihrer noch kommoderen Polsterung. Und bei ambitionierter Kurvenhatz gefällt die im Schulterbereich festere Abstützung. Die Fondpassagiere freuen sich im Tschechen zudem über die körpergerecht geformte Bank inklusive der – besser als bei BMW und Mazda – nutzbaren Beinauflage. Die optional erhältlichen Schlafkopfstützen für die äußeren Fondsitzplätze ermöglichen zudem ein bequemes Nickerchen. Da passt es gut, dass der mit adaptiven Dämpfern ausgerüstete Skoda Superb souverän federt und sein sanftes Wogen auf welliger Fahrbahn den Komforterwartungen an eine große Limousine gerecht wird. Die im Comfort-Modus teils stark ausgeprägten Ausfederbewegungen dürften aber nicht allen Fahrern gefallen. Ein weniger ausgeprägtes Nachschwingen der Hinterachse bei nahezu gleichwertigem Ansprechverhalten zeigt der Skoda Superb, wenn die Dämpfercharakteristik auf Normal steht. Ein ganz anderes Naturell legt dagegen der mit M Sportfahrwerk und adaptiven Dämpfern ausgerüstete 320i an den Tag: Auf Frostaufbrüchen oder Kanten federt der BMW, der wie seine Rivalen auf 19-Zoll-Rädern unterwegs ist, sehr feinfühlig an. Nach Anregungen beruhigt sich die Karosserie schnell wieder, während bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit und kleinen Fahrbahnunebenheiten die straffe Grundabstimmung für Unruhe sorgt. Im Vergleichstest überzeugt dafür der Schnellfahrkomfort. Für den Mazda sind keine einstellbaren Dämpfer zu haben, der Japaner ist insgesamt eher von der soften Sorte: Zwar reagiert er etwa auf Kanaldeckel teilweise unwirsch, auf Landstraßen zweiter Güte überzeugt jedoch das gute Schluckvermögen der Federung. Einen erstklassigen Eindruck hinterlässt der 3er beim Geräuschkomfort: Wind- und Abrollgeräusche dringen in jedem Geschwindigkeitsbereich wesentlich gedämpfter zu den Insassen durch, und auf schlechtem Untergrund verkneift sich der Bajuware im Gegensatz zu seinen Konkurrenten jegliche Knistergeräusche.
Motor/Getriebe: Achtstufen-Automatik im BMW 3er überzeugt
Akustisch angenehm zurückhaltend präsentiert sich auch der 184 PS starke Zweiliter-Turbo des BMW 3er. Skoda setzt beim 190-PS-Superb ebenfalls auf einen Turbobenziner mit zwei Liter Hubraum, während der Mazda6 einen ganz anderen Weg geht: Sein 2,5-Liter leistet 194 PS, muss jedoch ohne Aufladung auskommen und nutzt zur Verbrauchsreduzierung eine Zylinderabschaltung. Tatsächlich genehmigt sich der Mazda mit 7,9 Litern auf 100 km jedoch deutlich mehr Superkraftstoff als BMW (7,0 Liter) und Skoda (7,1). Bei zurückhaltender Fahrweise erreichen übrigens alle drei Testkandidaten Verbräuche mit einer Fünf vor dem Komma und erweisen sich so als echte Alternativen zum Turbodiesel. In puncto Fahrleistungen und Kraftentfaltung gerät der in unteren Drehzahlbereichen schlapp wirkende Mazda ins Hintertreffen – 3er und Skoda Superb stellen bereits viel früher ihr stämmigeres Drehmoment bereit. Das BMW-Aggregat wirkt mit seiner linearen Kraftentfaltung und der im Vergleich zum 2.0 TSI des Skoda noch ausgeprägteren Drehfreude in diesem Vergleichstest am spritzigsten und harmoniert nahezu perfekt mit der Achtstufen-Automatik. Während die Kurbelwelle des mit Sechsstufen-Automatik ausgerüsteten Mazda bei Tempo 130 rund 2700 Mal in der Minute rotiert, meldet das Digitalinstrument des BMW 320i 1900 Touren. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe des Skoda schaltet zwar fix, reicht aber nicht an den Antriebskomfort der BMW-Automatik heran.
