A 250e/Golf eHybrid: Vergleichstest
Golf und A-Klasse im Hybrid-Duell
- Mercedes A 250 e/VW Golf eHybrid im Vergleichstest
- Fahrdynamik: Mercedes A 250 e hat beim Handling das Nachsehen
- Fahrkomfort: VW Golf eHybrid überzeugt
- Karosserie: Batterie kostet Laderraum
- Umwelt/Kosten: Mercedes A 250 e teurer im Unterhalt
- Messwerte & technische Daten Mercedes A 250 e und VW Golf eHybrid
- Fazit
Der Mercedes A 250 e und der VW Golf eHybrid bieten innovative Technik zum attraktiven Preis. Der Vergleichstest klärt, welcher Plug-in-Hybrid die Bessere Wahl ist.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mercedes A 250 e | VW Golf eHybrid |
Karosserie (1000) | 578 | 584 |
Fahrkomfort (1000) | 692 | 729 |
Motor/Getriebe (1000) | 676 | 669 |
Fahrdynamik (1000) | 660 | 688 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2606 | 2670 |
Kosten/Umwelt (1000) | 406 | 408 |
Gesamtwertung (5000) | 3012 | 3078 |
Platzierung | 2 | 1 |
In der nach wie vor boomenden Kompaktklasse schnüren Benz und VAG mit dem Mercedes A 250 e und dem VW Golf eHybrid zwei attraktive Pakete. Der Vergleichstest klärt, welcher der Hybrid Kandidaten überzeugt. Auf deutschen Straßen sind Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge schließlich längst eine Selbstverständlichkeit. Die aufgestockte Umweltprämie, die die Teilzeitstromer je nach Grundpreis mit bis zu 6750 Euro subventioniert, hat das Interesse von Privatkunden stark gesteigert. Zudem müssen Dienstwagenberechtigte bei Plug-in-Hybriden nur 0,5 Prozent des Brutto-Listenpreises versteuern, wodurch das Antriebskonzept auch beim Geschäfts-Leasing viel Aufwind erhalten hat. Inzwischen bieten immer mehr Hersteller längst nicht nur große und dementsprechend kostspielige SUV-Modelle mit Hybrid-Antrieb an.
Der Mercedes GLB im Fahrbericht (Video):
Mercedes A 250 e/VW Golf eHybrid im Vergleichstest
Wie die überwiegende Mehrheit der Plug-in-Fahrzeuge setzen auch A-Klasse und Golf auf die Kombination aus Turbobenziner und Elektro-Motor. Im Benz erhält ein 1,3-Liter-Turbo mit 160 PS Unterstützung von einer 75 kW starken E-Maschine. Die Systemleistung beträgt 218 PS, das kombinierte Drehmoment maximal 450 Newtonmeter. Beim Golf eHybrid verbindet VW den bekannten, 150 PS starken 1.4 TSI mit einem 80-kW Elektro-Motor – das macht 204 PS Systemleistung und bis zu 350 Newtonmeter Drehmoment. Übrigens: Der 1,4-Liter-Turbo wurde bei den reinen Verbrenner-Varianten längst vom 1.5 TSI abgelöst, kommt in den Teilzeitstromern des VW-Konzerns aber weiterhin zum Einsatz. Die Kraft der zwei Herzen lässt den VW Golf eHybrid in 7,1 Sekunden auf Tempo 100 spurten, maximal ist Tempo 220 drin. Der Mercedes A 250 e erreicht 235 hm/h Topspeed, erledigt den Sprint auf 100 km/h sogar in unter sieben Sekunden und hängt insgesamt besser am Gas. Gewöhnungsbedürftig: Endschalldämpfer und Auspuff am Unterboden des Benz sind auf Höhe der B-Säule platziert. Beim Beschleunigen dringt deshalb ein lautes Zischen von der Abgasanlage in den Innenraum. Das Zuschalten des Verbrenners geschieht im Golf meist angenehm harmonisch, während der Wechsel zwischen Elektro- und Hybrid-Fahrmodus beim Mercedes ruckeliger vonstattengeht. Vor allem im Stop-and-go-Verkehr, wenn man elektrisch anrollt und sich dann der Turbobenziner hinzuschaltet, zeigt der Golf geschliffenere Manieren. Vorteil für den A 250 e: Sein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe sorgt bei Autobahnfahrten für deutlich niedrigere Drehzahlen als das Sechsgang-Pendant des VW: Bei Tempo 130 rotiert die Kurbelwelle des Mercedes nur 1900 Mal pro Minute, während beim Golf bereits 2500 Touren anliegen. Die standardisierte Verbrauchsstrecke der AUTO ZEITUNG absolvieren beide Plug-in-Hybride jeweils mit vollem und mit leerem Akku. Im Durchschnitt kommen sie auf einen Verbrauch von 5,0 Litern. Mit geladener Batterie erreichen die zwei Kontrahenten Verbräuche von unter vier Liter Super, mit leeren Stromspeichern sind es gut sechs Liter. Dass der Verbrauch von Plug-in-Hybriden mit leerer Batterie besonders hoch wäre, lässt sich bei diesen beiden Kompakten also keineswegs feststellen. In puncto rein elektrischer Reichweite herrscht ebenfalls Einigkeit: Jeweils 44 Kilometer legen A-Klasse und Golf im Vergleichstest ohne Eingreifen der Turbobenziner zurück. Bei rein innerstädtischen Fahrten lassen sich aber auch deutlich über 50 Kilometer elektrisch und damit lokal emissionsfrei zurücklegen. Lobenswert erwähnt sei die wirkungsvolle Rekuperation des Wolfsburgers: Bei einem Abstecher durch die Eifel lädt der VW durch Rückgewinnung der Bremsenergie seinen 13-kWh-Akku deutlich besser auf als der Stuttgarter seine 15,6-kWh-Batterie. Apropos Laden: Wechselstrom lädt der VW mit maximal 3,6 kW, beim Mercedes sind es serienmäßig 3,7 kW. Optional ist für den A 250 e ein System für bis zu 7,4 kW Ladeleistung erhältlich (348 Euro).
