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Alle Tests zum Ineos Grenadier

Neuer Ineos Grenadier (2022): Erste Testfahrt

Ineos Grenadier im Fahr-Check

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Erste Testfahrt mit dem neuen Ineos Grenadier (2022)
  2. Neuer Ineos Grenadier (2022) ist kein Lifestyle-Auto
  3. Moderne Assistenten im neuen Ineos Grenadier (2022)
  4. Neuer Ineos Grenadier (2022) mit Offroad-Know-how
  5. Technische Daten des neuen Ineos Grenadier (2022)

Nutzwert-Auto für die Reise ans Ende der Welt und wieder zurück gesucht? Dann ist der neue Ineos Grenadier (2022) genau richtig: Ein handfester, moderner Charakter, das Herz am rechten Fleck, wie die erste Testfahrt zeigt. Und wer "Ineos" ist, bekommen wir auch noch raus ...

Ebbe in der Morecambe Bay. Die irische See hat sich weit hinaus zurückgezogen, das riesige Watt-Delta 90 Kilometer nördlich von Liverpool liegt frei vom Wasser da. Wir befinden uns auf der ersten Testfahrt mit dem neuen Ineos Grenadier (2022). Meilenweit nichts als Sandbänke, feine Rippen aus Sand und seichte Priele, die sich durch eine monotone Welt schlängeln. Wir haben tagelang gebraucht, um bis hierher zu fahren, es uns auf dem Weg aus den schottischen Highlands in die Lowlands herunter, dann durch Northumbria und den Lake District aber auch nicht leicht gemacht: So viel wie möglich unterwegs auf Feldwegen, Forstwegen, zerfallenen Römerstraßen, steinigen Gebirgspässen oder landwirtschaftlichen Wegen, die kaum mehr als mit Schlamm gefüllte Spurrillen im moorigen Gelände des weiten Grenzgebiets zwischen Schottland und England sind. Und natürlich fahren wir jetzt auch noch quer durch die Bucht, der "Lotse des Königs" rumort auf seinem Traktor vorneweg. Lotst uns vorbei an den Treibsand-Fallen, die beim Überfahren schwabbeln wie Wasserbetten. Sandpudding-Glibber unter den Rädern des neuen Ineos Grenadier (2022). Wenn du aber das Tempo verlierst und stehenbleibst, saugen sie dich unwiderstehlich in sich hinein. Der Fußweg ans nächste Ufer dauert eine halbe Stunde, die nächste Flut braucht bis zu dir nur halb so lange. Noch Fragen? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Der Ineos Grenadier (2022) im Video: 

 
 

Erste Testfahrt mit dem neuen Ineos Grenadier (2022)

Viele Meilen weit sind wir auf der ersten Testfahrt mit dem neuen Ineos Grenadier (2022) unterwegs, um die Landzunge östlich der Mündung des Leven herum, dann in weitem Bogen nach Osten. Langsam schält sich die gegenüberliegende Küste bei Silverdale aus dem Dunst – und jetzt ist da nur noch der River Kent, dessen Wasser in breitem Strom durchs Watt zum offenen Meer strebt. Wir warten im Meer auf das Meer. Auf den Moment, an dem der Flusspegel am niedrigsten steht – kurz bevor die Flut wiederkommt. Und dann lassen wir den Grenadier ins Wasser gleiten, werden gemeinsam zu Amphibienwesen, waten endlose Minuten lang voran, während Fluss und Meer beinahe hüfthoch in den Radhäusern schäumen. Echter geht es kaum – und gleichzeitig ist die Situation eine Metapher für den neuen Ineos Grenadier (2022). Der fährt mit dir bis ans Ende der Welt, ist dabei aber keine Geländewagen-Action-Figur, sondern ein stoischer Durchbeißer, ein Reisewagen mit Beharrungsvermögen, der auch dann noch unerbittlich weitergeht, wenn die Straße schon lange fertig hat. Der nicht die Offroad-Spezialeffekte einer Reise nach Nirgendwo sucht, sondern ihren ganzen Handlungsstrang vom Anfang bis zum Ende fertig erzählen möchte. Wüste hin, Regenwald her. Dass er als ultimatives Unterwegs-Werkzeug auch noch als bissfestester aller Zupacker-Autos für Forst, Bergbau, Rettungsdienste oder Militär taugt, dass er dreieinhalb Tonnen klaglos zieht, 5,5 Tonnen an der Winde reißt oder in seiner bald aufgelegten Pick-up-Variante eine volle Europalette huckepack nimmt, passt ins Bild. Damit schafft es dieses Kanteisen geradewegs in eine Nische des Auto-Universums, die Land Rover Defender und Mercedes G für Lifestyle-Karrieren freigeräumt haben.

