Die Sportwagen des Jahres (2018) Sportwagen des Jahres 2018 – Die Abrechnung!
AUTO ZEITUNG präsentiert die Sportwagen des Jahres 2018. Nach 2016 und 2017 ist die jährliche Schlacht um den Titel des besten, aufregendsten, überzeugendsten Sportwagen zum fixen Termin im Redaktionskalender geworden. Einmal im Jahr unvernünftig sein. Nach Herzenslust streiten. Vollkommen irrational Lust und Laune auf Vollgasfestigkeit abklopfen. Fahren, fahren, fahren. Wenn das aber so einfach wäre...
Die besten Sportwagen des Jahres (2018) im Video
Ferrari 812 Superfast
Allein der Name eines Sportwagens aus Maranello bringt das Blut in Wallung. Ferrari 812 Superfast. Basta. 800 PS aus einem frei saugenden Zwölfzylinder mit 6,5 Liter Hubraum, Heckantrieb, null auf 100 km/h in 2,9 Sekunden und ein Topspeed von 340 km/h. Das hört sich bereits sensationell an, beschreibt die Faszination eines 812 aber nur unzureichend. Ein Tritt aufs Gaspedal, und der Triebsatz, der seinen Ursprung in der Formel 1 hat, intoniert mit dezentem Intro bei Leerlaufdrehzahl sowie infernalischem Finale jenseits von 8500 Touren die wohl best arrangierteste Arie des Motorenbaus. Die gewaltige Leistungseruption gerät da fast zur Nebensache. Zudem lässt sich der Über-Ferrari so leicht und locker durch sämtliche Kurvenradien dirigieren, dass selbst Porsche, Lamborghini und McLaren ihr volles Potenzial ausreizen müssen, um ein wenig Abstand zwischen sich und den Top-Ferrari zu bringen. Dank aktiver Aerodynamik, feinfühliger Allradlenkung und damit vernetzter Fahrdynamikregelung zaubert der Italiener dabei ein erstklassiges Feedback in die Hände seines Fahrers. Auch das Fahrwerks-Set-up vermittelt eine intensive Verbundenheit mit dem Fahrzeug. Die Lenkung variiert kontinuierlich ihre Unterstützung. Treibt das Heck zum Beispiel nach außen, reduziert oder steigert das System blitzschnell das Lenkmoment – und der Fahrer findet wie von selbst den richtigen Gegenlenkwinkel. Wenn Assistenz, dann so. Mehr zum Thema: Das sind die besten Sportwagen 2017
Audi R8 V10 RWS
Er ist der Musterschüler im wilden Dutzend und leistet sich keine echten Schwächen. Nicht radikal genug für einen Platz auf dem Treppchen und dennoch ein unverwechselbarer Sportler. Er frisst kurze Geraden und wirft sich lässig in enge Kurven. Immer beherrschbar, nie biestig. Er kann sowohl Serpentinen als auch City. Sein V10-Sound macht süchtig. Im Zeugnis steht beim Audi R8 RWS unter Bemerkungen: "Klassenziel mit Bravour erreicht". Der Verzicht auf Allradantrieb spart im Coupé immerhin 50 Kilo. Und genau in den Kehren, in denen ambitionierte Sportfahrer lieber mit dem Popometer lenken und sich am quattro-Antrieb des Allrad-R8 stören, spielt der RWS alle Trümpfe des Heckantrieb-Konzepts aus. Man kann ihm wahrlich nichts, aber auch rein gar nichts vorwerfen – außer den ungetrübten Anspruch nach Perfektion. Manchem Juror scheint der aalglatte Charakter zu dezent, die DNS im Audi- Geschichtsbuch zu konstruiert. Aber selbst dann lässt sich das verlockende Package aus Preis, Leistung und Fahrspaß nicht wegdiskutieren. Die Reaktion auf das Vorhaben, mit dem Audi R8 RWS von Hamburg nach Marseille zu fahren, dabei unterwegs einen Schlenker auf die Rennstrecke einzubauen, lautet darum nicht "Nee, warum?", sondern "Klar! Wann?"
