Bürstner Lyseo Gallery TD (2024): Grundrisse & Ausstattung
Bürstners Verwandlungskünstler bekommt ein neues Gesicht
Der Bürstner Lyseo Gallery TD (2024) ist ein Grenzgänger zwischen Alkoven und Teilintegriertem. Denn er kaschiert elegant die Schlafnische über dem Fahrerhaus. Neu ab Modelljahr 2025 ist das Facelift-Gesicht des Ducato. Das ist der Preis des Verwandlungskünstlers!
Preis: Bürstner Lyseo Gallery TD (2024) ab 94.990 Euro
Das soll ein Alkoven sein? Optisch wirkt der Bürstner Lyseo Gallery TD (2024) wie der typische Teilintegrierte auf Fiat Ducato-Basis. Vertrautes Fiat-Gesicht – jetzt auch mit Facelift-Optik –, typischer GFK-Aufbau und wenig Überhang über der Fahrerkabine, vielleicht wenige Zentimeter mehr als der übliche Teilintegrierte. Doch der Bürstner weiß seine bis zu sechs Schlafplätze dank eines Aufstelldachs gut zu kaschieren, ohne sich dabei in die Länge zu strecken oder in die Höhe zu wachsen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Weniger Aufbauhöhe bedeutet auch weniger Einschränkungen auf Reisen. Zudem spart die flachliegende "T-Haube" im Vergleich zum hohen Alkoven Sprit. Noch wichtiger jedoch: Sie soll auch beim Thema Kältebrücken keine Nachteile bringen. Die Kehler Entwickler:innen versprechen, dass das aufblasbare Aufstelldach auch Temperaturen von -30 bis 80 °C mechanisch aushält – und dank GFK-Hülle sogar temperatur- als auch witterungsbeständiger als der typische Teilintegrierte sein soll. Selbst 1,5 m Schneelast sollen das Zeltbalg nicht zum Einknicken bringen. Die aufwendige Konstruktion hat natürlich ihren Preis: Der Lyseo Gallery TD startet bei 94.990 Euro (Stand: Oktober 2024), nicht gerade ein Schnäppchen für einen Camper bis sieben Metern Außenlänge.
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Innenraum: Der Camper mit Treppe
Bevor man sich für einen Bürstner Lyseo Gallery TD (2024) entscheidet, solle man sich im Klaren sein, wie viele Personen man regelmäßig über Nacht erwartet. Denn der Alkoven-Teilintegrierte-Hybrid wird in zwei Grundrissen angeboten. Als Lyseo Gallery TD 649 G (Länge 6,99 m) bietet der Camper vier bis optional sechs Personen einen adäquaten Schlafplatz, als TD 689 G (Länge 6,9 m), der übrigens dasselbe Preisschild trägt, bietet der Bürstner Bettplätze für drei Reisende.
Das Highlight des Gallery ist zweifelsohne die Galerie – also das Dachbett. Denn anstelle eines simplen Aufstelldachs ist die Dachetage im Lyseo ein nahezu vollwertiges Stockwerk. Anstelle einer wackeligen Leiter führen teppichbespannte Stufen in die Schlafsuite für zwei. Das Dach richtet sich durch aufblasbare Elemente automatisch auf und bietet neben einem Dachfenster auch einen kleinen Tisch. Übrigens ist das Dachzelt laut Hersteller auch wind- und wintererprobt und eignet sich fürs ganzjährige Campen.
Das nach oben verlagerte Hauptbett sorgt im übrigen Camper für großzügige Platzverhältnisse. Je nach Grundriss wandert so nämlich die zum Bett umfunktionierbare Dinette ins Heck (TD 649 G) sowie ein weiteres Hubbett für zwei Personen darüber. Der Camper für drei (TD 689 G) bietet an dessen Stelle ein voluminöses Raumbad (Frischwassertank 120 l, Abwassertank 90 l) samt großem Kleiderschrank.
