Neuer Omoda 5 (2024): Erste Testfahrt
Omoda macht eine gute Figur
Chery kommt mit dem neuen Omoda 5 (2024) auch nach Deutschland. Wir haben uns den Wagen als Verbrenner und E-Auto bereits vor dem Marktstart bei einer ersten Testfahrt genauer angesehen.
Vor der ersten Testfahrt mit dem neuen Omoda 5 (2024) ist es wohl nötig, ein paar Worte zum Konzern zu verlieren, der hinter dem Modell steckt: Chery. Kein anderer chinesischer Hersteller exportiert so viele Autos wie Chery – und das schon seit 2001. Doch, auch wenn der Auslandsanteil der chinesischen Marke mittlerweile mehr als 50 Prozent ausmacht, hat der 1997 gegründete Konzern um Europa bislang einen Bogen gemacht und seine zuletzt 1,4 Mio. Autos in 80 andere Länder verkauft. Und da sind die Einheiten aus dem Joint Venture mit Jaguar und Land Rover noch nicht mitgerechnet. Aber damit ist jetzt Schluss: Damit das Wachstum anhält, drängt der Exportmeister nun aus den Schwellenländern in die Industrienationen und nimmt sich deshalb die alte Welt vor. Noch 2023 startet Chery deshalb zum Beispiel in den Niederlanden und im Frühjahr 2024 soll es auch in Deutschland losgehen.
Dabei plant der Autobauer zwar mittelfristig mit gleich drei Marken und fast einem Dutzend Modellen, darunter auch ein paar echte Tesla-Fighter, die als Exlantix in die Oberklasse drängen. Doch den Anfang macht die bürgerliche Marke Omoda, die Strategiechef Zhu Shaodong nicht gegen andere Newcomer aus China positionieren will, sondern vor allem gegen die Autos aus Südkorea. "Mit ihrem Tempo, ihrem Engagement und ihrem Erfolg sind sie unser Vorbild", sagt Zhu, "und mit ihrem Marktanteil auch". Und noch etwas hat er sich in Seoul abgeschaut. So wie Hyundai, Kia und Genesis unterschiedliche Zielgruppen bedienen, will sich auch Chery laut Zhu bei uns breit aufstellen: "Omoda als designorientierte Marke ist so etwas wie unser Kia und als Antwort auf Hyundai bringen sie Jaecoo, mit den etwas rustikaleren und rationaleren Autos." Und mit Exlantix zielen sie wie Genesis auf die Besserverdienenden. Zhang Guibing, der Chef von Chery international und damit so etwas wie der Außenminister des Konzerns, weiß, dass sie beileibe nicht die ersten sind, die nach Europa drängen. Chery aber habe die Wartezeit gut genutzt und entsprechend viel Anlauf genommen. "Wir kommen spät, aber gewaltig", sagt Zhang und klingt dabei fast ein bisschen trotzig. "In ein paar Jahren wollen wir in Europa dort sein, wo heute Hyundai und Kia sind." Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars auf der Auto Shanghai 2023 im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Omoda 5 (2024)
Der Fokus auf die koreanischen Marken ist nicht der einzige Unterschied zu anderen chinesischen Neueinsteigern wie Nio, BYD oder XPeng. Während sich die PS-Branche im Allgemeinen und viele chinesische Marken im Besonderen offenbar nur noch auf E-Autos fokussieren, bekennt sich Chery auch weiterhin zum Verbrenner und fährt deshalb zweigleisig. "Die Welt ist noch nicht so weit, dass alle überall elektrisch fahren können, sagt Zhu und Jochen Tüting gibt ihm recht. "Selbst in Deutschland gibt es genügend Kundschaft, der die Neuwagenpreise bei ihren bisherigen Marken mit der Elektrifizierung davonlaufen", sagt der Europachef und sieht darin eine dankbare Zielgruppe. Denn so muss Chery gar nicht den Billigheimer geben, um trotzdem über den Preis Erfolg zu haben.
