Diesel Euro 6 nachrüsten (SCR): Tipps zur Umrüstung!
KBA listet genehmigte Hardware-Nachrüstungen auf
- Diesel Euro 6 nachrüsten (SCR)
- KBA listet genehmigte Hardware-Umrüstungen auf
- Diesel Euro 6 nachrüsten: Das sind die Einbau-Kosten!
- Welche rechtliche Rahmenbedingungen gibt es?
- Wie funktioniert die Euro-6-Nachrüstung von Baumot (Twintec)?
- Welchen Vorteil bietet Baumot gegenüber anderen SCR-Anlagen?
- Welche Alternativen gibt es zu Baumot? (Amminex/Oberland Mangold)
- Hat eine Euro-6-Nachrüstung auch Nachteile (Kosten)?
- Welche Autos sind SCR-Kat-tauglich?
- Wer haftet bei eventuellen Folgeschäden (Garantie)?
- Gibt es Förderungen vom Staat oder Automobilherstellern?
- Ist eine Euro-6-Nachrüstung auch durch Software-Update möglich?
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Dieselfahrzeuge durch SCR-Kats auf Euro 6 nachrüsten und dadurch Fahrverbote vermeiden! Wir nennen Anbieter, die technischen Voraussetzungen, die der Bund definiert hat, Vor- und Nachteile sowie Kosten und geben Tipps zur Umrüstung. Dieser Artikel wurde am 20.04.2020 aktualisiert!
Diesel Euro 6 nachrüsten (SCR)
Um den drohenden Dieselfahrverboten in deutschen Großstädten zu entgehen, sollen Diesel-Pkw mit Euro 5 auf Euro-6-Norm nachgerüstet werden. Der Bund erwartet dabei von den Automobilherstellern, dass sie die Kosten für die Anschaffung und des Einbaus zu übernehmen. Wie solch eine Umrüstung aussehen kann, welche Anbieter es gibt und wie hoch die Kosten sind, zeigen verschiedene Beispiele.
Blaue Plakette für Dieselfahrzeuge (Video):
KBA listet genehmigte Hardware-Umrüstungen auf
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat seit Juli 2019 verschiedene Systeme zur Nachrüstung von Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 4 oder Euro 5 genehmigt. Alle erteilten Allgemeinen Betriebserlaubnisse für die unterschiedlichen Fahrzeugklassen listet das KBA auf seiner Internetseite auf. Darüber hinaus steht eine Excel-Liste zum Download bereit, die alle nachrüstbaren Modelle und die entsprechend in Frage kommenden Hardware-Nachrüstungen enthält. Bislang sind auf Fahrzeugherstellerseite Audi, BMW, Daimler, Seat, Skoda, VW und Volvo genannt. Die gelisteten Nachrüstungen stammen von Baumot, Dr. Pley und Oberland-Mangold. "Neben neuen, emissionsärmeren Fahrzeugen und emissionsmindernden Software-Lösungen, bieten Hardware-Nachrüstungen eine weitere Möglichkeit, den im Bundes-Immissionsschutzgesetz festgelegten Emissionswert von 270 Milligramm NOx pro Kilometer im realen Fahrbetrieb zu unterschreiten. Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughalter, die ihr Fahrzeug umrüsten lassen, leisten nicht nur einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität, sie erhalten in besonders belasteten Regionen ihre Mobilität“, so Richard Damm, Präsident des KBA. Einige Autobauer haben dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gegenüber eine Kostenübernahme in Höhe von bis zu 3000 Euro für Privatpersonen zugesagt. Informationen dazu können laut KBA bei den jeweiligen Fahrzeugherstellern erfragt werden. Mehr zum Thema (externer Link): KBA-Liste zu genehmtigen Hardware-Umrüstungen
Diesel Euro 6 nachrüsten: Das sind die Einbau-Kosten!
Entgegen vieler Befürchtungen soll die Nachrüstung für Diesel Euro 6 nicht nur mit überschaubarem Aufwand, sondern auch mit vertretbaren Kosten zu bewältigen sein. 1500 bis 2000 Euro stehen für solch eine Umrüstung im Raum, die laut Baumot (ehemals Twintec) etwa einen halben Tag in einer AU-berechtigten Fachwerkstatt benötigt. Andere Anbieter sehen die Kosten je nach Modell und Aufwand bei bis zu 5000 Euro. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die Hersteller hatten 2018 einen Kompromiss für die Finanzierung erzielt. Einige Autobauer haben zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen. Alle machen dabei allerdings nicht mit.Ob die Kfz-Steuer, die sich unter anderem auch an dem Schadstoffausstoß der Autos bemisst, durch die Umrüstung sinkt, lässt sich zum aktuellen Stand nicht sagen.
