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Geht auch ganz einfach:

Porsche-Pilot Pascal Wehrlein: Interview

"Voller Fokus auf Porsche und Formel E"

Gregor Messer

Nach Saisons in der DTM und Formel 1 greift Pascal Wehrlein jetzt im Porsche die Formel E an. Im Interview mit der AUTO ZEITUNG erklärt der Sigmaringer, welche Ziele er hat und welche Rennserien für ihn die meiste Spannung bereithalten!

Was bedeutet es für Sie, ab der kommenden Formel-E-Saison als Werksfahrer für Porsche zu starten?
Bei einer so coolen Marke wie Porsche zu fahren, ist für mich eine super Möglichkeit. Ich erwarte, dass unsere Zusammenarbeit erfolgreich ist. Aber auch langfristig.

Der Porsche 99X Electric im Video:

 

Porsche-Formel-E-Pilot Pascal Wehrlein im Interview

Beinhaltet Ihr grundsätzliches Engagement bei Porsche noch Einsätze in weiteren Rennprogrammen der Marke?
Zunächst nicht – der Fokus liegt klar auf der Formel E. Vorstellbar ist es natürlich schon, dass es für mich künftig auch noch andere Aufgaben innerhalb des Hauses gibt.

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Sie haben bislang 17 Formel-E-Rennen bestritten, kennen aber auch die Formel 1. Wie reizvoll ist der Rennsport mit diesen elektrisch betriebenen Rennfahrzeugen?
Um ehrlich zu sein, halte ich die Rennen in der Formel E für wesentlich spannender als in der Formel 1. Weil man einfach gegen das gesamte Feld fährt und nicht nur gegen ein oder zwei Teams, die von der Leistungsstärke im direkten Umfeld liegen. Ich hatte während meiner Formel-1-Zeit meistens nur mit meinem Teamkollegen zu tun, maximal noch mit einem weiteren Team.

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Sehen Sie im elektrischen Antrieb die Zukunft für das Automobil? Oder denken Sie, es wird künftig einen Mix aus mehreren Antriebstechnologien geben?
Ich denke, es wird künftig verschiedene Antriebstechnologen geben. Ich sehe das so: In der Vergangenheit gab es beim Verbrennungsmotor auch Diesel und Benziner. Künftig wird es ebenso mehrere Varianten geben. Ich glaube nicht, dass sich nur ein Antrieb durchsetzen wird.

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Ist die Formel E ein Fulltime-Job?
Ein Fulltime-Job ist es auf jeden Fall. Ob ich nun im TAG Heuer Porsche-Formel-E-Team mehr arbeiten muss als bisher, ist schwer zu beurteilen. Wir arbeiten so viel, dass wir annehmen, dass wir optimal vorbereitet sind und die maximale Leistung herausholen. Simulator, Testtage, Besprechungen in Weissach und letztlich natürlich die Rennen sind aufwändig. Was in Zukunft noch  dazu kommen wird, sind die PR- und Marketing-Aktivitäten für Porsche. Darauf entfiel bei meinem vorherigen Team Mahindra weniger Zeit. Aber alles in allem bleibt das überschaubar.

Reicht Ihnen als Profi eine Serie? Oder haben Sie noch Kapazitäten und würden gerne noch mehr fahren?
Ich glaube, in der Formel E hätte man die Möglichkeit, noch eine weitere Serie oder zusätzliche einzelne Rennen zu bestreiten, da die Saison nur von Januar bis Juli dauert. Allerdings sind es doch schon viele Tage, die ich da unterwegs bin. Momentan bin ich noch bei Ferrari im Formel 1-Simulator engagiert. Mir macht es eigentlich nichts aus, viel unterwegs zu sein. Aber die letzten anderthalb, zwei Jahre waren schon krass. Es gab Monate, in denen ich nur zwei, drei Tage zu Hause war. Ich bin quasi von Italien direkt nach London in den Formel-E-Simulator bei Mahindra, von London direkt zum Rennen, dann kurz nach Hause und direkt wieder zu Ferrari in den Simulator. Das war alles extrem viel, und ich glaube, so extrem muss ich das dann künftig auch nicht mehr haben. Einfach auch aus dem Grund, weil das Thema Ferrari mich sehr viel Zeit gekostet hat. Aber Rennen fahren ist dann wieder etwas anderes. Da kann ich mir prinzipiell sehr gut vorstellen, dass ich neben den 14 Formel E-Rennen noch weitere Rennen bestreite. Mal sehen, wie alles läuft.

