Alfa Stelvio/Audi Q5/Porsche Macan: Test
Macan übertrumpft Stelvio und Q5
- Alfa Romeo Stelvio, Audi Q5 & Porsche Macan im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Federung des Porsche Macan überzeugt
- Motor/Getriebe: Audi Q5 Facelift fährt am sparsamsten
- Fahrdynamik: ESP bremst Alfa Romeo Stelvio aus
- Umwelt/Kosten: Audi Q5 Facelift am günstigsten
- Messwerte & technische Daten Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4, Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic & Porsche Macan
- Fazit
Das Audi Q5 Facelift zeigt sich optisch wie technisch überarbeitet. Zum Vergleichstest erwarten ihn der Alfa Romeo Stelvio und der Porsche Macan, die jeweils schon eine Frischzellenkur hinter sich haben.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 | Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic | Porsche Macan |
Karosserie (1000) | 680 | 708 | 680 |
Fahrkomfort (1000) | 699 | 742 | 741 |
Motor/Getriebe (1000) | 604 | 626 | 607 |
Fahrdynamik (1000) | 741 | 705 | 806 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2724 | 2781 | 2834 |
Kosten/Umwelt (1000) | 304 | 312 | 270 |
Gesamtwertung (5000) | 3028 | 3093 | 3104 |
Platzierung | 3 | 2 | 1 |
Dominierten vor einiger Zeit noch Limousinen und Kombis die automobile Mittelklasse, spielen längst SUV-Modelle eine wichtige Rolle im Portfolio der Hersteller. Vor allem im Premium-Segment, in dem sich mit der boomenden Fahrzeuggattung satte Renditen erzielen lassen. Der Audi Q5 geht bereits seit 2008 auf Kundenfang, die aktuelle Generation ist seit 2017 auf dem Markt. Nun spendierten die Ingolstädter ihrem in Mexiko gebauten und 2020 hierzulande über 20.000 Mal verkauften SUV eine Überarbeitung. Zum Vergleichstest mit dem Audi Q5 Facelift stehen mit dem Alfa Romeo Stelvio und dem Porsche Macan zwei auf Dynamik getrimmte und inzwischen ebenfalls geliftete Kontrahenten bereit. Antriebsseitig setzen alle drei Kontrahenten auf Zweiliter-Turbobenziner mit 245 bis 280 PS und Allradantrieb.
Das Audi Q5 Facelift (2020) im Video:
Alfa Romeo Stelvio, Audi Q5 & Porsche Macan im Vergleichstest
Das Audi Q5 Facelift erkennt man vor allem an den neuen Scheinwerfern und Rückleuchten. Bei letzteren kommen nun gegen Aufpreis organische Leuchtdioden (OLED) zum Einsatz, die etwa eine Personalisierung der Leuchtsignatur erlauben. Alle drei SUV messen in der Länge rund 4,70 Meter, die besten Platzverhältnisse im Vergleichstest bietet jedoch der Alfa Romeo Stelvio: Fahrer und Beifahrer finden wie im Q5 reichlich Luft über dem Scheitel vor, die seitliche Bewegungsfreiheit für Ellenbogen und Beine fällt im Italiener aber noch üppiger aus. Im Audi sitzt man näher an den Türen, und die Knie nehmen häufig ungewollten Kontakt mit der breiten Mittelkonsole auf. Der Porsche Macan ist insgesamt enger geschnittenen als die Konkurrenz, bietet dafür aber eine hervorragende Fahrerintegration. Im luftigen Fond des Q5 schränkt der Verlauf der C-Säulen den seitlichen Kopfraum stärker ein als im Stelvio. Die Beinfreiheit ist jeweils besser als auf der intimeren Rückbank des Macan. Auch beim Ladevolumen muss sich der Zuffenhausener mit 488 bis 1503 Litern dem Audi (520 bis 1520 Liter) und vor allem dem Alfa, der 525 bis 1600 Liter Gepäck fasst, geschlagen geben. Dafür bietet der Macan-Testwagen mit knapp 600 Kilogramm die höchste Zuladung in diesem Feld. Und wie beim Stelvio entsteht bei umgeklappten Rücksitzlehnen eine fast ebene Ladefläche. Alle drei Allradler empfehlen sich als kompetente Zugfahrzeuge, wobei der Audi mit 2,4 Tonnen die höchste Anhängelast bietet. Mit dem Facelift halten auch neue Assistenzsysteme Einzug in den Audi Q5 – die hier versammelte Konkurrenz kann bei den Sicherheitsfeatures deshalb nicht mithalten: Vorausschauende Crashsensorik, Head-up-Display, Ausstiegswarnung oder Ausweichassistent sind exklusiv für den Bajuwaren erhältlich. Weniger Lob bekommen dafür die neue Touchscreen-Bedienung und das bei unserem Testwagen nervende Knistern aus der Fahrertür. Mit bocksteifer Karosserie und makelloser Verarbeitung im Interieur erfüllt der Porsche Macan voll die hohen Erwartungen an ein Premium-SUV. Der Alfa Romeo Stelvio verfügt seit dem Facelift etwa über einen wertigeren Automatik-Wählhebel und einen haptisch angenehmeren Dreh-Drück-Steller.