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Neuer Ineos Grenadier (2022) ist kein Lifestyle-Auto

Wieder metaphorisch geht genau in dieser Nische die Reise los – konkret aber in einem Londoner Pub, der "The Grenadier" heißt und in dem Sir Jim Ratcliffe mit Freunden vor ein paar Jahren über das perfekte Abenteuer-Reiseauto debattiert haben soll. Ratcliffe ist allerdings nicht nur begeisterter Globetrotter, sondern auch noch Chef des zweitgrößten Chemiekonzerns der Welt: Ineos. Zum Marken-Portfolio gehört beispielsweise die Modemarke Belstaff. Ineos besitzt aber auch ein Drittel des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams – zusammen mit Team-Chef Toto Wolff und der Mercedes-Benz Group. Und wenn Milliardäre mit Know-how sich vornehmen, das weltbeste Expeditions-Auto zu bauen, tun sie es auch: Der neue Ineos Grenadier (2022) wurde von den besten Ingenieur:innen des Fachs entwickelt, mit topmodernen BMW-Sechszylindermotoren (Dreiliter-Turbo-Benziner oder -Turbodiesel) und ZF-Achtstufen-Automatik ausgestattet, bei Magna in Graz zur Serienreife gebracht. Und weil Mercedes neulich gerade das alte Smart-Werk im elsässischen Hambach leer stehen hatte, konnte Ineos das auf Vermittlung des Mercedes-Chefs Ola Källenius für die Produktion des Grenadier übernehmen. Der Ineos Grenadier ist also ein sehr englischer, ungemein deutscher und recht österreichischer Elsässer. Auch wenn man beim flüchtigen Blick aufs Äußere noch an den "Defender" denkt, sollte das nicht täuschen. Der Grenadier ist alles andere als ein ältlicher Geländewagen für Menschen, die früher alles besser fanden und den guten, alten Zeiten nachweinen, sondern ein unfassbar pragmatisch gemachtes, skalpellscharf auf die Zielgruppe ausgerichtetes Werkzeug. Geprägt von schockierender Rationalität, knochentrockenem Pragmatismus, ausgefuchstem Radikal-Engineering, gewürzt durch einen mitreißenden Schuss Emotion. 100 % Lifestyle-frei, wenn man darunter die zweifelhafte Kunst des "Menschen-über-den-Tisch-ziehen-und-ihnen-die-Reibungshitze-als-Nestwärme-verkaufen" versteht.

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Moderne Assistenten im neuen Ineos Grenadier (2022)

Der neue Ineos Grenadier (2022) ist kein Trickser. Stattdessen gibt es kugelfeste Offroad-Technik: Auf einem pulverbeschichteten Leiterrahmen (die Farbe kann man sich aussuchen, solange sie Schwarz, Rot oder Grau ist) baut eine kernige Kajüte auf, darunter hängen Starrachsen mit serienmäßigem Mitten-Sperrdifferenzial und optionalen Front-/Heck-Sperrdifferenzialen sowie eine Kugelumlauflenkung. Die ist wegen der Starrachsen nicht anders zu machen, scheucht einen auf den ersten Metern der ersten Testfahrt mit fehlender Präzision und schläfriger Mittellage gewaltig auf, wird dann aber schnell Gewöhnungssache: Dass man vorausschauend fahren, aus Kurven heraus energisch das Lenkrad selbst zurückführen, plötzliche Lenkbewegungen vermeiden muss, wird dann zu einer eigentlich schönen Sache. Ein klein wenig ist das der Gegenentwurf zum autonomen Fahren. Elektronik gibt es trotzdem, gerade so viel, dass es Sinn macht. ABS, ESC (ESP) und Traktionskontrolle sind in einen toleranten Offroad-Modus schaltbar, eine Hill Descent Control fürs kontrollierte Abseilen an rutschigen Hängen oder ein Anhänger-Schlingervermeidungs-Assistent sind ebenfalls mit dabei. Die Bord-Navigation peilt GPS-Punkte im Outback an, in der Zivilisation wird per CarPlay & Co. und Smartphone-Karte navigiert. Dass kein Mensch Infotainment-Systeme braucht, weil man die Dinger ohnehin in der Hosentasche rumträgt, hat Ineos also auch gemerkt. Die Sperrdifferenziale werden auf Knopfdruck geschaltet, die Getriebeuntersetzung und das Mitten-Sperrdifferenzial über einen knackigen Riss am kleinen Hebel neben dem Automatik-Wählhebel. Damit lässt der neue Ineos Grenadier (2022) die Thermomix-Programmautomatik-Funktionalitäten anderer Offroader bewusst aus: Nur weil man einen Drehregler auf "Schnee", "Schlamm und Gras" oder "Fels" stellen kann und das Auto dann entsprechend klug tut, heißt das noch lange nicht, dass nun auch bei Fahrer:innen ein "Schnee" oder "Schlamm"-Programm abläuft. Man muss immer wissen, was die Technik gerade macht. Und dann kann man sie auch gleich selbst ein- oder ausschalten. Findet der Grenadier und es fällt einem schwer, ihm zu widersprechen.