Den Anfang macht damit der neue Omoda 5 (2024) – ein erfreulich konventionelles SUV, das mit 4,40 m Länge und 2,63 m Radstand ins Herz der Kompaktklasse zielt und wohl kaum mehr als die 27.000 Euro des neuen Kona kosten darf, wenn es Chery wirklich mit Hyundai & Co. aufnehmen will. Ja, der Kühlergrill mit seinem Diamanten-Muster ist ein bisschen überzeichnet und die roten Zierelement in den Felgen hätte man eher bei einem Sportwagen erwartet, doch wahrt der Omoda 5 so zumindest eine gewisse Eigenständigkeit. Und drinnen wirkt der Kona-Konkurrent lange nicht so überladen und aufgeregt, wie es sonst bei den Autos aus China oft der Fall ist. Statt riesiger Bildschirmlandschaften und verspielter Apps gibt es ein fast schon konventionelles, freistehendes Digitalcockpit mit 25-Zoll-Display und drumherum eine vornehme Materialauswahl mit Zierelementen aus Kristallglas. Und auch wenn der Omoda 5 eine konventionelle Plattform nutzt, sind die Platzverhältnisse allemal ausreichend.
Die Konkurrenten:
Neuer Omoda 5 (2024) auch aus Verbrenner
Auch bei der ersten Testfahrt macht der neue Omoda 5 (2024) eine gute Figur. Das Tandem aus 1,6-l-Turbobenziner und Siebengang-Doppelkupplung läuft so ruhig und rund wie in einem VW Tiguan. Mit gut 180 PS (132 kW) und 275 Nm hat der Chinese genügend Biss. Fahrwerk und Lenkung sind so kompromissbereit, wie es viele zu schätzen wissen. Im besten Sinne unauffällig, damit wäre der Fünfer aus Wuhu hinlänglich umschrieben – wenn da nicht die vielen Assistenzsysteme wären. Denn darauf ist Chery offenbar mächtig stolz. Deshalb wurden zum Beispiel Spur- und Tempowarner so nervös eingestellt, dass es an Bord bisweilen fiept und piept wie einer Spielhalle am Freitagabend.
Nachdrücklicher Vortrieb bis weit jenseits der Autobahn-Geschwindigkeit, in sieben Sekunden von null auf 100 km/h, bei Vollgas 190 Sachen und zumindest ein klein bisschen was auf die Ohren – ungewohnt ist bei dieser ersten Testfahrt in China nicht nur Speed und Sound, sondern am Ende auch der Blick auf den Bordcomputer. Mehr als 500 km Restreichweite stehen nach der Testfahrt noch auf dem Display – ganz so schlecht ist die ach so alte Welt der Verbrenner also vielleicht doch nicht, oder? Natürlich wissen sie auch in Wuhu, dass wenn schon nicht die Gegenwart, dann zumindest die Zukunft der Elektromobilität gehört – und haben selbst den neuen Omoda 5 (2024) dafür schon gerüstet. Nach dem Vorbild des Kona kommt der Crossover deshalb kurz nach dem Start auch als Hybrid – und natürlich auch als vollwertiges Elektroauto Omoda 5 EV.
Elektroantrieb mit bis zu 150 kW im Omoda 5 EV
Der neue Omoda 5 EV (2024) mit Elektroantrieb bekommt im Vergleich zum Verbrenner nicht nur einen neuen, sehr viel sozialverträglicheren Grill ohne den überzogenen Diamanten-Look, sondern auch ein dezent modernisiertes Interieur und wirkt damit gleich fünf Jahre jünger. Vor allem aber gibt es zu geschätzten Preisen knapp jenseits von 40.000 Euro statt des Benzintanks eine Batterie mit 48 oder 64 kWh und anstelle des Vierzylinders eine E-Maschine mit 100 oder 150 kW (136 oder 204 PS). Bei einem Verbrauch, der unter 15 kWh auf 100 km liegen soll, erwartet Chery damit Reichweiten von 350 oder 440 km und liegt damit im Mittelfeld des Marktes. Nur beim Laden wird sich der Wagen schwertun mit dem Wettbewerb, denn mehr als elf kW an der Wechselstrom-Dose und 110 kW am Gleichstrom sind nicht vorgesehen. Zumindest noch nicht. Später, wenn Exlantix kommt, dann gibt es eine eigene Elektro-Plattform, ein 800-Volt-Netz und Ladeleistungen weit jenseits von 200 kW, stellt der Hersteller in Aussicht.
Der zweigleisige Ansatz des neuen Omoda 5 (2024) könnte sich als kluge Strategie erweisen, genauso das Vertrauen auf einen konventionellen Vertrieb mit eigenen Landesgesellschaften auf den großen Märkten und einem klassischen Händlernetz. Kein Wunder also, dass Omoda ehrgeizige Ziele ausgibt und sich nicht mit einer Nischenrolle abfinden will.