Aston Martin DB11 V8
Einigkeit im Team: Der DB11 ist einer der schönsten Sportwagen. Der rot-schwarze Lack schmeichelt den fließenden Linien, die von keinem Spoiler gestört oder überbetont werden. Die Ingenieure haben eine Art doppelten Boden in den Kofferraumdeckel integriert, über den die innenliegende – Aeroblade genannte – Abrisskante angeströmt wird. Thema Aerodynamik: elegant gelöst. Einen echten Gewinn bringt der Verzicht auf den größeren V12 mit sich. Der bei AMG zugekaufte und modifizierte V8- Biturbo in unserem aktuellen Testwagen leistet zwar "nur" 510 statt 608 PS, gibt sich aber merklich dynamischer. Weil er über 100 kg weniger auf die Vorderachse bringt, ist die Kopflastigkeit des V12 passé. Im Klang harziger, aber nie aufdringlich, gefällt der V8 zudem mit gleichmäßig satter Leistungsabgabe, harmonisch portioniert von der ZF-Automatik. Außerdem hat die Aston Martin-Crew die adaptive Luftfederung im V8-Modell neu kalibriert und steifere Stabilisatoren eingesetzt: mehr Agilität, gewohnter Langstrecken-Komfort. Er dürfte sogar noch eine Nuance strammer abgestimmt werden: Im GT-Modus wippt er selbst auf der Autobahn zuweilen nach, und auf welligen Landstraßen neigt die Hinterachse sogar in Sport Plus dazu, auf und ab zu tanzen. Der DB11 ist eben doch mehr GT als Sportler – ein Filetstück für automobile Gourmets und Ästheten.
Bentley Continental GT
Mehr GT geht nicht – das ist die einhellige Meinung zum Bentley Continental GT. Die optisch geschärfte Neuauflage des noblen Briten überzeugt mit famosen Komforteigenschaften. Zügiges und stressfreies Kilometerfressen war bereits die Paradedisziplin des Vorgängers. Der Neue legt mit seinen opulenten Ledersitzen, dem im Komfortmodus flauschigen Federungsverhalten sowie der wirkungsvollen Absorption von Außengeräuschen aller Art nochmal eine ordentliche Schippe drauf. Das war irgendwie erwartbar, überraschend ausgeprägt sind dagegen die dynamischen Talente des Bentley. Dank Porsche-Plattform und 48-Volt-Wankstabilisierung pfeift der 2,2-Tonnen- Trumm leichtfüßig kurvige Bergstraßen hinauf. Für druckvollen Vortrieb in jeder Lebenslage zeigen sich der seidenweich laufende und 635 PS starke W-Zwölfzylinder mit doppelter Turboaufladung sowie das hellwache Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe verantwortlich.
Auszeichnung der Jury "Bester GT": Was bereits der name des Bentley verspricht, löst seine einzigartige Kombination aus erlesenem Komfort und potentem W12-Motor souverän ein: als schnelles Reiseauto unübertroffen gut.
Lotus Exige Cup 430
Klein, leicht, stark. Wenn man eine Exige fährt, fragt man sich: Kennt ausschließlich Lotus das ultimative Baurezept für Sportwagen? Die Briten pfeifen auf Komfort und Kompromisse, Begriffe wie Armlehne oder Toter-Winkel-Assistent wurden scheinbar aus dem Wortschatz gestrichen. Und dann packen sie in dieses vier Meter zehn kurze, filigrane, ja beinahe fragil wirkende 1093-Kilo-Kerlchen einen Kompressor- V6 mit 436 PS, dem du im Rückspiegel dabei zusehen kannst, wie er bebt und zittert, sich windet wie ein Gefangener in Fesseln. Oberhalb von 4000 Touren macht der V6 schlagartig alle Klappen auf, trompetet, als säße ein ganzes Blasorchester auf dem Beifahrersitz. Doch Gänsehaut bekommst du schon viel früher, wenn du es über den breiten Schweller in den dünnen Schalensitz geschafft hast, festgegurtet, das kleine, knopf- und schalterfreie Lenkrad steil vor der Brust, den langen Schaltstock mit Magnesium-Knauf in der Faust. Auf Wunsch bauen sie sogar die Airbags raus, schrauben einen Überschlagschutz rein, geben dir das Gefühl, ein großer Rennfahrer zu sein, noch bevor die Maschine läuft. Gleich darauf schrumpfst du in Demut zusammen beim Versuch, südfranzösische Kurven allein mit 436 PS zu erledigen, denn ohne Servolenkung brauchst du in Kehren, Wechselkurven oder für Kurskorrekturen einen dicken Bizeps. Und genau das macht den Reiz der Exige Cup 430 aus: Sie ist reduziert und unvollkommen – ein Sportwagen in Reinstform.
