Schweißen lernen: Grundwissen für Anfänger
Ganz einfach Schweißen lernen
- Schweißen lernen mit MIG/MAG-Schweißgerät
- Auf diese Vorbereitungsschritte kommt es an
- Verschiedene Verfahren und Gase beim Schweißen (CuSi-Löten mit WIG-Schweißgerät)
- So verzieht sich das Werkstück beim Schweißen nicht
- Tipps: Das vorm Schweißen vorbereiten
- Das fordert der Gesetzgeber
- Auch diese Produkte werden beim Schweißen benötigt:
Schweißen lernen muss nicht immer schwierig sein. Neue Schweißgeräte machen das Dünnblechschweißen dank MIG/MAG-Verfahren einfacher. Ein Selbstversuch!
Für anspruchsvolle Arbeiten am eigenen Auto empfiehlt es sich, Schweißen zu lernen. Dank neuer Schweißgeräte und MIG/MAG-Verfahren ist Schweißen für Anfänger:innen keine allzu schwierige Aufgabe mehr. Der Beweis: Es boomen nicht nur der Online-Verkauf von Pflegeprodukten und der Zubehör- sowie Autoteilehandel, auch die Anbieter kompakter Schweißgeräte kommen mit den Lieferungen kaum hinterher. Eine neue Geräte-Generation macht jetzt das Dünnblechschweißen möglich – sogar ohne Lehrausbildung. Also können alle schweißen? Ja, vorausgesetzt, man verfügt über eines der aktuellen digital gesteuerten Schweißgeräte, sogenannte synergische MIG/MAG-Schweißinverter. Was kompliziert klingt und über einen komplexen Aufbau verfügt, macht es einem ganz einfach: aufstellen, anschließen, loslegen. Das kompakte Schweißgerät wird über die normale 230-Volt-Haushaltssteckdose betrieben und ermöglicht per Lichtbogen-Technik das Gleichstromschweißen und das Hartlöten – genau das, was man für Arbeiten an Autokarosserien braucht. Kombiniert mit einem guten technischen Verständnis und etwas handwerklichem Geschick kann man sogar recht schnell respektable Schweiß-Erfolge feiern. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Drei Tipps zum Schweißen im Video:
Schweißen lernen mit MIG/MAG-Schweißgerät
Wir haben für unsere ersten "Geh-Versuche" beim Schweißen lernen eine Weldinger MEW 185 SYN dig professional ausgewählt. Dieses Schweißgerät in den kompakten Abmessungen eines Werkzeugkoffers kostet 450 Euro (Alle Preise: Stand Dezember 2021) und kann viel. Im MIG/MAG-Modus (also mit Schutzgas) lassen sich alle gängigen Metalle – darunter Eisen, Stahl, Edelstahl und Aluminium – schweißen. Will oder muss man ohne Schutzgas aus der Druckflasche auskommen, dann unterstützt die Weldinger auch das Elektroden-Handschweißen sowie das Fülldraht-Schweißen ohne Gas. Doch der eigentliche Clou dieses Multitalents steckt in der Synergie-Technik: Die digitale Programmsteuerung koordiniert alle wichtigen Schweiß-Parameter wie die Höhe des Schweißstroms, die Korrekturspannung zur optimalen Lichtbogen-Bündelung und den Drahtvorschub. Denn der eigentliche Schweiß-Zusatzwerkstoff kommt hier – wie bei großen Industrie-Schweißmaschinen – von einer Ein-Kilogramm-Rolle und wird motorisch durch das Schlauchpaket zur Brenner-Spitze geführt. So ist auch das Einhandschweißen bequem möglich. Alle komplizierten Einstellungen, die üblicherweise in Tabellen nachgeschlagen werden müssen und viel Erfahrung voraussetzen, übernimmt die Weldinger-Maschine teils selbstständig, teils im Dialog mit dem Anwendenden via Display-Steuerung. Doch der Reihe nach. Wer Schweißarbeiten am Auto vornehmen will, sollte natürlich auch über die richtige Sicherheitsausstattung verfügen. Dazu gehören eine feuerfeste Schutzkleidung, also Lederschürze (eine ausgediente Lederjacke tut es auch), Schweißerhandschuhe und ein Automatik-Schweißhelm (ab 30 Euro). Dieser dunkelt sich in Bruchteilen einer Sekunde komplett ab, schützt so die Augen vor dem Verblitzen, lässt aber noch eine Beurteilung der Schweißflamme zu.
Auf diese Vorbereitungsschritte kommt es an
Beim Schweißen ist eine gute Vorbereitung das A und O. Profis sprechen vom Rüsten und meinen damit den richtigen Schweißdraht einsetzen und den Gasanschluss für das Schutzgas herstellen. Für dünne Karosseriebleche wählen wir 0,6 Millimeter dünnen Kfz-Draht (SG-2 TI Kfz) und das übliche Argon-Gasgemisch mit 18 Prozent CO2-Anteil. Den Druckminderer stellen wir auf einen Durchfluss von rund acht Litern pro Minute ein. Am Display wählen wir den Werkstoff, hier also Fe (lat. ferrum) für Eisen und die Dicke unserer Bleche (0,7 mm) sowie die Wunschform unserer Schweißraupe (viel/mittel/wenig Schweißauftrag) vor. Auch das zu schweißende Werkstück sollte gut vorbereitet sein, also farb-, fett-, zink- und rostfrei und am besten mit einer Flex blank geschliffen sein. Für den Zuschnitt der Reparaturbleche empfiehlt sich, statt einer Blechschere ein Winkelschleifer oder der "Knabber" zu nutzen – dann bleiben die Bleche schön plan und verwerfen sich nicht, sie passen also beim Schweißen ohne zusätzlichen Biege- und Richtaufwand an die zu reparierende Karosseriestelle.
