Honda CR-V Hybrid/Toyota RAV4 Hybrid: Test Wer baut das bessere Hybrid-SUV?
- Honda CR-V Hybrid und Toyota RAV4 Hybrid im Test
- Fahrkomfort: Beide Kontrahenten in Sachen Komfort nahezu gleichauf
- Motor/Getriebe: Honda überzeugt mit besserem Antriebskonzept
- Fahrdynamik: Toyota besticht durch bessere Bremsleistungen
- Umwelt/Kosten: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei Honda und Toyota
- Messwerte und Technische Daten Honda CR-V Hybrid/Toyota RAV4 Hybrid
- Fazit
Honda CR-V und Toyota RAV4 locken nicht nur im Test mit Platz, Ausstattung und niedrigen Verbräuchen. Dabei verfolgen diese neuen Hybrid-SUV ganz verschiedene Antriebskonzepte.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid 2WD | Toyota RAV4 Hybrid 2.5 VVT-i |
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Karosserie (1000) | 611 | 616 |
Fahrkomfort (1000) | 714 | 715 |
Motor/Getriebe (1000) | 606 | 591 |
Fahrdynamik (1000) | 578 | 610 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2509 | 2532 |
Kosten/Umwelt (1000) | 395 | 383 |
Gesamtwertung (5000) | 2904 | 2915 |
Platzierung | 2 | 1 |
Vom allgemeinen Wirbel um Elektroautos lassen sich die japanischen Autohersteller nicht beeindrucken. Sie setzen weiterhin auf die mittlerweile ausgereifte Hybrid-Technik. Selbst bei so ausgewachsenen SUV wie dem Honda CR-V oder dem Toyota RAV4 soll die Kombination aus sparsamem Benziner und Elektromotor ab sofort sogar den Diesel ersetzen. In beiden Fällen werden mit Verbräuchen um fünf Liter jedenfalls große Effizienz-Versprechen gegeben. Dabei sind die Antriebskonzepte grundverschieden. Beste Voraussetzungen also für einen Vergleichstest. Mehr zum Thema: Alles zu New Mobility
Honda CR-V Hybrid und Toyota RAV4 Hybrid im Test
Die deutliche Ähnlichkeit beider Modelle zeigt sich beim Test zunächst in den Abmessungen. Honda CR-V und Toyota RAV4 tragen im 2019er-Jahrgang exakt die gleichen Grundmaße von 4,60 Meter Länge und 1,86 Meter Breite. Allerdings besitzt der Honda CR-V eine flachere und nach hinten abfallende Dachlinie, was ihm im Innenraum einen kleinen Nachteil bei der Kopffreiheit verschafft. Dennoch bietet auch er vier Erwachsenen richtig viel Bewegungsfreiheit mit reichlich Luft vor den Knien in der zweiten Reihe. Die Kofferraumwertung gewinnt zwar der Toyota RAV4, in dessen Heck 580 Liter Gepäck passen (Honda: 497 Liter). Bei umgeklappter Rückbank glänzen aber beide mit topfebener Ladefläche und fast 1700 Liter Ladevolumen. Warum jedoch gerade das Heck des Toyota nur mit billigem Plastik ausgekleidet ist, bleibt ein Rätsel. Dass es in dieser Preisklasse auch anders geht, zeigt der Honda mit Vlies bezogenen Seitenteilen. Überhaupt macht der CR-V den solideren, besser verarbeiteten und weniger klapprigen Eindruck. Das fällt schon beim Zuziehen der Türen auf. Hier würde man gerade von Toyota mehr erwarten, denn schließlich gibt es für das gleiche Geld auch einen VW Tiguan. Bei der Sicherheitsausstattung lassen sich die Japaner jeweils nicht lumpen. Bereits in den Basisvarianten sind die Kontrahenten mit Abstandsregeltempomaten, LED-Scheinwerfern und Verkehrszeichenerkennung bestückt. Bei voller Ausstattung sammelt der Toyota RAV4 sogar noch einige Punkte mehr.
