Kia Sorento/VW Tiguan Allspace: Vergleichstest
Der Sorento ist dem Tiguan auf den Fersen
- Kia Sorento & VW Tiguan Allspace Facelift im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Feinfühlige Dämpfer im Kia Sorento
- Motor/Getriebe: VW Tiguan Allspace sparsamer
- Fahrdynamik: Bremswerte & Slalomzeiten sprechen für den Kia Sorento
- Umwelt/Kosten: VW Tiguan Allspace günstiger in Anschaffung & Unterhalt
- Messwerte & technische Daten Kia Sorento 2.2 CRDi AWD & VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion
- Fazit
Auf Tour mit Kindern und Gepäck? Sie glauben gar nicht, was Sie da heutzutage alles mitnehmen können und wo sie überall hinkommen – zum Beispiel mit den beiden Multitalenten Kia Sorento und VW Tiguan Allspace Facelift. Ein Vergleichstest.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Kia Sorento 2.2 CRDi AWD | VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion |
Karosserie (1000) | 738 | 718 |
Fahrkomfort (1000) | 706 | 719 |
Motor/Getriebe (1000) | 667 | 671 |
Fahrdynamik (1000) | 710 | 691 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2821 | 2799 |
Kosten/Umwelt (1000) | 352 | 324 |
Gesamtwertung (5000) | 3173 | 3123 |
Platzierung | 1 | 2 |
SUV wie der VW Tiguan Allspace und der Kia Sorento überzeugen längst nicht mehr nur mit Abenteuer-Optik, sondern bieten zudem beste Praxistauglichkeit. So dürften sie vielfach im Alltag die Rolle der früheren Mini-Vans übernommen haben. Im Vergleichstest tritt der Wolfsburger als 2.0 TDI SCR 4Motion gegen den Koreaner als 2.2 CRDi AWD an. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das VW Tiguan Allspace Facelift (2021) im Video:
Kia Sorento & VW Tiguan Allspace Facelift im Vergleichstest
Das VW Tiguan Allspace Facelift fährt mit neu gestaltetem Kühlergrill und neuer Lichtsignatur vor, auf Wunsch neuerdings auch mit LED-Matrix-Scheinwerfern. Innen herrschen nach wie vor großzügige Platzverhältnisse. In der dritten Reihe (Aufpreis: 750 Euro) jedoch heißt es bei ihm, wie bei diversen anderen Fahrzeugen diesseits des Kleinbus-Formats, Kompromisse zu schließen. Das gilt in nicht ganz so ausgeprägtem Maße auch für den Kia Sorento 2.2 CRDi AWD (Mehrpreis für dritte Sitzreihe: 990 Euro). Er wirkt im Vergleichstest nicht nur luftiger, sondern hinsichtlich seiner Materialien hier und da auch hochwertiger. Hinzu kommt, dass der VW Tiguan mit dem Facelift die schon aus anderen VW-Modellen bekannten Slider für die Temperaturregelung der Klimaanlage erhielt. Der Umgang damit ist kein Vergnügen, denn das System reagiert häufig nicht eins zu eins auf die Fingerbewegungen auf der Oberfläche. Wie Bedienung besser geht, zeigt der Koreaner zum Beispiel mit Wippschaltern. Ein Pfund, mit dem die Kandidaten wuchern, ist ihre Variabilität. Längsverschiebbare, in der Lehnenneigung einstellbare und umklappbare Rücksitze, beim VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion sogar zusätzlich eine serienmäßig klappbare Beifahrersitzlehne, verhindern Stirnrunzeln beim Beladen mit Sperrgut wirkungsvoll – zumal das Kofferraumvolumen mit Siebensitziger Bestuhlung und umgeklappten Rücksitzen weder beim Kia Sorento (616 bis 2011 Liter) noch beim VW Tiguan (700 bis 1755 Liter) ernsthaft zu wünschen übrig lässt. Was reinpasst, darf auch wiegen: maximal 663 Kilogramm bei koreanischen SUV, deren 623 beim deutschen Konkurrenten. Mit jeweils 2,5 Tonnen gebremster Anhängelast scheuen beide in der Summe wohl vor keiner Transportaufgabe mehr zurück. Gewonnen hat der VW Tiguan infolge der Überarbeitung in der Sicherheitsausstattung, zum Beispiel mit dem "Emergency Assist" (Bestandteil "Fahrassistenzpaket plus" für 770 Euro), der das Auto sicher zum Stillstand bringt, sollten Fahrer:innen etwa ohnmächtig werden.
