Neuer Sam the Van (2025): Erste Testfahrt in den Alpen
Guter Geschmack trifft im Sam the Van auf gutes Gewissen
Als Sam the Van (2025) wird der Mercedes Sprinter zum Offroad-Wohnmobil mit Geschmack und gutem Gewissen. Wir setzen uns in den italienischen Alpen einmal selbst ans Steuer. Unsere erste Testfahrt!
Eigentlich wollten Maria Bauer und Ingo Scheinhütte nur einen Ersatz für ihren alten Land Rover Defender, weil es darin mit den beiden großen Hunden beim Campen (unsere Tipps für Camping mit Hund) mittlerweile arg eng wurde. Doch je länger die Architektin und der Porsche-Designer gesucht haben, desto größer war ihre Enttäuschung. "Und weil wir das richtige Auto für uns einfach nicht finden konnten, haben wir es dann eben selbst gebaut", sagt Bauer.
Die Entscheidung ist jetzt vier Jahre her, seit dem letzten Frühjahr ist ihr Auto, der neue Sam the Van (2025), fertig. Aber an Urlaub war seitdem noch nicht zu denken. Denn schnell war den beiden klar, dass sie damit einen Nerv getroffen haben. Statt Koffer zu packen und Karten zu studieren, hat Maria eine Firma gegründet, Lieferanten und Werkstätten gesucht und alles Geld in das Abenteuer gesteckt, ein Abenteuermobil zu bauen und zu vermarkten. Anfangs fünf, später zehn Autos pro Jahr will sie bauen und für Preise ab 265.000 Euro (Stand: Februar 2025) verkaufen.
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Erste Testfahrt im neuen Sam the Van (2025): Allrad-Sprinter mit Designerhotel-Interieur
Deshalb sitzt sie jetzt am Fuß der Alpen auf einem unwegsamen Hochplateau in der Essecke eines umgebauten Mercedes Sprinter und macht eine einladende Geste: "Herzlich willkommen in Sam." Das ist nicht nur ein Name, weil jedes ihrer Autos bislang einen Namen hatte. Sondern Sam steht auch für Sustainable Adventure Mobility und umreißt den Anspruch der beiden. Denn einerseits soll der neue Sam the Van (2025) die Menschen auf der Flucht vor der Zivilisation weiter bringen als bis zum nächsten Campingplatz (hier die bestbewerteten in Deutschland). Und anderseits wollen die Macher:innen die Natur bewahren, in der Sam dann zum Stehen kommt. Oder sie zumindest möglichst wenig schädigen. "Als Architektin und Designer hatten wir hohe Ansprüche an die Ausstattung und zugleich wollten wir ein nachhaltiges Konzept", sagt Bauer, "also guten Geschmack und ein gutes Gewissen."
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Für ersteres stehen Echtholzmöbel, die eher nach Designerhotel aussehen als nach Berghütte, dänische Edel-Armaturen in der Kochzeile und über dem handgemachten Kupferwaschbecken, das gemütliche "Doppelzimmer" quer im Heck der Kabine oder die digitale Grundausstattung für die Steuerung der Haustechnik. Und für die Nachhaltigkeit die Materialauswahl: "Isoliert haben wir Sam zum Beispiel mit Zöpfen und Platten aus Schafswolle, die kompletten Wände, sowie die Decken und Böden sind von innen mit Sprühkork beschichtet, statt auf Plastik läuft man bei uns auf Korkparkett, die Schränke sind aus Echtholz gebaut und das Waschbecken zum Beispiel aus Kupfer statt aus Kunststoff." Und all das lässt sich Maria nicht von irgendwo auf der Welt schicken, sondern achtet auf kurze Transportwege, kauft soweit möglich bei lokalen Produzenten ein und hat sich Werkstattpartner im direkten Umfeld gesucht. Selbst die Lebenshilfe ist an Bord und liefert ihr einzelne Teile zu.
Iglhaut Allrad macht den Sprinter zum Offroader
Während Maria Bauer und Ingo Scheinhütte das Konzept entwickelt und die Kabine gestaltet haben, macht Michael Iglhaut den neuen Sam the Van (2025) fit fürs Abenteuer. Er ist Mercedes-Händler und Inhaber von "Iglhaut Allrad" aus Marktbreit und rüstet die Transporter der schwäbischen Marke seit über 40 Jahren für schweres Gelände um. Ursprünglich hat er Busse für Berghotels gebaut und Stadtwerke oder Energieversorger für ihre Arbeit in unwegsamen Gelände gerüstet. Doch immer öfter melden sich bei ihm auch Privatkund:innen, die ihre Camper aufrüsten wollen, erzählt der Franke, der so zum offiziellen Partner von Sam the Van wurde.
