Camping mit dem Zelt: Tipps zu Kauf und Sicherheit
Worauf man beim Camping im Zelt achten muss
Campen ist beliebt. Doch es muss nicht immer das vollausgestattete Wohnmobil oder ein teures Dachzelt sein, ein einfaches Personenzelt ist genauso geeignet. Die AUTO ZEITUNG gibt Tipps fürs Camping im Zelt und sagt, worauf zu achten ist.
Der Natur am nächsten sein ist wohl der Wunsch vieler Camper:innen, wenn zu Hause über den nächsten Trip oder gar Urlaub geträumt wird. Es muss aber nicht zwingend das vollausgestattete teilintegrierte Wohnmobil oder ein vergleichsweise teures Dachzelt sein, das zudem in der Regel entsprechend geeignete Dachgepäckträger erfordert (hier die besten Dachträger in unserem Test). Deutlich einfacher, kostengünstiger und ökologischer ist da das einfache Personenzelt. Der Kauf sollte dabei selbstverständlich weder dem Zufall überlassen werden, noch sollte man dem erstbesten Angebot nachgeben, nur weil es günstig ist. Denn auch ein Zelt sollte ausreichend Sicherheit beim Camping bieten. Organisationen wie die TÜV-Prüforganisationen haben sich es deshalb zur Aufgabe gemacht, nicht nur Wohnmobile und Wohnwagen (das ist der Unterschied zwischen den Campingfahrzeug-Konzepten), sondern auch Camping-Equipment zu prüfen. Wir verraten, welche Eigenschaften ein Zelt beim Camping laut den Expert:innen haben muss.
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Zelt fürs Camping kaufen: Diese Eigenschaften sind ein Muss
Sich für ein Zelt zu entscheiden, kann eine wahre Mammutaufgabe werden. Die Auswahl an Typen, Materialien, Maßen und Formen ist riesig. Daher sollten Camper:innen vor dem Kauf genau wissen, wonach sie suchen. Folgende Tipps helfen bei der Auswahl:
Personenanzahl: Ein erster Anhaltspunkt zur Größe sollte die Zahl der Personen sein, die das Zelt zu Camping nutzt. Wer häufiger allein oder zu zweit verreist, hat naturgemäß weniger Platzbedarf als eine Familie. Vorteile von kleinen Zelten beim Camping sind oft das geringere Gewicht sowie der schnellere Aufbau. Daher die Regel: So groß wie nötig, so klein wie möglich.
Wassersäule: Je höher die als "Wassersäule" angegebene Zahl ist, desto länger bleibt das Innere des Zelts beim Camping trocken. Der Name kommt vom Aufbau des einschlägigen Tests: Ein Stück Stoff wird unter einen Zylinder mit Wasser gespannt. Der Wert, ab dem das Wasser durch den Wasserdruck durch den Stoff gepresst wird, ergibt die Kennzahl. So ist ein Zelt mit 3000 mm Wassersäule in der Theorie bis zu drei Meter unter Wasser wasserdicht. Damit das Zelt laut DIN wasserdicht ist, muss es mindestens einen Wert von 1500 mm erreichen. Expert:innen empfehlen aber mindestens 3000 mm, um auf Nummer sicher zu gehen. Wichtig: Auch Nähte, Reißverschlüsse und der Zeltboden müssen genug Wasserwiderstand haben, damit auch starke Regenschauer beim Camping ohne festes Dach überstanden werden.
Zeltmaterial: Moderne Zelte bieten eine Vielzahl an Materialien. Während Baumwolle sehr atmungsaktiv, reißfest und UV-beständig ist, trocknet der wasserabweisende und pflegeleichte Polyester schneller. Nylon ist dagegen besonders leicht, dehnt sich aber bei Nässe. Neben dem Material der Zeltwände sind die Beschichtungen – oft entweder das besonders wasserfeste, aber weniger UV-beständige Polyurethan oder das stabilisierende Silikon mit geringerer Wassersäule – laut TÜV ebenso wichtig.
