Mazda3/Opel Astra/VW Golf: Vergleichstest
VW souverän vor Opel und Mazda
- Mazda3, Opel Astra & VW Golf im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Bester Geräuschkomfort im VW Golf
- Motor/Getriebe: Ruhige Laufkultur im Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid
- Fahrdynamik: Zahmer Opel Astra
- Umwelt/Kosten: VW Golf teuer in Anschaffung
- Messwerte & technische Daten von Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, Opel Astra 1.2 Turbo & VW Golf eTSI
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Der Opel Astra muss sich als reiner Benziner gegen den ewigen Rivalen aus Wolfsburg im Vergleichstest behaupten. Ebenfalls mit von der Partie: der sportliche Mazda3. Kann der Rüsselsheimer den VW Golf überholen?
Während Wirrwarr und unübersichtliche Zeit die Automobilbranche bestimmen, wirken die drei ganz soliden Kandidaten Mazda3, Opel Astra und VW Golf aus unserem Vergleichstest fast wie eine Auszeit. Denn permanent erobern neue Marken und Modelle die Märkte, im Wandel der Mobilität tut sich die neue Technologie zuweilen noch etwas schwer damit, die alte abzulösen. Produktions- und Energiekrisen sorgen für zusätzliche Verwirrung. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den Opel Astra L (2022) im Video:
Mazda3, Opel Astra & VW Golf im Vergleichstest
Verglichen zum Vorgänger behielt die neue Generation Opel Astra L das Längenmaß bei, legte in der Breite jedoch um satte fünf Zentimeter zu und verzichtete dabei auf ein allzu stark abfallendes Dach. So wirkt der Rüsselsheimer nicht nur präsenter, sondern lässt auch vermuten, dass der immerhin neun Zentimeter kürzere VW Golf bei den Platzverhältnissen ins Hintertreffen geraten könne. Stimmt aber nicht so ganz. Zwar punktet der Astra hier tatsächlich mit dem größten Kofferraum, doch genießt man im Wolfsburger vorn wie hinten weiterhin spürbar mehr Platz. Besonders das Plus an Kopffreiheit sorgt im Golf für ein angenehmeres, luftigeres Raumgefühl. Da kann der formschöne Mazda3, der mit 4,46 Meter Länge schon Richtung Mittelklasse schielt, überhaupt nicht mithalten. Nicht nur der Einstieg fällt hier beschwerlicher, bereits auf den Vordersitzen entsteht ein Gefühl sportlicher Gedrungenheit. Und im Fond stoßen sich Menschen jenseits der 1,80 Meter schnell den Kopf am schwarzen Himmel. Auch sein im Vergleich kleinster Kofferraum mit hoher Ladekante (76 Zentimeter) und tiefem Absatz zum Ladeboden fällt weit weniger reisetauglich aus als die Gepäckräume von VW Golf und Opel Astra, die beide mit einstellbarem Ladeboden und darunterliegenden Fächern gesegnet sind. Dafür gefällt der Japaner mit ansprechender Verarbeitungsqualität, ansehnlicher Materialauswahl und punktet mit seiner fahrerfreundlichen Bedienung mittels Dreh-Drück-Steller. Im Golf muss man sich währenddessen schon durch das Klimamenü swipen und touchen, im Opel Astra gibt es dafür netterweise noch richtige Tasten – griffgünstig vor dem Zentralschirm drapiert. Federn lässt der Rüsselsheimer dafür bei der Qualität, absolut akkurat zusammengesetzt ist die Inneneinrichtung nämlich nicht. Der großflächige Einsatz von Hartplastik an Türtafeln und Mittelkonsole verschönert die Sache nicht unbedingt. Schräge Spaltmaße finden sich zwar auch im Golf, insgesamt wirkt der VW aber am solidesten zusammengeschraubt, Klappern und Knistern störten bei den Testfahrten eher im Opel Astra und Mazda3. Mit der üppigsten Sicherheitsausstattung und der besten Übersicht sichert sich der Wolfsburger das Karosseriekapitel des Vergleichstests.