Fahrkomfort: Beide Kontrahenten in Sachen Komfort nahezu gleichauf
Allein das gute Platzangebot in beiden Sitzreihen und die weichen Polsterungen sorgen schon für eine gemütliche Fahrt. Auf längeren Etappen vermisst man allerdings etwas mehr Kontur in den Sitzen. Einstellmöglichkeiten gibt es nicht viele. Im Toyota RAV4 fehlt sogar eine variable Lordosenstütze. Auch optional lassen sich die beiden Japaner in Sachen Komfort kaum aufwerten. Das gilt besonders für das Fahrwerk. Adaptive Dämpfer oder gar eine Luftfederung findet man nicht in den Ausstattungslisten. Auch wenn die Grundauslegung hier wie da harmonisch ist, so setzen Honda und Toyota keine Maßstäbe beim Federungskomfort. Etwas straffer wurde der Honda CR-V abgestimmt, ein wenig schaukeliger der Toyota. Nicht zu verachten ist allerdings der Geräuschkomfort dieser zwei Hybrid-Modelle. Bei gemütlicher Fahrt bis Landstraßentempo hört man von den Benzinern kaum etwas. Und im Stadtverkehr kann sich auch der Antriebskomfort sehen lassen. Erst bei höheren Geschwindigkeiten nehmen Wind- und Motorgeräusche deutlich zu. Bei Volllast können hier wie da die hohen Verbrennungsmotor-Drehzahlen nerven.
Motor/Getriebe: Honda überzeugt mit besserem Antriebskonzept
Hybrid ist nicht gleich Hybrid. Das zeigt sich selten deutlicher als bei diesen zwei vermeintlich einheitlich angetriebenen SUV. Toyota setzt bei seinem sogenannten Hybrid-Synergy-Drive auf einen leistungsverzweigten Antrieb. Das heißt, dass sowohl die E-Maschine, als auch der Verbrennungsmotor Antriebskräfte an die Räder schicken können. Und das jeweils einzeln oder auch zusammen. So kann man selbst einige hundert Meter mit 120 Elektro-PS emissionsfrei zurücklegen. Der 1,6-Kilowattstunden-Akku leert sich im EV-Modus allerdings schnell, sodass bald wieder der jetzt hochverdichtende 2,5-Liter-Benziner mit bis zu 178 PS unterstützen muss. Der Benziner arbeitet – wie auch das Zweiliter-Aggregat im Honda CR-V – im effizienten Atkinson-Zyklus. Das ist ein Motorprinzip, bei dem der Ansaugtakt kürzer ist als der Expansionstakt nach der Zündung. Der Honda-Vierzylinder dient im CR-V Hybrid allerdings nicht als direkte Antriebsquelle. Stattdessen treibt er einen Generator an, der Strom für die deutlich kräftigere E-Antriebsmaschine mit 184 PS generiert. Der Akku mit 1,3 kWh Energievorrat unter dem Kofferraumboden übernimmt dabei nur eine Puffer-Funktion. Immerhin kann so auch der Honda CR-V einige hundert Meter rein elektrisch fahren. Die E-Maschine treibt die Vorderräder direkt an. Ein Planetengetriebe wie im Toyota RAV4 oder stufenlose CVT-Box kann sich Honda so sparen. Stattdessen kann der CR-V über eine Überbrückungskupplung auch den Benziner ohne Getriebe direkt antreiben lassen. Das passiert im Geschwindigkeitsbereich zwischen 80 und 100 km/h. Die Insassen merken von dieser komplexen Regelung gar nichts. Das bessere Ansprechverhalten und das höhere Drehmoment des Honda sind aber spürbar. Und bis zur Zapfsäule fährt sich der CR-V einen kleinen Vorteil von 0,2 Litern auf den Toyota heraus. Durchschnittlich 6,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer können sich für ein so stattliches SUV sehen lassen. Vielmehr beeindruckt aber das Sparpotenzial der beiden, wie unsere Sparfuchs-Runde mit weniger als fünf Litern belegt.
