Im Test tritt der einstige Trendsetter Toyota RAV4 in der fünften Generation an. Die Entwickler haben das Auto von Grund auf neu konstruiert – samt einer 218 PS starken Hybrid-Variante mit 2,5-Liter-Benzinmotor. Kann das Ergebnis überzeugen?
Positiv | Raumangebot, niedriger Verbrauch, umfangreiche Sicherheitssysteme |
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Negativ | Geradeauslauf, knappe Anhängelast (800 kg), hoher Anschaffungspreis |
Für den Toyota RAV4 der fünften Generation haben die Ingenieure das komplette Auto neu konstruiert. Geblieben sind neben dem seit 25 Jahren etablierten Namen das Soft-Offroad- Konzept sowie der markentypische Hybrid-Antrieb. Allein die schwungvolle Bezeichnung "Dynamic Force Hybridmotor" deutet jedoch bereits an, dass sich dieser Antriebsstrang deutlich vom eher phlegmatischen Charakter seiner Vorgänger unterscheidet. Als Grundlage für den neuen RAV4 setzt Toyota das TNGA-Chassis ein (Toyota New Global Architecture), das auch bei den aktuellen Varianten der Baureihen Prius und Corolla als Basis dient. Die speziell auf die Anforderungen des SUV zugeschnittene Variante dieser Plattform mit dem Kürzel GA-K erhöht die Verwindungssteifigkeit des RAV4 gegenüber der des Vorgängers um 57 Prozent, senkt den Schwerpunkt des Fahrzeugs, verbessert die Raumökonomie und ermöglicht ein präziseres Handling. Gesteigerte Raumökonomie schafft mehr Platz. Bereits bei der ersten Sitzprobe fällt auf, dass der neue RAV4 auf allen Plätzen ein in dieser Klasse luftiges Raumangebot offeriert. Obwohl die – ebenfalls komplett neu gestaltete – markant-kantige Linienführung dafür sorgt, dass der einst als FunCruiser beschriebene Japaner heute ein ernsthaftes und repräsentatives Familienauto verkörpert, ist der Toyota RAV4 mit dem Modellwechsel in Länge und Höhe sogar um ein paar Millimeter geschrumpft. Dafür hat er in der Breite (plus 10 mm) und beim Radstand (plus 30 mm) zugelegt. Auch die Bodenfreiheit (plus 15 mm) und die ausgeglichene Gewichtsverteilung (51:49 Prozent) profitieren von der neuen Basis. Darüber hinaus schafft das GA-K-Chassis beste Voraussetzungen für eine verbesserte Fahrdynamik.
Der neue Toyota RAV4 (2019) im Video:
Toyota RAV4 im Test der AUTO ZEITUNG
Gemessen am Vorgänger fegt der aktuelle Toyota RAV4 bei unserem Test wie entfesselt um die Ecken. Die Lenkung arbeitet direkt und präzise. In den Modi Eco und Normal wirkt die Servolenkung allerdings eine Spur zu leichtgängig. Auf der Autobahn oder auf kurvigen Landstraßen gefällt uns darum das straffere Lenkgefühl im Sport-Modus besser. Die Abstimmung des Fahrwerks hingegen wirkt jederzeit harmonisch. Trotz straff ausgelegter Dämpfer überzeugt der RAV4 mit einem angenehmen Federungskomfort. Zudem erfreut das SUV mit einem guten Akustikkomfort – und das nicht nur im EV-Modus. Naturgemäß schnurrt der Hybridantrieb rein elektrisch nahezu geräuschlos dahin, wenngleich der kompakte 6,5-Ah-Akku nur Wegstrecken von höchstens ein bis zwei Kilometern im E-Betrieb zulässt. Doch weil auch der neue 2,5 Liter große Vierzylinder-Benziner erfreulich leise arbeitet, herrscht während des gesamten Fahrbetriebs ein geringer Geräuschpegel. Bei kräftiger Beschleunigung lässt die stufenlos variierende Übersetzung des Getriebes die Drehzahl des Ottomotors zwar deutlich ansteigen, doch nicht mehr so jäh und nervend wie bei älteren Hybrid-Modellen. Die Ingenieure haben hier das letzte Quäntchen Effizienz einer harmonischeren Klangkulisse geopfert und verzichten – wenn möglich – auf die ehemals so typischen, aber meist ungeliebten Konstant-Drehzahlen während des Beschleunigungsvorgangs. Im S-Programm arbeitet das Getriebe sogar mit sechs festen Gangstufen, was sich dann wie eine konventionelle Automatik anfühlt.
Hybrid-Antrieb im Toyota RAV4
Dass sich der Antrieb des Toyota RAV4 ansonsten aber sehr wohl um ein optimale Effizienz bemüht, belegt der Verbrauchstest: Lediglich 6,6 Liter je 100 Kilometer sind ein sehr gutes Ergebnis. Selbst auf der Autobahn klettert der Wert nur bei Dauervollgas in den zweistelligen Bereich. Wer es darauf anlegt und geschickt rekuperiert, kommt sogar mit deutlich unter fünf Litern über die Distanz. Dabei sprintet der Hybrid dank 218 PS Systemleistung durchaus lebhaft, bevor er bei 180 km/h etwas früh sein Limit erreicht. Die Traktion des frontgetriebenen RAV4 ist tadellos, und die Regelelektronik hält den RAV4 sicher auf Kurs. Im Notfall stoppt er zudem aus 100 km/h in knapp über 35,1 Metern. Das Pedalgefühl dürfte jedoch exakter sein, und die zulässige Anhängelast von 800 kg ist mager. Alternativ gibt es den RAV4 Hybrid aber auch mit Allrad (Comfort-Ausstattung, ab 37.990 Euro). Dann darf er bis zu 1650 kg ziehen und kommt mit separatem E-Motor für die Hinterachse sogar auf 222 System-PS.
Connectivity im Toyota RAV4
Grundausrüstung jedes Toyota RAV4 ist das Infotainment-System Touch mit Sieben-Zoll-Farbdisplay samt Rückfahrkamera, Freisprechanlage und Online-Services (MyT). Je nach Ausstattung gibt es ein größeres Display (acht Zoll), DAB+, JBL-Soundsystem und Navi (890 Euro). Kabelloses Laden (Qi-Standard) des Smartphones ist ab Club-Ausstattung möglich. USB- und AUX-Anschlüsse sowie Bluetooth-Technik (Telefon und Streaming) zählen zum Serienumfang.
Messwerte und technische Daten
AUTO ZEITUNG 8/2019 | Toyota RAV 2.5 Hybrid |
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Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4 |
Hubraum | 2487 cm³ |
Leistung | 131 kW/178 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 221 Nm |
Getriebe/Antrieb | Planetengetriebe/Vorderrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 1664 kg |
Zuladung | 489 kg |
Kofferraumvolumen | 580 - 1690 l |
Beschleunigung | |
0 - 100 km/h | 8,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,1/35,1 m |
Verbrauch (Test) | 6,6 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (EU) | 102 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 32.990 Euro |
Dank moderner Plattform und erstarktem Antrieb fährt der neue Toyota RAV4 Hybrid viel souveräner. Er bietet mehr Platz, mehr Sicherheit, mehr Dynamik – und läuft nicht nur auf dem Prüfstand sparsam. Aber: Das technisch komplexe SUV ist recht teuer, auch wenn der Preis gegenüber dem des Vorgängers um 800 Euro sinkt.