Fahrdynamik: Mercedes A 250 e hat beim Handling das Nachsehen
Die E-Technik der Plug-in-Hybride samt jeweils im Fahrzeugheck installierten Batterien ist für das stattliche Leergewicht der beiden Kompakten verantwortlich, wobei die A-Klasse mit 1,7 Tonnen gut 120 Kilogramm schwerer ist als der VW Golf eHybrid. Sein Gewicht merkt man dem Mercedes A 250 e auf dem Handlingparcours des Vergleichstests deutlich an: Er wirkt träger als der agile Golf und untersteuert in Kurven schon bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Der VW wedelt flinker durch die Slalomgasse, bleibt bei forcierter Gangart stabiler auf Kurs und erreicht höhere Kurvengeschwindigkeiten. Dass der A 250 e auf der Handlingstrecke eine etwas bessere Rundenzeit realisiert, verdankt er vor allem seiner besseren Kraftentfaltung samt stärkerem Elektro-Boost. Speziell bei kurzen Zwischensprints nimmt er dem VW so wertvolle Sekunden ab. Nicht ganz so gut wie beim Golf fallen die Bremswege des mit sportlicher 18-Zoll-Bereifung bestückten Mercedes aus: 36,2 Meter braucht der Schwabe aus Tempo 100 bis zum Stillstand und damit 0,7 Meter mehr als der Golf. Dieser kommt zudem mit warmen Stoppern nach 34,9 Metern zum Stehen (Mercedes: 35,9 Meter).
Fahrkomfort: VW Golf eHybrid überzeugt
Bereits im Stand fallen die hervorragenden serienmäßigen ergo-Active Sitze des Golf auf. Dank angenehmer Polsterung und körpergerechter Ausformung bieten sie in alle Richtungen deutlich mehr Abstützung als die schmaleren Komfortsitze im Mercedes. Zudem verfügt der VW-Fahrersitz stets über eine Massagefunktion, und so kann sich der Sitzkomfort des kompakten Wolfsburger auch locker mit dem hochpreisiger Fahrzeuge aus Mittel- und Oberklasse messen. Im Fond bringt der VW seine Passagiere auf einer gut konturierten Bank mit exzellent nutzbarer Schenkelauflage unter, während die niedrig montierte Rückbank des Mercedes die Insassen in eine kauernde Haltung zwingt. Vor allem auf langen Fahrten sorgt die mangelnde Abstützung für die Beine für Verdruss. Vorteile hat der VW auch bei der Klimatisierung, weil er in der obligatorischen Style-Ausstattung bereits eine Drei-Zonen-Klimaautomatik bietet, während die A-Klasse serienmäßig nur über eine Klimazone verfügt. Beim Federungskomfort kann der mit adaptiven Dämpfern (1019 Euro) ausgerüstete VW Golf eHybrid ebenfalls glänzen: Er spricht sensibel auf Kanten oder Querfugen an und hält selbst grobe Fahrbahnverwerfungen wirkungsvoll von den Passagieren fern. Die A-Klasse als Plug-in-Hybrid mit Standardfahrwerk ohne adaptive Dämpfern spricht harscher auf Unebenheiten an und quittiert stärkere Anregungen mit deutlichen Ausfederbewegungen. Auf welligem Untergrund wirkt der Schwabe im Vergleichstest deutlich nervöser und zeigt ein Rollen um die Längsachse. Mit Beladung liegt der Mercedes A 250 e dann deutlich satter, verarbeitet kurze Stöße jedoch unsensibler. Insgesamt bietet der Golf auf jedem Untergrund ein höheres Komfortniveau und fühlt sich beim direkten Umsteigen aus der A-Klasse wie ein Auto aus einem höheren Fahrzeugsegment an.
