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Geht auch ganz einfach:

BMW 330d/BMW i4: Vergleichstest

Antriebsduell der BMW-Limousinen

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 330d & BMW i4 im Vergleichstest
  2. BMW i4 bietet mehr Fahrkomfort
  3. BMW 330d mit mehr Reichweite
  4. BMW 330d & BMW i4 im Dynamiktest
  5. i4 ist preisgünstiger als 330d
  6. Technische Daten & Messwerte von BMW 330d & BMW i4 eDrive 40
  7. Ergebnis in Punkten
  8. Fazit

Bei der Bewertung der Mobilität von morgen hilft ein Tunnelblick nicht weiter. Gefragt sind objektive Vergleiche von Antriebskonzepten. So zum Beispiel in diesem Vergleichstest: Welcher BMW ist der bessere Praktiker – der BMW 330d oder BMW i4? 

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", dichtete schon der Literat Hermann Hesse und beschrieb damit die Faszination des Beginns von etwas Neuem. Übertragen auf die Gegenwart im Allgemeinen und die Autoentwicklung im Besonderen bedeutet dies, dass man die Elektro-Mobilität gleich im doppelten Sinn als spannend empfinden kann. Man könnte sogar fast sagen: dreifach spannend – und zwar dann, wenn die Gelegenheit besteht, das Neue mit dem Althergebrachten direkt zu vergleichen. In unserem speziellen Fall stellen wir den BMW 330d im Vergleichstest einen Stromer aus dem gleichen Hause gegenüber, dem BMW i4 eDrive40. Ob bei diesem Duell auch der Funke überspringt? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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BMW 330d & BMW i4 im Vergleichstest

Der BMW 330d folgt dem klassischem Limousinenbau im Dreibox-Design: Vorderwagen, Fahrgastzelle, Kofferraum. Dagegen wartet die Karosserie des BMW i4, die auf dem 4er Gran Coupé basiert, mit Fließheck und großer Heckklappe auf. Wie der Vergleichstest zeigt, ergeben sich daraus hier wie dort Vor- und Nachteile. Im 3er genießen die Fondpassagier:innen mehr seitliche Kopffreiheit, und die Übersichtlichkeit ist besser. Dafür kann der Stromer mit einem größeren Kofferraumvolumen aufwarten: Bis zu 1290 Liter stehen hier nach Umlegen der dreigeteilt klappbaren Rücksitzlehne zur Verfügung, was die Alltagstauglichkeit spürbar verbessert. Die 3er-Limousine belässt es bei 480 Litern, bringt zumindest aber ebenfalls eine im Verhältnis 40:20:40 umlegbare Fondsitzlehne mit. Kurios: Die Limousine besitzt eine Lehnenfernentriegelung, die Lehne kann aber nicht vom Innenraum aus umgeklappt werden – beim coupéhaften Sparringspartner ist es genau umgekehrt.

Wer den Blick durch die Innenräume schweifen lässt, entdeckt in beiden gediegene Materialien, die jeweils pieksauber eingefasst sind. Auch beim Rundgang um die Karosserien stören im Vergleichstest weder unsaubere Fugenverläufe noch mäßige Passungen das Bild. Klar wird aber auch: Die Bügeltürgriffe des BMW 330d sind deutlich praktischer zu handhaben als die Klappgriffe des BMW i4. Sitzt man erst einmal im Auto, stellt man fest, dass sich die Bedienung nur unwesentlich unterscheidet: Hier wie dort finden sich das neue Curved Display mit Touchscreen sowie der Dreh-Drück-Steller zur Navigation durch die Vielzahl der Menüs. Allerdings lässt sich letzterer nicht mehr in horizontaler Richtung bewegen, was bei der Anwahl des gewünschten Menüs zu reichlich Dreherei führen kann. Eine Alternative bietet hier, wie bei anderen BMW auch, die sehr gut arbeitende Sprachbedienung.

 

BMW i4 bietet mehr Fahrkomfort

Auf den Komfortstrecken zeigt sich, dass der BMW 330d mit Sportpaket über ein recht straffes Grund-Set-up verfügt. Bereits kleine Anregungen, die auf mit Teerflicken übersäten und Bodenwellen gespickten Fahrbahnen ständig auf das Fahrwerk einwirken, leitet der 3er an die Karosserie und damit an die Insass:innen weiter, obwohl er gleichzeitig noch gefühlvoll anfedert. Bei der weiteren Verarbeitung hapert es dann allerdings. Wie das besser geht, demonstriert im Vergleichstest der BMW i4: Er geht unter gleichen Bedingungen spürbar gelassener zu Werk – sein Fahrwerk verarbeitet schlechte Straßenbeläge deutlich erfolgreicher. Allerdings ist er in dieser Hinsicht technisch auch besser aufgestellt als der 3er: Er verfügt nicht nur über eine serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse, sondern auch über eine Niveauregulierung, was sich beispielsweise durch die Abwesenheit von kurzen Rollbewegungen um die Längsachse, wie sie sein Konkurrent aufweist, zeigt.

