Q5/GV70/Macan: Vergleichstest
Frisch gelifteter Porsche im Premium-Triell gegen Audi und Genesis
- Audi Q5 Facelift, Genesis GV70 & Porsche Macan Facelift im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Federung im Genesis GV70 scannt die Fahrbahn
- Motor/Getriebe: Intelligenter Allrad im Audi Q5
- Fahrdynamik: Exzellentes Ansprechverhalten im Porsche Macan
- Umwelt/Kosten: Genesis GV70 am günstigsten
- Messwerte & technische Daten Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic, Genesis GV70 2.5 T AT AWD und Porsche Macan
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Kann das Porsche Macan Facelift gegen die starke Konkurrenz bestehen? Der Konzern-Kollege Audi Q5 und ein ehrgeiziger Neuling namens Genesis GV70 laufen sichfür den Vergleichstest warm.
Frisch überarbeitet rollt das Porsche Macan Facelift zum Vergleichstest mit Audi Q5 und Genesis GV70. Zwar zählt er weder zu den schnellsten noch zu den größten, geschweige denn zu den teuersten Produkten aus dem Hause Porsche. Dennoch war der er 2021 mit 88.362 Exemplaren das weltweit meistverkaufte Porsche-Modell. Das beweist: Der Erfolg braucht nicht immer den Superlativ. Um die Attraktivität des dynamischen Mittelklasse-SUV zu erhalten, spendierten auch die Ingolstäder:innen ihrem Audi Q5 unlängst eine Modellpflege. Und weil die zielstrebigen Koreaner:innen Platz auch in der kleinsten Lücke sehen, startet an der Seitenlinie ein neuer Wettbewerber mit Lockerungsübungen: Hyundais noch junger Edelableger Genesis (gegründet 2015) schickt den hierzulande neuen, in Südkorea und den USA aber schon 2021 eingeführten Genesis GV70 ins Rennen, um sich mit ihm ein Stück vom ertragreichen Premium-Kuchen abzuschneiden. Für das Test-Team der AUTO ZEITUNG ist das zweifellos ein spannendes PS-Date. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das Audi Q5 Facelift (2020) im Video:
Audi Q5 Facelift, Genesis GV70 & Porsche Macan Facelift im Vergleichstest
Dass der Blick aufs Blechkleid leicht Assoziationen zu den Produkten eines britischen Edelherstellers weckt, ist von den Genesis-Verantwortlichen sicherlich nicht unbeabsichtigt. Schließlich soll so ein Premium-Mobil auch optisch etwas hermachen. Die gelungene Formgebung des Genesis GV70 weckt das Interesse am Innenraum. Hier empfängt einen zwar nicht das großzügige Raumangebot eines Audi Q5, dafür überzeugen hochwertige Materialien und feine Passungen. Die kratzempfindliche Kunststoffblende auf der Fensterhebereinfassung und der fehlende Klarlack auf der Heckklappenauflage trüben das Bild etwas. Bei der Bedienung griffen die Koreaner:innen auf das zurück, was Audi mit dem Facelift des Q5 zugunsten eines großen Touchscreens ausgemustert hat: den guten alten Dreh-Drücksteller. Mit dessen Hilfe lässt sich der GV70 leichter bedienen als die Konkurrenz. Da lässt es sich verschmerzen, dass die Sprachbedienung keine Befehle zum Zielführungsstopp der Navigation annimmt. Mit der Modellpflege hat sich auch Porsche des Bedienthemas angenommen und im makellos verarbeiteten Porsche Macan Facelift die Tastenleiste auf der Mittelkonsole durch Touchflächen ersetzt. Das sieht nun aufgeräumter aus, doch wünscht man sich die haptische Rückmeldung der klassischen Bedientasten zurück. Zur Nutzung zahlreicher Funktionen muss im Audi Q5 Facelift der Arm weit zum Touchscreen ausgestreckt werden. Von alledem bekommt die Fond-Besatzung nichts mit. Sie erfreut sich eher am mehr (Audi) oder weniger großzügigen (Porsche) Platzangebot. Geht es um den Gepäckraum, kann der Genesis GV70 mit dem üppigsten Maximalvolumen im Vergleichstest punkten: 1678 Liter. Der Porsche Macan bringt hier 175 Liter weniger zusammen. Üppig fällt auch die Sicherheitsausstattung des Edel-Asiaten aus: Mit Fußgänger-Airbag, Rückfahrkamera, Abstandsregeltempomat und Abbiegeassistent hat der Genesis Dinge an Bord, die woanders gar nicht oder nur gegen Aufpreis erhältlich sind. Trotz fehlenden Kurven- und Abbiegelichts sticht er in dieser Disziplin die Konkurrenten punktetechnisch aus.
