Jaguar Land Rover: Analyse
So will JLR die wirtschaftliche Talfahrt stoppen
Jaguar Land Rover steht unter Druck. Mit einer neuen Markenaufstellung, mehr Luxus und einer konsequenten Elektro-Strategie will JLR den Abwärtstrend stoppen. Eine Analyse!
Analyse: So will Jaguar Land Rover die Talfahrt stoppen
Die Fahrzeuge von Land Rover waren seit jeher ideale Gipfelstürmer – ob in den schottischen Highlands oder den Gebirgen Afrikas. Wirft man jedoch einen Blick auf die globalen Verkaufszahlen von Jaguar Land Rover, das sich selbst nur noch JLR nennt, ist eher eine rasante Talfahrt zu erkennen. Konnte Land Rover seinen weltweiten Absatz bis 2018 mit neuen Modellen wie Evoque, Velar und Discovery Sport noch auf 439.749 Fahrzeuge steigern, ging es seitdem stetig bergab. 2023 wurden nur noch 292.141 Neuwagen ausgeliefert – ein Drittel weniger. Bitter: Ausgerechnet die Verkäufe der gewinnstarken Range Rover-Familie sanken seit 2018 um über 100.000 Exemplare. Noch schlimmer hat es Jaguar getroffen. 2019 standen, beflügelt durch eine neue, deutlich sportlichere Designsprache und die ersten SUV der Marke, 180.198 Verkäufe in den Büchern. Dann folgte ein Absturz auf 62.521 Neuwagen im Geschäftsjahr 2023, das im März endete. Ein Rückgang um 65,3 Prozent. Das belastet auch das wirtschaftliche Ergebnis. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Land Rover Defender (2022) im Fahrbericht (Video):
Vorstandschef will 17 Mrd. in JLR investieren
Schon vor der Corona-Krise brachen die Gewinne von JLR ein: Erzielten die britischen Marken 2015 noch ein sattes Plus von umgerechnet 3,6 Mrd. Euro, stand 2019 ein Verlust von 210 Mio. Euro zu Buche. Zwar gelang im Geschäftsjahr 2023 wieder ein Gewinn von 634 Mio. Euro, ein erster Erfolg des neuen Vorstandschefs Adrian Mardell. Doch die Umsatzrendite liegt mit 2,4 Prozent noch meilenweit hinter Wettbewerbern wie Mercedes oder Tesla, die zweistellige Margen erreichen. Der indische Mischkonzern Tata, dem die britischen Marken seit 2008 gehören, ist allerdings entschlossen, die milliardenschwere Transformation von JLR zum vollelektrischen Luxushersteller zu unterstützen. Zu lange setzte Land Rover auf große Diesel und begann erst spät mit einer Hybrid-Strategie. Und bei Jaguar blieb der I-Pace das einzige vollelektrische Modell. Nun will Adrian Mardell mit umgerechnet rund 17 Milliarden Euro an Investitionen bis 2028 gegensteuern.
JLR soll rein elektrisch werden
Das Geld ist bitter nötig, denn JLR fehlt ein Entwicklungspartner, um die Kosten für die Elektromobilität und neue Plattformen zu teilen. Tata kann nur bei Software sowie Digitalisierung helfen. Überraschend: Künftig soll es unter dem Dach von JLR vier Marken geben – Range Rover, Defender, Discovery und Jaguar. Ganz verschwinden soll der Traditionsname Land Rover jedoch nicht. Er wird etwa auf den Autos weiter präsent sein. Jaguar wechselt als erste Marke komplett zur Elektromobilität, drei völlig neue Modelle sind geplant. Das erste – ein viertüriger GT mit einer Reichweite von bis zu 700 km – soll 2025 starten. Und noch 2023 wird der erste rein elektrische Range Rover bestellbar sein. Bis Ende des Jahrzehnts soll es dann von jedem Modell eine vollelektrische Variante geben.
JLR hat den Anschluss an andere Premiummarken verloren. Dabei war es die britische Marke, die 2018 mit dem Jaguar I-Pace eines der ersten rein elektrischen SUV präsentierten. Nun spricht JLR-Chef Adrian Mardell von einer elektrischen "Wiedergeburt" – er will seine Marken noch mehr Richtung Luxus positionieren und schon 2026 eine zweistellige Gewinnmarge erzielen. Das wird sportlich. Vor allem, da die Etablierung von nun vier statt zwei Marken eine Menge Marketing-Budget benötigen wird.