Hymer Yellowstone & La Strada Avanti EBF im Vergleich
Der feine Unterschied zwischen den Ducato-Campern
- Vergleich: Der feine Unterschied zwischen Hymer Yellowstone und La Strada Avanti EBF
- Hubbett schränkt Stehhöhe im Avanti ein
- Lüften ohne Einblicke von außen
- Hoher Qualitätsstandard bei Hymer und La Strada
- Traditioneller Grundriss im Hymer Yellowstone
- Preise erreichen schnell die 90.000-Euro-Marke
- Technische Daten von Hymer Yellowstone & La Strada Avanti EBF
- Fazit
Von außen sind sie zwei Fiat Ducato-Kastenwagen, wie sie auch Klempnerunternehmen oder Kurierdienste fahren. Das große Kulturprogramm entfaltet sich innen: Und da geben Hymer Yellowstone und La Strada Avanti EBF alles, um komfortverliebte Campingfans glücklich zu machen. Ein Vergleich!
Der große Gewinner im Vergleich zwischen Hymer Yellowstone und La Strada Avanti EBF steht schon vor dem Losfahren fest. Denn obwohl der Fiat Ducato nun schon fast das Youngtimer-Alter erreicht hat, ist er auf dem Campingplatz noch immer der King. Das gilt auch für die Klasse der komfortbetonten Kastenwagen, wie unsere beiden Kontrahenten von Hymer und La Strada zeigen. Der eine Hersteller ist bekanntlich ein Branchenmulti, der andere mehr eine Manufaktur, doch anscheinend sind sie sich beide darüber einig, dass der Fiat immer noch fit genug ist für den Einstieg in die feine Klasse.
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Vergleich: Der feine Unterschied zwischen Hymer Yellowstone und La Strada Avanti EBF
Sonst ist es gar nicht mal so viel, was der Yellowstone aus Bad Waldsee (Oberschwaben) und der Avanti aus Echzell (Hessen) in diesem Vergleich gemeinsam haben. Beide wollen bis zu vier Reisenden unterwegs ein komfortables Zuhause bieten, gehen dabei aber zum Teil ganz unterschiedliche Wege. Das betrifft auch den Ducato: Denn während Hymer zum halbhohen Kastenwagen greift, bevorzugt das Ausbauteam von La Strada die Superhochdach-Version. Bei der Fahrzeughöhe macht das fast 30 cm aus, die der hessische Hersteller nutzt, um einen doppelten Ladeboden und ein Hubbett im Bug unterzubringen. Der Hymer Yellowstone als Wohnsitz für zwei lässt sich gegen 3990 Euro Mehrpreis mit einem Aufstelldach für weitere zwei Personen ausstatten. Allerdings wiegt das Dachgeschoss rund 140 kg extra, weshalb es sich für Familien mit Fernweh empfiehlt, gleich noch die Auflastung zum Viertonner ebenfalls zu buchen.
Auch beim La Strada Avanti EBF wird es mit den serienmäßigen 3,5 t Gesamtmasse knapp – zumindest dann, wenn tatsächlich eine Vierergruppe einzieht. Zudem fordert einen der Avanti EBF mit seinen vielen Fächern, Schränken und Schubladen geradezu auf, den halben Hausstand einzupacken. Allein der doppelte Ladeboden enthält vier große Staufächer mit einer Tiefe von jeweils 14 cm, dazu kommen noch sechs Boxen unterm Dach, ein Küchenblock mit fünf Schubladen und diverse Kammern unterm Bett, um nur die wichtigsten Staumöglichkeiten zu nennen. Außerdem fällt der hintere Gepäckraum riesig aus: Er ist 1,70 m breit, 70 cm tief und gut 1,90 m hoch, sofern der hintere Teil des Heckbetts nach oben geklappt ist. Würde sich bei einem Antiquitätenhändler am Streckenrand ein Coca-Cola-Automat aus den Fünfzigern finden, er ließe sich im La Strada stehend nach Hause transportieren.
Hubbett schränkt Stehhöhe im Avanti ein
Für die Passagier:innen fällt die Kopffreiheit nicht ganz so üppig aus, was natürlich am Hubbett liegt, das die Stehhöhe im vorderen Bereich des Wohnraums auf 1,80 m beschränkt. Im Bad dagegen können auch Zwei-Meter-Personen duschen, ohne den Kopf einziehen zu müssen. Mit dem Eck-Waschbecken und dem Verzicht auf raumgreifende Einbauten bietet die kleine Nasszelle erstaunlich viel Bewegungsfreiheit. Etwas umständlich ist nur das Hantieren mit dem Duschvorhang, der aber notwendig ist, um Reisenden das Trockenwischen der kleinen Nasszelle zu ersparen.