Auszeichnung der Jury "Bester Racer": Nicht der schnellste Wagen im Feld, aber er fordert und fördert die Talente seines Piloten wie kein anderer. Der Lotus Exige Cup 430 reizt permanent zum Zeit-Training. Let’s go!
Dodge Challenger SRT Hellcat
Vor zehn Jahren debütierte die Neuauflage des kultigen Amis im Retro-Look, der nicht zuletzt durch seine Rollen in "The Fast and Furios" sowie in "Fluchtpunkt San Francisco" zu einem Auto-Weltstar wurde. Als urgewaltige Hellcat-Version verkörpert er heute wie schon damals in den späten Sechzigern das amerikanische Muscle Car in Perfektion. Seine stellenweise lässige Verarbeitung sowie den Wohlstandsspeck um die Hüften verzeihen wir ihm gern – es gibt nur noch wenige Charakterdarsteller wie ihn. Verglichen mit den penibel austarierten Fahrwerken eines Porsche oder McLaren erinnert der Dodge eher an Kutschenbau und vollführt mitunter furchteinflößende Bewegungsamplituden, wenn er über wellige Landstraßen gehetzt wird. Der Fünf- Meter-Brüchel stampft und trampelt, dass es schon eine versierte und harte Hand braucht, um speziell die Hinterachse auf Kurs zu halten. Doch wer ihn fest im Griff hält und zum Steuern ebenso gern das Gaspedal wie das Lenkrad einsetzt, erlebt ungefilterten Fahrspaß. Der Dodge Challenger ist ein erfrischend authentischer Charakter: ein bisschen grobschlächtig, aber robust, ehrlich und jederzeit bereit für einen deftigen Powerslide oder einen feist qualmenden Burnout. Geschmacksache: Das helle Sirren des Kompressors überlagert den satt bollernden 6,2-Liter-V8 bei höheren Drehzahlen deutlich.
Ford Mustang GT Fastback
Der Mythos Mustang wirft immer wieder die gleiche Frage auf: Kann ein Auto für rund 50.000 Euro im Reigen der Supersportwagen bestehen und Fahrspaß bereiten? Es kann! Vor allem die jüngste Überarbeitung hat dem Mustang gutgetan. Der mit 1726 Kilogramm nicht ganz leichte Mustang hatte in der Vergangenheit mitunter seine Traktionsprobleme. Der neue Mustang – auch dank der Michelin Pilot Sport 4S-Reifen – klebt dagegen fast schon auf der Straße und lenkt jetzt deutlich präziser ein. Der V8-Motor mit 450 PS schiebt gewaltig an, braucht allerdings untenherum etwas Drehzahl. Dann erst setzt der typische V8-Drehmoment- Schub ein. Die Sitze sind auch für Großgewachsene bequem, bieten eine gute Schulterunterstützung. Die Bremse verzögert mit einem klar definierten Druckpunkt punktgenau und gibt keinen Anlass zur Klage. In diesem Feld der Coupés und Sportwagen ist der US-Amerikaner ein Raumriese. Viel Platz – insbesondere vorn – und ein großer Kofferraum favorisieren das Sportcoupé nicht nur für die Kurvenhatz, sondern auch für die große Reise. Der Fahrkomfort und die Geräuschdämmung überzeugen ebenfalls. Wer den Mustang cruisen lässt, wird lediglich von einem sonoren Brabbeln aus dem Motorraum begleitet. Die Verarbeitung geht für den Preis absolut in Ordnung. Nicht zu vergessen dieses betörende Design aus der amerikanischen Pony-Car-Schmiede. So muss ein amerikanischer Sportwagen aussehen: bullig, kantig und big. Doch der Hammer ist einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis. Für rund 50.000 Euro gibt es ein komplett ausgestattetes, faszinierendes und viel Fahrspaß bereitendes Sportcoupé mit eigenständigem Charakter und jeder Menge Emotionen. Dazu kommen hervorragende Fahrleistungen und ein bäriger V8. Herz, was willst du mehr?