Welche rechtliche Rahmenbedingungen gibt es?
Das Bundesverkehrsministerium hat am Freitag, 28. Dezember 2018, die technischen Vorschriften für Euro-6-Umrüstungen von Dieseln vorgelegt: Demnach müssen die Hersteller bestätigen, dass die Funktionsfähigkeit des Nachrüstsystems bei bestimmungsgemäßem Betrieb über eine Leistung von 100.000 km oder über eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren gewährleistet ist. Außerdem sollen nachgerüstete Fahrzeuge bei Messungen einen Grenzwert bei den Stickoxidemissionen von 270 Milligramm pro gefahrenem Kilometer unterschreiten. Dann werden nämlich Diesel-Fahrzeuge der Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 künftig von Fahrverboten ausgenommen.
Wie funktioniert die Euro-6-Nachrüstung von Baumot (Twintec)?
Das BNOx-SCR-System von Baumot (ehem. Twintec) spritzt das AdBlue in einen separat platzierten, elektrischen Generator ein, der beheizt wird. Der Generator verdampft das AdBlue und leitet es dann in den Abgasstrang weiter. Beim üblichen SCR-Katalysator wird die Harnstofflösung AdBlue direkt in den Antriebsstrang eingespritzt. Da für den Betrieb des SCR-Kats allerdings Temperaturen von 220 Grad notwendig sind, funktioniert die übliche Abgasreinigung bei wenig Motorlast, in der Kaltstartphase oder im Kurzstreckenbetrieb nicht optimal. Insgesamt kann das BNOx-SCR-System von Baumot die Stickoxide um 95 Prozent auf dem Prüfstand und um 93 Prozent unter realen Bedingungen auf der Straße reduzieren. So wäre auch nachträglich eine Euro-6-Einstufung möglich – die Grenzwerte für Euro 6 werden durch Twintec teils deutlich unterschritten. Werden entsprechende gesetzlichen Rahmen geschafft, plant Baumot, das BNOx-SCR-System für alle relevanten Fahrzeugtypen anzubieten.
Welchen Vorteil bietet Baumot gegenüber anderen SCR-Anlagen?
Die Lösung zur Euro-6-Nachrüstung für Diesel von Baumot (ehem. Twintec) umgeht die Nachteile herkömmlicher SCR-Anlagen: Sie erzeugt bereits ab Abgastemperaturen von 150 °C Ammoniak und hat zusätzlich einen Heizkatalysator eingebaut, der bei zu niedrigen Temperaturen Energie zuführt. Daher kann die NOx-Reaktion laut Baumot schon bei deutlich niedrigeren Abgastemperaturen stattfinden. Das kommt den Straßenbedingungen entgegen, bei denen die Abgastemperaturen zum Teil deutlich niedriger sind als bei Prüfstandtests. Das ist insbesondere für die zukünftigen Abgasmessungen bei Neuwagen ab 2017 relevant, bei denen die Werte im Straßenverkehr erfahren werden müssen.
Welche Alternativen gibt es zu Baumot? (Amminex/Oberland Mangold)
Allternativen zur Euro-6-Umrüstung von Diesel gibt es von Amminex und Oberland Mangold: So bietet das dänische Unternehmen Amminex (Faurecia) mit BlueFit eine eigene Nachrüstlösung für die Reinigung von Dieselabgasen an. Wichtig für den Kunden: Eingriffe in den Motorraum oder die Software sind nicht nötig. Es werden lediglich zwei kompakte Patronen mit festem, in Salz gebundenem Ammoniak in der Reserveradmulde platziert. In den Kartuschen lässt sich mehr als doppelt so viel Ammoniak als bei AdBlue bei gleichem Raumbedarf einlagern. Durch Aufheizen entsteht gasförmiges Ammoniak, das ins Abgas geleitet wird und dort das NOx zersetzt. Allerdings wird bei dieser Form der Euro-6-Nachrüstung alle 15.000 Kilometer ein Wechsel der leicht erreichbaren Patronen fällig. Dies soll in der Werktstatt lediglich zwei Minuten dauern. Auch Oberland Mangold hat ein "Neo-Blue" getauftes Nachrüst-System entwickelt. Hier wird das AdBlue in einer Heizkammer mit 200 °C zur NOx-Reduktion in Ammoniak verwandelt.
