BMW 3er Touring/BMW X3: Vergleichstest
3er Touring und X3 im BMW-Duell
- BMW 3er Touring und BMW X3 im Vergleichstest
- Fahrkomfort: BMW X3 federt etwas straffer
- Motor/Getriebe: BMW 3er Touring mit niedrigerem Verbrauch
- Fahrdynamik: Gewicht lässt BMW X3 zurückfallen
- Umwelt/Kosten: Der BMW 3er Touring gewinnt das Kosten-Kapitel
- Messwerte & technische Daten BMW 330d xDrive Touring & BMW X3 xDrive 30d
- Fazit
Wie bei allen Herstellern ist das SUV der natürliche Feind des Kombis. Bei den Bayern streiten sich der BMW X3 und der BMW 3er Touring um die Gunst der Kunden. Wer dabei mehr Freude am Fahren entfacht, zeigt der Vergleichstest der beiden Modelle mit 265 PS starken Reihensechszylinder-Turbodieseln.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 330d xDrive Touring | BMW X3 xDrive30d |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 701 | 725 |
Fahrkomfort (1000) | 789 | 794 |
Motor/Getriebe (1000) | 715 | 688 |
Fahrdynamik (1000) | 749 | 707 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2954 | 2914 |
Kosten/Umwelt (1000) | 298 | 288 |
Gesamtwertung (5000) | 3252 | 3202 |
Platzierung | 1 | 2 |
Wie definiert man eigentlich einen echten BMW? Die meisten würden wohl noch immer eine ausgesprochen sportliche Limousine oder ein rassiges Coupé als Blaupause eines typischen Bajuwaren mit weiß-blauem Propeller zitieren. Etwas Tourenwagen-Feeling für jedermann. Ein Stück 02-Turbo und M3 stecken halt in jedem BMW. Das gilt auch für die X- und Touring Modelle der Marke. Zwei Autos aus zwei Segmenten, die im selben Kundenkreis ihre Argumente ausbreiten. Vor allem bei BMW kommen sich mit dem BMW X3 xDrive30d und dem BMW 330d xDrive Touring SUV und Kombi sehr nahe. Deshalb haben wir sie zum Vergleichstest gebeten – beide mit M-Sportpaket, damit etwas Feuer in die Sache kommt. Ganz BMW eben.
BMW M3 & M4 im Video:
BMW 3er Touring und BMW X3 im Vergleichstest
Auch wenn die Historie bei BMW die Limousine oder das Coupé bevorzugt, ist zumindest beim BMW 3er der Touring im Jahr 2020 die erste Wahl. Gut 75 Prozent entscheiden sich für die praktische Kombivariante des Mittelklasse-Stars aus München. Gründe dafür bietet der Touring auch im Vergleichstest mit dem BMW X3 reichlich: Sein Laderaum steckt voller praktischer Details. Die separat öffnende Heckscheibe ist in engen Parklücken eine echte Hilfe. Beim BMW X3 hat man darauf verzichtet, wie auch auf die geteilt öffnende Heckklappe der X5-Modelle. Und nur für den BMW 3er Touring gibt es das 300 Euro teure Gepäckraumpaket, das mit gummierten Laderaumschienen – die bei geschlossener Heckklappe automatisch etwas hochfahren – das Verrutschen von Gegenständen verhindert. Dass der BMW 3erTouring in diesem Vergleichstest beim Laderaumvolumen nicht ganz mit dem X3 mithalten kann, gleicht er mit ein paar Zentimetern mehr Laderaumlänge (330d: 182 cm; X3: 176 cm) wieder aus. Apropos Platz: Der X3 ist für alle Insassen etwas luftiger geschnitten. Die hohe Sitzposition in Verbindung mit der aufrechten Front sorgen zudem für eine gute Übersicht, die im sportlich flachen 3er im Vergleich nicht ganz so gut ausfällt. Platz hat der 3er aber allemal genug. Selbst im Fond fühlen sich auch Großgewachsene top untergebracht. Einen kleinen Vorsprung erarbeitet sich der Touring bei der Sicherheitsausstattung: BMW stattet ihn zum Beispiel serienmäßig mit Verkehrszeichen- und Spurhalteassistenten aus, während die X3-Kunden diese Funktionen extra bezahlen müssen. Dass der 3er das etwas modernere Auto im Portfolio der Bayern ist, zeigt sich auch an seiner extrem gut verarbeiteten Karosserie. Beim in Amerika produzierten SUV überträgt die Vorderachse beim Überfahren der einen oder andere Kante dann doch Vibrationen in den Vorderwagen. Bei der Bedienung gefällt hingegen das etwas ältere Konzept des X3. Im SUV lassen sich nahezu alle Klimaanlageneinstellungen direkt, also ohne das Aufsuchen eines Untermenüs wie im Touring, ansteuern.