Auszeichnung der Jury "Bestes Angebot": Mit 46.500 Euro ist der neue Ford Mustang GT eine echte Offerte: Fünfliter-V8, betörendes Design und agiles Handling sorgen für unverfälschte Sportwagen-Faszination.
Chevrolet Corvette Z06
Kunststoff-Karrosserie mit Targa-Dach (Leichtbau), Querblattfedern aus Verbundmaterial (Packaging) und ein 6,2-Liter- V8 mit nur einer untenliegenden Nockenwelle (niedriger Schwerpunkt) – ja, genau: Wir reden von der Corvette. Nur Unwissende tun den kultigen Chevrolet als Showcar ab, lästern über vermeintlich antiquierte Technik. Denn jenseits seiner muskulösen Form und der klanggewaltigen Vierfach-Fanfaren am Heck erweist sich der Ami, speziell als Z06 mit Performance Paket, als ausgesprochen potenter Supersportler. Und das keineswegs nur auf der Viertelmeile, sondern auch – nein: gerade – in Kurven. Speziell aufs Auto abgestimmte Semislicks mit Notlaufeigenschaften lassen den Hecktriebler verbissen einlenken und lossprinten. Die weit zurückversetzte Sitzposition ist zwar gewöhnungsbedürftig, doch die Vette setzt alle Impulse messerscharf um. Der Motor verfügt mit 659 PS über immense Leistung und Kraftreserven von 881 Nm. Das manuelle Siebengang- Getriebe hakelt zwar, besitzt aber eine automatische Zwischengas-Funktion, die beim Zurückschalten die Drehzahl anhebt. Phantastisch! Je härter man die Z06 rannimmt, desto besser funktioniert sie und signalisiert: "Ich kann noch mehr. Du auch?" Wenn Ami, dann diesen!
Auszeichnung der Jury "Bester Ami-Sportler": Wahre Fans von US-Cars greifen zur Corvette z06. Der Chevy punktet mit bäriger Power, fettem V8-Sound, dynamischem Fahrverhalten – und coolem Targa-Dach.
BMW M5
Egal ob Lamborghini, McLaren oder Porsche – die Supersportwagen-Elite protzt mit riesigen Flügeln, schillernden Lacken und armdicken Auspuffrohren. Der in dezentem grau gehaltene BMW M5 wirkt in diesem Reigen potenter Selbstdarsteller für begeisterte Beobachter am Straßenrand der französischen Seealpen fast etwas deplatziert. Ein 911 GT2 RS etwa ist für die Rennstrecke konzipiert, der Fünfer kommt auch in der M-Version mit reichlich Großserientechnik, 530 Liter Kofferraumvolumen und über 4,90 Meter Außenlänge daher. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf sitzt du dann hinter dem mächtigen M-Volant und treibst den BMW mit irrwitzigem Tempo eine verwinkelte Bergstraße hinauf. Der 600 PS starke Achtzylinder- Biturbo stemmt bis zu 750 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, katapultiert den Bajuwaren in rund drei Sekunden auf Tempo 100 und harmoniert in jeder Fahrsituation exzellent mit der Achtstufen- Automatik. Der heckbetonte Allradantrieb sorgt in Verbindung mit der Pirelli- Mischbereifung für geradezu magische Traktionseigenschaften. Allerdings: Per Knopfdruck bringt der M5 seine Kraft nur über die Hinterräder auf die Straße und lässt sich von geübten Fahrern so zu fulminanten Drifts verleiten. In puncto Dynamik und Fahrspaß mischt der BMW also ganz vorn mit, beim Fahrkomfort lässt er seinen Kontrahenten aufgrund wirkungsvoller Geräuschdämmung, anschmiegsamer wie kommoder Sportsitze und sensibler Federung kaum eine Chance. Und dank reichlich Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen kommen bis zu fünf Passagiere auf ihre Kosten. Zu Recht reiht sich die Power-Limousine in die Phalanx der reinblütigen Supersportwagen ein.
