Elektroautos: Vor- und Nachteile erklärt
Für wen ist ein Elektroauto besser?
Elektroautos polarisieren: Auf der einen Seite spricht einiges für die moderne Antriebstechnik, andererseits gibt es aber auch Gründe, die gegen die Stromer sprechen. Wir stellen die Vorteile und Nachteile gegenüber und werfen in Form einer Vollkostenrechnung einen genauen Blick auf die Preise.
Wohl kaum ein Thema wird unter Autofahrer:innen so kontrovers diskutiert wie Elektroautos. Während es zahlreiche Argumente gibt, die für die moderne Antriebstechnik sprechen, gibt es auch einige Gründe dagegen. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, stellen wir die Vor- und Nachteile gegenüber. Zudem haben wir mithilfe einer Rechnung des ADAC den finanziellen Aspekt (Preise, laufende Kosten usw.) beleuchtet.
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ADAC-Vollkostenrechnung: Wie steht das Elektroauto bei den Kosten?
Der ADAC hat eine Vollkostenrechnung von Verbrennern und Elektroautos für einen Nutzungszeitraum von fünf Jahren aufgestellt. Berücksichtigt sind neben dem Preis der voraussichtliche Wertverlust, Aufwand für Ölwechsel, Inspektionen und Verschleißteile wie Reifen. Auch Kraftstoffkosten, Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung (je 50 Prozent) sowie Kfz-Steuer (unter Berücksichtigung der Steuerbefreiung für E-Autos) fließen in die Vollkostenrechnung ein. Die Datenbasis stammt aus April 2024. Als Verbrauchswerte sind die WLTP-Herstellerangaben herangezogen und als Kraftstoffpreise durchschnittlich ermittelte Werte von 1,73 Euro pro Liter für Diesel, 1,83 Euro für Super und 44 Cent pro Kilowattstunde Strom. Wir haben einige Modellvergleiche aus verschiedenen Segmenten aus der Datenbank extrahiert und tabellarisch gegenübergestellt. Diese Kosten pro Kilometer ergeben sich für verschiedene jährliche Kilometerleistungen:
Kleinstwagen: Fiat 500
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | Fiat 500e (23,8 kWh) | 70 kW/95 PS | 29.490 € | 67,7 ct | 50,6 ct | 41,9 ct | 33,2 ct |
Super | Fiat 500 1.0 GSE Hybrid | 51 kW/69 PS | 17.490 | 54,1 ct | 41,1 ct | 35,7 ct | 29,7 ct |
Kleinwagen: Opel Corsa
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | Opel Corsa Electric (50 kWh) Yes | 100 kW/136 PS | 29.990 € | 67,4 ct | 50,9 ct | 42,5 ct | 33,8 ct |
Super | Opel Corsa 1.2 | 55 kW/75 PS | 20.300 € | 57,4 ct | 43,9 ct | 37,9 ct | 31,2 ct |
Kompaktklasse: VW ID.3, VW Golf & Cupra Leon
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | VW ID.3 Pro | 150 kW/204 PS | 39.995 € | 84,7 ct | 62,4 ct | 51,8 ct | 40,7 ct |
Super | VW Golf 1.5 TSI | 85 kW/116 PS | 27.180 € | 65,1 ct | 49,2 ct | 41,8 ct | 34,4 ct |
Diesel | Cupra Leon 2.0 TDI DSG | 110 kW/150 PS | 39.950 € | 85,7 ct | 62,8 ct | 52,6 ct | 42,2 ct |
Kompakt- & Mittelklasse-SUV: Tesla Model Y, Renault Espace & Skoda Kodiaq
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | Tesla Model Y | 220 kW/299 PS | 44.990 € | 98,1 ct | 71,8 ct | 58,8 ct | 45,9 ct |