Fahrkomfort: Federung des Porsche Macan überzeugt
Auch die im Alfa Romeo Stelvio installierten Veloce-Sportsitze gefallen, die mit ihren einstellbaren Seitenwangen den Körper wirkungsvoll abstützen. Eine bessere Kontur im Schulterbereich und eine auf Langstrecken kommodere Polsterung bieten jedoch die großzügig geschnittenen und mit 330 Euro fair eingepreisten Sportsitze des Audi Q5 Facelift. Die 1785 Euro teuren Fauteuils im Porsche Macan sind für fülligere Staturen zwar etwas eng, haben aber im Vergleichstest die umfangreichsten Einstellmöglichkeiten und geben den meisten Halt. Die Fondsitzbank des Schwaben ist besser konturiert als jene des Alfa, zudem lässt sich die Beinauflage besser nutzen. Noch kommoder kommt man jedoch im Fond des Q5 auf einer verschiebbaren Rückbank (350 Euro) samt arretierbarer Lehnenneigung unter – zumindest auf den beiden äußeren Plätzen. Der straff gepolsterte und schmale Mittelsitz sollte Mitfahrern dagegen nur auf kurzen Fahrten zugemutet werden. Der Porsche geizt mit Ablagemöglichkeiten für Geldbörse, Smartphone & Co, was ihm bei der Ergonomie-Bewertung trotz seiner hervorragenden Sitzposition samt perfekt in der Hand liegendem Lenkrad und bestens erreichbarem PDK-Wählhebel ein paar Punkte kostet. Bei der Geräuschdämmung liegen Porsche Macan und Audi Q5 fast gleichauf, während im Alfa Romeo Stelvio Abroll- und vor allem Windgeräusche bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 km/h stärker von den Insassen wahrgenommen werden. Die straffe Grundnote des mit adaptiven Dämpfern ausgerüsteten Stelvio-Fahrwerks macht sich ebenfalls bei Autobahnfahrten bemerkbar, weil sich die Karosserie von kleinen Unebenheiten stärker anregen lässt als bei den gelassener wirkenden Konkurrenten. Diese treten jeweils mit Luftfederung samt einstellbarer Dämpfercharakteristik an. Für den Audi kostet diese 2000 Euro Aufpreis und gewährleistet stattliche Federungsreserven sowie einen hohen Schnellfahrkomfort. Auf mit Wellen und Frostaufbrüchen durchzogenen Landstraßen fällt jedoch die nicht so gelungene Balance zwischen Vorder- und Hinterachse auf: Schluckt die softe Vorderachse Unebenheiten gekonnt weg, sorgt die stramme Hinterachse für ausgeprägte Ausfederbewegungen. Anders der Porsche, dessen insgesamt straffere Luftfederung (2630 Euro) harmonischer arbeitet: Sein Aufbau bleibt bei aufeinanderfolgenden Unebenheiten insgesamt ruhiger und setzt sich nach Anregungen schneller wieder. Auch sein feines Ansprechverhalten auf Kanten oder abgesackten Kanaldeckeln überzeugt.
Motor/Getriebe: Audi Q5 Facelift fährt am sparsamsten
Weniger gut in Szene setzen kann sich im Vergleichstest dagegen der Zweiliter-Turbobenziner des Porsche Macan, der auch in anderen Fahrzeugen des VW-Konzerns und im Q5 zum Einsatz kommt. Die Kombination aus niedrigster Leistung (245 PS) und höchstem Fahrzeuggewicht (1916 Kilogramm) sorgt dafür, dass der Porsche vor allem bei höheren Geschwindigkeiten nicht mehr mit dem Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic und vor allem dem Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 mithalten kann. Der vergleichsweise leichte Stelvio ist mit 280 PS der stärkste Testkandidat, und so zeigt der liebevoll gezeichnete Analogtacho schon 5,5 Sekunden nach dem Start Tempo 100 an. Die Rivalen benötigen hier je über eine halbe Sekunde länger. Bis 180 km/h erhöht sich der Vorsprung des Alfa auf den Audi auf zwei und den Porsche auf vier Sekunden. Die ebenso sanft wie zügig schaltende Achtstufen-Automatik von ZF und das mit 400 Newtonmeter bulligste Drehmoment komplettieren die leidenschaftliche Vorstellung des Alfa Romeo Stelvio, der bereits bei geringer Leistungsabfrage kerniger klingt als Audi und Porsche. Dafür verbraucht das seit der Modellpflege auf 265 PS erstarkte und mit einem Riemen-Starter-Generator ausgerüstete Audi Q5 Facelift mit zehn Litern einen Liter weniger Super als der feurige Stelvio. Dazwischen sortiert sich der Porsche Macan ein (10,4 Liter), der allerdings im Gegensatz zu den beiden Kontrahenten nach teurem Super Plus verlangt.