Fahrkomfort: Bester Geräuschkomfort im VW Golf
Das AGR-Siegel der Vordersitze prangt weiterhin serienmäßig an jedem Opel Astra, selbst in der besonders günstigen Business Edition. Gut so, denn der zehnfach einstellbare Fahrersitz (Beifahrersitz sechsfach einstellbar) bewährt entspannte Langstreckeneinsätze. Eine Nummer komfortabler sitzt man jedoch im VW Golf, dessen vollelektrischer Ergo-Active-Fahrersitz Bestandteil der Ausstattungslinie Style (2470 Euro) ist. Das Gestühl ist nicht nur straffer, sondern auch besser konturiert und unterstützt in Kurven dadurch sowohl Beine als auch Torso besser an den Flanken. Aber: Auch bei der Gestaltung der Rückbank hat sich Opel im Astra fühlbar Mühe gegeben. Selbst wenn die hintere Sitzfläche ähnlich kurz wie im Mazda3 ausfällt, liegt die gut ausgeformte Rückenlehne auf dem ansprechenden Niveau des VW Golf. Die elektrischen Ledersitze des Mazda3 mit Lendenwirbelstütze (1800 Euro) enttäuschen im Vergleichstest ein wenig – zwar gemütlich, doch im sportlich angehauchten Japaner hätte man etwas nachhaltiger zupackende Sessel erwarten dürfen. Seine sportliche Note offenbart der Mazda3 denn auch schnell beim Fahren. Die grundsätzlich straffe Fahrwerksauslegung passt durchaus zum Konzept. Allerdings werden die Insass:innen permanent darüber auf dem Laufenden gehalten, welche Art Untergrund der Mazda unter die optionalen 18-Zoll-Räder nimmt (Ausstattungslinie Selection, plus 1800 Euro). Vor allem das VW-Fahrwerk entkoppelt die Karosserie dank seiner optionalen DCC-Dämpfer (1045 Euro) weit besser von der Asphaltdecke. Wem die Sinne danach stehen, der kann in 15 Stufen zwischen hart und ganz zart wählen. Anlass für Kritik gibt allerdings die Verbundlenkerachse, die VW inzwischen erst im VW Golf mit mehr als 130 PS gegen eine Einzelradaufhängung tauscht. Querfugen verarbeitet die Hinterachse so spürbar steifer als der Vorderwagen. Erst höhere Geschwindigkeit lindern das Übel kantiger Versatzstücke ein wenig. Der Opel Astra, der als einziger mit 17-Zoll-Rädern antritt, setzt auf eine weiche und dadurch alltagsfreundliche Auslegung, die in Kurven aber auch mehr Seitenneigung zulässt. Kommt es hart auf hart, ist es beim Opel die Vorderachse, die kräftige Stöße nicht so optimal zu verdauen weiß. Dazu gerät er bei maximaler Beladung (533 Kilogramm effektive Zuladung) schneller ans Limit als die Konkurrenten. Das Ende der Federwege ist auf buckeligen Landstraßenstücken schnell erreicht. Vor allem der VW Golf gibt sich hier souveräne und verkneift sich im Gegensatz zu Mazda3 und Opel Astra auch voll beladen jegliches Fahrwerkspoltern. Der Komfort ist im Golf sogar hörbar: Sowohl gemessen als auch subjektiv wirkt der Wolfsburger am leisesten. Der Rüsselsheimer lässt sich akustisch aber auch nicht viel zu Schulden kommen und wirkt sauber abgekapselt. Windgeräusche machen sich dagegen besonders früh im Japaner bemerkbar.
Motor/Getriebe: Ruhige Laufkultur im Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid
Uneinig sind sich Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, Opel Astra 1.2 Turbo und VW Golf 1.5 eTSI bei den Antrieben. Mazda schickt seinen 3er mit Sechsgang-Handschaltung ins Rennen, Opel Astra und VW Golf lassen hingegen per Doppelkupplung schalten, für die Rüsselsheim 2400 Euro Aufpreis verlangt, während das VW-DSG beim mildhybridisierten eTSI automatisch an Bord ist. Vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass es den Mazda3 auch mit Sechsstufen-Automatik (2000 Euro) gibt. Das Schaltgetriebe des Japaners ist allerdings kein Spaßkiller, sondern sorgt im Vergleichstest durchaus für großartige Momente, doch dazu kommen wir gleich. Auf der Autobahn bedeutet die Kombination aus freisaugendem Zweiliter trotz der 150 PS zuweilen etwas Schaltarbeit. Zwischenspurts jenseits von 120 km/h wirken nämlich weit weniger ausgedehnt, wenn man ein oder gleich zwei Gänge runterschaltet. Da fehlt dem unaufgeladenen Triebwerk einfach das Drehmoment. Dazu ist das Drehzahlniveau grundsätzlich höher als bei den automatisiert schaltenden Konkurrenten. Hier besticht vor allem der VW Golf 1.5 eTSI, der seine früh anliegenden 200 Newtonmeter gut nutzt und sich im Gegensatz zum Opel Astra 1.2 Turbo den einen oder anderen Schaltvorgang verkneift. Dabei besitzt der Dreizylinder des Opel hier doch das höchste Drehmoment. Zudem kommt die Astra-Achtstufen-Automatik weniger gut im Stop-andgo-Verkehr klar und ist zuweilen unschlüssig, ob besser ein- oder ausgekuppelt werden soll. Der VW setzt noch eine Schippe drauf und besticht mit tadellosem Segelverhalten, schaltet in der Stadt unauffällig, aber permanent seinen Motor aus, während der Akku unter dem Fahrersitz die Aggregate mit Energie versorgt. Sehr effektiv, wie die Verbrauchsrunde beweist. Der VW Golf 1.5 eTSI verbraucht nochmals einen halben Liter weniger als der Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, der ebenfalls Mild-Hybrid-Technik besitzt. Der Japaner liegt allerdings bei der Laufkultur vorn. Weder der leicht rau laufende 1.5 TSI noch der akustisch präsentere Opel-Dreizylinder kommen gegen ihn an.
