Der BMW Z1 ist so eine Art Wolpertinger unter den BMW. Ein faszinierendes Fabelwesen mit sagenhafter Geschichte und vielen Eigenheiten. Unser Ratgeber zum Kauf!
Z1 ist "Frankensteins Tochter" – zumindest für die Motorradfahrenden. 1972 präsentierte Kawasaki das Modell "Z1", das die Klasse der Big Bikes begründete. Doch jenen Wetzhobel mit dem seltsamen Spitznamen hatte BMW nicht im Sinn, als die Marke ihrem kleinen Roadster BMW Z1 1988 dasselbe Kürzel verpasste.
Ursprünglich hieß der Roadster mit den Versenktüren ZT1, denn er war das erste Projekt der Abteilung "ZT" (Zukunft Technik) – besser bekannt als "BMW Technik GmbH" an der Hanauer Straße in München. In dieser 1985 gegründeten Gesellschaft versammelte BMW eine Menge kluger Köpfe aus der Automobilbranche, die sich frei von Konventionen Gedanken um die Zukunft der Mobilität (das ist die Zukunft des Verbrennungsmotors) machen sollten. Dass aber das allererste Produkt, das dort ins Blaue hinein entwickelt wurde, gleich in Serie gehen würde, daran hatten alle Beteiligten nicht im Traum gedacht.
Zwar hatten die BMW-Bosse einem ersten Projekt der neuen Gesellschaft ins Lastenheft geschrieben, dass es Fahrfreude bereiten sollte – die Umsetzung aber blieb Sache von Ulrich Bez als Technik-affinem Geschäftsführer und Designer Harm Lagaay mit ihren Teams. Bez und Lagaay kannten sich schon und arbeiteten nach ihrer BMW-Zeit noch lange und erfolgreich für Porsche. Die beiden sind echte "Car Guys" und waren damals bestimmt sehr glücklich, so frei an ein Projekt herangehen zu können. Ein Roadster sollte es werden. Früh kam für den BMW Z1 die Idee mit den Versenktüren ins Spiel.
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Darauf achten: BMW Z1 in der Kaufberatung
Glaubt man alten Zeitungsberichten, dann konnten sich aber selbst die Erfinder:innen des Mechanismus eine Serienreife nicht vorstellen. Allein Ulrich Bez bestand vehement darauf, weil er ahnte, dass dieses Detail dem BMW Z1 einen Platz in den Geschichtsbüchern des Automobilbaus sichern würde. Für wie viel Umsatz in chemischen Reinigungen die Versenktüren gesorgt haben, ist statistisch nicht ganz klar. Fakt ist aber, dass so manche Z1-Fahrende bei Regenwetter gleich eine zweite Hose mitnahmen, denn nach der Kletterpartie über den hohen Schweller war die Aprilfrische des Beinkleids meist dahin. Man sollte es mit Fassung und Würde tragen. Dennoch muss niemand die Spezies bedauern, denn wer einen der Roadster sein Eigen nennt, hat im Prinzip alles richtig gemacht – was natürlich auch für den Kauf eines Gebrauchtexemplars gilt.
Z1-Fahrende brauchen kein Schweißgerät. Das Fahrzeug ist vollverzinkt. Z1-Fahrende brauchen kein Ohropax. Das Fahrzeug ist aerodynamisch so ausgefeilt, dass auch bei schneller Autobahnfahrt die Geräuschkulisse erträglich bleibt. Z1-Fahrende haben die Show auf ihrer Seite. Das Auto ist nicht übermäßig teuer und doch selten – und schön dazu.
Gibt es also keine Fußangeln, wenn man sich für den schicken Flitzer entschieden hat? Sagen wir es mal so: Es gibt zwar ein paar Probleme, doch die sind lösbar – manchmal allerdings nur mit der entsprechend dicken Brieftasche für die Ersatzteile (das ist ihre Preisentwicklung). Für ein Fahrzeug, von dem nur 8000 Exemplaren gebaut wurden, ist ein BMW Z1 günstig. Der kleine Roadster spaltet die BMW-Fans. Er ist weder besonders potent, noch reicht er in ihren Augen formal an die legendären BMW-Roadster und -Cabrios heran. Man sollte den Zweifler:innen dankbar sein, denn ihre Dünkel halten das Interesse am Z1 etwas niedriger. Das Angebot an Fahrzeugen auf dem Markt ist zwar überschaubar, dennoch finden sich eigentlich immer genügend Z1, um mit Überlegung aussuchen zu können.