Sonst ist der La Strada Avanti EBF ziemlich gut darin, seinen Bewohner:innen keine Mühe zu machen. Nicht einmal einen Campingtisch müssen sie einpacken, denn den ersetzt eine große, gedeckelte Schublade, die sich von außen aus dem Küchenblock ziehen lässt. Das ewige Kastenwagen-Problem der viel zu knappen Küchen-Arbeitsfläche löst La Strada mit einem ebenso großformatigen wie stabilen Klappbrett, auf dem sich ein ganzer Truthahn tranchieren ließe. Und natürlich gibt sich die kleine Edelmarke in der zweiten Sitzreihe nicht mit einer steilen Standardbank zufrieden, sondern baut serienmäßig eine einstellbare Konstruktion mit einstellbaren Rückenlehnen ein.
Lüften ohne Einblicke von außen
Auch bei den hinteren Einzelbetten knausern sie nicht. Zwar fallen die Liegeflächen mit 1,85 und 1,95 m nur klassenüblich aus, doch dafür lassen sie sich mit Hilfe von jeweils zwei Metallstreben und Zusatzpolstern in ein Doppelbett verwandeln, das Querschläfern eine Fläche von 1,94 m bietet. Am Komfort wird die Nachtruhe nicht scheitern, weil die Kaltschaum-Matratzenteile nicht auf dem branchentypischen Lattenrost liegen, sondern auf hochwertigen Tellerfedern. An Kopf- und Bewegungsfreiheit fehlt es dank der üppigen Bauhöhe auch nicht. Etwas gewöhnungsbedürftig wirken nur die hohen, schießschartigen Fenster des La Strada Avanti EBF. Deren Form hat allerdings den Vorzug, dass sie das Lüften ohne Einblicke von außen ermöglicht und keiner im unruhigen Schlaf die Verdunkelungsplissees ruinieren kann.
Die Reisenden im Hubbett müssen ebenfalls weder auf Seitenfenster noch auf Tellerfedern verzichten, nur ein bisschen gelenkig sollten sie beim Hineinfädeln des Körpers sein, weil es da oben etwas enger zugeht als im Heck. Auch der Einzug, der die linke Matratzenhälfte auf 1,75 m Länge begrenzt, sowie die Breite von 1,30 m machen das Zusatzbett eher zum Domizil der kleinen Gäste. Zu den Vorzügen des Hubbetts gehört die wackelfreie Konstruktion, weil der Bettrahmen auf dem Küchenblock und dem Sockel der hinteren Sitzbank aufliegt. Nachsicht fordert dagegen die Tatsache, dass sich Küche und Sitzgruppe nicht wirklich benutzen lassen, wenn die Bewohner:innen des Dachgeschosses schlafen. Dafür friert da oben auch im Winter keiner, was beim Aufstelldach nur mit Heizdecke und Zusatzisolation möglich ist.
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Hoher Qualitätsstandard bei Hymer und La Strada
Hängt es am Ende also nur von den Schlafrhythmen der Bewohner:innen ab, von der Körpergröße, der Reisezeit und der Gepäckmenge, ob sie mit dem Avanti EBF glücklich werden? Ganz so einfach ist es nicht, es kann ja auch eine Stilfrage sein, ob ein Campervan zu seinen Bewohner:innen passt. Hier punktet der La Strada mit der Vielfalt der Farben und Materialien, die auch eigensinnige Einrichtungswünsche möglich machen. Wer also schon immer von roten Schrankfronten, gelben Lederpolstern und einem Fußboden in Betonoptik geträumt hat, wird mit dem Online-Konfigurator der Manufakturmarke viel Spaß haben.
An der Qualität leidet die Beziehung zur großen Kiste bestimmt nicht, das gilt für den La Strada Avanti EBF in diesem Vergleich wie für den Hymer Yellowstone. Wenn es hier auf welligem Asphalt scheppert, dann sind es die Tassen und nicht der Schrank, denn der akkurate Möbelbau erklärt bei beiden, woher die stolze Zahl auf dem Preisschild kommt. Auch hier gibt es feine Unterschiede, aber die müssen Fans von Qualität mit den Fingerkuppen suchen: Ist es die Ebenmäßigkeit der Dichtfugen im Avanti, die sie begeistert, oder doch mehr die Handschmeichler-Haptik der Hymer-Oberflächen? Und sieht die filzartige Wandbespannung im Yellowstone womöglich noch einen Tick aparter aus als das hellgraue Velours im La Strada? Fest steht: Selbst hochpreisige Wohnzimmer-Möbel sind oft nonchalanter gebaut als die Kombüsen der beiden Kastenwagen.