Auszeichnung der Jury "Bester Allrounder": Er kann alles: Der BMW M5 glänzt als Athlet, brilliert als geräumiger Reise-Begleiter, erfordert im Alltag kaum Kompromisse. Und: Sein Preis ist durchaus vertretbar.
Lamborghini Huracán Performante
Er ist der schnellste Kampfstier, den die Italiener bislang in die Arena geschickt haben – alle Lambos sind nach Stieren benannt. Das Gewicht dank Mittelmotor perfekt ausbalanciert, die Lenkung präzise wie ein Skalpell – so durchpfeilt der Performante die Kurvenkombinationen in den französischen Alpen in atemberaubenden Tempo. Die Kombination aus grandiosem Grip und Allradantrieb ermöglicht einen tierischen Grenzbereich. Kaum ein Fahrzeug bleibt so lange neutral wie die italienische Flunder. Wer es zu schnell angehen lässt, den weist der Huracán mit einem leichten Untersteuern in die Schranken. Ansonsten lässt er sich gut mit Gasstößen an der Hinterachse dirigieren. Die Leichtigkeit des Kurvenfahrens wird durch ein Gewicht von rund 1400 kg – basierend auf einem Alu-Spaceframe- Rahmen sowie Hauben und Heckdeckel aus Karbon – begünstigt. Gänsehaut ruft aber auch der 5,2 Liter große V10-Motor mit 640 PS hervor. Diese aussterbende Spezies von einem Heavy Metal-Aggregat hängt brutal am Gas, schreit bei jedem Beschleunigungsvorgang vor Lust laut auf, beschleunigt den Lambo in rund 2,9 s auf 100 km/h und ist gut für fast 330 km/h. Die Fahrleistungen des hochdrehenden Saugmotors sorgen für eine überlegene Perfomance bei jeder Gelegenheit. Auch wenn sich selbst der Performante – als schärfste Sport-Version der Huracán-Baureihe – immer noch so etwas wie Alltagstauglichkeit bewahrt hat, ist Lamborghini-Fahren eben alles andere als Auto-Alltag. Das Gefühl, in einer Pilotenkanzel fast schon in einer engen Höhle zu sitzen, in der man nur Instrumente und Himmel, aber nichts mehr von den Ausmaßen des Autos sieht, ist einfach unbeschreiblich. Die Sitze passen, das Cockpit umschließt den Fahrer. Und doch muss man einen Lambo zu bedienen lernen. Hebel für Blinklicht und Fernlicht sucht man vergebens – alles ist Knopfsache im Lenkrad. Hier befindet sich auch der kleine, rote Anima-Schalter für die Fahrmodi (Strada, Sport und Corsa). Zweifelsohne das liebste Spielzeug des Piloten. Die Instrumente davor sind weitgehend übersichtlich, und die Verarbeitungsqualität des Italieners ist inzwischen so, dass man sieht, dass die Audi-Jungs aus Ingolstadt und die Ingenieure aus Sant’ Agata im regen Austausch stehen. Kritik: Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe macht nur im Corsa-Modus per Schaltwippen betätigt richtig Spaß. Den Automatik-Modus sollte man geflissentlich vergessen. Und auch die Übersichtlichkeit ist dem Lambo nicht ins Stammbuch geschrieben. Dafür zählt der Huracán Performante definitiv zu den besten Sportwagen der Welt – und das war nicht immer so in Sant’ Agata.