Fahrkomfort: Feinfühlige Dämpfer im Kia Sorento
Mit ihren optionalen 20-Zoll-Rädern stehen beide SUV recht stämmig da, doch steht der Erfahrung nach dieses Format einem guten Federungskomfort häufig entgegen. Umso gespannter war das Testteam, wie sich die beiden Kandidaten auf schlechten Wegen schlagen. Überraschend gut, denn der Kia Sorento reagiert im Vergleichstest recht feinfühlig auf die unterschiedlichen Asphaltreliefs. Bodenwellen verebben nahezu vollständig in den Feder-Dämpfer-Elementen, ohne den Aufbau in allzu große Unruhe zu versetzen. Lediglich kurz aufeinanderfolgende Löcher in der Fahrbahndecke bringen ihn bei voller Beladung etwas aus dem Tritt. Hier wirkt das VW Tiguan Allspace Facelift etwas souveräner, glänzt auch mit etwas sensiblerem Ansprechen auf Fahrbahnschäden, was auf seine optionalen adaptiven Dämpfer zurückzuführen sein dürfte. Allerdings regen Bodenwellen den Tiguan Allspace doch zu spürbar stärkeren Ausfederbewegungen an. Das führt dazu, dass der Vorsprung gegenüber dem Federungskomfort des Kia Sorento 2.2 CRDi AWD nicht allzu groß ausfällt. Auf längeren Strecken kommt die angenehme Polsterung der Kia-Sitze zum Tragen, die in der getesteten noblen Platinum-Ausstattung vorn mit einer Sitzventilation ausgerüstet sind, die im Sommer klebende Hemden verhindert. Damit kann der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion zwar nicht aufwarten, bietet aber vorn stärker ausgeformte Sitzflächen und Lehnen, welche die Passagier:innen bei Kurvenfahrt besser abstützen. In der zweiten Reihe geben allerdings die Sorento-Sitze mehr Halt. In der dritten Reihe zwängt insbesondere der VW seine Passagier:innen in eine auf Dauer höchst unbequeme Kauerhaltung, die für Erwachsene allenfalls für Kurzstrecken taugt. Immerhin bewährt sich der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion im Alltag mit besserer Ergonomie dank des größeren Ablagenangebots, insbesondere für Getränkeflaschen.
Motor/Getriebe: VW Tiguan Allspace sparsamer
Bei üppig dimensionierten Fahrzeugen wie unseren Kandidaten im Vergleichstest zeigt sich, dass die Verteufelung des Dieselmotors ein Irrweg ist. Das aufgeladene 2,2-Liter-Aggregat des Koreaners leistet 202 PS und bringt es auf satte 440 Newtonmeter Drehmoment, mit denen der Kia Sorento alles andere als ein Verkehrshindernis darstellt. Sein anständiger Durchzug bietet zudem ordentliche Reserven für den Anhängerbetrieb, während das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe eine guten Schaltkomfort liefert. Wer jetzt bange nach dem Verbrauch des – wie der Konkurrent – mit Partikelfilter und SCR-Kat bewehrten Fast-Zwei-Tonners fragt, darf sich entspannen: 7,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer sind für ein solches Fahrzeug aller Ehren wert. Der 2,0-Liter-TDI des VW Tiguan Allspace Facelift ist noch 0,3 Liter sparsamer, liegt dafür aber hinsichtlich der Laufruhe nicht ganz auf Augenhöhe mit dem Koreaner. Trotz seines um 40 Newtonmetern niedrigeren Drehmoments zeigen seine Fahrleistungen zwar fast schon sportlichen Charakter, seine Leistungsentfaltung kennzeichnet insbesondere beim Anfahren aber eine spürbar verzögerte Gasannahme. Auch arbeitet das VW-Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe nach dem morgendlichen Kaltstart nicht ganz so geschmeidig wie die Kia-Transmission. Auf Langstrecken profitiert der Kia Sorento 2.2 CRDi AWD von seinem 67-Liter-Tank und schafft 848 Kilometer Reichweite. Der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion belässt es mit seinem 50-Liter-Reservoir bei 763 Kilometern.