Fahrdynamik: Toyota besticht durch bessere Bremsleistungen
Auch wenn man mit diesen zwei eher gemütlichen Hybrid-SUV zügig fahren kann – verglichen mit anderen Kompakt-SUV rücken sportliche Ambitionen hier eher in den Hintergrund. Vor allem in zackig gefahrenen Wechselkurven dominiert nämlich eher die vehemente ESP-Regelung als das willige Einlenken. Ohnehin sind Fahrwerk sowie Lenkung indirekt ausgelegt, und die Kraftübertragung reagiert für klassischen Fahrspaß selbst nach dem Druck der "Sport"-Taste einfach zu träge. Der Toyota RAV4 setzt sich am Ende nur wegen der besseren Bremsleistungen durch. Schneller durch den Handlingparcours eilt aber der Honda CR-V.
Umwelt/Kosten: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei Honda und Toyota
Verglichen mit Elektroautos sind diese Hybriden schon heute voll alltagstauglich und sparsam. Und für Basispreise von rund 33.000 Euro bekommt man bei beiden Modellen nicht nur viel Hightech geboten, sondern auch reichlich Auto fürs Geld. Sowohl Honda als auch Toyota setzen jedenfalls auf eine großzügige Ausstattungspolitik. Große Leichtmetallräder sind hier wie da ebenso Standard wie Klimaautomatik, Einparkhilfe oder – wie im Fall des Toyota – eine Rückfahrkamera. Anders als beispielsweise bei deutschen Herstellern lassen sich einzelne Extras jedoch nicht separat auswählen, sondern ziehen die teureren Ausstattungslinien nach sich. Wer also ein Navigations- oder Soundsystem braucht, nähert sich schnell der 40.000 Euro. Beim Honda CR-V empfiehlt sich die nahezu komplett bestückte Lifestyle-Variante für 38.790 Euro, beim Toyota RAV4 lässt die Version Club (ab 37.190 Euro) kaum noch Wünsche offen.
Messwerte und Technische Daten Honda CR-V Hybrid/Toyota RAV4 Hybrid
AUTO ZEITUNG 10/2019 | Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid 2WD | Toyota RAV4 Hybrid 2.5 VVT-i |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4 | 4/4 |
Hubraum | 1993 cm³ | 2487 cm³ |
Leistung | 135 kW/184 PS | 160 kW/218 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 315 Nm | 202 Nm |
Getriebe/Antrieb | Konstant-Übersetzung/Vorderrad | Planetengetriebe, leistungsverzweigt (stufenlos)/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1539/1628 kg | 1670/1657 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 7,8 s | 8,5 s |
0 - 150 km/h | 18,2 s | 17,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 180 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 37,3/36,1 m | 35,3/35,6 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 6,8/5,1 l S/100 km | 7,0/5,4 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 162/120 g/km | 167/128 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 32.790 Euro | 32.990 Euro |
Testwagenpreis | 32.790 Euro | 32.990 Euro |
In der nicht selten fast hysterisch geführten Diskussion um Elektromobilität liefern diese beiden nicht einmal 1,7 Tonnen schweren Hybrid-SUV schon heute vernünftige Argumente. Trotz großzügiger Abmessungen sind sie nämlich zu kurzer rein elektrischer Fahrt und Verbräuchen von weniger als fünf Litern fähig. Ist der neue Honda CR-V Hybrid seinem Hauptkonkurrenten auf den ersten Blick sehr ähnlich, behauptet sich sein andersartig konzeptionierter Antrieb doch als überlegen. Der Honda ist schneller, direkter und am Ende sogar sparsamer als der ebenfalls neue Toyota RAV4 Hybrid. Dass dieser den Vergleichstest gewinnt, liegt am besseren Platzangebot und den wirkungsvolleren Bremsen. Bei Komfort und Kostenbilanz rangieren beide Japaner auf Augenhöhe.