Fahrkomfort: Federung im Genesis GV70 scannt die Fahrbahn
Für das Wohlbefinden an Bord setzt der Genesis GV70 auf eine serienmäßige vorausschauende, elektronisch geregelte Federung (Preview ECS), bei der eine Kamera die Fahrbahnoberfläche vor dem Fahrzeug scannt und die Dämpfung entsprechend einstellt. Dies mündet auf schlechten Fahrbahnen in einem sensiblen Ansprechverhalten, doch geraten die Feder-Dämpfer-Elemente mit voller Nutzlast etwas früher an ihre Grenzen als diejenigen der Konkurrenten. Auf der Autobahn schwingt der Genesis auf Bodenwellen nach und neigt zu leichtem Rühren um die Längsachse. Das Audi Q5 Facelift und das Porsche Macan Facelift traten mit optionalen Luftfederfahrwerken zum Vergleichstest an und bewähren sich besser. Der Q5 wirkt zwar straffer, beruhigt sich nach Ein- und Ausfedervorgängen aber schneller als der Genesis GV70. Mit dem Facelift erhielt der Macan eine Überarbeitung des Fahrwerks samt neuer Dämpferkennlinien. Damit bügelt er so ziemlich alles glatt, was ihm an Straßenbelägen unter die Räder kommt, und lasst sich dabei deutlich weniger zu Aufbaubewegungen anregen als die Konkurrenz. Auf den Rüttelpisten des Testgeländes liefert er eine ähnlich bravouröse Vorstellung ab und tastet die Fahrbahn noch feinfühliger ab als der Audi Q5. Unterwegs auf Langstrecken bieten alle drei Premium-SUV gehobenen Sitzkomfort. Vornweg fährt hier der Audi mit seinen vielfältig einstellbaren und großzügig dimensionierten Sportsitzen. Deren Pendants im Porsche Macan sind knapper geschnitten und mögen von beleibteren Zeitgenossen als etwas einengend empfunden werden. Gleichwohl integriert der Zuffenhausener einen am besten. Dank des optionalen Ergo-Motion-Fahrersitzes kann man sich im Genesis während der Fahrt massieren lassen, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass man eher auf als im Sitz Platz nimmt. Auf den Fahrerplätzen der beiden Deutschen fühlt man sich einfach besser eingebettet. Im Fond ist es ebenfalls der Audi Q5, der den angenehmsten Sitzkomfort bereithält, während langbeinige Porsche-Mitfahrende über etwas wenig Oberschenkelauflage klagen. Zudem würden sich die Passagier:innen im Macan auch über ein besseres Ablagenangebot freuen.
Motor/Getriebe: Intelligenter Allrad im Audi Q5
Dass sich Vierzylinder-Turbo-Motoren inzwischen bestens mit Premium-Ansprüchen vertragen, belegen die Testwagen eindrücklich, denn alle wirken souverän motorisiert. Mit dem Porsche Macan Facelift erstarkte dessen 2,0-Liter-Aggregat auf 265 PS. Es ist in seinen Grundzügen mit dem gleichstarken Audi-Motor identisch, liefert aber mit maximal 400 Newtonmetern Drehmoment deren 30 mehr als der Ingolstädter Antrieb. Dem Triebwerk des Genesis GV70 2.5 T 8 AT AWD schenkte die Marke einen halben Liter Hubraum mehr ein. Mit 306 PS und 422 Newtonmetern markiert er die Datenspitze im Vergleichstest. Der Fahreindruck im Koreaner ist folglich auch geprägt von einem kräftigen Anfahrdrehmoment. Zwar fällt er beim Standardsprint einige Zehntel hinter die Konkurrenz zurück, was im Verkehrsalltag zu vernachlässigen ist. Dafür geht er aber oberhalb der Richtgeschwindigkeit spürbar engagierter zur Sache als der Bayer und der Schwabe. Leider wirkt er auch etwas brummiger als seine Konkurrenten. In der Höchstgeschwindigkeit liegt er mit 240 km/h auf Augenhöhe mit dem Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic. Beide übertrumpfen überraschenderweise den Porsche Macan, dessen Fahrzeugschein nur 233 km/h ausweist. An der Zapfsäule entpuppt sich der fast zwei Tonnen schwere Genesis GV70 2.5 T AT AWD allerdings mit einem Testverbrauch von 11,0 Litern auf 100 Kilometer als Schlusslicht. Schwäbisch knauseriger zeigt sich der Porsche mit 10,6 Litern. Allerdings benötigt er teures Super Plus. Beim Verbrauch kommt dem AUDI Q5 45 TFSI quattro S tronic seine quattro-ultra-Technologie zugute. Das bedeutet: In Standardsituationen läuft der Ingolstädter ausschließlich als Fronttriebler. Erst wenn die Sensoren-Armada zur Fahrzeugüberwachung zusätzlichen Traktionsbedarf vorhersagt, wird blitzschnell die Kardanwelle nach hinten angekoppelt. Das Ergebnis: Mit einem Testverbrauch von 9,9 Litern ist der Q5 der Sparsamste. In der Kraftübertragung setzen die beiden Deutschen jeweils auf ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das insbesondere im Macan ausgesprochen zackig und punktgenau schaltet. Demgegenüber reagiert die Achtstufen-Automatik des Asiaten, insbesondere bei forcierter Gangart, manchmal träge auf Kickdown-Befehle.