Fahrdynamik: Bremswerte & Slalomzeiten sprechen für den Kia Sorento
Niemand erwartet von siebensitzigen SUV besondere sportlichen Talente. So kommen die Fahrdynamikprüfungen des Vergleichstests eher einem Charaktertest gleich. Hier zeigt der Kia Sorento, dass ihm die Geradeausfahrt eher liegt, denn Kurven erfordern aufgrund der großen Lenkwinkel eine erhebliche Kurbelei am Volant. Unterdessen fällt die Seitenneigung geringer aus als befürchtet. An der Haftgrenze bleibt er lange neutral, bevor er über die Vorderachse sanft in Richtung Kurvenaußenrand zu schieben beginnt. Dagegen wirkt das VW Tiguan Allspace Facelift spürbar handlicher, setzt Richtungsänderungen mit seiner optionalen Progressivlenkung zackiger um und erhält von ihr auch mehr Rückmeldung. Ebenso wie dem Kia sind ihm Traktionsprobleme dank der vier angetriebenen Räder fremd, wie sich beim Herausbeschleunigen aus Kurven zeigt. Insgesamt wirkt der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion deutlich leichtfüßiger als der Kia Sorento 2.2 CRDi AWD, was erwarten lässt, dass er die Fahrdynamik-Prüfungen schneller absolviert. Doch weit gefehlt: Sowohl im Slalom als auch im Handling ist er überraschenderweise langsamer. Der Grund hierfür ist in seinem teils unsensibel und rigoros eingreifenden ESC (ESP) zu suchen, welches das Dynamikpotenzial sehr einschränkt. Auch beim Bremsen lässt der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion im Vergleichstest Federn. So fällt sein Kaltbremswert mit 36,2 Metern um 1,6 Meter länger aus als der des Kia. Mit warmer Bremse kann er den Abstand auf seinen Gegner zwar deutlich reduzieren, bleibt aber immer noch hinter dessen Bremsleistung zurück. Immerhin gefällt er im Alltag mit einem um gut einen halben Meter kleineren Wendekreis.
Umwelt/Kosten: VW Tiguan Allspace günstiger in Anschaffung & Unterhalt
Längst sind die Zeiten vorbei, als koreanische Automobile im Ruf eines Billigheimers standen. Hier macht der Kia Sorento keine Ausnahme und kostet in der testrelevanten Ausstattung 55.790 Euro. Da kommt das VW Tiguan Allspace Facelift knapp 3700 Euro günstiger. Ihm fehlen aber dafür bei der Ausstattung gegenüber dem Kia der serienmäßige Metallic-Lack, das Navi ab Werk sowie die aufpreisfreie Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto. So üppig die Ausstattung, so üppig der Wertverlust: Gut 26.000 Euro sind beim Koreaner in vier Jahren abzuschreiben. Der deutsche Konkurrent steht ihm im Vergleichstest kaum nach, kann dafür aber mit sehr günstigen Versicherungseinstufungen punkten. In Haftpflicht und Vollkasko ist der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion jeweils acht Typklassen günstiger eingestuft. Das sieht zusammen mit den günstigeren Spritkosten nach dem Kapitelsieg aus – aber nur solange kein Wort über die Garantien verloren wurde. Hier ist der Kia Sorento 2.2 CRDi AWD mit seinen sieben Jahren einsame Spitze.
Messwerte & technische Daten Kia Sorento 2.2 CRDi AWD & VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion
AUTO ZEITUNG 23/2021 | Kia Sorento 2.2 CRDi AWD | VW Tiguan Allspace 2.0 TDI SCR 4Motion |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 2151 cm³ | 1968 cm³ |
Leistung | 148 kW/202 PS bei 3800 /min | 147 kW/200 PS bei 3600 /min |
Max. Drehmoment | 440 Nm bei 1750 - 2750 /min | 400 Nm bei 1750 - 3500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang, Doppelkupplungsgetriebe, Allrad, permanent | 7-Gang, Doppelkupplungsgetriebe, Allrad, permanent |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1819/1937 kg | 1715/1857 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,4 s | 7,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 202 km/h | 216 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6/34,6 m | 36,2/35,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,9/6,7 l D | 7,6/6,6 l D |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 210/177 g/km | 202/175 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 47.290 € | 46.650 € |
Testwagenpreis | 55.790 € | 52.095 € |
Die Auffrischung hat dem VW Tiguan Allspace gutgetan: Mit geschärfter Optik, der verbesserten Sicherheitsausstattung, den guten Fahrleistungen sowie dem vergleichsweise agilen Handling und dem guten Komfort wird er sich am Markt weiter behaupten. Dennoch verliert der Seriensieger im Kompakt-SUV-Segment diesen Vergleichstest. Die Gründe sind vielfältig: Der Kia Sorento wirkt hochwertiger, bietet mehr Platz, bremst besser und ist mit einem Garantiepaket gesegnet, von dem VW-Fahrer:innen nur träumen können: Sieben Jahre Vollgarantie sind nicht nur ein Wort, sondern auch extrem punkteträchtig, womit der Koreaner seine höheren Unterhaltskosten ausbügelt. Leuchtende Beispiele für hohe Praxistauglichkeit im Alltag sind dagegen beide.