Sportage/Karoq/Tiguan: Vergleichstest
Gelifteter Karoq behauptet sich im Triell gegen Tiguan und Sportage
- Kia Sportage, Skoda Karoq Facelift & VW Tiguan im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Komfortable Sitze im Skoda Karoq
- Motor/Getriebe: Durstiger Mildhybrid im Kia Sportage
- Fahrdynamik: Top Traktion im VW Tiguan
- Umwelt/Kosten: Längste Garantie beim Kia Sportage
- Messwerte & technische Daten Kia Sportage 1.6 CRDI 48V AWD, Skoda Karoq 2.0 TDI 4X4 & VW Tiguan 2.0 TDI SCR 4Motion
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Wer ein beliebtes SUV im Programm hat, muss dessen Attraktivität erhalten. Ob das Skoda Karoq Facelift reicht, dem Topseller VW Tiguan und dem Kia Sportage Kundschaft abzujagen? Der Vergleichstest bringt die Antwort!
Bevor das Skoda Karoq Facelift im Vergleichstest auf den Kia Sportage und seinen Konzern-Konkurrenten VW Tiguan trifft, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Mit dem Yeti landete Skoda 2009 einen Volltreffer: Das erste SUV der Marke war nicht nur adrett gestylt, sondern überzeugte damals mit hohem Praxisnutzen (einzeln ausbaubare Rücksitze) und mit einer für dieses Segment beachtlichen Fahrdynamik. Sowohl mit Vorderrad- als auch mit Allradantrieb blieben die Yeti-Preise relativ günstig. Schnell eroberte er sich einen festen Parkplatz in den Herzen praktisch orientierter Automobilist:innen, was die über 160.000 verkauften Exemplare hierzulande bestätigen. Ende 2017 kam die Ablösung. Der Yeti verschwand und wurde durch den Skoda Karoq ersetzt. Skoda erntete dafür einige skeptische Blicke. Keine Spur mehr vom einst frechen Yeti-Design – die Verwandtschaft zum Technikspender Seat Ateca war auch optisch unverkennbar. Die einzeln ausbaubaren Sitze waren ebenfalls verschwunden. Doch der Erfolg strafte die Zweifler Lügen: Über 500.000 Mal wurde der Skoda Karoq inzwischen gebaut. Nun erhielt er nach vergleichsweise fünf langen Jahren eine Auffrischung und muss sich gleich der etablierten Konkurrenz stellen. Ob er die Zweifler abermals eines Besseren belehrt? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das Skoda Karoq Facelift (2022) im Fahrbericht (Video):
Kia Sportage, Skoda Karoq Facelift & VW Tiguan im Vergleichstest
Rein optisch ist das Skoda Karoq Facelift an seiner dezent modifizierten Front und Heckschürze zu erkennen, die laut Skoda die Aerodynamik um neun Prozent verbessern soll. Auf Wunsch gibt es nun auch beim Kompakt-SUV Frontscheinwerfer mit LED-Matrix-Pixellicht. Geblieben ist der im Vergleich zur Konkurrenz etwas knapper geschnittene Innenraum. Hier kommt niemand am sehr luftig wirkenden VW Tiguan vorbei. Wie im Wolfsburger sind auch im Tschechen die Fondsitze längs verschiebbar. Darüber hinaus sind sie sogar mit wenigen Handgriffen wieder ausbaubar, sofern man das Sitzsystem Varioflex (610 Euro) ordert. Eine lohnenswerte Investition für ein Plus an Variabilität. Beim Kofferraumvolumen fährt dem Skoda Karoq aber die Konkurrenz davon: Maximal 1630 Liter sind möglich, da bieten Kia Sportage (maximal 1715 Liter) und VW Tiguan (maximal 1655 Liter) mehr. Der Koreaner hält mit 574 Kilogramm zudem die höchste Zuladekapazität, der Tiguan mit 2500 Kilogramm die höchste Anhängelast in diesem Vergleichstest bereit. Mit der riesigen gewölbten Bildschirmfläche und den sinnvoll angeordneten Menü-Icons für die Bedienung zahlreicher Fahrzeugfunktionen freunden sich Kia-Neulinge schnell an. Gut: Das serienmäßige Navigationssystem führt auf der Basis aktueller Verkehrsdaten, weil Online-gestützt, zum Ziel. Der Koreaner hinterlässt auch den besten Material- und Qualitätseindruck, weil Skoda auf deutlich mehr Hartplastik setzt. Aufgeholt hat der Skoda Karoq hingegen bei der Sicherheitsausstattung: Auf Wunsch ist das Paket "Traveller" an Bord, das sieben Assistenzsysteme in sich vereint. Dazu gehört beispielsweise der vorausschauende adaptive Abstandsassistent. Optional ist auch der proaktive Insassenschutz, der neuerdings auch den rückwärtigen Verkehr überwacht und bei einem drohenden Crash beispielsweise die Gurte strafft.