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Neuer Ineos Grenadier (2022) mit Offroad-Know-how

Neben diesen harten Fakten gibt es aber auch die kleinen Wunder des Offroad-Know-hows zu bewundern: Die Safari-Luken über den Sitzen zum Beispiel, durch die Licht und Luft reinkommt, man selbst – gestrandet im Flussbett oder zum Löwen fotografieren – aber auch hinaus. Oder die Airline-Befestigungsschienen in den Türen des neuen Ineos Grenadier (2022) außen, in die man alles von Halterungen für Wäscheleinen und Zeltplanen bis hin zu Picknick-Tischen oder Werkzeug-Halterungen einklinken kann – vorn tragen die tresorhaft schließenden Türen immerhin 45 Kilogramm, hinten sind es 35 Kilo. Auch die im Dach vorgelegte Verkabelung, um LED-Lichtleisten im Dachträger ohne Löten anzuschließen, ist erwähnenswert. Oder das ausklappbare Picknick-Tischchen an der Hecktür innen. Oder das umgedreht montierte Reserverad, in dessen Schüssel Platz für Handschuhe, Dreckklamotten, Abschleppseile ist. Oder die Sitzheizung, die im Offroad-Modus ausgeschaltet wird, weil ja beim Waten Wasser ins Auto schwappen könnte, was einen dann – Prinzip Föhn in Badewanne –  elektroschockt. Sterben ist auf Abenteuerreisen eben manchmal saublöd und banal, da baut man besser vor. Ein ganz und gar nicht offroadiger Nachweis für den Geist des neuen Ineos Grenadier (2022) ist am Lenkrad zu finden: Hinter dem roten Knopf mit aufgedrucktem Fahrrad-Icon und der Aufschrift "Toot" verbirgt sich eine zweite Hupe, die – mild in der Ansprache – schreckhafte Reiter oder träumende Radfahrer freundlich vor dem Grenadier warnt. Ein von allem Chichi befreiter Grenadier kommt als "Utility Wagon" mit zwei Sitzen und Ladefläche, für 1500 Euro Aufpreis gibt es den Utility-Fünfsitzer. Darüber serviert Ineos zwei Belstaff-Varianten, die als abenteuerlicher "Trialmaster" oder etwas zivilerer "Fieldmaster" ihren Nutzfahrzeug-Charakter geschmeidig verbergen, ohne ihn zu verraten. Und hier ist unsere Reise durch den Grenadier beendet, jetzt geht es ins Weite. Hinaus aus der Morecambe-Bay, mit dem saftigen Punch des BMW-Motors – drängend der Benziner, stämmig der Diesel – hinein in die Welt. Auf der ersten Testfahrt bemerkenswert komfortabel die Meilen niederkämpfend, auch wenn die Straße sich auflöst wie der Nebel über der Irischen See. Die Welt ist einfach nicht groß genug.

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Technische Daten des neuen Ineos Grenadier (2022)

AUTO ZEITUNG 05/2023Ineos Grenadier
Technische Daten
Motor3,0-l-R6-Biturbo
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik; Allrad (permanent)
Leistung210 kW/286 PS
Max. Drehmoment450 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4896/1930/2036 mm
Leergewicht2665 kg
Zuglast3500 kg
Fahrleistungen (Werksangaben)
Beschleunigung (0-100 km/h)8,6 s
Höchstgeschwindigkeit160 km/h
Verbrauch auf 100 km14,4 l S
Kaufinformationen
Basispreis65.890 €
MarktstartHerbst 2022

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