E-Auto-Offensive: Chinas Marken setzen auf Europa-Werke
Chinas Antwort auf EU-Strafzölle
Trotz bescheidener Verkäufe planen die chinesischen Marken eigene Werke in Europa. Damit könnten MG & Co. auch die Strafzölle der EU umgehen.
Geht es nach den Kommentaren in vielen Medien, wird Europa aktuell mit Neuwagen aus China geflutet. Doch in Wirklichkeit backen die Marken aus der Volksrepublik bei uns noch kleinere Brötchen. Denn in Europa treffen sie nicht nur auf anspruchsvolle Kund:innen, sondern auch auf starke heimische Hersteller. Und gerade beim Vertrieb hakt es bei den chinesischen Marken, deren Verkaufskonzepte bei uns nicht aufgehen. So bleiben sie hinter ihren Erwartungen zurück: In den ersten zehn Monaten 2024 kamen sie in Europa mit 281.287 Verkäufen nur auf einen Marktanteil von 2,6 %. Zum Vergleich: Nissan allein liegt bei 2,4 %.
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Der BYD Sealion 7 (2024) in der Kaufberatung (Video):
Chinesische Marken in Europa: MG und BYD sind am erfolgreichsten
Der Großteil der chinesischen Verkäufe in Europa entfällt dabei auf MG, das 198.486 Neuwagen absetzte. Doch auch hier schwächt sich das Wachstum deutlich ab: Nachdem MG 2023 ein Plus von 104 % erzielen konnte, schrumpfte der Zugewinn bis Oktober 2024 auf 8,6 %. Dazu kommen dann noch die Strafzölle der EU, die diese seit Ende Oktober 2024 auf neue Elektroautos aus China erhebt. Und die haben es in sich: So fallen auf Stromer des SAIC-Konzerns, zu dem MG gehört, satte 35,3 % Zollgebühren an. E-Autos von Geely, in Europa mit den Marken Polestar, Lynk & Co und Zeekr vertreten, werden mit 18,8 % bezollt. Und für Modelle von BYD, der zweiterfolgreichsten chinesischen Marke auf dem alten Kontinent, sind 17 % fällig.
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Strafzölle lassen sich mit Werken in Europa umgehen
Diese Zölle würden jedoch entfallen, sollten die chinesischen Markeen ihre Autos in Europa produzieren. Darüber hinaus steigern lokale Werke die Akzeptanz der Hersteller auf dem jeweiligen Markt deutlich. Das haben die Erfahrungen der japanischen und südkoreanischen Hersteller in Europa bewiesen. Folglich plant BYD die Produktion von E-Autos und Batterien im ungarischen Szeged. In dem osteuropäischen Land betreibt der Hersteller bereits eine Fabrik für Elektrobusse. Dazu hat BYD angekündigt, ein Montagewerk in der Türkei zu bauen. An den neuen Standorten sollen jeweils 150.000 Autos pro Jahr entstehen. Chery, bei uns mit den Marken Omoda und Jaecoo vertreten, plant dagegen die Übernahme eines bestehenden Werks: Die Marke will die Nissan-Fabrik in Barcelona erwerben, die seit Dezember 2021 geschlossen ist.
Einen völlig anderen Weg geht Leapmotor: Der E-Auto-Bauer hat mit dem Stellantis-Konzern ein Joint Venture gegründet, um außerhalb Chinas expandieren zu können. So wird der Kleinstwagen Leapmotor T03 bereits seit Juni 2024 im Stellantis-Werk im polnischen Tychy produziert. Auch das Kompakt-SUV B10 soll in Europa gebaut werden. Favorit ist das Opel-Werk in Eisenach, das durch den Grandland Electric bereits Erfahrungen mit der Produktion von rein elektrischen SUV hat. MG hat ebenfalls die Absicht, ein Montagewerk in Europa zu errichten: Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, ob es in Großbritannien oder auf dem Kontinent gebaut wird. Für die Insel spricht jedoch die Tatsache, dass es der mit Abstand größte Markt des chinesischen Herstellers in Europa ist.
Viele Gründe sprechen aus Sicht der chinesischen Hersteller dafür, in Europa Werke zu errichten. Und die EU hätte mit ihren Strafzöllen dafür gesorgt, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Doch die chinesische Regierung hat kein Interesse an einer Produktion in Europa: Sie will die aufgebauten Überkapazitäten in der Volksrepublik durch den Export auslasten. Daher übt Peking nun Druck auf seine Autobauer aus. Mit Erfolg: Dongfeng hat bereits verkündet, ein vereinbartes Fabrikprojekt in Italien zu pausieren.