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Die Küche ist in beiden Grundrissen zwar grundlegend verschieden geschnitten, bietet aber dieselbe Ausstattung. Beide Küchen kommen mit Dreiflammen-Gaskocher, Spüle und Kompressor-Kühlschrank (142 oder 175 l). Im TD 649 G fällt die Küche deutlich kompakter aus, der TD 689 G bietet eine L-förmige Küchenzeile mit erweiterbaren Arbeitsflächen – auf Wunsch auch mit Dunstabzugshaube oder Gasbackofen-Herd-Kombination Thetford Triplex. Dafür ist der Essbereich (unter dem Aufstelldach) im 689 auch etwas enger geschnitten als im Camper für bis zu sechs Personen.
Die serienmäßige Gasheizung Truma Combi 6 sorgt nicht nur im Interieur des Wohnmobils in kalten Nächten für genug Wärme, sondern beheizt auch den Doppelboden für einen Fußbodenheizungs-Effekt.
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Basisfahrzeug: Fiat Ducato
Im Hause Bürstner setzt man auf verschiedenste Pferde. Neben Citroën Jumper, Ford Transit und Mercedes Sprinter werden die Teilintegrierten auch auf Fiat Ducato-Basis aufgebaut – so auch der Bürstner Lyseo Galery TD (2024). Reichhaltige Ausstattung und bis zu sechs Schlafplätze fordern aber nach dem Ducato Maxi-Chassis mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von 3650 (649 G) bis 3850 kg (689 G).
Ab Werk fährt die italienische Basis mit dem 120 PS (88 kW) starken 2,2-l-Turbodiesel und manuellem Sechsgang-Getriebe vor. Gegen Aufpreis mobilisiert der Vierzylinder auch 140 PS (103 kW) oder sogar 180 PS (132 kW). Die Achtgang-Wandlerautomatik – beim stärksten Antrieb stets angeflanscht – übernimmt optional die Gangwechsel. Auf Wunsch steht auch ein auf 90 l vergrößerter Dieseltank zur Wahl.
Zum Serienumfang gehört neben dem Tempomaten auch eine manuelle Klimaanlage. Ein Multimediasystem mit Touchscreen, LED-Scheinwerfer und diverse Fahrassistenzsysteme (Verkehrszeichenerkennung, Notbremsassistent) stehen dagegen auf der Aufpreisliste.
Fahreindruck: Geniales System auf vitaler Basis
Der neue Bürstner Lyseo Gallery TD 689 G (2023) prasselt vor der ersten Testfahrt, als ob Regen auf die GFK-Schale des Dachs trommeln würde. Und er heult wie ein Tischstaubsauger. Aber nur 30 s lang, dann schaltet sich das Gebläse selbsttätig aus. Gut möglich, dass wir uns an diesen Sound gewöhnen. Das System ist ja auch zu genial, um sich nicht durchzusetzen, denn das Prasseln kommt vom flexiblen Kunststoff, der sich zum Alkoven aufrichtet, und das Jaulen produziert der Kompressor, der die Luftkammern füllt.
Ein talentiertes Familien-Wohnmobil ist der Lyseo Gallery TD 689 G allerdings nicht, obwohl sich der 142-l-Kühlschrank und der Dreiflammen-Herd prima zum Verpflegen von Kleingruppen eignen würden – aber es gibt ja auch noch den 649er mit Hecksitzgruppe und zusätzlichem Hubbett. Der Grundriss des TD 689 G ist dagegen auf das anspruchsvolle Paar abgestimmt, von dem die Marketing-Teams der Wohnmobil-Hersteller so gern reden. Allzu traditionell müssen die beiden Bewohner:innen nicht ticken, um mit ihrem Bürstner glücklich zu werden – das zeigt bei der ersten Testfahrt schon das moderne Design des Wohnbereichs.
Keinen Neuigkeitswert hat dagegen das Fahren im Bürstner: Die Basis ist immer der Fiat Ducato, der sich hier so vital, handlich und herb gefedert gibt, wie ihn die ganze Branche kennt.
Von Christian Steiger