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Geht auch ganz einfach:

Sportwagen des Jahres 2020: Kandidaten & Ergebnis

Der Sport hat viele Facetten

Johannes Riegsinger Autor

Vom (beinahe) perfekten Über-Auto bis zum emotionalen Urvieh: Der Sportwagen-Jahrgang 2020 hat viele Gesichter. Aber nur einer kann Sportwagen des Jahres 2020 werden!

Zack, zack wedelt der gelbe Jaguar F-Type R durch die Ecken irgendwo in der Eifel. Es ist an der Zeit, unseren "Sportwagen des Jahres 2020" zu wählen. Da will der hübsche Brite natürlich zeigen, was geht. In seinem Fall heißt das: scharfes Eindrehen um die Hochachse, übereifrige Lenkung, lebhaftes Heck – man muss mit dieser Abstimmung klarkommen. Wie zum Beispiel die Kollegen Urbanke oder Englert, aber die steigen ja morgens schon im Drift aus dem Bett. Der Rest der Jury sieht das Thema wenigerübersteuernd und grübelt bereits über den Lexus RC F Track Edition. Man mag ihn, weiß aber nicht so recht weshalb. Die entwaffnende Liebeserklärung von Mess-Chef Sebastian Koch analysiert den Lexus in diesem Moment wunderbar: "Wenn du schon immer mal die intellektuelle Variante eines DTM-Renners der 200oer-Jahre fahren wolltest, ist der RC F genau richtig. Sonst nicht." Bei so viel Feingefühl fehlt nur noch Bentley-Versteher Riegsinger. Der schafft es auch dieses Jahr, die Existenzberechtigung eines Bentley Continental GT unter Hardcore-Sportwagen zu erklären: "Manchmal weinen Panamera nachts, weil sie gern so cool wären wie der Bentley. Manchmal weinen Sportwagen, weil ein Bentley sie verblasen hat. Nur Bentley-Fahrer weinen nie. Fragen?" – Nein, alles klar, lediglich der grüne Dodge Challenger SRT Hellcat XR schluchzt mit wimmerndem Kompressorriemen vor sich hin, weil er das genaue Gegenteil des Understatement-Briten ist. Dabei muss man den XR, seine 999 Newtonmeter und 888 PS, einfach nur mit ehrfürchtigem Gasfuß bewegen, dann passt es schon: Schnelle Kurven gehen ganz stabil, geradeaus sowieso. Dass der Über-Challenger das cholerische Temperament eines mürrischen T-Rex hat, gehört zum Programm. Dafür hat man ihn gekauft. Um ordentlich verprügelt zu werden. Pogo-Engtanz mit 666 Stahl-Schmetterlingen im Bauch. Wenn schon nicht "Sportwagen des Jahres 2020", dann bekommt der AEC-Dodge zumindest das Prädikat "Musclecar des Jahres 2020". Muss einfach.

Michelin

Präsentiert von Michelin
Ein Rennreifen für die Straße: Der Michelin Pilot Sport Cup 2 ist für Ultra-High-Performance-Fahrzeuge erste Wahl, steht dabei für gleichbleibend, schnelle Rundenzeiten auf der Rennstrecke und weiß im Alltag mit viel Grip und Fahrspaß zu überzeugen. Die große Pilot Sport-Familie von Michelin beantwortet alle Fragen nach sportlichen Reifen. Mehr unter michelin.de 
Foto: Michelin

 