Super | Renault Espace E-Tech Full Hybrid 200 Techno Automatik (5-Sitzer) | 146 kW/199 PS | 43.500 € | 86,7 ct | 64,1 ct | 53,4 ct | 42,2 ct |
Diesel | Skoda Kodiaq 2.0 TDI Selection DSG | 110 kW/150 PS | 45.500 € | 98,6 ct | 72,2 ct | 59,9 ct | 47,2 ct |
Mittelklasse: Tesla Model 3 & Peugeot 508
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | Tesla Model 3 | 208 kW/283 PS | 42.990 € | 92,7 ct | 67,8 ct | 55,2 ct | 43,2 ct |
Super | Peugeot 508 1.2 PureTech 130 Allure EAT8 | 96 kW/131 PS | 44.850 € | 99,2 ct | 72,5 ct | 59,8 ct | 46,7 ct |
Diesel | Peugeot 508 1.5 BlueHDI 130 Allure EAT8 | 96 kW/131 PS | 47.650 € | 99,7 ct | 72,0 ct | 58,6 ct | 45,3 ct |
Oberklasse-SUV: BMW iX & BMW X5
Kraftstoff | Modell | Leistung | Kaufpreis | 10.000 km | 15.000 km | 20.000 km | 30.000 km |
Strom | BMW iX xDrive40 | 240 kW/326 PS | 77.300 € | 152,6 ct | 112,6 ct | 92,9 ct | 73,9 ct |
Super Plus | BMW X5 xDrive40i Steptronic Sport | 280 kW/381 PS | 91.700 € | 173,2 ct | 128,2 ct | 106,2 ct | 85,4 ct |
Diesel | BMW X5 xDrive30d Steptronic Sport | 219 kW/298 PS | 87.300 € | 172,1 ct | 125,7 ct | 102,5 ct | 81,6 ct |
Die Vorteile von Elektroautos im Überblick
Steuervorteile: Elektroautos sind für bis zu zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit – auch nach einem Halterwechsel. Die Regelung gilt für E-Autos mit einer Erstzulassung zwischen dem 18. Mai 2011 und dem 31. Dezember 2025 und endet unabhängig vom Kaufdatum mit dem 31. Dezember 2030. Und wer sein Elektroauto als Dienstwagen auch privat nutzt, muss monatlich nur noch 0,25 Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern, vorausgesetzt der Anschaffungspreis des Autos überschreitet 70.000 Euro nicht. Diese Grenze hatte bis zum 1. Januar 2024 noch 60.000 Euro betragen. Liegt der Neupreis über 70.000 Euro, müssen 0,5 Prozent versteuert werden.
Geringere Wartungskosten: Anders als bei Pkw mit Verbrennungsmotoren gibt es bei Elektroautos kaum Verschleißteile. So lassen sich etwa Kosten für Öl-, Filter- oder Zündkerzenwechsel einsparen – ein klarer Vorteil. Und auch die Wartungskosten für die Inspektion fallen durch den Wegfall der Verschleißteile etwa um ein Drittel geringer aus als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Auch größere Ausgaben wie ein Zahnriemenwechsel oder eine neue Kupplung fallen weg. Zudem verschleißen auch die Bremsbeläge dank der Bremskraftrückgewinnung (Rekuperation) deutlich langsamer.
Keine Angst vor Fahrverboten: Sich über Dieselfahrverbote oder Umweltzonen keine Gedanken machen zu müssen, ist ein weiterer Vorteil von Elektroautos. Von eventuellen Einschränkungen bleiben die Stromer verschont, da sie lokal emissionsfrei unterwegs sind.
Parkprivilegien: Elektroautos dürfen in einigen Städten in öffentlichen Zonen gratis parken. Voraussetzung ist, dass die Stromer ein E-Kennzeichen besitzen. Allerdings rückt ein Teil der Städte von der Regelung wieder ab, wodurch dieses Privileg seltener wird. Hinzu kommen gesonderte Elektroauto-Parkplätze, die meist für die Dauer des Ladevorgangs zum Parken berechtigen, sowie in manchen Städten das Recht auf die Nutzung von Busspuren.