Fahrdynamik: Mazda6 mit längstem Bremsweg im Vergleich
Auch bei den Dynamikprüfungen schüttelt der BMW 3er die Rivalen im Vergleichstest relativ mühelos ab: Mit seiner präzisen Lenkung pflegt er eine innigere Kommunikation mit dem Fahrer, als es der Skoda und vor allem der Mazda können. Ohne nennenswerte Seitenneigung, dafür aber mit hohem Gripniveau werden Kurven aller Art und der 18-Meter-Slalom durchfahren. Dabei bleibt der Münchner stets gut berechenbar und absolut vertrauenseinflößend. Der Skoda Superb kann seine Größe auf dem Handlingkurs zwar gut kaschieren und wirft sich engagierter in Kurven als der weniger willig einlenkende und früher untersteuernde Mazda, wird jedoch von den elektronischen Regelsystemen teilweise etwas ruppig eingebremst. Apropos Bremsen: Während 3er und Superb mit jeweils gut 35 Metern bei den Kaltbremswegen noch ähnlich gut verzögern, steht der BMW 320i mit warmer Anlage aus 100 km/h 1,6 Meter früher als sein tschechischer Widersacher. Der Mazda6 benötigt für die Bremsprüfungen dagegen mehr Strecke als der Skoda.
Umwelt/Kosten: BMW 320i am teuersten in der Anschaffung
47.940 Euro kostet der BMW 3er als 320i in testrelevanter Konfiguration – über 8000 Euro mehr als der erheblich günstigere Mazda6. Dass dieser im Kostenkapitel des Vergleichstests aber nur knapp vor dem rund 3000 Euro teureren Skoda Superb landet, liegt an der ungünstigen Versicherungseinstufung.
Technische Daten BMW 3er, Mazda6 und Skoda Superb
AUTO ZEITUNG 20/2020 | BMW 320i | Mazda6 Skyactiv-G 194 FWD | Skoda Superb 2.0 TSI DSG |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4 | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1998 cm³ | 2488 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 135 kW/184 PS | 143 kW/194 PS | 140 kW/190 PS |
Max. Drehmoment | 300 Nm, 1350 - 4000 /min | 258 Nm, 4000 /min | 320 Nm, 1500 - 4100 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Hinterrad | 6-Stufen-Automatik/ Vorderrad | 7-Gang-Doppelkopplung / Vorderrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1460/1567 kg | 1532/1557 kg | 1460/1572 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,7 s | 8,2 s | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 235 km/h | 223 km/h | 240 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,2 / 33,3 m | 36,3 / 35,8 m | 35,6 / 34,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,0 / 6,3 l S /100km | 7,9 / 7,4 l S /100km | 7,1 / 7,4 l S /100km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 167 / 142 g/km | 188 / 167 g/km | 167 / 168 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 39.820 € | 36.740 € | 35.628 € |
Testwagenpreis | 47.940 € | 39.470 € | 42.539 € |
Dass Mittelklasse-Limousinen mit Benzinmotoren noch längst nicht zum alten Eisen gehören, beweisen alle drei Kontrahenten im Vergleichstest. Den ersten Platz sichert sich der BMW 3er: Als 320i ist er zwar das teuerste Auto, überzeugt dafür mit wertigem Qualitätseindruck, moderner Sicherheitsausstattung sowie feiner Motor-Getriebe-Kombination. Außerdem verbraucht er am wenigsten und fährt der Konkurrenz bei den Dynamikprüfungen locker davon. Der Skoda Superb mit Raumangebot auf Oberklasse-Niveau federt sehr souverän und ist ebenfalls sparsam. Mit bissigerer Bremsanlage wäre noch mehr möglich gewesen. Für den Mazda6 sprechen die gute Ausstattung und der niedrigste Testwagenpreis. Er verbraucht aber mehr Sprit und kann vor allem bei den Dynamikprüfungen nicht ganz Schritt halten – Platz drei.