Sportwagen des Jahres 2020: Das sind die Kandidaten

Und jetzt endlich warten leichter zu erklärende Wettbewerber in der Auswahl zum "Sportwagen des Jahres 2020" auf die Jury. Paul Englert schiebt den Toyota GR Supra 3.0 ins Rampenlicht: "Das Auto macht einfach Laune, weil es klingt, weil es voran geht, weil es so herrlich gut quer fahren kann und weil es nicht die Welt kostet. Dafür hat der Supra eine Preis-Leistungs-Ehrennadel verdient." Michael Godde wirft kurz noch ein, dass der Supra mit dem kleineren Turbo-Vierzylinder noch besser fährt und noch preiswerter ist, aber das hören die Kollegen nicht mehr. Denn da ist dieser spannende Audi RS 7 Sportback, der stoisch und solide fahren kann, sanft unterkühlt und geschmacksneutral – und dann hat er auf RS-Knopfdruck seinen "Transformers"-Moment. Mutiert zum beinharten Rennwagen. Rotzt und brüllt dreckigen Heavy Metal-Sound in die Gegend, brennt alles her, was sich zeigt – und fährt danach mit Motorstop-Segelfunktion und Ökomodus ganz sachte nach Hause. Hammer! So viel Bandbreite hat die Alpine A110S nicht. Es gibt sie einzig in der Geschmacksrichtung "Fahrspaß". Mit wenig Gewicht, deftig anreißendem 292-PS-Motor und Heckantrieb serviert sie eine erste Ahnung von dem, was ein sauber konfiguriertes Mittelmotor-Konzept anrichten kann: Reine Fahrfreude. Geboren aus Spieltrieb und Transparenz startet die Alpine durch ins Feld der echten Sportler. Und trifft dort auf den BMW M8 Competition, mit dem eine weitere Klinge in Richtung Siegertreppchen drängt. Hier dominiert allerdings der Motor als wesentliches Herzensthema: Mächtiger Schub, explosive Kraftentfaltung, haarsträubende Drehfreude – und das alles in einem solide geschnürten Tourenwagen-Paket. Dieser BMW ist eine Fahrmaschine: drahtig, schnell und bei Bedarf erfrischend stürmisch. Die ganze Zeit ist Online-Mann Sven Kötter im neuen McLaren GT unterwegs gewesen, stundenlang auf der Suche nach dem Genialitäts-Funkenflug eines 720S oder 600LT – jetzt kehrt er verstört zurück: "Wo ist die brillante Direktheit? Wo die feinnervig-hochauflösende Lenkung? Wo die hypnotische Ekstase?" – Es dauert eine Weile, bis der Kollege sich gefangen hat und versteht: Der McLaren GT ist kein Auto mit Midlife-Krise, sondern der ambitionierte Versuch, maximale Schärfe möglichst unverdünnt auf Gran Turismo zu strecken. Nicht spektakulär, aber wirkungsvoll. Und damit schon wieder typisch McLaren.

Vergleichstest Sportwagen des Jahres 2019
Sportwagen des Jahres 2019 13 Kandidaten für den Sportwagen des Jahres 2019

Der Sportwagen des Jahres 2020 im Video:

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Ergebnis: Das ist der Sportwagen des Jahres 2020

Auch der Volvo, pardon, Polestar 1 zieht eine ähnlich delikate Karte: Aussehen wie ein (sehr aufregender) S60, aber fahren wie Karate Kid. Finstere Elektromotor-Mächte schieben den Schweden Torque Vectoring-mäßig aus den Ecken, da haben die manchmal noch gar nicht aufgemacht. Der Turbo-Vierzylinder klingt nach bitterbösem Flux-Generator, und dass dieses Auto weit über zwei Tonnen wiegen soll, ist vermutlich ein Verschwörungsmythos eifersüchtiger Hybrid-Auto-Feinde. Soll es ja geben. Schön, dass der Faktencheck im Mercedes-AMG A 45 S ganz eindeutig ausgeht: Der kleine Turbo-Allradfeger hat es per Wildcard ins Feld zum "Sportwagen des Jahres 2020" geschafft und bereits eine Menge weitaus teurer Kontrahenten weggeräumt. Caspar Winkelmann protokolliert stellvertretend für eine beeindruckte Jury: "Geht wie Hölle. Traktion wie Sau. Fehlerverzeihend. Brutal schnell. Biestiger Sound. Und billiger als die Alpine. Ein AMG!" Wie beeindruckend der Durchmarsch der hochexplosiven A-Klasse (!) ist, demonstriert jedoch nicht der Vergleich mit der mittelmotorigen Französin, sondern den Nächstplatzierten: V12, Supercar-Hyperpower, illustre Namen – Aston Martin DBS Superleggera und Lamborghini Aventador SVJ. In diesem Duell geschieht etwas Bemerkenswertes: Noch nie haben wir geschlossen einen Aston Martin vor einen Lamborghini gesetzt, aber jetzt passiert es. Auch wenn sich der Aventador als unvergessliche Drama-Inszenierung in die Hirnwindungen fräst – bestialisch brüllend, kraftstrotzend, biestig – kassiert ihn der DBS ganz entspannt. Sein machtvoller Motor dominiert den Lamborghini nach Belieben, sein Handling ist reif und klar, das Design atemberaubend schön. Am Ende stehen sich dann erneut zwei alte Gegner gegenüber. Ein bittersüßer Punkt trennt sie. Der Ferrari F8 Tributo ist kondensierte Schönheit in Bewegung. Sein außergewöhnlicher Motor verbindet druckvollen Durchzug mit lodernder Explosivität, famoser Drehfreude und brachialer Energie. Ein ganz großer Wurf. Dazu kommt ein Handling, das rasiermesserscharfen Schnitt mit spektakulärer Emotion verbindet. Der neue Porsche 911 Turbo S kann mit dieser außergewöhnlichen Leidenschaft nicht mithalten. Und will es auch nicht. Das ist sein Rezept: großartig sein ohne jede Divenhaftigkeit. Spektakulär unspektakulär sein. Du fährst bis tief in den Grenzbereich und darüber hinaus und bist in Kontrolle. Du fährst Supercar-schnell und Gran Turismo-weit. Er kann mehr als du, egal wer du bist. Und deshalb kann er auch eines: der "Sportwagen des Jahres 2020" sein.

Vergleichstest
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