Geringere Geräuschemissionen: Noch immer ist der Straßenverkehr eine dominierende Lärmquelle in Deutschland. Hier sind Elektroautos also deutlich im Vorteil, da Motorengeräusche und Vibrationen vor allem bei geringem Tempo massiv reduziert sind. Der damit einhergehenden Gefahr für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen wird seit dem 1. Juli 2019 mittels einer EU-Verordnung entgegengewirkt: Seitdem müssen alle neuen Typen von Elektroautos und Hybridfahrzeugen in der EU zwischen dem Anfahren und dem Erreichen einer Geschwindigkeit von 20 km/h sowie beim Rückwärtsfahren einen künstlichen Sound von sich geben. Seit dem 1. Juli 2021 ist der Einsatz des sogenannten AVAS, kurz für Acoustic Vehicle Alerting System, bei allen Neuwagen mit Elektro- und Hybridantrieb verpflichtend.
Das sind die Nachteile von Elektroautos
Geringere Reichweite: Längere Urlaubsfahrten erfordern mit dem Elektroauto Ladepausen und somit Geduld – auch wenn es immer mehr Modelle gibt, die realistische elektrische Reichweiten von 300 bis 400 km ermöglichen und mit einer 20-minütigen Ladepause sogar mehr als 750 km schaffen. Die Entwicklung schreitet hier stetig voran. Letztendlich hängt die Reichweite aber auch vom individuellen Fahrstil, der Nutzung von Stromfressern an Bord (Klimaanlage, Heizung, Radio, etc.) sowie den jeweiligen Witterungsbedingungen ab.
Lange Ladezeiten: Im Vergleich zum Tankvorgang bei einem Diesel oder Benziner dauert das Aufladen von Elektroautos immer noch lange, was den Stromern klar als Nachteil auszulegen ist. Zwar sollen Schnellladesäulen mit Ladeleistungen von bis zu 350 kW relativ kurze Stopps ermöglichen, allerdings sind nicht alle Elektroautos in der Lage, tatsächlich derart schnell zu laden. Auch bei den Onboard-Ladern, der für Wechselstrom-Laden, etwa daheim, notwendig ist, gibt es große Differenzen. Es ist ein großer (und letztendlich zeitlicher) Unterschied, ob das Elektroauto nur 3,7 kW oder 22 kW Ladeleistung verträgt. Hinzu kommt, dass es immer auf den individuellen Zustand der Batterie, die Witterungsbedingungen und das Stromnetz ankommt, ob die Maximalgeschwindigkeiten auch wirklich erreicht werden können. Auch interessant: Schnellladesäulen an Tankstellen
Ausbaufähige Ladeinfrastruktur: Die bislang nicht flächendeckend ausgebaute Ladeinfrastruktur für Elektroautos ist nach wie vor ein Nachteil der Stromer und für viele ein ausschlaggebendes Argument gegen den Kauf eines elektrisch angetriebenen Pkw. Die meisten Ladevorgänge finden zu Hause oder am Arbeitsplatz statt. Allerdings haben vor allem in städtischen Gebieten nur die wenigsten die Möglichkeit, eine private Wallbox zu installieren. Hinzu kommt, dass das Bezahlen an öffentlichen Ladestationen häufig problematisch ist, die Preise teils stark variieren und teils erheblich über dem Haushaltsstrompreis liegen.
Hohe Kosten bei Batteriedefekt: Das mit Abstand teuerste Bauteil von Elektroautos ist die Batterie. Und ist der Akku mal defekt, kann das schnell teuer werden. Das gilt vor allem nach Ablauf der Garantie. Wenn es nicht möglich ist, einzelne Zellmodule auszutauschen, müsste die Batterie komplett ersetzt werden. Zeitwertgerechte Reparaturlösungen können jedoch die meisten Werkstätten noch nicht anbieten. Um diesem Nachteil von Elektroautos zu entgehen, bieten sich Modelle mit der Möglichkeit zur Batteriemiete an.