Fahrdynamik: Exzellentes Ansprechverhalten im Porsche Macan
Dass diese Disziplin in der Regel ein Heimspiel für Porsche ist, belegt auch der aufgefrischte Macan. Mit einem gekonnt gewählten Maß an Servounterstützung, exzellentem Ansprechverhalten sowie einem Höchstmaß an Rückmeldung lässt sich das Porsche Macan Facelift zentimetergenau über den Rundkurs dirigieren. Der hecklastig ausgelegte Allradantrieb sorgt im Verbund mit dem aktiven Hinterachsdifferenzial für eine in diesem Fahrzeugsegment ungeahnte Kurvengier. Das alles geht einher mit bester Kontrollierbarkeit. Einlenken, warten, Gas geben und die spürbare Kraftverteilung auf das kurvenäußere Hinterrad verstärkt den Eindreheffekt in die Kurve. Einsetzendes Übersteuern lässt sich dabei nahezu spielerisch kontrollieren. Eindrucksvoller lässt sich das Vorurteil vom fahrdynamisch langweiligen Mittelklasse-SUV nicht widerlegen. Abgerundet wird diese Vorstellung von den kürzesten Bremswegen im Vergleichstest. Da kann der Audi Q5 nicht ganz mithalten. Seine Lenkung arbeitet im Komfort-Modus mit weniger Rückmeldung als die des Macan. Selbst im Dynamic-Modus reicht sie nicht an dessen Transparenz heran. Bei Kurvenfahrt produziert er etwas mehr Aufbaubewegungen als sein Landsmann und es fehlt ihm auch dessen Eindreheffekt. Stattdessen zeigt er an der Reifenhaftgrenze ein leichtes Untersteuern. Insofern bleibt er in Sachen Handlichkeit ein ganzes Stück hinter dem Porsche zurück. Der koreanische Neuzugang benimmt sich deutlich schwerfälliger als seine Gegner, setzt Lenkbefehle träger und mit der Tendenz zu Wankbewegungen um. Wo die beiden Konkurrenten in Kurven noch mühelos dem Radius folgen, schiebt der Genesis GV70 bei vergleichbarem Tempo bereits über die Vorderräder Richtung Kurvenaußenrand. Dazu kommt, dass die Lenkung im "Sport Plus"-Modus zwar höhere Kräfte erfordert, im Gegenzug aber nicht mit mehr Rückmeldung entschädigt. Die Bremswege des Genesis GV70 fallen ebenfalls deutlich länger aus als bei Audi Q5 und Porsche Macan.
Umwelt/Kosten: Genesis GV70 am günstigsten
Da der ADAC für den Koreaner noch keine Werkstattkosten berechnen konnte und auch noch keine finale Versicherungseinstufung feststeht, wurden diese beiden Kriterien nicht bewertet. Davon abgesehen liegt der Genesis GV70 dennoch im Kostenkapitel des Vergleichstests weit vorn. Hierfür zeichnen der günstige Kaufpreis (Grundpreis: 49.900 Euro), der sich auch positiv auf den absoluten Wertverlust auswirkt, die umfangreiche Ausstattung sowie die Fünfjahresgarantie verantwortlich. Am anderen Ende der Kostenskala rangiert der Porsche Macan. Mit allem, was für den Test wichtig ist, kommt er über 22.000 Euro teurer als der Koreaner. Daneben schlagen bei ihm auch die Kraftstoffkosten kräftig ins Kontor. So übernimmt der Audi Q5 den Platz in der Kostenmitte, wobei Mitte relativ ist, denn Premium-SUV sind kein billiges Vergnügen.
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Ergebnis in Punkten
Mit dem neuen Genesis GV70 bringen die Koreaner:innen ein Premium-Mittelklasse-SUV zum Dumpingpreis. Eine umfangreiche Ausstattung, hohe Qualität und ein potenter Antrieb lassen ihn ordentlich Punkte sammeln. Beim Fahrverhalten herrscht noch Optimierungspotenzial. So reicht es nur für Platz drei im Vergleichstest. Mit seiner sensationellen Vorstellung in der Fahrdynamik und im Komfort fährt das Porsche Macan Facelift seinen exorbitanten Kosten zum Trotz aufs Siegerpodest. Ganz knapp dahinter folgt das ausgewogene Audi Q5 Facelift als Vertreter der goldenen Mitte auf dem zweiten Platz.