Fahrkomfort: BMW X3 federt etwas straffer
Den sportlichen Anspruch der Marke setzen die beiden Rivalen mit M-Sport-Paket konsequent um. Dass mit sportlicher Abstimmung und optionalen adaptiven Dämpfern der Komfort dabei nicht auf der Strecke bleibt, zeigen die zwei Münchner auf ganz unterschiedliche Weise. Der BMW 3er Touring macht nicht den "Fehler" der 3er-Limousine, die mit ihrer brettharten Hinterachse den sportlichen Anspruch übertreibt. Der Kombi gibt sich etwas softer, was mit dem feinen Ansprechverhalten dann zu einem insgesamt gelungenen, angenehm straffen Federungskomfort beiträgt. Der BMW X3 ist in diesem Vergleichtest noch etwas nachgiebiger, lediglich Querfugen kann er nicht so sensibel parieren, wie es der 3er vermag. Nutzt man die maximale Zuladung aus, federt der BMW 3er Touring dann sogar Unebenheiten zuvorkommender weg als das vor allem an der Vorderachse stößige SUV. Der gleiche Antriebsstrang und in beiden Fällen eine gelungene Schalldämmung inklusive der Akustikverglasung (200 Euro) sorgen im 330d und im X3 30d für einen sehr niedrigen, angenehmen Geräuschpegel. Auch bei den vorderen Sportsitzen herrscht Einigkeit. Lediglich die Sitzposition unterscheidet sich: Im X3 sitzt man mit erhabenen Überblick, im Touring sportlich tief integriert. Im SUV-Fond hingegen sorgt die hohe Sitzbank für einen besseren Kniewinkel und damit auch für eine entspanntere Sitzposition.
Motor/Getriebe: BMW 3er Touring mit niedrigerem Verbrauch
Wer einmal mit einem Reihensechszylinder-Turbodiesel eine längere Strecke mit hohem Durchschnittstempo absolviert hat, ärgert sich zu Recht über die Diskussion über das Ende des Selbstzünders. Es ist mit dem 265-PS-Triebsatz schlicht nicht möglich, einen Durchschnittsverbrauch oberhalb von zehn Litern zu erzielen – vollkommen egal, wie schnell man unterwegs ist. Auf der Testrunde in diesem Vergleichstest verbraucht der BMW 330d xDrive Touring sogar nur magere 6,7 Liter. Der größere und schwerere BMW X3 xDrive 30d bleibt mit 7,8 Litern ebenfalls angemessen genügsam. So lassen sich problemlos Reichweiten von fast 900 km erzielen. Wer es im Eco-Pro-Modus auf maximale Effizienz anlegt, konsequent die Segelfunktion nutzt, erarbeitet sich mit dem 3er locker Verbräuche mit einer Fünf vor dem Komma – und das mit einem Dreiliter-Sechszylinder-Turbo, der mit sattem Drehmomentpunch, Drehfreude und Laufkultur begeistert. Und der in deutlich unter sechs Sekunden beide Modelle auf Tempo 100 schnalzen lässt, den X3 mühelos auf 240 km/h treibt und den Touring sogar erst bei 250 km/h in die elektronische Begrenzung stürmen lässt. Kurz: ein Prachtstück. Dass der 3er hier dem X3 Punkte abnimmt, liegt schlicht an Gewicht und Größe.
