Rücktritt von Carlos Tavares: Stellantis sucht Nachfolge
Stellantis-CEO – ungewollter Abschied mit Ansage?
Der Chef von Stellantis, Carlos Tavares, ist mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurückgetreten. Seine Nachfolge und die Konsequenzen für die Konzernstrategie sind ungeklärt. Vermutlich.
Carlos Tavares tritt als CEO von Stellantis zurück
Carlos Tavares ist mit sofortiger Wirkung als CEO von Stellantis zurückgetreten. Der offizielle Grund sind „unterschiedliche Auffassungen über die weitere Strategie“ des Konzerns. Die französisch-italienisch-amerikanische Gruppe, bestehend aus insgesamt 14 Marken, darunter Alfa Romeo, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Opel und Peugeot, steht aktuell vor großen Herausforderungen. Seit der Verwaltungsrat im Oktober 2024 bekannt gegeben hatte, dass der Vertrag von Carlos Tavares, der noch bis 2026 laufen sollte, nicht verlängert werde, geriet der portugiesische Manager immer weiter unter Druck. Bereits zuvor hatte er wegen der trüben Absatzlage seine Finanzchefin entlassen. Mit dem Rücktritt kam der 66-Jährige womöglich seinem vorzeitigen Rauswurf zuvor.
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Mit der Gründung von Stellantis zum industriellen Schwergewicht
Carlos Tavares übernahm 2014 im Anschluss an seinen Posten bei Renault den Chefsessel beim französischen Konkurrenten PSA, der mit den Marken Peugeot und Citroën noch vergleichsweise klein war. Er trimmte die Gruppe in kurzer Zeit auf Rendite und übernahm 2017 auch Opel und führte die Marke zurück in die Gewinnzone. Mit der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler (FCA) zu Stellantis 2021 schuf Tavares schließlich Stellantis, einen der größten Automobilkonzerne der Welt.
Kontroversen während der Amtszeit
Tavares war jedoch nicht unumstritten. Sein Gehalt, das regelmäßig für Schlagzeilen sorgte, wurde sowohl von Mitarbeitenden als auch von Politik und Aktionären kritisch hinterfragt. Gleichzeitig führte sein Ansatz zur Umgestaltung des Vertriebsnetzes zu Spannungen mit den Vertragshändlern. Auch auf dem wichtigen chinesischen Markt blieb Stellantis hinter den Erwartungen zurück, trotz einer kürzlich erfolgten strategischen Beteiligung am chinesischen Elektroautohersteller Leapmotor.
Innerhalb des Konzerns stellt sich zudem die Frage, wie es mit den Marken Alfa Romeo, DS und Lancia weitergeht, denen Tavares bislang großzügig eine Zehnjahresfrist eingeräumt hatte, um nachhaltig rentabel zu werden. Angesichts der aktuellen Herausforderungen könnte diese Strategie nun überdacht werden. Auch die Renditekurve, auf die Tavares lange stolz sein durfte, neigt sich nach unten: In den USA stehen Zigtausende Autos auf Halde. Der Absatz in Europa schwächelt bedenklich. Seit Beginn des Jahres 2024 ist der Stellantis-Aktienkurs um 45 Prozent eingebrochen (Stand: Dezember 2024).
Nachfolge für Tavares in Vorbereitung
Für die Interimsphase und die Suche nach einer Nachfolger:in hat der Verwaltungsrat ein Exekutivkomitee eingerichtet, das von John Elkann geführt wird, dem Verwaltungsratschef und Vertreter der Agnelli-Gruppe, dem größten Einzelaktionär von Stellantis. Eine endgültige Entscheidung über die Nachfolge soll im ersten Halbjahr 2025 fallen. Es bleibt unklar, ob der Prozess aufgrund der Komplexität länger dauert oder ob bereits eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger feststeht, der derzeit noch an vertragliche Verpflichtungen gebunden ist.