Werden die Fahrten des Vergleichstest dagegen unter Ausnutzung der vollen Nutzlast wiederholt, legen beide an Geschmeidigkeit im Abrollverhalten zu. Insbesondere die Insass:innen des BMW 330d sind dann deutlich geringeren Vertikalbeschleunigungen ausgesetzt. Dennoch fährt er auch unter diesen Bedingungen seinem hausinternen Gegner hinterher. Beim Sitzkomfort kann die Stufenheck-Limousine hingegen punkten: So bieten ihre M Sportsitze die bessere Schulterabstützung und die Sitzgelegenheiten im Fond eine bessere Oberschenkelabstützung. Auf längeren Strecken führt der BMW i4 hingegen seinen superben Geräuschkomfort ins Feld, der erfolgreich dazu beiträgt, den Stresspegel der Mitfahrenden niedrig zu halten.

 

BMW 330d mit mehr Reichweite

Zwar bietet die 250-kW-Maschine (340 PS) im BMW i4 mit 430 Newtonmeter Systemdrehmoment deutlich weniger Zugkraft als der 286 PS (210 kW) starke Bi-Turbodiesel des BMW 330d mit seinen 650 Newtonmetern. Das Aggregat erhält per Boostfunktion zusätzlich Unterstützung von einem 8 kW (11 PS) leistenden Starter-Generator, was zur hohen Antrittsstärke dieses Antriebs beiträgt. Dennoch fühlt sich der Stromer im Vergleichstest subjektiv noch etwas kräftiger an, was dem spürbar höheren Anfahrdrehmoment sowie den fehlenden Zugkraft-Unterbrechungen durch Schaltvorgänge zu verdanken ist – der Elektro-BMW bringt seine Leistung schließlich per Konstantübersetzung an die Hinterräder. In der Folge lässt der i4 auch bei der Sprintmessung nichts anbrennen: Landstraßentempo 100 erreicht er nach exakt der gleichen Zeit wie der Verbrenner (5,4 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit ist allerdings mit Rücksicht auf die Reichweite bei 190 km/h abgeregelt, während der 3er satte 250 km/h rennen darf. Das erlaubt höhere Reiseschnitte – und trotzdem größere Reichweiten, denn der Diesel kommt dank seines Testverbrauchs von nur 5,9 Litern auf 100 Kilometern mit einer Füllung üppige 1000 Kilometer weit.

BMW 330d/BMW i4
Foto: Niklas Gotta

Davon können i4-Pilot:innen nur träumen. Die Netto-Kapazität der Batterie in Höhe von 81,5 kWh beschert ihm bei einem Testverbrauch von 23,8 kWh nämlich nur 342 Kilometer Reichweite. Der Fairness halber muss aber angemerkt werden, dass die Reichweite durch die Temperaturempfindlichkeit beeinflusst wird. Zwar ist eine Wärmepumpe für die Effizienzsteigerung und die Vorkonditionierung beim Laden serienmäßig. Die laut WLTP-Norm versprochenen 492 bis 589 Kilometer Reichweite erweisen sich bei niedrigen Temperaturen allerdings als optimistisch. Nach diversen Ladevorgängen signalisierte der Bordcomputer im Vergleichstest nur eine Stromkapazität für Strecken zwischen 370 und gut 400 Kilometern. Insofern ist die Reichweite des i4 zwar noch alltagstauglich, gemessen an der des Verbrenner-Pendants wie dem BMW 330d aber überschaubar.

Eine Binsenweisheit, aber dennoch in diesem Zusammenhang erwähnenswert: Durch häufige, starke Beschleunigungsvorgänge und hohe Tempi schrumpft die Distanz überproportional schnell. Gleichmäßiges Mitschwimmen im Verkehr, maximal mit Richtgeschwindigkeit, sorgt dagegen für ein Mehr an Kilometern. An der Ladesäule kann der BMW i4 dann mit maximal elf kW Wechselstrom und mit bis zu 205 kW Gleichstrom "tanken". So kommt er an einer Schnellladesäule in 31 Minuten von zehn auf 80 Prozent Batterieladestand.