Teure Spezialteile, aber auch Großserientechnik
Hinschauen sollte man beim Kauf übrigens ganz genau: Die geschraubten Kunststoffteile, welche die komplette Außenhaut bilden, werden mit den Jahren spröde und reißen. Garagenwagen, die nicht ständig dem UV-Licht der Sonne ausgesetzt waren, haben hier Vorteile. Es gibt zwar noch alle Teile bei BMW, doch sie sind teuer. Ähnlich sieht es mit dem Verdeck (so pflegen und reinigen) aus. Das reißt ganz gern an den Knickfalten ein. Ein neuer Bezug ist ganz normal bei BMW bestellbar, doch teuer. Die Auspuffanlage jedes BMW Z1 ist mutmaßlich im Laufe seines Lebens bereits ersetzt worden, und das sehr wahrscheinlich gegen ein Tuning-Exemplar, denn der aerodynamisch gestylte Nachschalldämpfer, der für mehr Abtrieb sorgen soll, hat original seinen Preis. Auch Teile der Innenausstattung (wenn sie überhaupt noch zu bekommen sind) entpuppen sich nicht gerade als Schnäppchen.
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Dafür lassen sich aber viele Baugruppen am Z1 noch bis in die letzte Schraube hinein zerlegen – zum Beispiel die Scheinwerfer. Deren Kunststoffabdeckungen neigen zum Verkratzen. Man kann die Scheiben aber einzeln auswechseln. Richtig Spaß macht die Reparatur, wenn es um die Mechanik des kleinen Roadsters geht. Motor, Getriebe, Achsteile – fast alles findet man auch in anderen BMW, die in viel größerer Stückzahl gebaut worden sind. Deshalb reißt beispielsweise eine Bremsenüberholung keine großen Löcher in die Kasse. Zudem gilt die Technik des BMW Z1 als robust und langlebig. Wenn noch ein Scheckheft (darauf beim Gebrauchtwagenkauf achten) vorhanden ist, dann kann man bei der Besichtigung des Fahrzeugs gleich checken, ob die Vorbesitzer:innen brav die Zahnriemen-Wechselintervalle (das kostet der Zahnriemen-Wechsel) eingehalten haben und der BMW zur Inspektion war. Ist das der Fall, dann gehört der Wagen in die engere Wahl.
Z1 in der Regel rostunanfällig: Hebebühnen-Check trotzdem das A und O
Ein wichtiger Punkt bei der Kaufbesichtigung sind mögliche Unfallschäden. Der BMW Z1 hat ein vollverzinktes selbsttragendes Chassis. Es ist aus Einzelteilen zusammengeschweißt und anschließend verzinkt worden. Das führt zu hoher Steifigkeit und zu Rostunanfälligkeit. Hat der Z1 jedoch mal einen "Treffer" gehabt, dann ist ganz entscheidend, wie die Reparatur (Tipps zum Kostenvoranschlag) ausgeführt worden ist: Selbst die meisten BMW-Betriebe wurden vom Werk nicht autorisiert, Reparaturen und Schweißungen am Z1 durchzuführen. Der Wagen musste in spezielle BMW-Werkstätten gebracht werden – bei entsprechenden Kosten. Wurden die gescheut, konnte das schlimme Folgen für den Wagen haben. Solchen Schäden (so einen Unfallwagen erkennen) ist weder mit einem Spachtelfinder noch mit einem wachen Auge für Spaltmaße auf die Schliche zu kommen.