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Wieviel Zeit verbringen Sie künftig in Weissach?
Das lässt sich aktuell schwer beziffern. Ich habe ja gerade erst bei Porsche angefangen. Aber klar, ja, für die Tests bin ich schon in dieser Woche ein paar Tage unterwegs. Dann kommt immer noch die Simulatorarbeit hinzu. Schwierig, da eine präzise Anzahl von Tagen zu benennen. Ich werde jetzt auf jeden Fall öfter in Weissach beim Team sein. Auch, weil es sich anbietet: Ich habe ja nur zwei Stunden von mir am Bodensee nach Weissach. Also morgens schnell ins Auto und abends wieder zurück. Das geht gut.

Wieviel Stunden werden im Simulator absolviert?
Fünf, sechs Stunden reichen nicht. Das ist auf jeden Fall mehr pro Arbeitstag. Je nachdem, was da noch auf dem Testprogramm steht. Für jedes kommende Rennwochenende kann man zwei, eher drei Tage rechnen.

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Weshalb hat Porsche Sie verpflichtet?
Der Kontakt bestand schon seit längerem. Man trifft die Verantwortlichen am Rande von Rennen, sitzt auch mal auf dem gleichen Flieger und so fangen die Gespräche an.

Wie verläuft die Vorbereitung auf die siebte Formel E-Saison im Detail?
Ich bin neu im Team, muss erst mal meine Ingenieure und Mechaniker und natürlich mein Auto kennenlernen. Denn die Knöpfe am Lenkrad mit ihren Funktionen sind anders positioniert. Das hat Einfluss auf die Bedienung: Es gibt andere Einstellmöglichkeiten und andere Eigenschaften. Für mich ist mit das Wichtigste, dass ich mich so schnell wie möglich daran gewöhne, um ein gutes Verständnis für das Auto zu entwickeln und gut mit meinem Ingenieur zusammenarbeiten zu können. Damit ich weiß, was er möchte, und damit er weiß, was ich erwarte. Ich muss verstehen, wie das Team arbeitet und funktioniert, damit wir alle für Januar so gut wie möglich vorbereitet sind. Der Dezember ist ein Monat, in dem nicht mehr soviel läuft. Somit bleiben noch September, Oktober und November, und dann geht es schon bald los in Santiago. Da müssen wir so gut wie möglich aufgestellt sein.

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Wo sehen Sie die Formel E in fünf oder zehn Jahren? Denken Sie, die Serie wird noch so stark sein?
Ich glaube, dass die Serie stärker und stärker wird. Das sieht man schon daran, dass die Serie im kommenden Jahr erstmals als Weltmeisterschaft ausgeschrieben wird. Was mit Herstellern passieren wird, die vielleicht nicht den großen Erfolg haben, kann ich nicht sagen. Aber in der Formel E gibt es so viele Hersteller wie in keiner anderen Rennserie.  Dafür ist natürlich die Technologie verantwortlich. Noch stehen wir ziemlich am Anfang der Elektromobilität. Durch die Renneinsätze wird aber sehr viel für die Serie geforscht und entwickelt. Die Formel E hat bereits angekündigt, weitere Themen aufzugreifen, wie etwa das Schnellladen der Autos bei einem Boxenstopp. Auch dies ist für den Serienautomobilbau sehr interessant und wichtig. Von daher denke ich doch, dass die Serie noch weiteres Interesse weckt und wachsen wird.

Was macht Ihnen am meisten Spaß: Formel E, Formel 1 oder DTM?
Wie ich schon sagte, gefallen mir Serien am besten, in denen es ausgeglichene Autos gibt, die den Fahrern ähnliche Chancen geben. Die Formel 3 war so ein Fall. Man konnte dort mit Mercedes- und VW-Motoren gewinnen und das Chassis von Dallara war für alle gleich. Ähnlich war es für mich auch in der DTM, wo die Aerodynamik ein bisschen offener ist, aber nicht so krass wie in der Formel 1. Ich finde es in der Formel 1 wirklich sehr schade, dass die Teams so große Abstände zueinander haben. Es fährt dort nicht jeder Fahrer gegen jeden anderen Fahrer. Man fährt gegen seinen Teamkollegen und vielleicht noch gegen ein, höchstens zwei andere Teams. In Meisterschaften wie der Formel 3 ist das anders. Da hat jeder fast die gleichen Chancen. Das ist auch das coole in der Formel E. Klar, es gibt Unterschiede zwischen den Teams. Aber die Autos sind prinzipiell die gleichen: Gleiche Chassis für alle und die Unterschiede bei der Software und dem eigenen Antriebsstrang sind jetzt nicht so, dass sie für gravierende Unterschiede von drei bis vier Sekunden sorgen. Der Faktor Spaß, die Fairness und das Gefühl, wenn man gewonnen hat, ist einfach viel höher, wenn man weiß, dass 20 andere die gleiche Chance hatten.