Fahrkomfort: Komfortable Sitze im Skoda Karoq
Alle drei Kandidaten in diesem Vergleichstest sind mit optionalen, adaptiven Dämpfern bestückt. Im Gegensatz zum Skoda Karoq Facelift und VW Tiguan gibt es im Kia Sportage allerdings keine Möglichkeit, manuell auf hinterlegte Dämpferkennlinien zurückzugreifen. Wann wie gedämpft wird, entscheidet der Koreaner selbst und liegt in den meisten Fällen richtig. Lediglich dort, wo der Winter seine Spuren in der Fahrbahn hinterlassen hat, rumpelt es ein wenig. Ein Phänomen, das noch ein wenig deutlicher auch im VW spürbar ist. Hier reagiert der Skoda etwas feinfühliger und hält kapriziösen Asphalt besser von den Insass:innen fern. Mit voller Beladung zeigen alle drei Kompakt-SUV Steherqualitäten, der Federungskomfort verschlechtert sich nur unwesentlich. Mit derlei Reisequalitäten sind die Kandidaten auch für längere Touren gut gerüstet. Bei der Vorbereitung derselben erfreut der Skoda Karoq mit der niedrigsten Ladekante, die rückenschonendes Koffer-Einladen ermöglicht. Apropos Rückenschonend: Die samt und sonders bequemen Vordersitze beugen vorzeitiger Ermüdung der Muskulatur erfolgreich vor. Die üppig ausgeformten Seitenwangen geben dem Torso darüber hinaus den besten Halt. In der zweiten Reihe weilen die VW Tiguan-Passagier:innen hingegen auf dem ersten Platz: Der Grund: Die relativ hoch montierte Sitzfläche sichert einen hinlänglich großen Abstand zum Fahrzeugboden und damit eine perfekte Beinauflage. Inwieweit eine Reise anstrengend ist, wird auch von der Akustik beeinflusst. Hier punktet der Kia Sportage nicht nur mit dem niedrigsten Innengeräuschpegel, sondern auch mit dem angenehmsten Motorklang. Hinzu kommen nur wenig Windgeräusche. Auch bei der Klimatisierung liegt der Koreaner vorn. Als einziger bietet er serienmäßig eine Sitzheizung jeweils vorn und hinten.
Motor/Getriebe: Durstiger Mildhybrid im Kia Sportage
Nur der Kia Sportage 1.6 CRDI 48V AWD ist mit Mildhybrid-Technik in Form eines 48-Volt-Starter-Generators bestückt. Trotzdem kann der 136 PS starke 1,6-Liter-Turbodiesel daraus keinen Verbrauchsvorteil ziehen. Mit einem Testverbrauch von 7,1 Litern Diesel auf 100 Kilometern verlässt er die Verbrauchsmessung wider Erwarten als durstigster in diesem Vergleichstest-Trio. Skoda Karoq 2.0 TDI 4x4 und VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion setzen auf einen gründlich überarbeiteten Zweiliter-Diesel mit 150 PS. Seine Zusatzbezeichnung EVO steht für eine Zweifach-Einspritzung von AdBlue zur besseren Stickoxid-Reduktion sowie diverse Verbesserungen an Einspritz-, Abgas-, Turbolader- und Kühlsystem. Es sind Maßnahmen, die sich erkennbar an der Tankstelle bemerkbar machen. So kommt der fast 1,8 Tonnen wiegende VW auf einen Testverbrauch von 6,9 Litern auf 100 Kilometern, während sich der fast 120 Kilogramm leichtere Skoda mit nur 6,4 Litern begnügt. Verbrauch ist die eine, Fahrleistungen und Fahreindrücke sind die andere Seite der Medaille. Und hier wird schnell spürbar, dass der Kia Sportage ruhig ein paar PS mehr vertragen könnte. Nicht, um einem fragwürdigen "Stärker, größer, teurer" das Wort zu reden, sondern um souveräneres Fortkommen zu er möglichen, denn auf Vergleichsfahrten stellte sich schnell heraus, dass der Kia eher müde unterwegs ist. Das ist beim geruhsamen Mitschwimmen im Alltagsverkehr ohne Belang. Wenn es aber auf die Autobahn geht, fällt der Koreaner recht schnell und weit hinter seine Konkurrenten zurück, was der Blick auf die Messwerte bestätigt. So verliert er bis zur 100 km/h-Marke fast drei, bis zur 150 km/h-Marke sogar fünf Sekunden auf den Skoda Karoq. Und seine Höchstgeschwindigkeit von 180 Stundenkilometern liegt gar 24 km/h unter der des Tschechen. Immerhin kann der Koreaner mit hoher Laufkultur und einem sehr geschmeidig agierenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe etwas Boden gutmachen.
