WLTP & RDE: Zyklus & EU-Regeln für Autotypen
Neue EU-Regeln für Autotypen in Kraft
- Abgasmessung: WLTP und RDE lösen NEFZ ab
- Zyklus: WLTP-Messverfahren liefert realistischere Verbrauchswerte
- Wie funktionieren WLTP und RDE?
- Wieso wurde der NEFZ abgeschafft?
- Wo wird der WLTP durchgeführt?
- Welche Grenzwerte gelten beim WLTP?
- Wie soll ein neuer Dieselskandel verhindert werden? Neue EU-Regeln für Autotypen
Seit 2017 gilt das WLTP-Messverfahren, um Verbrauch und Emissionen zu messen. Die Werte der Abgase werden außerdem mittels RDE (Real Driving Emissions) zusätzlich auf der Straße erhoben. Wir erklären den Zyklus! Und: Ab dem 1. September 2020 gelten neue EU-Regeln für Autotypen. Sie sind eine weitere Antwort auf den Dieselskandal, der 2015 begann.
Seit dem 1. September 2018 werden neue Pkw nur noch zugelassen, wenn ihre Abgas- und Verbrauchsmessungen nach dem Prüfstand-Messverfahren WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) ermittelt wurden. Zuzätzlich werden Emissionen mittels RDE (Real Driving Emissions) das erste Mal in einem Zyklus auf der Straße erhoben. Zum 1. September 2019 wurden die Vorschriften nochmals verschärft. Bei den Messungen gibt es weniger Toleranz und die Dokumentationspflichten werden ausgeweitet. Aber "die meisten Änderungen sind Korrekturen, Klarstellungen oder Verbesserungen", erklärt der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA). Vor allem müssen nach der Abgasnorm Euro 6d-temp-evap-isc eingestufte Neuwagen künftig strengere Vorschriften bei Verdunstungsemissionen (Evaporative Emission) erfüllen. Autobauer müssen zukünftig zwei Tage lang – bislang waren ein Zeitraum von 24 Stunden angesetzt – prüfen, wie viele Kohlenwasserstoffe aus dem Tank verdunsten können. Außerdem müssen die Hersteller zumindest mit Stichproben nachweisen, dass ihre Fahrzeuge die ursprünglichen Werte auch nach fünf Jahren im Betrieb noch einhalten. Zudem wurden Schaltpunkte und Fahrkurven im Zyklus geändert. Mehr zum Thema: Gewinner & Verlierer der WLTP-Umstellung
Abgasmessung: WLTP und RDE lösen NEFZ ab
Bislang wurde der NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) genutzt, um zu errechnen wie viel Kraftstoff ein Auto verbraucht und ob es die Abgasgrenzwerte einhält. Dieser wurde 1992 als EU-weites Messverfahren eingeführt, galt jedoch schon seit einigen Jahren als überholt. Grund dafür waren die unrealistischen Rahmenbedingungen des Tests: Im Schnitt verbrauchten Pkw im Realbetrieb 42 Prozent mehr. Bisher dauerte der Zyklus 20 Minuten und lief über elf Kilometer. Die Testwagen fuhren im Schnitt 33,6 km/h – für viele Autofahrer fern ihrer alltäglichen Nutzung. Im WLTP werden die Autos nun unter realitätsnäheren Bedingungen getestet und im Schnitt mit 46,6 km/h über rund 23 Kilometer gefahren. Auch Sonderausstattungen finden jetzt Berücksichtigung. Ganz neu sind die ergänzenden Messungen auf der Straße im RDE. Zunächst galt der neue Zyklus nur für neue Typzulassungen der Hersteller, das heißt wenn ein Auto gänzlich neu auf den Markt gebracht wird – als neue Generation oder komplett neues Modell. Seit September 2018 werden die Daten aus dem WLTP für jede Neuzulassung zugrunde gelegt. Die Abgabe setzt sich aus Verbrauch und CO2-Ausstoß zusammen, der nach dem neuen Verfahren höher ausfallen wird, als nach dem alten NEFZ. Zur Umstellung im September 2018 hatte das für Verbraucher den Nachteil, dass der Fiskus entsprechend mehr Kfz-Steuer kassierte. Immerhin hält jeder Autokäufer in Europa vom Hersteller aber nun den CO2-Wert seines individuellen Autos und sieht, wie sich Panoramadach, Anhängerkupplung oder 22-Zoll-Reifen auf Gewicht, Luftwiderstand und damit den Spritverbrauch auswirken.