Traditioneller Grundriss im Hymer Yellowstone
Der Hymer Yellowstone wirkt in diesem Vergleich vielleicht einen Tick trendiger mit seinen abgerundeten Möbelkanten und den belederten Schubladengriffen. Sein Grundriss hingegen fällt eher traditionell aus, aber auch das muss ja kein Fehler sein, wie sich beim Probewohnen zeigt. Die Stehhöhe von 1,85 m geht ebenso in Ordnung wie das üppige Heckbetten-Maß von 1,92 bis 1,95 auf 1,96 m, und auch der verlängerbare Esstisch ist mit 1,20 m Breite großzügig bemessen. Eine einstellbare Sitzbank hat der Hymer auch. Ein Stück kleiner als im La Strada Avanti EBF sind die Dach-Stauschränke des Yellowstone, dafür bietet er davon zehn statt sechs. Den Vorteil des doppelten Ladebodens holt er aber nicht auf – obwohl sich auch unter den Betten des Hymer viel Gepäck unterbringen lässt.
Das längs teilbare Heckbett mit Tellerfedern in den Matratzen geht sogar als geniale Konstruktion durch: Eine Klammer und ein Einlegestück aus Kunststoff halten die hochgeklappte Hälfte klapperfrei in der Senkrechten und ermöglichen es, das Bettzeug rutschsicher auf der linken Seite zu stapeln. Auch die Abtrennung zwischen Lade- und Gepäckraum ist ein schlaues Detail, denn sie ist nicht einfach gesteckt, sondern verzieht sich mit einer lässigen Handbewegung ins seitliche Geschränk, wenn sie nicht gebraucht wird. Und das Bad des Hymer lässt sich leichter reinigen als die Nasszelle des La Strada, denn im Yellowstone gibt es eine praktische Duschabtrennung zum Wegschwenken, deren Gummilippe sich zur Arretierung geradezu an der Jalousientür festsaugt.
Preise erreichen schnell die 90.000-Euro-Marke
Feine Ideen können so einfach sein – das sehen wir am praktischen Staufach, in dem Hymer die Klappstühle unterbringt. Oder am Backrack, dem modularen Hymer-Heckträger, der neben den Fahrrädern auch noch Alukisten und das Reserverad mitnehmen kann. Für Fans der modernen Elektronik wird es im Yellowstone sogar richtig raffiniert, wenn sie per Smartphone die Beleuchtungsfarbe im Innenraum wechseln und mit einem Knopfdruck den Grauwassertank entleeren, denn auch das gehört bei der Traditionsmarke Hymer inzwischen zur Grundausstattung.
Dass es nicht beim Grundpreis von 74.900 (Hymer Yellowstone) und 76.433 Euro (La Strada Avanti EBF) bleibt, ist trotzdem keine große Überraschung. Beim Hymer kostet Isofix extra, beim La Strada die manuelle Klimaanlage in der Kabine. So geht es beim Konfigurieren immer weiter, bis sich der Preis über die 90.000-Euro-Marke schraubt. Dass es nicht unbedingt sechsstellig wird, ist dem vergleichsweise günstigen Preis des Ducato zu verdanken. Der wird auf seine alten Tage zwar nicht mehr zum leise laufenden oder gar sanft abrollenden Basis-Transporter, der es mit der Fahrkultur von Sprinter, Crafter & Co. aufnehmen könnte. Doch er bleibt ein vitaler Reisebegleiter, der mit seiner ausgereiften Technik so lange durchhält wie die feinen Möbel in seinem Kasten. Eine Win-Win-Situation – aber die hat den Ducato ja auch groß gemacht.
Technische Daten von Hymer Yellowstone & La Strada Avanti EBF
AUTO ZEITUNG 09/2024 | Hymer Yellowstone | La Strada Avanti EBF |
Technische Daten | ||
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; 2184 cm³ | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; 2184 cm³ |
Antrieb | 9-Stufen-Automatik; Vorderrad | 9-Stufen-Automatik; Vorderrad |
Leistung | 103 kW/140 PS | 103 kW/140 PS |
Max. Drehmoment | 350 Nm | 350 Nm |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 6360/2080/2600 mm | 6360/2050/2890 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2990/510 kg | 3050/450 kg |
Ausstattung | ||
Sitz-/Schlafplätze | 3-4/2 (opt. 3-4/4) | 4/4 |
Herd/Heizung | 2 Flammenkocher/Truma Combi 6 | 2 Flammenkocher/Truma Combi 4 |
Gas | 2 x 11 kg | 2 x 11 kg |
Frisch-/Abwasser | 110/95 l | 100/90 l |
Preis | ||
Grundpreis | 74.900 € | 76.433 € |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
Puuuh! Gut, dass wir jetzt keine Kaufentscheidung treffen müssen. An Wohnkomfort und Schliff im Detail fehlt es beiden Edelkästen nicht. Wer viel Stauraum braucht und auch im Winter campt, wird wohl eher Mitglied im Team Avanti, während Sommerreisende, die weniger einpacken wollen, auch mit dem Yellowstone glücklich werden. Auf welchen die Wahl auch fällt: 75.000 Euro markieren in dieser Klasse nur den Einstieg.