Karosserie: Batterie kostet Laderraum
Das gilt auch für das Raumangebot: Fahrer und Copilot genießen im VW Golf eHybrid spürbar mehr Kopf- und seitliche Bewegungsfreiheit als in der enger geschnittene A-Klasse. Im Fond fällt die Innenbreite des Golf üppiger aus, und der Kopfraum reicht sogar für Sitzriesen locker aus, während es auf der Rückbank des Mercedes A 250 e für Personen mit über 1,85 Meter Körpergröße deutlich beengter zugeht. Weil die Batterien hier wie dort unter dem Ladeboden platziert sind, bieten beide Plug-in-Hybride ein geringeres Kofferraumvolumen als die vergleichbaren Verbrennerversionen. Die A-Klasse schluckt 310 bis 1125 Liter Gepäck, das Ladeabteil des Golf 272 bis 1162 Liter. Zum Vergleich: Ein Golf 1.5 TSI verfügt über einen 381 bis 1237 Liter großen Laderaum. Nichts auszusetzen gibt es dagegen an der reichhaltigen Sicherheitsausstattung des VW, der serienmäßig bereits über LED Scheinwerfer oder Abstandsregeltempomaten mit Stop-and-go-Funktion verfügt. Diese Features kosten für den Mercedes zwar Aufpreis, dafür bietet er optional noch mehr Assistenten, darunter eine Ampelkamera oder einen Ausweichassistenten. Arrangieren müssen Golf-Fahrer sich mit der wenig nutzerfreundlichen Bedienung: Im Vergleichstest reagiert der Touchscreen teilweise sehr verzögert auf Berührungen, und nach dem Motorstart benötigt das Multimediasystem zum teil sehr lange zum Hochfahren.
Umwelt/Kosten: Mercedes A 250 e teurer im Unterhalt
Ein Blick in die Preislisten von Mercedes A 250 e und VW Golf eHybrid macht stutzig: Tatsächlich ist der VW mit einem Grundpreis von 39.781 Euro satte 3000 Euro teurer als der Mercedes. Auch in der testrelevanten Konfiguration kostet der Wolfsburger mehr. Weil beide Plug-in-Hybride beim Netto-Listenpreis unter der 40.000-Euro-Grenze liegen, profitieren sie von 6750 Euro Förderprämie. Der Golf punktet im Kostenkapitel des Vergleichstests mit seiner umfangreichen Komfort- und vor allem Multimediaausstattung, den günstigeren Werkstattkosten sowie den geringeren Aufwendungen für die Versicherung. Für den Benz spricht neben seinem günstigeren Grundpreis vor allem der geringere Wertverlust. Dank der Fabelwerte beim WLTP-CO2-Ausstoß von nur 20 Gramm auf 100 Kilometer beträgt die Kfz-Steuer für die zwei kompakten Teilzeitstromer jeweils lediglich 28 Euro pro Jahr.
Messwerte & technische Daten Mercedes A 250 e und VW Golf eHybrid
AUTO ZEITUNG 25/2020 | Mercedes A 250 e | VW Golf eHybrid |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R4/4; Turbo | R4/4; Turbo |
Hubraum | 1332 cm³ | 1395 cm³ |
Gesamtleistung | 160 kW/218 PS | 150 kW/204 PS |
Leistung Verbrenner Leistung E-Motor | 118 kW/160 PS 75 kW | 110 kW/150 PS 80 kW |
Max. Gesamtdrehmoment | 450 Nm | 350 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Spannung/Kapazität | 400 V/ 15,6 kWh | 400 V 13,0 kWh |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad | 6-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1605/1697 kg | 1515/1571 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,8 s | 7,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 235 km/h | 220 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,2/35,9 m | 35,5/34,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 5,0/1,0 l S /100km | 5,0/0,9 l S /100km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 139/22 g/km | 137/21 g/km |
Reichweite | 700 + 44 km | 800 + 44 km |
Preise | ||
Grundpreis | 36.813 € | 39.781 € |
Testwagenpreis | 32.279 € | 34.528 € |
Mit E-Reichweiten von 44 Kilometern und niedrigen Spritverbräuchen zeigen die beiden Kompakten, dass der Plug-in-Hybrid-Antrieb eine echte Alternative ist. Allerdings sollte das Fahrprofil passen und das regelmäßige Laden der Batterie an einer Steckdose gewährleistet sein. Den Sieg im Vergleichstest fährt der teurere und gut ausgestattete VW Golf eHybrid relativ mühelos ein: Sein Antrieb arbeitet harmonischer, und beim Sitz- sowie Federungskomfort lässt er seinem Rivalen keine Chance. Das Ladevolumen ist aber etwas eingeschränkt und die Bedienung gewöhnungsbedürftig. Der enger geschnittene Mercedes A 250 e ist 3000 Euro günstiger und liegt bei Verbrauch und Sicherheitsausstattung gleichauf. Der druckvollen Antriebseinheit fehlt es jedoch wie der Federung an Feinschliff, was den Komfort einschränkt.