Jaguar stoppt die Verbrenner-Produktion
Das Ende vor dem Neubeginn
Jaguar steht vor dem Umbruch. Noch bevor die neue Elektro-Plattform – intern Panthera genannt - serienreif sein wird, werde die Produktion der meisten Verbrennermodelle eingestellt.
"Die Produktion unserer meisten Modelle endet im Juni (2024), aber sie werden noch viel länger erhältlich sein", erklärte der Nordamerika-Chef von JLR (Jaguar, Land Rover, Range Rover), Joe Eberhardt, der Zeitschrift Road & Track. Im Idealfall reiche der auf Halde produzierte Vorrat an Verbrennern, um Lieferunterbrechungen bis zur Einführung einer neuen Elektro-Plattform (siehe nächster Absatz) zu vermeiden. Jaguar Deutschland hat dies bislang weder bestätigt noch dementiert.
Allerdings sind auch hierzulande die Verkaufszahlen im Keller: 2023 wurden in Deutschland nur 3198 Jaguar neu zugelassen. Das ist mehr als einen Katzensprung entfernt vom Rekordjahr 2018, in dem Jaguar hierzulande noch 9500 Autos abgesetzt hatte. Der Marktanteil des noblen Labels ist seitdem kontinuierlich auf 0,1 Prozent gesunken. Die Händler hoffen auf Besserung, bislang vergeblich. Die britischen Großkatzen bekommen nach und nach Exotenstatus und brauchen Artenschutz, um dem Aussterben zu entgehen. Zum Glück spülen die Allradler der Schwestermarken Land Rover und Range Rover viel Geld in die Kasse – trotz sinkender Stückzahlen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Eine neue vollelektrische Plattform für alle künftigen Jaguar
Geplant ist, ab 2025 nur noch elektrisch angetriebene Jaguar anzubieten. Sie werden auf der neuen Plattform JEA (Jaguar Electric Architecture) basieren, die deutlich niedrigere und sportlichere Bauformen ermöglichen soll als die künftigen E-SUV von Land und Range Rover. Intern wird die E-Plattform auch Panthera genannt. Als gesetzt gilt ein dynamischer Viertürer, der Audi e-tron GT und Porsche Taycan das Leben schwermachen soll. Der viersitzige GT soll in puncto Leistung und Reichweite Bestmarken setzen und noch 2024 vorgestellt werden. Dieser elektrische Jaguar dürfte allerdings auch sehr teuer werden.
Strategisch sieht sich Jaguar künftig ohnehin eher als Konkurrent von Bentley oder gar Rolls-Royce denn als Rivale der deutschen Premiummarken. Dass mit der Hochpreis-Strategie wahrscheinlich keine Verkaufsrekorde zu erwarten sind, denkt auch Joe Eberhardt: "[Jaguar] ist keine Jedermann-Marke, das ist so gewollt… Ich kann nicht genau sagen, wie viele aktuelle Jaguar-Besitzer wir zurücklassen werden, aber […] wir werden ganz klar einige Kunden verlieren." Die Entwicklung einer elektrischen Sportlimousine war bei Jaguar bereits weit gediehen, bevor das damalige JLR-Management 2021 dem Projekt den Stecker zog: Sie war wohl nicht luxuriös genug. Jetzt gibt es erneut einen Neuanfang.
Jaguar hat einen klangvollen Namen. Aber das reicht nicht, um die Marke vor dem Ableben zu bewahren. Dazu braucht es begehrenswerte und zukunftsgerichtete – sprich: elektrische – Modelle. Und die tiefen Taschen der JLR-Gruppe, die dank des SUV-Booms blendend verdient. Bleibt zu hoffen, dass die schrulligen Großkatzen überleben.