Zyklus: WLTP-Messverfahren liefert realistischere Verbrauchswerte
Natürlich wird der Autofahrer auch bei nach dem neuen WLTP- und RDE-Verfahren geprüften Messwerten weiterhin einen Unterschied zum Alltag feststellen. Schließlich richten sich Verbrauch und Stickoxidausstoß zu einem großen Teil nach der individuellen Fahrweise, der Nutzung von anderen "Verbrauchern" (z.B. Klimaanlage, Sitzheizung) und äußeren Einflüssen wie der Verkehrslage, der Strecke (z.B. Flachland oder Berge) und dem Wetter. Der neue Zyklus ist jedoch näher am Realbetrieb und liefert Autofahrern eine bessere Basis zur Einschätzung der Umweltfreundlichkeit und Sparsamkeit ihres Modells. "Die Kunden erhalten mehr Klarheit und Verlässlichkeit für ihre Kaufentscheidung. Zudem werden die Fahrzeuge durch die neuen Vorgaben nochmals deutlich sauberer, Fortschritte für die Luftqualität werden damit schneller wirksam", erklärt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Wie funktionieren WLTP und RDE?
Das neue WLTP-Messverfahren sieht einen 30-minütigen Zyklus über 23,25 Kilometer auf dem Prüfstand vor. Außerdem fließen Sonderausstattungen, unterschiedliche Karosserieformen oder die Bereifung verschiedener Modelle mit in die Messung ein. Der RDE wird auf der Straße ergänzend zum WLTP durchgeführt. Hier gibt es für die Messungen keine Vorgaben: Fahrstrecke, Geschwindigkeit, Wetter und Verkehrslage sind – wie in der Realität – beliebig. Die wichtigsten Unterschiede zwischen WLTP und NEFZ im Überblick:
WLTP | NEFZ | |
Länge | 23,25 km | 11 km |
Dauer | 30 Minuten | 20 Minuten |
Durchschnittstempo | 46,6 km/h | 33,6 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h | 120 km/h |
Schaltpunkte | individuell festgelegt | standardisiert |
Sonderausstattung | berücksichtigt | nicht berücksichtigt |
äußere Faktoren (Temperatur) | 23 °C, 14 °C | 20-30 °C |
Starttemperatur | kalt | kalt |
Wieso wurde der NEFZ abgeschafft?
Der NEFZ stand vor allem wegen realitätsferner Messwerte in der Kritik: Verbräuche und Emissionen lagen im Alltagsbetrieb um bis zu 42 Prozent höher. Am gravierendsten waren die Unterschiede bei Diesel-Pkw, deren Stickoxidausstoß im Normalbetrieb um ein vielfaches höher liegt, als auf dem Prüfstand. Mit dem WLTP-Verfahren sollen die Angaben realistischer werden.
Wo wird der WLTP durchgeführt?
Die Emissionsmessung mit WLTP und RDE wird in der Regel vom TÜV durchgeführt und manchmal sogar vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) beaufsichtigt. Zusätzlich wird das KBA eigene Tests auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände in Leck (Schleswig-Holstein) durchführen. Diese Überprüfungen erfolgen stichprobenartig nach dem Vorbild von Doping-Tests und auf Verdacht.
Welche Grenzwerte gelten beim WLTP?
Aktuell darf ein Pkw maximal 80 Milligramm Stickoxid pro Kilometer im NEFZ ausstoßen. Da sich die Messwerte im WLTP und RDE durch die realistischeren Bedingungen erhöhen, darf ein Auto auf der Straße höchstens 168 Milligramm Stickoxid emittieren. Ab 2020 sinkt dieser Wert auf 120 Milligramm.
Wie soll ein neuer Dieselskandel verhindert werden? Neue EU-Regeln für Autotypen
Mit den neuen EU-Regeln für Autotypen will die Politik Betrug wie beim Dieselskandal zukünftig unterbinden. Ab 1. September 2020 werden neue Modelle vor der Zulassung strenger als bislang überprüft. Zudem führt man Stichproben ein, ob zum Verkauf angebotene Fahrzeuge ebenso die Vorschriften einhalten. Stellt man Verstöße fest, kann die EU-Kommission Rückrufe starten und drastische Strafen gegen die Hersteller verhängen. Diese können sich auf bis zu 30.000 Euro pro Fahrzeug belaufen. In welchem Land ein Fahrzeug geprüft wird, darf der Hersteller allerdings selbst entscheiden. Die Prüfung übernehmen nach wie vor technische Dienste wie dem TÜV. Wird dem Fahrzeug die Einhaltung aller Sicherheits- und Umweltvorschriften bescheinigt, darf das zugelassene Fahrzeug in der gesamten EU verkauft werden.