Ford Focus Turnier/Kia ProCeed: Vergleichstest Kia ProCeed fordert den Focus heraus
- Kia ProCeed und Ford Focus Turnier im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Ford Focus mit komfortablerer Federung
- Motor/Getriebe: Spritzigerer Motor im Kia ProCeed
- Fahrdynamik: Ford Focus mit typischer Fahrwerksauslegung
- Umwelt/Kosten: Ford Focus und Kia ProCeed bei den Kosten gleichauf
- Messwerte & Technische Daten Ford Focus & Kia Proceed
- Fazit
Kann der bildschöne Shooting-Brake Kia ProCeed dem praktischen Ford Focus Turnier gefährlich werden? Das soll der Vergleichstest der beiden Kombis klären.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost | Kia ProCeed 1.4 T-GDI |
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Karosserie (1000) | 624 | 598 |
Fahrkomfort (1000) | 731 | 726 |
Motor/Getriebe (1000) | 674 | 681 |
Fahrdynamik (1000) | 682 | 663 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2711 | 2668 |
Kosten/Umwelt (1000) | 405 | 407 |
Gesamtwertung (5000) | 3116 | 3075 |
Platzierung | 1 | 2 |
Kia ProCeed heißt der neue genannte Shooting-Brake, der das bisherige Line-up der Ceed-Familie, bestehend aus fünftüriger Steilheck-Limousine und klassischem Kombi, ergänzt. Der neue Kia ProCeed will nicht nur schön, sondern auch schön praktisch sein. Diesem Anspruch folgend, stellt sich der Asiate in seinem ersten Vergleichstest dem Ford Focus Turnier – einem der aktuell besten Kompaktklasse-Kombis überhaupt.
Kia ProCeed und Ford Focus Turnier im Vergleichstest
Kia ist es beim ProCeed tatsächlich gelungen, eine schicke Schale mit einer ordentlichen Portion Nutzwert zu kombinieren. Trotz des coupéhaft auslaufenden Dachs bietet der Gepäckraum des Kia ProCeed praxistaugliche 594 Liter Volumen. Mit dem Umlegen der auf Wunsch dreiteiligen Rücksitzlehne lässt sich die Transportkapazität auf gute 1545 Liter erweitern. Die Unterschiede zum konventioneller gestalteten Ford Focus, dessen Gepäckabteil 608 bis 1653 Liter schluckt, sind hier also nicht allzu groß. Allerdings lässt sich dessen Heck aufgrund der deutlich niedrigeren Ladekante rückenschonender beladen. Größer sind die Unterschiede im Platzangebot für die Fahrgäste. Wegen der hoch montierten, serienmäßigen Sportsitze geht es vorn im Kia ProCeed über dem Scheitel weniger luftig zu als im Ford Focus. Hinten bietet der Ford Focus nicht nur die größeren Türausschnitte, was den Einstieg spürbar erleichtert, sondern stellt seinen Passagieren auch mehr Knieraum und Kopffreiheit bereit. Unerreicht bleibt ferner das beeindruckende Arsenal an Assistenzsystemen, das die Kölner für ihr erfolgreiches Kompaktmodell anbieten. So gehören eine autonome Notbremse mit Fußgängererkennung, eine Verkehrszeichenerkennung, ein intelligenter Geschwindigkeitsregler oder eine Spurhaltehilfe zumindest für die getestete Motorvariante zum Serienumfang. Auf Wunsch lässt sich der Ford Focus unter anderem noch mit einer Staufolgefunktion, einer Falschfahrer-Warnung und Kurvenlicht ausstatten. Auch wenn der Kia ProCeed mit dieser Armada an Sicherheitsfeatures nicht ganz mithalten kann, so ist er doch ebenfalls mit den wichtigsten Assistenten – unter anderem das City-Notbremssystem samt Passantenerkennung oder Spurwechselhilfe – ausgerüstet. Darüber hinaus spendieren die Koreaner ihrem Designerstück serienmäßig einen Toten-Winkel-Warner und LED-Scheinwerfer. Löblich ist zudem, dass der Kia ProCeed serienmäßig eine Rückfahrkamera enthält, schließlich ist die Übersicht nach hinten durch die extrem kleine Heckscheibe massiv eingeschränkt.
Der Ford Focus Turnier im Video:
Fahrkomfort: Ford Focus mit komfortablerer Federung
Einmal mehr wird der Ford Focus seinem Ruf gerecht, eine gehörige Portion Fahrspaß mit einem hohen Komfort-Niveau zu kombinieren. Seine Feder-Dämpfer-Elemente sprechen sehr sensibel auf kleine Unebenheiten an und verarbeiten auch tiefere Straßenschäden wie Schlaglöcher oder abgesenkte Gullydeckel sehr souverän. Dazu rollt der Ford Focus sehr geschmeidig ab. Das straffer abgestimmte Set-up des Kia ProCeed gibt kleinere bis mittlere Unebenheiten, beispielsweise Kanten oder Querfugen, etwas trockener weiter. Und auch auf der Autobahn liegt der Koreaner, dessen sehr bequem gepolsterten Sportsitze ermüdungsarmes Langstreckenfahren begünstigen, nicht ganz so ruhig wie sein Widersacher. Dafür bietet sein Fahrwerk mit maximaler Beladung ein hohes Maß an Reserven. Zudem erweist sich der Ford Focus in der Praxis als das leisere Auto. Sowohl Wind- als auch Abrollgeräusche werden von der akustischen Karosserie-Isolierung subjektiv wirkungsvoller von den Passagieren ferngehalten als im Kia.