Fahrdynamik: Gewicht lässt BMW X3 zurückfallen
Gewicht und Größe sind auch die Faktoren, die dem BMW 3er Touring in allen dynamischen Disziplinen des Vergleichtests Vorteile verschaffen. Der BMW 3er ist ohnehin ein konsequent auf Dynamik getrimmter Mittelklässler. Mit M-Sport-Paket inklusive Sperrdifferenzial, Sportbremse und 19-Zoll-Sportbereifung wird er sogar zum heimlichen M3 mit Dieselaggregat. Die Lenkung arbeitet bissig und kommuniziert ohne Verzögerung mit der Vorderachse. Sportwagen-Feeling im Familienkombi, dafür steht der BMW 3er Touring. Das leichte Übersteuern im Grenzbereich kündigt sich sanft an und lässt sich hervorragend in die Linie einbauen. Wie wieselflink der 3er unterwegs ist, belegt die schnelle Zeit in der Slalomgasse. Auch der BMW X3 liegt gut in der Hand. Ihm fehlt aber die Konsequenz des 3er an der Vorderachse. Das SUV drückt untersteuernd in den Grenzbereich. Die Hinterachse bleibt dabei stoisch in der Spur. Das macht den BMW X3 zwar narrensicher, aber im direkten Vergleich eben auch gefühlt behäbiger. Die in beiden Modellen dieses Vergleichtests eingebaute Sportbremse präsentiert sich mit einer sehr guten Dosierbarkeit. Unterschiedlich sind hingegen die Bremswege: Mit kalten Bremsen benötigt der Soft-Geländewagen fast zwei Meter mehr, um aus Tempo 100 zum Stillstand zu kommen. Mit warmen System reduziert sich der Abstand auf 1,2 Meter. Weg, der bei einer Notbremsung im besten Fall einen Blechschaden zur Folge haben kann.
Umwelt/Kosten: Der BMW 3er Touring gewinnt das Kosten-Kapitel
Blickt man bei BMW in die Preisliste, trennt den BMW 330d xDrive Touring und den BMW X3 30d xDrive in der M-Sport-Ausstattung, die testrelevante Extras wie die variable Sportlenkung, variable Drehmomentverteilung, Sportsitze und weitere Extras beinhaltet, 4450 Euro. Für den BMW 3er Touring bietet BMW zudem das 1400 Euro M-Sportdifferenzial an der Hinterachse an, was den Abstand zum BMW X3 zwar reduziert, doch geringere Kraftstoffkosten und die etwas günstigere Kaskoeinstufung bringen dem Touring unterm Strich den entscheidenden Punktevorteil in diesem Vergleichstest.
Messwerte & technische Daten BMW 330d xDrive Touring & BMW X3 xDrive 30d
AUTO ZEITUNG 08/2020 | BMW 330d xDrive Touring | BMW X3 xDrive30d |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6/4; Turbodiesel | R6/4; Turbodiesel |
Hubraum | 2998 cm³ | 2998 cm³ |
Leistung | 195 kW/265 PS | 195 kW/265 PS |
Max. Drehmoment | 580 Nm | 620 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, permanent | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, permanent |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1760/1865 kg | 1820/1972 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 5,6 s | 5,5 s |
0 - 150 km/h | 11,8 s | 12,3 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 240 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6/34,6 m | 36,4/35,8 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 6,7/6,3 l D/100 km | 7,8/7,4 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 178/180 g/km | 207/196 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 59.250 Euro | 63.700 Euro |
Testwagenpreis | 62.630 Euro | 66.050 Euro |
Dem BMW 330d xDrive Touring fehlen nur ein paar Zentimeter im Innenraum, um im Vergleichstest nicht alle Kapitel für sich zu entscheiden. Der 3er fährt agil, präsentiert sich zudem mit einem feinfühlig-straffen Federungskomfort, ist erstklassig verarbeitet und punktet obendrein mit sehr guten Fahrleistungen bei einem ausgesprochen genügsamen Umgang mit dem Dieselkraftstoff. Der BMW X3 30d xDrive hat im direkten Vergleich keine Chance. Er bietet zwar etwas mehr Platz, verzichtet aber auf der anderen Seite auf die praktischen Details des Touring und ist auch noch ein paar tausend Euro teurer als der Kombi.