Sicherheitsaspekte: Diese sind laut dem TÜV-Experten André Siegl besonders auf Campingtrips mit Kindern relevant. Hier sollten unter anderem auf beidseitig betätigbare Reißverschlüsse, ein tiefer Einstieg und Moskitonetze vor Öffnungen und Fenstern vorhanden sein.
Belüftung: Sie sorgt nicht nur für frische Luft im Zelt, sondern verhindert auch, dass sich durch den Gebrauch eines Gaskochers am Zelteingang Gase im Zelt sammeln. Hier droht anderenfalls Erstickungsgefahr. Eine gute Belüftung sorgt zudem dafür, dass das Zelt schneller trocknet. Wichtig: Auch sie müssen vor Regen geschützt sein.
Befestigung: Das Zelt sollte natürlich an Ort und Stelle bleiben. Dafür sorgen idealerweise Heringe, die an mindestens vier Ankerpunkten das Zelt am Boden halten. Abspannleinen sorgen zusätzlich für Standfestigkeit.
Laut TÜV-Verband ist beim Kauf darauf zu achten, dass das Zelt geltende Normen, wie etwa die DIN EN ISO 5912 für Personenzelte erfüllt. Damit ist garantiert, dass das Zelt ein Mindestmaß an Sicherheitsaspekten wie den Schutz vor Witterungseinflüssen, Bruchfestigkeit oder die Einhaltung von Schafstoffgrenzwerten einhält. Am einfachsten ist dies für Kaufinteressent:innen anhand von Prüfzeichen erkennbar. Neben der CE-Kennzeichnung geben auch das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit sowie Siegel einer unabhängigen Prüforganisation, etwa dem TÜV, Auskunft über die Sicherheit.
Zelttypen: Das richtige Zelt finden
Neben den wichtigen Kriterien in puncto Sicherheit beeinflusst insbesondere auch der Zelttyp und die damit einhergehenden Komfortfeatures die Kaufentscheidung. Folgende Kategorien gibt es:
Geodätzelt: Ideal für extreme Wetterbedingungen
Bei einem Geodätzelt kreuzen sich die Stangen an einer oder mehreren Stellen. Sie sind daher besonders für den Einsatz in Wind und Wetter geeignet und bieten einen stabilen Stand. Daher sind sie vor allem als Trekking- und Expeditionszelt eine beliebte Wahl.
Kuppelzelt: Die Hochbauenden
Ein Kuppelzelt sorgt vor durch den Aufbau vor allem für mehr Luft nach oben. Sie sind weit verbreitet, recht einfach im Aufbau und dennoch stabil.
Tunnelzelt: Schnell aufgebaute Großraumzelte
Das wie ein halber, liegender Zylinder geformte Tunnelzelt bietet besonders in der Länge viel Platz. Damit wird diese Zeltgattung auch häufig für eine größere Personenanzahl empfohlen, die auf Camping-Reise geht.
Firstzelt: Die Klassiker
Ein Firstzelt ist wohl das Bild, das vielen Leuten in den Kopf schießt, wenn sie an den Begriff "Zelt" denken. Es zeichnet sich durch seine kompakten Maße (auch zusammengefaltet) aus, bietet dafür aber wenig Stabilität.
Pyramidenzelt: Für Gruppen-Camping
Das Pyramidenzelt wird durch eine einzige Stange in der Mitte getragen und bildet eine Pyramide um diese herum. Da Pyramidenzelte oft einen großen Radius abdecken eignen sie sich besonders für größere Gruppen.
Wurfzelt: Wenn es schnell gehen muss
Am komfortabelsten ist ohne Zweifel das Wurfzelt – zumindest im Aufbau. Wie der Name bereits impliziert, genügt es, das Zelt zu "werfen", damit es sich von selbst entfaltet und steht. Nachteile sind dagegen, dass Zelte diese Kategorie oft eher instabil stehen und auch recht wenig Platz bieten (oft maximal zwei Personen).