Hat eine Euro-6-Nachrüstung auch Nachteile (Kosten)?
Ohne Nachteile kommt auch die Euro-6-Nachrüstung für Diesel mit dem Update für die SCR-Anlage nicht aus: Ein erster ADAC-Test eines auf Euro 6 nachgerüsteten VW Passat (1,6-Liter-TDI) hat einen Anstieg des Kraftstoffverbrauchs ergeben. Demnach ist der Diesel-Verbrauch etwa fünf Prozent höher als vor der Umrüstung. Die Lichtmaschine muss zusätzliche Energie bereitstellen, die das Nachrüstsystem zur Dosierung und Heizung benötigt. Allerdings ist der Rückgang des Schadstoffausstoßes immens: "Die Stickoxidwerte sinken um deutlich mehr als 90 Prozent", erklärt Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik. Der AdBlue-Verbrauch betrug beim getesten Prototypen circa zwei Liter auf 1000 Kilometer. Im ungünstigsten Falle steigt der Verbrauch auf drei Liter AdBlue je 1000 Kilometer. Die Kosten für den AdBlue-Einsatz belaufen sich dann auf etwa 20 Cent je 100 Kilometer. Zudem muss das Reserverad dem Ad-Blue-Tank weichen und eine Vorratsanzeige auf das Amaturenbrett geschraubt werden.
Welche Autos sind SCR-Kat-tauglich?
Der ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) geht davon aus, dass sich 95 Prozent der Pkw mit Euro-5-Zertifizierung oder älter nachrüsten lassen, auch ausländische Fahrzeuge.
Wer haftet bei eventuellen Folgeschäden (Garantie)?
Die Haftung übernimmt der Zulieferer, Kulanzansprüche an den Autobauer entfallen durch den Eingriff. Die Durchrostungsgarantie wird wegen der nötigen Durchbrüche im Unterboden ungültig.
Gibt es Förderungen vom Staat oder Automobilherstellern?
Eine Förderung durch den Staat, wie damals bei der Einführung der grünen Plakette, ist zwar wünschenswert, aber unwahrscheinlich. Allerdings hat der Bund zuletzt mehrfach bekräftigt, dass man hoffe, dass sich die Autobauer an den Umrüstungen zumindest teilweise finanziell beteiligen. VW und Daimler haben zugestimmt, sich bei der Nachrüstung mit 3000 Euro zu beteiligen. Dies gilt allerdings nur für Halter von Euro-5-Dieseln in den 14 so genannten Intensivstädten. VW hat dazu im August 2019 Details veröffentlicht: Demnach können Halter von VW und VW Nutzfahrzeugen mit einem Euro-5-Dieselmotor einen Antrag auf Bezuschussung stellen, sofern sie über eine Pkw-Zulassung (Fahrzeugklasse M1) verfügen und in einer der 14 Intensivstädte oder den jeweils angrenzenden Landkreisen wohnen. Auch Halter, deren Arbeitsplatz oder Bildungseinrichtung sich innerhalb eines Radius von 100 Kilometer Luftlinie zur betroffenen Intensivstadt befindet, können die Bezuschussung beantragen. Die Anträge stehen auf der Volkswagen AG zur Verfügung und sollen innerhallb von vier Wochen bearbeitet werden.
Ist eine Euro-6-Nachrüstung auch durch Software-Update möglich?
Tatsächlich bietet auch ein Software-Update die Möglichkeit, einen Euro-5-Diesel auf Euro 6 umzurüsten. Dabei geht es vor allem darum, die sogenannten "Thermofenster" abzuschaffen, in denen die Abgasnachbehandlung aufgrund zu tiefer Temperaturen aussetzt: "Diesen Begriff hat die Industrie ohnehin erst vor einigen Monaten erfunden, um Temperaturbereiche zu erklären, in denen die Abgasrückführung einfach abgeschaltet wird, um den Motor zu schonen", erklärte Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik, gegenüber der Welt am Sonntag. Die Stickoxid-Emissionen werden einem ADAC-Test zufolge bei einer Software-Lösung um durchschnittlich 60 Prozent verringert. Aber auch der Verbraucht steigt: Gut vier Prozent mehr Diesel benötigt der Pkw nach dem Software-Update. Außerdem könne es sein, dass sich der Motorverschleiß erhöhe, da Abgase bei zu niedrigen Temperaturen zurück in die Verbrennungskammer geleitet werden.