Motor/Getriebe: Spritzigerer Motor im Kia ProCeed
Der Kia ProCeed bestreitet den Test mit dem aus zahlreichen Konzernmodellen bekannten Turbobenziner mit einem Hubraum von 1,4 Litern, der sich auf vier Zylinder verteilt. Mit 140 PS und einem maximalen Drehmoment von 242 Nm ist das im Stand flüsterleise Triebwerk ein idealer Alltagsbegleiter, das bei Bedarf flotte Fahrleistungen ermöglicht. So beschleunigt der Kia in zackigen 8,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Und auch oberhalb der Autobahn-Richtgeschwindigkeit legt er zügig an Tempo zu. Dass der 1,5-Liter-Dreizylinder im Ford Focus zehn PS mehr Power hat, ist in der Praxis kaum spürbar. Ein Eindruck, den die äußerst eng beieinanderliegenden Messwerte für die Beschleunigung beider Kompakt-Kombis untermauern. Allerdings leidet die Elastizität des Kölners etwas unter den sehr lang übersetzten Gängen fünf und sechs. Einen Verbrauchsvorteil kann sich der Ford dadurch ebenfalls nicht erarbeiten. Im Gegenteil: Der Kia ProCeed ist mit durchschnittlich 7,7 Litern 0,3 Liter sparsamer.
Fahrdynamik: Ford Focus mit typischer Fahrwerksauslegung
Auf der Handlingstrecke liegt der Kia ProCeed mit seiner straffen Fahrwerksabstimmung wie das sprichwörtliche Brett und lässt seiner sportlichen Optik Taten folgen. Ohne große Seitenneigung durchpfeilt der Asiate enge wie schnelle Kurven und lässt sich dabei mit seiner präzisen Lenkung punktgenau dirigieren. Allerdings ist der leichtfüßige Koreaner nicht ganz frei von Lastwechselreaktionen, die teilweise etwas ruppig vom ESP eingefangen werden. Auch der Ford Focus weist bei Lastwechseln eine leichte Tendenz zum Übersteuern auf. Jedoch wird der Ford Focus von seinem elektronischen Rettungsanker sanfter wieder in die Spur gebracht. Ansonsten bereitet der Bestseller auch als Turnier durch seine sportwagenähnlich direkt ansprechende Lenkung noch mehr Fahrfreude als sein Wettbewerber, untersteuert bei schneller Kurvenfahrt weniger und beschleunigt aus engen Kehren heraus mit merklich geringerem Schlupf. Diese Eigenschaften helfen bei der Zeitenjagd. So nimmt der Ford Focus Turnier dem Kia ProCeed auf der Rundstrecke eine knappe Sekunde ab. Gerade bei langsamer Fahrt hingegen gewöhnungsbedürftig ist die etwas überambitioniert ansprechende Bremsanlage des Ford Focus, die kalt wie warm indes die besseren Verzögerungswerte liefert.
Umwelt/Kosten: Ford Focus und Kia ProCeed bei den Kosten gleichauf
Traditionell sammeln Fahrzeuge der Marke Kia im Kostenkapitel durch die siebenjährige Herstellergarantie viele Punkte. Dies gilt freilich auch für den ProCeed. Und auch die umfangreichere Serienausstattung, die etwas rosigere Wertverlustprognose sowie die niedrigeren Kraftstoffkosten sind gut fürs Punktekonto. Allerdings kontert der Ford Focus Turnier mit dem rund 1600 Euro niedrigeren bewerteten Preis und der deutlich umfangreicheren Multimedia-Ausstattung. Darüber hinaus langen die Versicherer hier gerade bei der Vollkasko nicht so arg hin wie beim Kia ProCeed. Dennoch sichert sich der Neuling den Kapitelsieg – wenn auch mit hauchdünnem Vorsprung.
Messwerte & Technische Daten Ford Focus & Kia Proceed
AUTO ZEITUNG 14/2019 | Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost | Kia ProCeed 1.4 T-GDI |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 3/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1499 cm³ | 1353 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 103 kW/140 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 240 Nm | 242 Nm |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang, manuell/Vorderrad | 6-Gang, manuell/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1334/1418 kg | 1303/1374 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 8,7 s | 8,8 s |
0 - 150 km/h | 18,7 s | 19,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 208 km/h | 210 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1/34,2 m | 34,6/34,4 m |
Verbrauch (Test/EU) | 8,0/5,5 l S/100 km | 7,7/5,7 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/EU) | 190/125 g/km | 182/130 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 26.700 Euro | 27.690 Euro |
Testwagenpreis | 27.400 Euro | 29.070 Euro |
Der neue Kia ProCeed ist nicht nur aufgrund seiner tollen Optik eine Bereicherung im Kompaktsegment. Er bringt auch zahlreiche Qualitäten mit, die dafür sorgen können, dass der Koreaner ein Verkaufserfolg wird. Als da wären: Fahrfreude, ausreichende Alltagstauglichkeit und Effizienz. Außerdem ist er nicht zu teuer und bietet eine extrem lange Garantie. Der Testsieg geht am Ende dennoch an den konventionelleren Ford Focus Turnier, der nicht nur geräumiger ist, sondern auch die noch agileren Fahreigenschaften mitbringt.