Fahrdynamik: Top Traktion im VW Tiguan
Auch wenn die Kurvenhatz nicht das Haupteinsatzgebiet dieser Fahrzeuggattung sein dürfte, scheint der VW Tiguan mit Optionen wie üppig dimensionierter 20-Zoll-Bereifung, adaptiven Dämpfern und Progressiv-Lenkung für ein Optimum an Fahrdynamik gut präpariert. So schlägt er auf dem Rundkurs überraschend zackig Haken, meistert mit der rückmeldefreudigen Lenkung auch die vertrackte Kurvenkombinationen zentimetergenau und liefert eine Top-Traktion. Wer an der richtigen Stelle vom Gas geht, erntet ein sanft eindrehendes Heck, das dem Tiguan spielerisch um die Kurven hilft. So mag man gar nicht glauben, dass er eigentlich der schwerste Kandidat im Vergleichstest ist. Was bleibt, ist das grob regelnde ESC (ESP), das sein dynamisches Potenzial hier und da einbremst. Das Skoda Karoq Facelift, ebenfalls bestückt mit der seit der Modellpflege erhältlichen Progressiv-Lenkung, verhält sich bis auf eine etwas stärker ausgeprägte Untersteuerneigung vom Charakter her ähnlich. Diese dürfte in seiner schmaleren Bereifung (225/50 R18) als beim VW (255/40R 20) begründet liegen. Auch der Schleuderschutz des Tschechen
wirkt ähnlich wie der des Deutschen mitunter etwas übereifrig. Unabhängig davon fällt die Verzögerungsleistung des Skoda Karoq herausragend aus: Mit 34,8 (Kaltbremswert) beziehungsweise 34,1 Metern (Warmbremswert) stempelt er die kürzesten Bremswege in den Asphalt. Der Kia Sportage erfordert auf kurvigem Terrain deutlich mehr Lenkarbeit als seine beiden europäischen Konkurrenten. Seine Lenkung wirkt dabei im direkten Vergleich eine Spur zu leichtgängig. Außerdem konfrontiert er den Fahrer beispielsweise in der Slalomprüfung mit deutlich ausgeprägteren Karosseriebewegungen. Doch kann man auch dem Kia grundsätzlich eine gelungene, weil sehr sichere Fahrwerksabstimmung attestieren.
Umwelt/Kosten: Längste Garantie beim Kia Sportage
Im letzten Kapitel des Vergleichstests entwickelt sich das Skoda Karoq Facelift zum Preisschlager. Unter Berücksichtigung all dessen, was Punkte bringt, ist er mit 40.940 Euro der Billigste. Er verursacht auch die niedrigsten Dieselkosten und aufgrund seiner Typklassen ebenso die günstigsten Versicherungstarife. Der Kia Sportage kommt, testrelevant ausgestattet, deutlich teurer. Die Ursache hierfür liegt in den adaptiven Dämpfern, die nur der bekommt, der die "GTLine"- Ausstattung (7500 Euro Aufpreis) wählt. Seine Werkstattkosten schätzt der ADAC geringfügig höher ein als die seines tschechischen Konkurrenten, den Wertverlust taxiert die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) dagegen etwas geringer. Punkte verschafft dem Koreaner sein üppiges Garantiepaket. Das Kostenkapitel gerät für den VW Tiguan zur Punktefalle. So ist die Testbereifung laut Konfigurator nur mit der "R-Line"-Ausstattung erhältlich. Diese bedingt aber die Order des Sportpakets, das wiederum die Progressivlenkung beinhaltet. Zusammen mit den adaptiven Dämpfern beträgt die Summe hierfür stolze 8015 Euro, die für die Bewertung zu dem ohnehin schon höchsten Grundpreis zu addieren sind. So ist der VW Tiguan wertungsrelevant über 9300 Euro teurer als der Skoda Karoq. Deshalb und weil der Wolfsburger auch beim Wertverlust ganz hinten steht, trägt er im Kostenkapitel die rote Laterne.
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Ergebnis in Punkten
Nach dem Facelift des Skoda Kodiaq zeigen die Tschech:innen nun auch beim Skoda Karoq, dass sie wissen, wie es geht. Hier wie dort gelangen sie mit gezielter Feinarbeit zum Sieg in diesem Vergleichstest. Eine verbesserte Ausstattung, mehr Variabilität, beste Fahrleistungen bei niedrigem Verbrauch, dazu die kürzesten Bremswege und eine günstige Kostenbilanz – besser geht es eigentlich nicht. Konzernkollege VW Tiguan kann da nicht mithalten und landet auf dem zweiten Platz. Er hält zwar das beste Raumangebot bereit, kann sich aber ansonsten nirgendwo von seinem tschechischen Gegner absetzen. Betrachtet man dann noch die mäßige Kostenbilanz, erklärt sich, warum das Wolfsburger SUV Federn lässt. Hier sind die Gründe vor allem in der alles andere als zurückhaltenden Preisgestaltung zu suchen, die zunehmend einzelne Ausstattungsdetails in teure Pakete schnürt. Davon können sich mittlerweile auch die Koreaner:innen nicht freisprechen. Dennoch kann der Kia Sportage im Kostenkapitel immerhin mit seiner siebenjährigen Garantie glänzen und punktetechnisch mit dem Skoda Karoq Facelift gleichziehen. Ansonsten hinterlässt der Asiate vor allem im Komfortkapitel ein positives Bild. Dass es nur für den dritten Platz reicht, liegt an seinem zwar kultiviert laufenden, aber eher schwachen und durstigen Motor.