Der Land Rover Defender 110 P400 ist mit seiner zweiten Auflage erwachsen geworden. Das unterstreicht er auch im Test der AUTO ZEITUNG. Legenden-schaffende Schrulligkeiten wie die des Vorgängers sind passé.
Positiv | Sehr guter Reisekomfort, geräumig, hohe Zuglast,Offroad-Eigenschaften |
Negativ | Teuer, lange Bremswege, viele aufpreispflichtige Extras, Verbrauch |
Angefangen von der ersten Studie Defender DC100 zur IAA im Jahr 2011 bis hin zu unserem Testfahrzeug, hier als Land Rover Defender 110 P400, war es ein weiter Weg. Und obschon der aktuelle Defender ein paar gestalterische Anleihen von seinem ikonischen Vorgänger übernimmt, hat er mit diesem nichts mehr gemeinsam, eher schon mit dem aktuellen Discovery. Immerhin ist er noch eindeutig als Defender zu erkennen und hat nichts an Geländetauglichkeit verloren. Im Gegenteil, wie der Test zeigt. Die Basis dafür bildet der permanente Allradantrieb mit sperrbarem Mittendifferenzial, Reduktionsstufe und aktivem Sperrdifferenzial für die Hinterachse, alles elektronisch geregelt und mit anderen Fahrzeugsystemen über das Terrain Response System (TR) vernetzt. Vereinfacht gesagt: Mit dem neuen Defender bewältigt man mitunter Offroad-Passagen, die der Fahrer weder sich selbst noch seinem Fahrzeug zutraut. Und dafür muss man sich auch noch weniger anstrengen, denn im Auto-Modus des TR-Systems managt der Land Rover Defender 110 P400 sogar Wasserdurchfahrten im Wat-Programm bis zu einem Pegel (Wat-Tiefe) von 90 Zentimeter. Akrobatisch aus dem Fenster lehnen muss man sich dabei nicht, um sich ein Bild vom Untergrund zu verschaffen. Das erledigen diverse Kameras, die sogar Bilder vom Boden unter dem Auto an den Touchscreen des Multimediasystems liefern. Mehr zum Thema: Der Land Rover Defender im Vergleich
Der Land Rover Defender (2020) im Video:
Der Land Rover Defender 110 P400 im Test
Doch die meisten Land Rover Defender 110 P400 erleben ihre Abenteuer meist auf Asphalt, wo zum Beispiel auch bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger an den Haken dürfen. Transportkapazität ist ohnehin eine Spezialität des überaus geräumigen und für alle Passagiere bequemen Offroaders. Optional dürfen sogar bis zu sieben Personen den hoch gelegenen Innenraum des 110er Defender erklimmen. Die 110 steht übrigens für die fünftürige Karosserieversion (Defender 90: kurzer Radstand, drei Türen), die P400 für die 400 PS, die der sehr geschmeidig laufende, per Starter-Generator mildhybridisierte 3,0-Liter-Turbo-Reihensechszylinder mit variabler elektrohydraulischer Ventilsteuerung freisetzt. Getrieben von bis zu 550 Newtonmeter Drehmoment, rennt der über 2,4 Tonnen schwere Testwagen in 6,4 Sekunden auf Tempo 100, abgeregelt wird bei 191 km/h. Das ergibt im Testzyklus samt Vollastanteil den Bedarf an 13,4 Liter Super auf 100 Kilometer, auch weil der über zwei Meter breite und fast ebenso hohe Land Rover Defender 110 P400 eine Stirnfläche im Kleiderschrank-Format in den Fahrtwind stemmt. Trotz dieser Top-Fahrleistungen mutiert der Defender nicht zum Sport-SUV – er braucht schon recht große Lenkwinkel für kurvige Bergstrecken, fühlt sich aber nicht träge und längst nicht so sperrig an wie der Vorgänger. Und richtig komfortabel ist er obendrein dank gut gedämmter Fahrgeräusche und der harmonisch arbeitenden, optionalen Luftfederung. Nur die Bremswege um die 40 Meter aus Tempo 100 sind im Test nicht so gut, was aber auch den All-Terrain-Reifen zuzuschreiben ist. Mehr zum Thema: Jaguar Land Rover setzt künftig auf Elektroantriebe
Connectivity-Check beim Land Rover Defender 110 P400
Der getestete Land Rover Defender 110 P400 ist mit dem Netz verbunden, hat Zugriff auf Online-Services, die etwa auch die Navigation unterstützen. Wer lieber sein eigenes Smartphone nutzt, dockt sich per Apple CarPlay oder Android Auto an. Ein DAB-Radio ist ebenso obligatorisch wie Online-Pakete und ein Soundsystem. Kabelloses Laden, feiner Meridian-Hi-Fi-Sound, Head-up-Display, Digital-Instrumente kosten extra beziehungsweise sind Bestandteil höherer Ausstattungslinien.
Messwerte & technische Daten Land Rover Defender 110 P400
AUTO ZEITUNG 07/2021 | Land Rover Defender 110 P400 |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6-Zyl., 4-Vent., Turbo, elektrohydraul. Ventilsteuerung, Starter-Generator, Partikelfilter |
Hubraum | 2996 cm3 |
Leistung | 294 kW/400 PS bei 5500 – 6500 /min |
Max. Drehmoment | 550 Nm bei 2000 – 5000 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Autom.; Allrad, perm, Reduktion, Sperrdiff. mitte/hinten |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 2453 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 191 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 40,0/42,2 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 13,4/11,2 l S |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 255 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 68.900 € |
Der Land Rover Defender 110 P400 vermeidet im Test die liebenswürdigen Schrulligkeiten des Vorgängers. Damit wird er nicht zur Legende, aber zu einem modernen, kompetenten , sehr geräumigen Offroader mit tollem Komfort auch auf Asphalt – zum markentypisch hohen Preis.