Vergleichsweise hohe Kaufpreise: Elektroautos haben immer noch vergleichsweise hohe Anschaffungskosten, vor allem nach Auslauf der staatlichen E-Auto-Prämie im Dezember 2023. Diesen Wegfall gleichen Hersteller teilweise mit gesenkten Preisen aus, teilweise jedoch auch nicht – insgesamt ist die Marktsituation eher instabil. Mit Fortschreiten der Batterieforschung dürften sich die Preise in den kommenden Jahren jedoch deutlich denen von diesel- oder benzinbetriebenen Fahrzeugen annähern, zumal das Modellangebot an Elektroautos stark wächst, während das reine Verbrenner-Angebot tendenziell kleiner wird.
Geringe Anhängelast: Unter den reinen Elektroautos sind Modelle mit praxistauglicher Anhängelast noch Mangelware. Ein weiterer Nachteil: Die wenigsten von ihnen besitzen überhaupt eine Anhängerkupplung, meist zudem nur gegen Aufpreis. Spitzenreiter unter den E-Autos ist in Sachen Anhängelast derzeit die elektrische Mercedes G-Klasse, die als einziges Fahrzeug 3500 kg an den Haken nehmen darf (Stand: Juli 2024). Das Angebot an E-Zugmaschinen wächst jedoch stetig.
Umweltbilanz von Elektroautos
Der wohl umstrittenste Punkt beim Thema Elektroautos ist nach wie vor die Umweltbilanz der Stromer. Ein klarer Vorteil liegt auf der Hand: Elektroautos erzeugen im Gegensatz zu Verbrennungsmotor während der Fahrt keine Emissionen. Allerdings ist die Stromerzeugung häufig nicht CO2-neutral, da insbesondere die nach wie vor gängige Kohleverstromung das Klima belastet. Der Anteil an ökologischem Strom im deutschen Strommix steigt allerdings, was der Gesamtbilanz von Elektroautos perspektivisch zugutekommt. Betrachtet man ausschließlich den Betrieb, emittieren Elektroautos nach dem deutschen Strommix im Schnitt bereits 2024 erheblich weniger CO2 als der durchschnittliche Verbrenner. Problematisch ist und bleibt neben der Energiegewinnung die schwer zu beziffernde Batterieproduktion, die das Elektroauto erst wie einen CO2-Rucksack abarbeiten muss.
Aus sozialer Sicht sind vor allem die Verwendung von Lithium, Kobalt und anderen Rohstoffen für die Batterien nicht unumstritten. Ihr Abbau beeinträchtigt nachweislich den Brunnenbau sowie die Grundwasserversorgung in den Ursprungsregionen, bei denen es sich überwiegend um Entwicklungsländer handelt. Darüber hinaus werden auch die Arbeitsbedingungen in den entsprechenden Minen als nicht vertretbar eingestuft. Hier sind vor allem die nationalen Regierungen und die Hersteller von Elektroautos gefragt, die Förderung von Rohstoffen strenger zu kontrollieren, dabei auf Nachhaltigkeit zu achten und ihre Zulieferer dementsprechend auszuwählen. Und um eventuellen Engpässe des Rohstoffvorkommens entgegenzuwirken, ist es für eine gesicherte Zukunft der Elektromobilität zwingend notwendig, die Forschung zu Alternativen zur Lithium-Ionen-Batterie weiter voranzutreiben.
Die Frage nach dem besten Antriebskonzept ist nicht so einfach und klar zu beantworten, wie oft behauptet wird. Das persönliche Nutzungsverhalten und die eigenen Präferenzen sind bei der Wahl von Verbrenner oder Elektroauto entscheidend. Tendenziell hat das E-Auto hinsichtlich der fortschreitenden Entwicklung und Infrastruktur die Zeit auf seiner Seite.