Fahrdynamik: ESP bremst Alfa Romeo Stelvio aus
Wird die längsdynamische Vorstellung des Basis-Macan nicht den Erwartungen an einen Porsche gerecht, trumpft er bei der Querdynamik auf und überflügelt seine Vergleichstest-Kontrahenten auf der Handlingstrecke, in der Slalomgasse und auch bei den Bremsprüfungen. Der mit etlichen Fahrdynamik-Features und 21-Zoll-Mischbereifung ausstaffierte Testwagen fühlt sich nach der ersten Kurvenkombination wie ein Sportwagen mit hoher Sitzposition an: Die mitteilungsfreudige und präzise Lenkung setzt Befehle der:des Fahrerin:Fahrers ebenso spontan wie exakt um. Die Michelin-Reifen mit Porsche-Kennung gewährleisten ein immenses Gripniveau, und das im Sportmodus gestraffte Fahrwerk lässt weniger Karosseriebewegungen zu als die Pendants von Alfa oder Audi. So durchfährt der Stuttgarter Kurven auf dem Rundkurs oder den 18-Meter-Slalom neutraler, sicherer und mit deutlich höherer Geschwindigkeit, als es die Konkurrenten vermögen. Der Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 lädt auf den Geraden am druckvollsten durch, lenkt zackiger ein als der behäbigere Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic und verzahnt sich innig mit dem Asphalt. Die niedrige Regelschwelle des im Gegensatz zum Porsche Macan nicht deaktivierbaren ESP bremst ihn aber vergleichsweise früh aus. Dafür erfolgen die elektronischen Eingriffe feinfühlig. Das Audi Q5 Facelift präsentiert sich distanzierter, liefert weniger Feedback von der Vorderachse und untersteuert bereits bei geringerer Querbeschleunigung. Lastwechselreaktionen werden dagegen teilweise mit Übersteuern quittiert. Liegen die Verzögerungswerte von Stelvio und Macan mit kalter Bremsanlage mit jeweils rund 34,5 Metern aus Tempo 100 bis zum Stand noch ungefähr gleichauf, kommt der Porsche Macan mit warmen Stoppern sportwagenmäßig bereits nach 32,6 Metern zum Stehen. Der Alfa Romeo Stelvio benötigt gut einen Meter mehr Weg, der Ingolstädter sogar über zwei Meter.
Umwelt/Kosten: Audi Q5 Facelift am günstigsten
Für adaptive Luftfederung, 21-Zoll-Räder, Sport-Chrono-Paket und Co. berechnet Porsche markentypisch saftige Aufpreise. So erhöht sich der Preis des Porsche Macan in testrelevanter Konfiguration um 9931 Euro auf happige 71.063 Euro. Der Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic ist im Test-Trimm knapp 14.000 Euro günstiger, der Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 immerhin 9000 Euro. Zudem punkten Stelvio und Q5 im Vergleichstest mit den umfangreicheren Garantieleistungen – Alfa gewährt sogar eine vierjährige Gesamtfahrzeuggarantie – sowie den niedrigeren Aufwendungen für die Versicherung. Audi knausert dagegen bei der serienmäßigen Multimediaausstattung, während die Rivalen aus Italien und Baden-Württemberg ein Navi an Bord haben.
Messwerte & technische Daten Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4, Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic & Porsche Macan
AUTO ZEITUNG 05/2021 | Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 | Audi Q5 45 TFSI quattro S tronic | Porsche Macan |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo; Starter-Generator | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1995 cm³ | 1984 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 206 kW / 280 PS, 5250 /min | 195 kW / 265 PS, 5250 - 6500 /min | 180 kW / 245 PS, 5000 - 6750 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm, 2250 /min | 370 Nm, 1600 - 4500 /min | 370 Nm, 1600 - 4500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik / Allrad | 7-Gang, Doppelkupplung / Allrad | 7-Gang, Doppelkupplung / Allrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1660 / 1822 kg | 1760 / 1872 kg | 1795 / 1916 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,5 s | 6,1 s | 6,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 230 km/h | 240 km/h | 225 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6 / 33,8 m | 35,8 / 34,9 m | 34,4 / 32,6 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 11,0 / 8,2 l S | 10,0 / 8,3 l S | 10,4 / 10,4 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 262 / 187 g/km | 238 / 190 g/km | 247 / 231 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 59.000 Euro | 52.050 Euro | 61.132 Euro |
Testwagenpreis | 62.000 Euro | 57.370 Euro | 71.063 Euro |
Vor allem die Sicherheitsausstattung des Audi Q5 Facelift hat von der Modellpflege profitiert. Das neue Bedienkonzept ist dagegen kein Fortschritt. Mit großem Innenraum, gutem Sitzkomfort und dem sparsamsten Antrieb sammelt der Ingolstädter Punkte im Vergleichstest und ist zudem das günstigste Angebot. Dennoch fährt der deutlich teurere und enger geschnittene Porsche Macan auf den ersten Rang: Die herausragende Fahrdynamik inklusive superber Bremsleistung sowie der harmonische Federungskomfort sprechen ebenso für den Zuffenhausener wie die penible Verarbeitung. Wünschenswert wäre ein bissigerer Antrieb. Den bietet der feurige Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 ebenso wie querdynamisches Talent und großzügige Platzverhältnisse für Passagiere und Gepäck. Luft nach oben gibt es etwa beim Federungskomfort – Rang drei.