Verschiedene Verfahren und Gase beim Schweißen (CuSi-Löten mit WIG-Schweißgerät)
Unsere ersten Versuche beim Schweißen auf drei, vier Millimeter dicken Eisenprofilen (Werkstatt-Schrott) gelingen schon nach wenigen Minuten, und wir wagen uns ans dünne Karosserieblech. Stumpf aneinanderstoßende Bleche mit einer durchgehenden Naht sind schon recht schwierig und verwerfen sich durch den hohen Wärmeeintrag enorm. An vielen Stellen am Auto, zum Beispiel im Schweller-Bereich, sind sie wegen möglicher Festigkeitseinbußen nicht einmal erlaubt. Hier fordert der TÜV eine überlappte Loch-Punktschweißung. Wenn diese später nach dem Lackieren unsichtbar sein soll, wählt man die Absetztechnik. Mit einer Spezialzange wird ein Blech um einen Millimeter "abgesenkt", das Aufsetzblech gelocht und durch Lochpunktschweißen sicher sowie hochfest damit verbunden. Schon unsere ersten Probebleche können sich sehen lassen. Bereits nach einigen Versuchen trauen wir uns dann ans Autoblech. Aber Vorsicht, bei verzinkten Blechen neuerer Autos sollte man mit dem gleichen Gerät besser das CuSi-Löten einsetzen: Dieses Hartlötverfahren erreicht bei Dünnblechen eine ausreichend große Festigkeit und zudem einen guten Korrosionsschutz, ohne sich in das Material einzubrennen. Für das Ausbessern von Karosseriebereichen in Dach, Hauben und Türen gerade bei älteren Modellen eignet sich am besten eine Stoß-Schweißnaht. Diese lässt sich besonders gut und sauber mit einem WIG-Schweißgerät (Wolfram Inert Gas) erreichen. Für unseren Praxis-Test wählen wir das DC WIG 200 Puls ST von Stahlwerk. Dieses Profi-Schweißgerät kostet 379 Euro ist durch seine (automatische) Hochfrequenzzündung und die Pulsfunktion für Dünnbleche besonders gut geeignet. Allerdings setzt WIG-Schweißen etwas mehr Können und sehr viel Übung voraus.
So verzieht sich das Werkstück beim Schweißen nicht
Wenn man das WIG-Schweißen dann jedoch beherrscht, sind die Ergebnisse überzeugend, denn hier wird der Lichtbogen mit einer nicht abschmelzenden Wolfram-Elektrode in einer Gasglocke aus reinem Argon erzeugt. Durch eine Spot- oder die Pulsfunktion wird das Karosserieblech zudem immer nur für kurze Zeit mit der hohen Schweißtemperatur konfrontiert. Der pulsende Lichtbogen reicht genau aus, um die Kanten des Blechs und den Zusatzwerkstoff aufzuschmelzen und dann zusammenlaufen zu lassen. Die anschließende Stromabsenkung bewirkt das materialschonende Warmhalten, ohne den Schmelzpunkt zu erreichen, bis dann wieder der Schweißstrom hochpulst und der nächste Schweißtropfen zur typischen Schuppenbildung beiträgt. Die Kunst des Schweißens ist es, immer zur richtigen Zeit mit dem Zusatzwerkstoff (Stabdraht) in die Schmelze zu stippen. Je nach gewählter Einstellung sorgt die Pulsfrequenz für schnelleren oder langsameren Schweißfortschritt. In jedem Fall bleibt ein Blechverzug durch zu viel Wärmeeintrag aus.
Tipps: Das vorm Schweißen vorbereiten
Bevor es überhaupt ans Schweißen geht, muss das Ersatzblech für die zu erneuernde Karosseriestelle angefertigt und anschließend exakt eingepasst werden. Starke Schweißer-Magnete halten die Teile in der korrekten Position zusammen. Zuerst wird mit Heftpunkten an den gegenüberliegenden Seiten das neue Blech fixiert. Vor dem anschließenden Einschweißen sollte an der Unterseite ein Kupferblech platziert werden – es sorgt für eine zusätzliche Wärmeabfuhr. Dieses punktgenaue Schweißverfahren mit wenig Streu-Wärme läuft insgesamt relativ langsam ab, und das eigentliche Schmelzbad lässt sich dadurch gut kontrollieren. Kleine Spalten ausfüllen und feine Nähte wie ein Profi aufs Blech zaubern gelingt hier jedoch nur nach reichlich Übung. Das Ergebnis ist dann allerdings perfekt.
Das fordert der Gesetzgeber
GTÜ, TÜV & Co. schauen bei instandgesetzten Karosserien genau hin: Grundsätzlich sollte die Reparatur sauber und haltbar ausgeführt sein. Es ist die Verbindungstechnik des Herstellers zu wählen, also Punkt- oder Lochpunktschweißen.