Fahrdynamik: Zahmer Opel Astra
Der Spaßfaktor der guten Mazda3-Handschaltung offenbart sich besonders auf dem Handlingkurs. Die Ganganschlüsse passen, auch Ungeübte treffen mit dem knackig-kurzen Schaltstock in den sauber geführten Gassen problemlos jeden Gang. Dank seiner Leistung, der kommunikativen Lenkung und der im warmem Zustand effektiven Bremsen lässt der Japaner seine Rivalen so hinter sich. Dem VW Golf fehlt in der 130-PS-Variante des 1.5er TSI etwas Druck. Subjektiv geht der kernige Dreizylinder des Opel Astra sogar etwas besser, tatsächlich liegen die beiden beim Sprint etwa gleich auf. Unterschiede offenbaren sich in Kurven, die der Opel Astra eher zahm und gefühlsarm abarbeitet, während der VW Golf spürbar mehr Seitenführungskräfte aufbaut und zudem mit der präziseren Lenkung punktet. Die optionale Progressivlenkung ist nicht nur unter dynamischen Gesichtspunkten ein Gewinn, sondern auch im Alltag dank der direkten Übersetzung besonders komfortabel und verlangt stets weniger Kurbelarbeit am Volant. Mit seinem kleinen Wendekreis landet der Golf im Dynamik-Kapitel des Vergleichstests so sogar noch vor dem sportlichen Mazda3.
Umwelt/Kosten: VW Golf teuer in Anschaffung
Hauchzart liegt der Opel Astra in der Eigenschaftswertung noch vor dem Mazda3. Im finalen Kostenkapitel liefern sich die zwei erst noch ein enges Rennen. Verglichen mit dem VW Golf sind beide fast ein Schnäppchen. Im Testwagentrimm kosten allerdings alle drei Kandidaten mehr als 30.000 Euro. Doch sein noch niedrigerer Preis und der geringste Wertverlust reichen dem Japaner bereits, um am Rüsselsheimer vorbeizuziehen. Mit seiner sechsjährigen Garantie setzt er sich um weitere 21 Punkte ab. Der teure VW Golf, im Testwagentrimm geht es stramm auf die 40.000-Euro-Marke zu, punktet hier immerhin mit der günstigsten Versicherungseinstufung und den geringsten Kraftstoffkosten. Wenig überraschend leistet er sich in keinem der anderen Kapitel einen echten Patzer, weshalb sein Sieg im Vergleichstest am Ende trotz der Hochpreisigkeit nicht in Gefahr gerät.
Auch interessant:
Messwerte & technische Daten von Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, Opel Astra 1.2 Turbo & VW Golf eTSI
Ergebnis in Punkten
Als reiner Verbrenner liefert der Opel Astra 1.2 Turbo ein ziemlich stimmiges Bild ab und kann bei Platz und Komfort mit dem Rivalen aus Wolfsburg mithalten. Allerdings gibt er sich etwas einseitig, dynamische Talente offenbart er in der getesteten Version jedenfalls nicht – Platz drei. Das beinahe gegenteilige Bild ergibt sich beim Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, der mit seinem außergewöhnlich sportlichen Erscheinungsbild lockt – mit entsprechenden Einbußen bei Platz und Komfort. Seine Trümpfe: faire Preise und die lange Garantie. Für den überragenden Allrounder VW Golf 1.5 eTSI reicht das nicht – an ihm kommt am Ende keiner der beiden vorbei. Der Wolfsburger muss sich zwar beim Preis Vorwürfe gefallen lassen, hat bis auf das Kostenkapitel allerdings keine der übrigen Zwischenwertungen verloren und steht am Ende auf Platz eins des Vergleichstests.