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Welche Serie fordert den Fahrer mehr? Wo liegen die Schwierigkeiten im Formel-E-Fahren?
Definitiv die Formel E. Als Fahrer muss man neben dem eigentlichen Fahren viel mehr mitdenken. Vor allem im Rennen, was das Energiemanagement betrifft. Dazu kommen noch die vielen Informationen, die man auf dem Dashboard des Lenkrads erhält und umzusetzen hat. Formel E ist auch Denksport. Physisch ist die Formel E natürlich deutlich weniger anspruchsvoll. G-Kräfte wie in der Formel 1 oder der DTM wirken nicht auf den Fahrer ein. Aber: Ein Formel E-Rennwagen hat keine Servolenkung. Und wer schon mal einen PKW ohne Servolenkung gefahren hat, der weiß, wie schwergängig so eine Lenkung ist. Wir haben auch etwas mehr Grip mit den doch recht weichen Reifen. Und dann ist die Streckenführung mit Schikanen und Spitzkehren teilweise sehr eng, was insgesamt letztlich doch eine Belastung darstellt.

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Haben Sie die Möglichkeit auch noch für andere Teams in anderen Serien zu starten?
Mein voller Fokus liegt auf Porsche und der Formel E. Ich habe mir auch gar keine weiteren Gedanken gemacht, und möchte das auch nicht tun. Unser Ziel ist klar: Wir wollen so schnell wie möglich erfolgreich sein, wollen zusammen Rennen gewinnen. Da jetzt noch andere Rennserien in Betracht zu ziehen, macht keinen Sinn.

Was wäre für Sie motorsportlich noch interessant? Etwa 24h Nürburgring oder Indy 500?
Ich möchte eines Tages noch die 24 Stunden von Le Mans bestreiten. Auch auf der Nordschleife würde ich gerne fahren, die kenne ich noch überhaupt nicht. Ich bin auch ein Fan der australischen V8 Supercars. Ob ich irgendwann mal dort fahren werde, weiß ich nicht. Aber ich finde diese Tourenwagen generell cool.

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Fahren Sie weiterhin Tests im Simulator für Ferrari?
Ja, in dieser Saison noch. Wie es künftig weitergeht haben wir noch nicht besprochen. Derzeit kostet das sehr viel Zeit und es ist nicht klar, ob ich diese Zeit 2021 noch haben werde. Zudem muss man beachten, dass Porsche und Ferrari zwei konkurrierende Hersteller im gleichen Segment sind. Das hatte ich bei meinem bisherigen Formel-E-Team Mahindra nicht, daher funktionierte der Ferrari-Job auch gut. Mein Vertrag mit Maranello läuft bis Ende 2020. Alles weitere müssen wir sehen.

Toto Wolff hat mal gesagt, er würde Sie nie mit Lewis Hamilton in ein Team stecken – weil Sie genauso schnell seien wie er. Angesichts dieser Wertschätzung: Wie sehr trauern Sie der Formel 1 nach?
Formel 1 ist schon seit drei Jahren für mich kein Thema mehr. Und wie ich schon angedeutet habe: Es interessiert mich nicht, in der Formel 1 für ein Team zu fahren, das nicht konkurrenzfähig ist. Von daher hat sich das Thema Formel 1 für mich erledigt. Ich möchte konkurrenzfähig sein, ich möchte Rennen gewinnen.

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Wieso haben Sie sich nach dem Rennen in Marrakesch Ende Februar 2020 so abrupt von Mahindra getrennt?
Momentan läuft die Trennung noch. Daher kann ich nicht viel dazu sagen. Es lag in meinem Interesse, die restlichen Rennen noch zu bestreiten. Ich habe Mahindra Racing frühzeitig von meinen Zukunftsplänen unterrichtet. Dazu, wie die ganze Sache dann weiter verlaufen ist, möchte ich mich nicht äußern.

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