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Zu Preisen, die auch ohne das Basisfahrzeug schon mal 90.000 Euro erreichen können, bietet Iglhaut Allrad Wildnis in drei Stufen. Die einfachste bringt ein bisschen mehr Bodenfreiheit und grobstollige Reifen, bei der zweiten kommt dann der Allradantrieb mit Untersetzung dazu. Wer wie Maria das volle Paket bestellt, bekommt auch noch drei Sperren (so funktioniert ein Differential) und eine massive Verkleidung, um den Unterboden zu schützen. "Solange auch nur ein Rad Traktion hat, fährt ein Iglhaut-Sprinter einfach weiter", sagt der Firmenchef und vergleicht seine Autos allenfalls noch mit der Mercedes G-Klasse.
Sam versorgt sich selbst mit Wasser und Strom
Weil der neue Sam the Van (2025) so bisweilen die Grenzen der Zivilisation hinter sich lässt, haben Bauer und Scheinhütte ihn für Urlaub "off grid" ertüchtigt und ihn autark von Versorgungsanschlüssen gemacht: Es gibt eine Wasserrecyclinganlage mit Umkehrosmosefilter, die aus 100 l Frischwasser (so den Wassertank reinigen und desinfizieren) effektiv 1000 l macht. Auf dem Dach ist standardmäßig ein Solarmodul (so auf dem Wohnmobil nachrüsten) mit 190 Wh installiert, das auf 380 Wh erweitert werden kann. "Und unserer Hunde zuliebe gibt es eine entsprechend große Pufferbatterie mit bis zu 330 A, mit der die Klimaanlage auch ohne Landstromanschluss einen Tag lang durchlaufen kann", sagt Bauer.
Dass die Macher:innen den Mund dabei nicht zu voll genommen haben, durfte der neue Sam the Van (2025) kurz vor dem Beginn der Wintersaison bei einer spektakulären Ausfahrt unter Beweis stellen. Wir haben den Campervan auf höchsten Punkt gekämpft, der in Europa mit dem Auto erreichbar ist: das 3317 m hoch gelegene Rifugio Teodulo im italienischen Windschatten des Matterhorns. Früher einmal eine offizielle "Straße", ist es jetzt nur noch eine Skipiste, die nach oben hin immer steiler und schottriger wird.
Die Versorgungswege bis zur Mittelstation der Gondel hätte vielleicht auch noch ein normaler Allrad-Sprinter (Drei Allrad-Sprinter von Eura Mobil, La Strada und Weinsberg im Vergleich) geschafft, wie ihn Mercedes erst seit ein paar Jahren selbst anbietet. Doch spätestens ab dem eisblauen Schmelzwassersee Lago Cime Bianche wird es knifflig. Aus dem Bergweg wird ein breiter Wanderpfad, der sich nach zwei, drei Kehren im groben Schotter verliert.
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Starker Antritt auch auf 3000 m Höhe
Auch wenn der unten im Tal noch so flotte 2,0-l-Dieselmotor (hier die Geschichte des Dieselmotors nachlesen) mit seinen 170 PS (125 kW) und 400 Nm hier oben ordentlich rödeln muss und von "Sprinter" nicht mehr die Rede sein kann, beweist der neue Sam the Van (2025) auf der ersten Testfahrt so viel Vorwärtsdrang wie eine Bergziege. Und genauso stoisch und stur stapft er die Steigung hinauf, selbst wenn die Luft auch für den Vierzylinder jenseits der 3000 m Höhe so langsam dünn wird. Und auch den Mitfahrenden stockt bei der Aussicht auf den Weg, der sich nach jeder Kurve noch steiler den Berg hinaufzuwinden scheint, der Atem. Doch pünktlich zur Kaffeezeit nimmt der Sam the Van (2025) die letzte Serpentine und statt karger Selbstversorgung aus der Küchenzeile mit Zweiflammen-Gaskocher (die besten Campingkocher im Test) gibt es bei Hüttenwirt Luciano Cappuccino und Crostatta vom Feinsten.
Zwar sind Maria Bauer und Ingo Scheinhütte schon froh, dass sie mit Sam the Van den guten Geschmack und das gute Gewissen vereint haben. Doch wissen die beiden auch, dass es auf Dauer mit kurzen Wegen und nachhaltigen Rohstoffen nicht getan ist und auch nicht mit zwei Solarmodulen auf dem Dach. "Sondern über kurz oder lang werden wir auch über elektrische Varianten nachdenken müssen", sagt Bauer. Aber das muss warten. Denn nach drei turbulenten Jahren steht jetzt endlich einmal Urlaub an. Dafür schließlich haben sie den neuen Sam the Van (2025) ja ursprünglich gebaut.