Die Teile der Kunststoffkarosserie haben je nach Tagestemperatur die unterschiedlichsten Spalten. Eine Tür, die in der Garage noch problemlos schließt, kann in praller Sonne plötzlich haken. Gleiches gilt für Motorhaube und Heckklappe. Jeder Z1 gehört vor einem Kauf auf die Hebebühne (die besten für die Garage im Vergleich). Jeder Zentimeter des Chassis muss geprüft werden. Der Kunststoff-Unterboden (geklebt und geschraubt) darf keine Risse aufweisen, Stehwände und Träger müssen glatt und ohne Unfallspuren sein. Wer sich einen BMW Z1 zulegt, sollte ein Wertgutachten machen lassen und auf guten Versicherungsschutz achten, damit im Falle eines Unfalls nicht ein wirtschaftlicher Totalschaden droht, wenn der Fachbetrieb seinen Kostenvoranschlag präsentiert.
Weitere wichtige Schwachpunkte am BMW Z1
Aber genug von so unerfreulichen Dingen. Bei einer Probefahrt (das ist wegen Versicherung und Vertrag zu beachten) sollte der BMW Z1 der Träume spontan Gas annehmen und ruckfrei laufen. Andernfalls könnte die Motorregelung Probleme bereiten. Hier hilft häufig nur der Austausch elektronischer Komponenten. Die Fehlersuche kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn hier alles stimmt und der kleine Roadster ordentlich bremst sowie ohne Knacken und wie ein Kart um die Ecken wieselt, dann ist er wahrscheinlich der Richtige für einen Kauf. Leicht angeschabte Schwellerleisten oder Kratzer an der Abdeckung über den Armaturen (sie sitzt sehr nah am Lenkrad und kommt leicht in Konflikt mit Fingerringen) sollte man durchaus als Patina akzeptieren.
Leder (Tipps zu Reinigung und Pflege) und Stoffmuster versprühen 80er-Jahre-Zeitgeist. BMW ist stolz auf den Z1 und sorgt für eine gute Ersatzteilversorgung. Ein engagierter Club mit guter Vernetzung hilft bei praktisch allen anfallenden Fragen. Insofern ist der Z1 trotz exotischer Details ein geeignetes Einsteigerauto in das Old- und Youngtimer-Hobby, immer ein wenig "Spielgeld" vorausgesetzt. Eine riesige Rendite in Form einer sprunghaften Wertsteigerung (das sind die Oldtimer mit dem höchsten Wertzuwachs) darf man zwar nicht erwarten vom BMW Z1, wohl aber ein solides Wertniveau.
Die Kunststoffscheiben der Scheinwerfer neigen zum Verkratzen und zum Erblinden. Der Ölkühler kann undicht werden. Gleiches gilt für die Hydraulikpumpe der Servounterstützung. Die Außenhaut neigt dazu, im Alter rissig zu werden. Die Cockpit-Abdeckung berührt fast das Lenkrad und wird dementsprechend oft angeschabt. Die Schweller verformen sich gern und verursachen Kratzer an den Versenktüren. Der Türmechanismus muss geschmeidig gehen! Genau hinsehen. Das Stoffverdeck ist recht dünn und reißt mit den Jahren gern an den Knickpunkten ein.
Technische Daten des Z1
Classic Cars | BMW Z1 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/2 |
Hubraum | 2494 cm³ |
Leistung | 125 kW/170 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 222 Nm 4300/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 3921/1695/1250 mm |
Leergewicht | 1180 kg |
Bauzeit | 1988-1991 |
Stückzahl | 8000 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 227 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 9,2 l S |
Grundpreis (Jahr) | 83.000 Mark (1988) |
Ja, ich will! Der BMW Z1 ist ein Herzschlagklassiker mit allen Zutaten für eine Legende in einer Reihe mit 328, 507 oder M1. Doch was von den nur 8000 gebauten Exemplaren übrig ist, befindet sich meist in pflegender Sammlerhand. Es ist aber nicht unmöglich, einen guten Z1 aufzutreiben. Von verbastelten Tuning-Karren sollte man hingegen die Finger lassen. Zum Glück hat der Z1 dieses Tal der Trauer hinter sich gelassen, doch an einigen Fahrzeugen, die in den Kleinanzeigen – online wie gedruckt – angeboten werden, haben die wilden 90er-Jahre ihre Spuren hinterlassen. Die Marktlage ist stabil, und die Preisangaben scheinen realistisch zu sein. Einzig der alternde Kunststoff hinterlässt ein mulmiges Gefühl: Wird der Z1 ewig halten?