 

BMW 330d & BMW i4 im Dynamiktest

Während der Vorbereitungen für die Fahrprüfungen des Vergleichstests meldet die Waage für den BMW i4 satte 2147 Kilogramm Leergewicht. Dafür wedelt der Stromer erstaunlich behände durch die Slalomgasse und schlägt auf dem Handling-Parcours recht zackige Haken. Der präzisen Lenkung gehorcht er aufs Wort, und auch eine übertriebene Seitenneigung bei Kurvenfahrt ist dem i4 fremd. Aber Vorsicht: Das, was Fahrer:innen per Fahrpedal vorgeben, kommt verzögerungsfrei und mit kräftigem Wums an den Hinterrädern an. Darauf muss man sich einstellen, wenn man nicht mit einem unmittelbaren Leistungsübersteuern konfrontiert werden will.

Wer dagegen einen ausreichend sensiblen Fuß besitzt, ist mit dem recht neutral ausgelegten Elektriker auf dem Rundkurs schneller unterwegs als mit dem BMW 330d. Die Limousine erfordert bei langsamer Fahrt höhere Lenkkräfte als ihr Konkurrent, vermittelt aber bei größeren Lenkwinkeln etwas mehr Fahrbahnkontakt und fühlt sich in Summe deutlich leichtfüßiger an. Die Motorleistung des 3er lässt sich für Ungeübte subjektiv ein wenig besser dosieren, und auch die Tendenz zu Lastwechselreaktionen ist deutlich geringer ausgeprägt – kein Wunder, schließlich ist er insgesamt 363 Kilogramm leichter als der BMW i4 und kommt auf eine um satte 332 Kilogramm geringere Hinterachslast. Beide BMW überzeugen im Vergleichstest übrigens mit einem glasklaren Druckpunkt der Bremse. Und die jeweils montierten Sportreifen erlauben nicht nur hohe Kurventempi, sondern sorgen auch für kurze Bremswege: Mit nur 33,8 Metern (warm) sticht der i4 den BMW 330d (34,7 Meter) aber aus.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

i4 ist preisgünstiger als 330d

Der Stromer ist bereits im Grundpreis 700 Euro billiger als der Diesel. Berücksichtigt man die testrelevante Ausstattung und die E-Auto-Prämie von derzeit noch 4785 Euro für Fahrzeuge mit einem Netto-Listenpreis zwischen 40.000 und 65.000 Euro, addiert sich der Preisvorteil auf knapp 7500 Euro. Davon unabhängig bescheinigt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) dem Stromer eine höhere Wertstabilität, wodurch auch der Wertverlust des BMW i4 spürbar geringer ausfällt. Außerdem schätzt der ADAC die Werkstattkosten als etwas geringer ein als beim Diesel. Niedrigere Versicherungsprämien und die Steuerbefreiung für E-Autos tun ihr Übriges, die Kostenbilanz des Elektro-Bajuwaren zu verbessern – und so fährt er auch in diesem Kapitel des Vergleichstests dem BMW 330d davon.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW 330d & BMW i4 eDrive 40

AUTO ZEITUNG 05/2023BMW 330dBMW i4 eDrive40
Technik
MotorR6, 4-Ventiler, Bi-Turbodiesel, Mild-Hybrid-Technik, 48 Vfremderregte Synchronmaschine
Leistung286 PS/210 kW bei 4000 /min (E-Motor: 8 kW/11 PS)250 kW/340 PS
Max. Drehmoment650 Nm bei 1500-2500 /min430 Nm
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik / HinterradKonstantübersetzung / Hinterrad
BatterieLithium-Ionen
Spannung/Kapazität netto (brutto)399 V/81,5 (83,9) kWh
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1710/1784 kg2050/2147 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,4 s5,4 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h190 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,1/34,7 m35,7/33,8 m
Verbrauch auf 100 km (Test/minimal/WLTP)5,9/4,8/5,6 l D23,8/18,5/16,1 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)¹157/150 g/km100/67 g/km
Preise
Grundpreis60.500 €59.800 €
Testwagenpreis70.010 €62.435 €

¹ äquivalent gemäß deutschem Strommix (420 g CO2/kWh)

 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW 330dBMW i4 eDrive40
Karosserie (1000)660660
Fahrkomfort (1000)733763
Motor/Getriebe (1000)769759
Fahrdynamik (1000)698704
Eigenschaftswertung (4000)28602886
Kosten/Umwelt (1000)284328
Gesamtwertung (5000)31443214
Platzierung21

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Der BMW i4 eDrive40 gewinnt diesen Vergleichstest klar. Er ist variabler, komfortabler, fahrdynamischer und auch noch günstiger unterwegs als der BMW 330d und ein stromernder automobiler Beweis für die Faszination des Neuen. Doch auch der Verbrenner-3er als Vertreter des Althergebrachten hat nach wie vor seine Berechtigung: als eine der besten Diesel-Limousinen, die man kaufen kann.

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