Pflege: So hält das Zelt länger
Damit Camper:innen über viele Jahre Freude am eigenen Personenzelt haben, sollte die Pflege nicht vernachlässigt werden. Wichtig ist hierfür eine regelmäßige Reinigung, damit Fremdkörper den Stoff nicht beschädigen, wenn das Zelt wieder aufgerollt in der Tasche verstaut wird. Auch Schmutz und Staub sollten entfernt werden. Zum Säubern genügt oft lauwarmes Seifenwasser und ein weiches Tuch. Hartnäckige Verschmutzungen werden durch Einweichen in der Badewanne mit lauwarmem Wasser und etwas pH-neutraler Seife schonend entfernt. Aggressive Reinigungsmittel und die Waschmaschine sind dagegen tabu. Wichtig nach der Reinigung: ausgiebiges Trocknen des Materials! Feuchtigkeit sorgt im zusammengefalteten Zelt schnell zu unangenehmen Gerüchen oder Schimmelbefall.
TÜV-Experte André Siegl empfiehlt zudem eine regelmäßige Imprägnierung des Zeltstoffs, die ähnlich wie das Imprägnieren eines Cabrioverdecks funktioniert. Das ist wichtig, damit die Wassersäule des Zelts aufrechterhalten werden kann. Besonders den Nähten sollte dabei Aufmerksamkeit geschenkt werden. Löcher und Risse sollten zudem schnellstmöglich repariert werden, damit das Zelt an diesen Schwachpunkten beim Camping nicht weiter einreißt. Sollten die Reißverschlüsse klemmen, können Silikonspray und eine alte Zahnbürste Abhilfe schaffen.
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Tipps für mehr Sicherheit beim Camping mit Zelt
Damit nicht nur das Zelt, sondern auch der Campingtrip mit dem mobilen Unterschlupf so sicher wie möglich ist, sollten einige Regeln beachtet werden:
Offenes Feuer vermeiden: Zeltstoffe sind nicht immer feuerfest. Daher sollten auch Grills oder Öfen nur mit sicherem Stand und ausreichend Abstand zur Plane und niemals im Zelt betrieben werden. Selbiges gilt auch für Kerzen.
Keine Gaskocher und -lampen benutzen: Gaskocher sind eigentlich der Klassiker auf Campingtrips. Im geschlossenen Zelt haben sie jedoch nichts zu suchen, hier droht Erstickungsgefahr, vor der unter Umständen ein Gaswarner fürs Wohnmobil schützt. Wenn wegen schlechten Witterungsbedingungen keine andere Option bleibt, sollten alle Lufteinlässe offen sein und der Kocher idealerweise im Vorzelt stehen. Ein Spritzschutz ist dann Pflicht und verhindert, dass heißes Fett umher spitzt und das Zelt in Brand setzt.
Keine Spraydosen im Zelt lagern: Wer im Sommer mit dem Zelt unterwegs ist – etwa auch auf einem Festival – sollte keine Spraydosen wie Deodorant oder Haarspray im Zelt aufbewahren. Mit direkter Sonneneinstrahlung erreicht der Innenraum schnell 50 Grad – Explosionsgefahr!
Richtiges Verhalten bei Gewittern: Ein Zelt bietet keinen Blitzschutz. Während eines Gewitters sollte daher das Auto aufgesucht werden. Wer ohne eigenes Auto unterwegs ist – etwa auf einem Festival – sollte in einem Gebäude (z. B. Sanitärgebäude) Schutz suchen.
Wertsachen richtig verstauen: Ein Zelt bietet leider wenig Einbruchsschutz und auch nicht so viel Sicherheit wie beim Übernachten in Wohnmobil. Daher empfehlen Expert:innen, Wertgegenstände im Pkw aufzubewahren. Wer ohne Auto verreist, trägt Wertsachen entweder bei sich oder stattet das Zelt mit einem alarmgesicherten Zeltschloss aus.