Jeep Grand Cherokee (2022): Testfahrt
Jeep strebt hart am Wüstenwind in die Neuzeit
Moderne Zeiten: Im Vierzylinder-Plug-in-Hybrid aus Austin, Texas, rausschnurren. Und dann geschmeidig Elektro-Kraxeln gehen. Der markante Südstaat lädt zur ersten Testfahrt mit dem neuen Jeep Grand Cherokee (2022) ein.
Austin, Texas und der neue Jeep Grand Cherokee (2022) – hier zur ersten Testfahrt – haben etwas gemeinsam: eine staubig-bodenständige Vergangenheit und eine überraschend schillernde Gegenwart. Silicon Valley-Unternehmen stellen sich der Reihe nach zum Umzug nach Austin an, die Grundstücks- und die Immobilienpreise in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Texas gehen durch die Decke, die subversiv-kleinteilige Studenten- und Kneipenszene manifestiert sich Zukunfts-vernetzt im South-by-Southwest-Festival – und dabei war das früher einmal einfach ein Militäraußenposten zwischen staubtrockener Prärie und dem grünen Hill Country im Osten von Texas. Die Evolution des Grand Cherokee vom kernigen SUV-Herumtreiber hin zum komfortablen Familien-Geländewagen ist bestens bekannt – die neue Generation schlägt aber eine ganz andere Gangart an: Ungewohnt fein und detailverliebt ist der Grand Cherokee vom Typ WL gemacht, im Interieur geht es deutsch-penibel und englisch-mondän zu. Der eigentliche Schock für eine Kundschaft, die bei der Marke Jeep noch an hart pumpende V8-Romantik denkt, lauert unter der Motorhaube: Mit einem Zweiliter-Turbo-Vierzylinder im elektrifizierten Plug-in-Hybrid-Geflecht geht es bei Jeep hart am Wüstenwind in die Neuzeit. Diese Metapher taugt natürlich hervorragend, um ins Reelle übertragen zu werden, und deshalb schnappen wir uns in Austin den neuen Jeep Grand Cherokee (2022) als 4xe, tingeln vor der Landpartie noch ein wenig zwischen 6th und 4th Street umher. Beinahe geräuschlos pantoffelt das große Auto in der Downtown umher, während die knackscharfen XL-Displays im Cockpit mit den Leuchten der Bars um die Wette strahlen, das Soundsystem der Nobelschmiede McIntosh die knackigen Bässe der Clubs zitiert. Rein elektrisch soll der Grand Cherokee 4xe rund 50 Kilometer weit schaffen – nur wir heute nicht mehr: Das Umami-Rauch-Parfüm der BBQ-Genüsse zieht uns magisch an. Vegan sind die bei "Franklins Barbecue" im Rauch schmurgelnden Longhorn-Steaks und Briskets bestimmt nicht, ein klein wenig Old School-Texas gibt es also noch. Reinhauen. Fettige Finger. Soßenkleckse, saftige Glückseligkeit. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Die Konkurrenten:
Der Jeep Gladiator (2020) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Jeep Grand Cherokee (2022)
Am nächsten Morgen zieht der neue Jeep Grand Cherokee (2022) raus aus der Stadt. Er scheint trotz der adaptiven Luftfederung beinahe etwas straffer abgestimmt zu sein als seine flauschig-soften Vorfahren. Damit kann er nun aber nicht nur waidwunde US-Beton-Highways gründlich schlucken, sondern sich auch liebevoll in Kurven schmiegen. Bei unserer ersten Testfahrt ziemlich überzeugend. Und dass die verwegene Mischung aus Turbo-Vierzylinder sowie Elektro-Maschine in Sachen Drehmoment die alte V8-Ära locker in der Tasche hat, spürt man auch. Nur der Sound … Dass dieser vermeintliche Verlust auch überzeugende, neue Perspektiven eröffnet, erleben wir nur ein paar Fahrminuten später. Der Grand Cherokee gleitet runter von der Straße, verschwindet im Wirrwarr der Hinterlands-Sandpisten, schlägt sich bis ins Land der Felsen durch. Er hebt seine Karosserie auf den Stelzen der Luftfederung ins oberste Stockwerk und geht es an: Kraxeln über Stock und Stein. Andächtig und konzentriert schiebt er sich über Felsplatten und Steinrampen, klettert präzise, gefühlvoll, unerbittlich. Und macht keinen Mucks dabei. Der Verbrenner schweigt, nur die E-Maschine zaubert mit millimetergenau dosierbarem Titanen-Drehmoment, dass einem die Spucke wegbleibt. Man hält ein wenig den Atem an, wenn die Batterie am Fahrzeugboden über den Fels schrammt – aber Jeep hat das Bauteil sicher hinter dicken Skid Plates verwahrt. Die können so was. Stunden später schnürt der neuen Jeep Grand Cherokee (2022) zurück in die Stadt, mit samtigem Abrollen und schmeichelndem Geräuschkomfort, als geschmeidiger Luxus-Kokon in einer digitalen, elektrifizierten Moderne. Verbrenner und E-Motor verstehen sich blendend, als hätte Jeep noch nie etwas anders gebaut. Vergangenheit und Zukunft verschmelzen hier.
Auch interessant:
Technische Daten des Jeep Grand Cherokee 4xe (2022)
AUTO ZEITUNG 26/2022 | Jeep Grand Cherokee 4xe |
Technische Daten | |
Motoren | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner + E-Motor |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik, Allrad |
Leistung | 200 kW/272 PS (Verbrenner) + 107 kW/145 PS |
Drehmoment | 400 Nm (Verbrenner) + 245 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4914/2149/1795 mm |
Leergewicht | 2434 kg |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 6,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 2,9 l S + 32,7 kWh |
Elektrische Reichweite | ca. 50 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 79.500 € |