McLaren 720S
Noch spektakulärer als der Erfolg der Marke ist das unnachahmlich leichtfüßige Fahrgefühl aller McLaren. Wenn die Türen des 720S nach oben schwingen und der Kohlefaser-Monocage dich aufnimmt, erstarrst du in Ehrfurcht. Doch nur Augenblicke später beamt dich der Engländer in irrwitzigem Tempo entlang jeder Ideallinie. Er tut genau das, was du willst – in Echtzeit. Der V8 im Nacken fällt mit 720 PS und 770 Nm über die Hinterräder her, die sich gnadenlos in den Asphalt krallen. Der Grip? Phänomenal! Ein Lenkrad ohne Multifunktion und perfekt positionierte Schaltpaddel dahinter – mehr braucht es nicht. Mit einstellbarem Driftwinkel der Regelelektronik kann man sich lässig am Grenzbereich entlanghangeln. Dass es ab und an aus dem Cockpit knarzt – geschenkt. Wer sich daran stört, hat das Wesen des 720S nicht verstanden. Und dann wäre da noch der Blick in den Rückspiegel: Dank großzügiger Verglasung hat man einen perfekten Blick auf verschwindende Rivalen und das Air-Brake-Spektakel: Beim Abbremsen stellt sich der Spoiler blitzschnell auf, dennoch wirkt der McLaren bei Highspeed nervöser als der Porsche. Die Karbon-Karosserie ist atemberaubend schön, aber rein zweckmäßig im Sinne einer perfekten Aerodynamik gezeichnet. Der Wind muss dieses Auto lieben. Und nicht nur der: Denn wenn du aussteigst, hast du ein Lächeln im Gesicht, versprochen.
Porsche 911 GT2 RS
Diesmal haben sich die Tüftler der Rennsport- Abteilung bei Porsche selbst übertroffen: Mit dem 911 GT2 RS haben sie nicht nur den derzeit schnellsten Seriensportwagen ihrer 70-jährigen Modellgeschichte geschaffen, sondern einen kompromisslosen Extrem-Sportler. Dem Titel-Träger der letzten beiden Jahre – Porsche 911 Turbo S – konnte man kaum etwas vorwerfen. Höchstens, dass ihn sein Perfektionismus schon beinahe zu glatt, zu seelenlos hat wirken lassen. Das gilt für den GT2 RS nun wahrlich nicht. Sein Biturbo-Boxer im Heck tritt mit der archaischen Wucht von 700 PS an und brüllt dabei so hemmungslos, wie man es von einem Turbo-Motor selten hört. Diese Urgewalt flößt selbst erfahrenen Piloten Respekt ein, doch je länger die Fahrt dauert, desto größer wird das Vertrauen in die nicht enden wollenden Fähigkeiten des Geschosses. Die Straßenlage ist dank radikaler Aerodynamik und Rennsport-Fahrwerk geradezu beängstigend stabil. Es scheint, der RS liegt umso besser, je höher das Tempo steigt. Die Bremsen zeigen sich jeder Herausforderung gewachsen. Die Lenkung kann den Elfer zwar nicht ganz so federleicht erscheinen lassen wie einen McLaren 720S, doch Präzision, Feedback und Spontaneität sind mustergültig. Die Traktion? Unfassbar. All das macht den Porsche 911 GT2 RS zur ultimativen sowie äußerst emotionalen Fahrmaschine – und zum Sportwagen des Jahres 2018.
Technische Daten aller Sportler
Zum ersten Mal in drei Jahren wird über den Porsche nicht ein einziges Mal gestritten. Die Redakteurs-Stimmen, denen der 911 Turbo S von 2016 und 2017 immer ein wenig zu perfekt war, zu glatt, sind endgültig verstummt. Der 911 GT2 RS kommt sogar unserer theoretischen Vorstellung von einem "Sportwagen des Jahrhunderts" ziemlich nahe. Die größte Überraschung im Feld ist aber der BMW M5, der uns allesamt verblüfft. Majestätisch schnell, vollkommen kontrolliert, blitzsauber, emotional bis in die Haarspitzen. Eine Offenbarung auf Landstraßen, bei Bedarf sogar mit den Kindern auf der Rückbank. Ist das der "Sportwagen des Jahres"?
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